Review: Final Fantasy VII Rebirth – Es ist nicht alles gut, was neu oder „neugeboren“ ist

Nach Final Fantasy VII Remake und Final Fantasy VII Remake INTERmission ist es nun endlich möglich, den nächsten neu-aufgelegten Abschnitt von FFVII in Form von Final Fantasy VII Rebirth zu erleben. Wir haben uns seit dem Launch des Titels bereits über 40 Spielstunden mit den neuen und alt bekannten Inhalten auseinandergesetzt und verraten euch hier im Test, ob sich ein Kauf lohnt und ob auch Fans des Originals ohne Bedenken zugreifen können.

Das Original ist immer noch schwer zu toppen

Was die bisherigen Neuauflagen und Rebirth jetzt am meisten eindrucksvoll beweisen, ist die Tatsache, wie schwer es ist, das Original zu übertrumpfen. Nicht nur durch die Mammutaufgabe, die gesamte Geschichte inklusive der riesigen Welt neu aufzulegen, sondern auch jede einzelne relevante Situation mit glaubhaften Synchronsprechern und einer passenden, optischen Neuinterpretation aufzubereiten! Die bisher veröffentlichten Demos zum Spiel liefern eigentlich einen perfekten Einblick, wo das Team hier sowohl bei der Geschichte, als auch beim Aufbau der offenen Welt angesetzt hat und wo ihre Prioritäten liegen.

Chocobo Ranch Final Fantasy 7 Rebirth
Die Zucht fällt zwar weg, aber die allseits beliebten Chocobos sind weiterhin vertreten.

Der Ablauf der Geschichte verhält sich im Grunde wie im ersten Part (Remake), eine fast 1:1 Erzählung wie im Original, mit kleinen (meist) gelungenen Abänderungen, um den modernen Zwischensequenzen und Gameplay-Elementen gerecht zu werden. Vieles davon funktioniert selbst für Fans des Originals und mit vielen Änderungen findet man sich schnell ab, aufgrund der Tatsache, dass man hier ja quasi nur die Mitte des Spiels serviert bekommt. Mit mindestens 30 bis 35 Stunden an reiner Story bzw. Hauptmissionen kann der Titel trotz eines Bruchteils zum Original mit aktuellen RPG-Größen wie Like a Dragon: Infinite Wealth, problemlos mithalten. Wo sich Oldschool-Fans vermutlich am meisten umgewöhnen müssen, ist die durch sehr umfangreiche Integration des neuen Kartenspiels „Blut der Königin“ auch innerhalb der Geschichte. Diese hat zwar seine eigene separate Geschichte (Fans von Inscryption dürfen sich freuen!), muss aber öfters in Hauptmissionen gespielt werden und macht neben dem Synthesemodul und neuen Minispielen wie einem Klaviermodus, der an die Qualität der Gitarre von The Last of Us Part 2 herankommt, eigentlich die größte Neuerung aus. Zur Geschichte selbst können wir bis auf kleine neue Zwischensequenzen, die Nebenschauplätze besser beleuchten, und allem ab Kapitel 13 aufgrund der Story wenig verraten. Diese Abschnitte beeinflussen die Gesamtwertung – aufgrund des sowieso schon hohen Umfangs an Spielstunden -, sowieso eher wenig.

Wer erstmals durch das Kartenspiel angefixt ist, will man jeden anderen im Spiel dazu herausfordern!

Der nächste „Hit and Miss“ Bereich von Rebirth umfasst die einzelnen erkundbaren Gebiete und deren Aufbau: Nachdem der Titel nicht die gesamte Karte des Originals zu bieten hat, mussten ein paar Kürzungen vorgenommen werden. Im Zuge dessen hat man sich – anstatt der Welt von Final Fantasy VII treu zu bleiben -, für eine modernisierte Variante entschieden. Optisch war das auf jeden Fall die richtige Entscheidung: Jedes einzelne Gebiet sieht phänomenal aus und bietet mitunter die schönsten Schauplätze, die man bisher in aktuelle RPGs zu Gesicht bekommen kann. Leider ist weder das Erkunden der einzelnen Gebiete, noch der Aufbau vieler Stellen recht praktikabel ausgefallen! Sowohl Klettern an sich, als auch mithilfe von Chocobos ist mühselig und dient vor allem während der Hauptmissionen oftmals nur dafür, um die Spielzeit ein wenig zu strecken. Die vorab bereits umstrittenen gelben Markierungen von Kletterpassagen sind in diesem Fall sogar positiv zu betrachten, wenn man bedenkt, wie viele Abhänge und Steigungen weder Cloud noch die Chocobos gekonnt meistern können.

Die einzelnen Schauplätze sehen einfach großartig aus!

Befüllt sind diese Schauplätze mit generischen Aktivitäten, wo sogar manche hartgesottene Fans von Ubisoft’s offenen Welten das Handtuch werfen werden. Funktürme à la Far Cry müssen in generischen Abläufen erklettert werden, um immer dieselben Aktivitäten auf der Karte aufzudecken. Die Krönung davon sind Esper-Schreine, die zwingend notwendig sind, um im Kampfsimulator statt 20 bis 30 Minuten, 3 bis 5 Minuten für einen Esper-Kampf zu benötigen. Der einzige Lichtblick hierzu sind Nebenaufgaben und Kämpfe, die exklusiv für das jeweilige Gebiet freischaltbar sind: Hier verstecken sich nämlich einige Highlights, die vor allem Fans des Originals begeistern werden. Doch gerade das gibt uns zu denken! Wieso hat es Square Enix trotz großartige Vorlage nicht geschafft, in dieser Neuauflage die theoretisch nur den mittleren Teil des Originals umfasst, die einzelnen Gebiete sinnvoll mit Leben und aufregenden Aktivitäten zu versehen? Zusätzlich zu kleineren, optischen Ausrutschern schleicht sich in Zwischensequenzen immer wieder ein schlechter Sound-Mix ein. Entweder ein komplett unpassendes Soundschnipsel wird abgespielt, oder man muss im Menü die Musikparameter anpassen, weil die Hintergrundmusik deutlich lauter als die gesprochenen Dialoge ausfallen. Auf Partymusik in exorbitanter Lautstärke während story-relevanter Dialoge hätte man gut und gerne verzichten können.

Gameplay und Spielumfang bleiben die große Stärke

Abgesehen von den vielen fragwürdigen Designentscheidungen, wenn es um die Neuauflage der Welt und Nebenaktivitäten geht, spielt sich Final Fantasy VII Rebirth großartig. Jeder einzelne Gegner bietet genau dieselbe Herausforderung wie im Original, die gesamte Party wird laufend gefordert und kann durch kleinere Anpassungen – wie Synergie-Features und überarbeitete Upgrade-Systeme – noch dynamischer als im Original eingebunden werden. Man merkt hier den Fokus, die Bindung zwischen den einzelnen Partymitgliedern innerhalb der Geschichte sowie auch während der Kämpfe stärker auszubauen, und das ist definitiv gelungen – nicht nur durch die hochwertigen neuen Zwischensequenzen, sondern auch durch neue Dialogoptionen und relevante Nebenquests!

Die meiste Zeit, werden Oldschool-Fans wohl im Gold Saucer verbringen.

Allgemein wird Rebirth jeden sofort abholen, der auch schon mit dem ersten Part komplett zufrieden war. Für Fans des Originals gibt es weiterhin zumindest die Option, statt dem Actionmodus mit der klassischen Variante zu spielen. Minispiele sind zum Glück vollends durch die Neuauflage verbessert worden und sehen – wie der Rest des Spiels – unglaublich gut aus. Wer also vom Erkunden der Welt etwas enttäuscht ist, kann zumindest unzählige Stunden im Gold Saucer verbringen! Gerade hier beim mittleren Abschnitt des Spiels hätte man sich gesamt etwas mehr drauf fokussieren können, die besten Elemente des Originals beizubehalten. Bei der Geschichte gehen die Ergänzungen bzw. Experimente der Entwickler etwas mehr auf, als bei der Welt selbst.

Die einzelnen Gebiete haben hin und wieder doch einige nette Überraschungen zu bieten.

Trotz der Tatsache, dass die Spielewelt etwas mit generischen Aufgaben überladen ist, findet ihr beim Erkunden (wie eingangs erwähnt) doch hin und wieder eine nette Überraschungen, die aber mehr Fans des Originals als Quereinsteiger begeistern wird, . Einige spielerische Elemente wurden auch hier modernisiert, aber mit Ausnahme einer unnötig mühselige Steuerung, kommt keinerlei eigenständige Herausforderung dadurch hinzu.

Fazit

Final Fantasy VII Rebirth erweitert das Spielerlebnis des Originals an vielen Stellen gekonnt, scheitert aber vor allem aufgrund merkwürdiger Designentscheidungen an der Spielewelt im Gesamten sowie deren vielen Nebenaktivitäten. Dafür überzeugt das Gameplay umso mehr als noch im ersten Remake-Teil, und alleine aufgrund des riesigen Umfangs an Hauptmissionen und netten Überraschungen für eingefleischte Fans sollte man hier trotz aller Bedenken zugreifen.

+ Story und Charaktere kommen teilweise besser zur Geltung als noch im Original

+ „Blut der Königin“-Kartenspiel und Klavierspiel erweisen sich als nette Neuerungen

– Offene Welt überfüllt mit generischen Aktivitäten führt zu mühseligem Erkunden

– Merkwürdige Designentscheidungen ziehen sich durch viele Teile des Spiels

– Sound-Mix an vielen Stellen entweder unpassend oder übertrieben laut

– Nebenaufgaben sind bezüglich Qualität ein ständiges „Hit and Miss“

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer

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