Review: WWE 2K24 – 40 Jahre WrestleMania müssen gefeiert werden

Jährliche Sportspiele stehen immer vor dem gleichen Problem: Was fügt man zu einer bereits ausgefeilten und erfolgreichen Formel hinzu, damit sich ein einzelnes Spiel von der Masse abhebt? Und da die Konkurrenz leider die Chance noch nicht wirklich zu nutzen weiß, kann das Spiel sich sozusagen auch viel erlauben. Das äußerst beliebte WWE 2K23 aus dem letzten Jahr ist ohne Frage immer noch ein extrem gutes Wrestling-Spielpaket, so dass Spielende vielleicht zu dem Schluss kommen, dass der diesjährige Eintrag, WWE 2K24, keine wesentliche Verbesserung darstellt. Aber tatsächlich scheint das hier noch einmal geklappt zu haben, alles weitere aber in unserem Test.

Neuheiten, Wiederbelebungen und eine große Feier

Obwohl das neueste Spiel in dieser langen Reihe von Veröffentlichungen natürlich den Kader und die Kosmetika von WWE aktualisieren und modernisieren wird, benötigt 2K24 natürlich ein paar Neuheiten. Dieses Jahr kommen sie in Form von vier brandneuen Match-Typen: Special Guest Referee, Casket Match, Gauntlet Match und ein Ambulance Match und der Royal Rumble bietet jetzt zum Beispiel auch Unterstützung für acht Online-Spielende in 30-Superstar-Online-Matches. Dabei wird Fans auffalen, dass es die ersten vier Typen früher bei Spielen der SmackDown-Reihe bereits schon gab, aber natürlich nicht in der aktuellen Form. Mein Favorit war schon früher das Guest-Referee-Match, bei dem ihr selbst die Ring-Outs, Pins und Submissions betreut und das Match nach Lust und Launde entscheiden und betreuen könnt, immer noch ein großer Spaß. Bei einem Ambulance Match wiederum prügeln sich zwei Superstars nach Hardcore-Regeln gegenseitig den Allerwertesten ein, bis einer so geschwächt ist, dass er vom anderen in einen Krankenwagen verfrachtet werden kann, um das Match zu beenden. Zunächst spielt sich das Match wie jeder andere traditionelle Kampf ab, endet dann aber mit Button-Mashing und dem Versuch, beide Türen des Krankenwagens zu schließen, um den Gegner einzusperren und den Sieg zu erringen.

Der Krankenwagen ist am Ring geparkt, was dazu führt, dass das Fahrzeug in die Aktion einbezogen wird. Ihr könnt den Wagen besteigen und dann euren Gegner unter dem Jubel des Kommentatorenteams vom Dach werfen. Es ist eine einfache Abwandlung eines Hardcore-Matches, die jedoch mit einem allgegenwärtigen Spektakel präsentiert wird, was so auch beim Casket-Match der Fall ist, eben nur mit einem zusätzlichen Sarg, in den der Gegner reingepackt werden muss. Die Gauntlet-Matches kann man sich als eine Art Horde-Modus vorstellen. Daneben kehren auch alle früheren Modi aus 2K23 zurück. Diese sind meist gleichgeblieben, doch es gibt einen überarbeiteten Backstage Brawl, der jetzt vier Spielende unterstützt. Darüber hinaus gibt es völlig neue Umgebungsinteraktionen, wie z. B. einen funktionierenden Aufzug, zertrümmerbare Glasscheiben und einen 10m-Sprung in einen riesigen, günstig platzierten Suchscheinwerfer. Das Gebiet ist jetzt übersät mit neuen Interaktionsmöglichkeiten, um eure Gegner zu bestrafen, aber es fühlt sich immer noch so an, als ob ein weiterer Schritt unternommen werden könnte, um den Modus weiter zu verbessern, vor allem in Bezug auf die Art und Weise, wie die Kämpfe enden (man schlägt sie einfach k.o.) und die Intro- und Outro-Präsentation, die überhaupt nicht vorhanden ist.

Endlich Super-Finisher, und sie sind super!

Abgesehen von den Hardcore-Regeln ist das Kern-Gameplay von WWE 2K24 fast identisch mit der Grappling-Action des letzten Jahres, aber auch mit 2K22. Das ist auch klar, denn Visual Concepts hat es wirklich geschafft, die perfekte Balance zwischen Sport und Unterhaltung in seinem ersten Versuch nach der Überarbeitung zu finden, und seitdem musste das Studio nur noch kleine, sinnvolle Anpassungen vornehmen. In diesem Jahr sind die bemerkenswerten Ergänzungen zum zentralen Wrestling-System der Schlagabtausch und die Super-Finisher, wobei letztere ein längst überfälliges Belohnungssystem für geduldige und dominante Spielende darstellen. Super-Finisher werden verfügbar, wenn man alle drei Finisher-Slots gesammelt hat, was einen nicht nur dazu ermutigt, einer dramatischen, aufgestuften Version des Finishing Moves eines Superstars entgegenzufiebern, sondern auch, aufgrund der Zeit, die man dafür braucht, ein anderes Tempo für den Hauptkampf zu schaffen. Nicht jeder Superstar hat diesen Move verfügbar, aber als Beispiel gibt es bei John Cena eine Aneindanderreihung mehrere FUs oder Attitude Adjustments, wie er mittlerweile heißt, die euch den Sieg komplett sichern. Andere Beispiele sind Seth Rollins‘ Springboard-Version des Stomp und ein Avalanche Riptide vom obersten Seil, ausgeführt von Rhea Ripley. Diese Variationen sind eine sehr willkommene Ergänzung und verändern das Matchgeschehen immens.

Beim interessanten Showcase-Mode dreht sich dieses Mal natürlich alles um WrestleMania und das Bestehen seit 40 Jahren. Somit werden viele Highlight-Matches aus all den Jahren genommen, um diese in der bekannten Manier anzugehen. Durch alle Kämpfe leitet Corey Graves, der alles kommentiert und einleitet und es gibt 21 Kämpfe insgesamt. Insgesamt fühlt sich das aber wie ein Aufguss von WWE 2K14 an, ohne viel Neues zu machen. Die Einbindung von altem WWE-Filmmaterial in das Gameplay ist zwar wirklich umwerfend akkurat und man merkt den Übergang manchmal wirklich nicht, aber wenn das Live-Action-Video mit komischer Musik unterlegt ist, ohne Kommentar, mit gefälschten Publikumsreaktionen und zensierten Gesichtern der Schiedsrichter und Kommentatoren, dann skipt man diese doch immer mal wieder. Außerdem sind die Ziele ein wenig inkonsistent, wenn es darum geht, einige der alten klassischen Kämpfe nachzuspielen. Manchmal müsst ihr eine bestimmte Bewegung ausführen, und dann wird ein alter Clip ausgelöst, um zu zeigen, was als nächstes passiert. In anderen Fällen müsst ihr nur jemanden aufrichten und angreifen, und das Match spielt eine ganze Abfolge von Moves ab. Mehr als einmal löste ein einfacher Angriffs- oder Grapple-Versuch einen Clip aus, der direkt zum Ende eines Matches führte, ohne dass weitere Eingaben erforderlich waren, was den Spaß etwas hemmt.

Ein Paradies für Wrestling-Fans

Der andere große Einzelspielermodus, MyRise, ist in zwei separate Geschichten aufgeteilt. Dieses Jahr gibt es mit „Unleashed“ einen Handlungsstreifen mit einem weiblichen selbsterstellten Superstar und mit „Undisputed“ den männlichen Part. In „Unleashed“ schlüpft ihr in die Rolle einer Wrestlerin, die die heißeste Promotion der Indie-Szene gegründet hat. Aber wenn sie die Gelegenheit bekommt, ihr Talent auf der großen Bühne der WWE zu zeigen, ist es an euch zu entscheiden wozu das führen wird. In „Undisputed“ wiederum tritt Roman Reigns in die Fußstapfen von The Rock und geht nach Hollywood. Er gibt seinen Titel auf und hinterlässt unserer Protagonistin mit einer großen Aufgabe, die er ausfüllen muss. Aber der „Tribal Chief“ wird nicht lange wegbleiben und schätzt keinen Anwärter auf seinen Thron. Beide Storylines sind dabei durchaus interessant, nur manche Matcharten auf dem Weg dahin können etwas nervig sein. Allzu oft findet man sich nämlich in Handicap-Matches, Triple Threats oder Fatal 4-Ways wieder, die das Voranschreiten schon etwas nervig machen. Dennoch ist der Modus wieder einen großen Schritt weiter, voll vertont und die Einbindung des eigens erstellten Superstars sind echt toll. Und anstatt zwischen verschiedenen Orten hin und her zu rennen, um den richtigen NPC zu finden oder durch den Social-Media-Feed im Spiel zu scrollen, um mit Leuten zu streiten, sind die Haupt- und Nebenziele klar im Fortschrittsmenü der Geschichte aufgeführt, und alle Personen, mit denen ihr reden müsst, um diese Quests zu starten, befinden sich alle in einem Bereich.

Für Leute, die mehr nach einem Sandkasten-Ansatz für den Superstar suchen, ist Universe wieder da, und mit Ausnahme einiger kleiner Änderungen bei den Tools zum Aufbau der Story ist es praktisch identisch mit der Version von 2K22. Für Fans des klassischen Modus bedeutet dies, dass man jedes einzelne Detail seiner eigenen WWE-Version anpassen kann, von den Shows, die man produziert, über die Stars und Fehden zwischen ihnen bis hin zu den Gürteln, die sie gewinnen und verteidigen können. Der GM-Modus ist mein bevorzugter Management-Simulationsmodus, und die diesjährige Version ist noch größer und robuster als je zuvor. Es gibt nicht nur mehr Marken, die wir kontrollieren können, mehr Manager, mit denen wir arbeiten können, und mehr Power-Karten, aus denen wir wählen können, sondern jetzt können bis zu vier Teilnehmer versuchen, sich über mehrere Saisonspiele hinweg gegenseitig zu übertrumpfen. Und WWE 2K24 bringt die berüchtigte ECW-Promotion für den MyGM-Modus zurück und hat somit nun auf einen langersehnten Wunsch vieler Fans gehört. Ebenso ist auch wieder MyFaction oder anders gesagt WWE Ultimate Team mit dabei, der Sammelkarten-Modus, in dem ihr euch mit anderen Factions bekriegen könnt. Dabei gilt es immer weiter in der Rangliste zu steigen und zwischendurch auch einmal ein paar Booster-Packs zu öffnen. Kleinere Updates und Veränderungen wurden auch hier durchgeführt, der Modus fühlt sich aber meiner Meinung nach immer noch etwas aufgesetzt an.

Create your own (almost) everything

Und auch das Kronjuwel der WWE 2K-Franchise, die klassenbeste, detaillierteste und robusteste Erstellungssuite, kehrt mit brandneuer Unterstützung für „Create-A-Referee“ und „Create-A-Sign“ sowie neuen Teilen und Animationen zurück, um eigene Superstars, GMs, Arenen, Entrances, Move-Sets, Meisterschaften und mehr zu entwerfen. Die Creation Suite in WWE 2K24 verfügt jetzt auch über eine „Quick Save“-Schaltfläche, mit der man praktisch den Fortschritt schnell speichern kann, während man noch einen Charakter erstellt oder bearbeitet. Die noch etwas schnelleren Ladezeiten und gut eingeblendeten Tutorials leiten einen dabei auch super durch und man kann wieder viel zu viele Stunden innerhalb dieses Modus alleine verbingen, um den perfekten Figher mit allen Features und Outfits zu erstellen. Die Optionen waren letztes Jahr bereits mannigfaltig und es wurde dem nun nochmal der Hut aufgesetzt. Gerade hier ist aber schade, dass der Soundtrack, welchen man dabei natürlich rauf und runter hört nicht ganz so meins ist. Das ist Geschmackssache, aber ich vermisse die Banger-OSTs von früheren SmackDown-Spielen, wenn auch dieses Jahr in Zusammenarbeit mit Post Malone eine gute Mischung gefunden wurde.

In Bezug auf die Präsentation macht WWE 2K24 alle Schritte, die man erwarten kann, mit weiteren Verbesserungen bei der Darstellung der Attraktionen, Sounds und Superstars der WWE. Auch wurden die Kommentare leicht verbessert, ebenso wie die subtilen Details bei den Objektanimationen und Interaktionen. Außerdem gibt es jetzt eine zweite Kameraperspektive, mit der man wie in früheren WWE-Spielen und dem jüngsten Konkurrenten der Serie, AEW: Fight Forever, auf die Rampe blicken kann. Das alles mag unbedeutend erscheinen, aber auch hier handelt es sich um die notwendigen Schritte, um auf einem bereits ausgefeilten Gerüst weiter aufzubauen und dem Ziel, das ultimative WWE-Videospielpaket zu bieten, immer näher zu kommen.

Fazit

WWE 2K24 verbessert sich an allen Ecken und Enden. An jedem Modus wurde gekonnt weiter geschliffen, nur der diesjährige Showcase-Mode fällt leider etwas ab. Doch Grafik, Gameplay, Variation und die Liebe zum Detail kommen fast überall zum Tragen. Habt ihr auch nur geringfügig Interesse am Wrestling, wird dies euer Spiel werden.

WWE 2K24 wird am 8. März für PlayStation, Xbox und PC erscheinen.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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