Review: Trails into Reverie – Endgame, Abschluss und Blick in die Zukunft der JRPG-Reihe

Trails into Reverie ist im Wesentlichen ein Epilog zur Trails of Cold Steel-Serie. Es bringt jeden Charakter, und wir meinen wirklich jeden Charakter, für ein letztes Mal zurück, während eine weitere Bedrohung einen Schatten auf den Kontinent Zemuria wirft. Wenn ihr übrigens die vier Cold Steel-Spiele sowie die beiden Crossbell-Titel (Trails from Zero und Trails to Azure) nicht durchgespielt habt, dann ist Reverie wirklich nicht sehr zugänglich und nicht zu empfehlen. Doch wenn ihr drangeblieben seid, erwartet euch ein wirklich fulminantes Finale, welches wir euch nun in unserem Test vostellen wollen.

Drei Storystränge teilen die Handlung auf

Es geht auch direkt mit einer willkommenen Neuerung los, da die Geschichte in drei verschiedenen Pfaden erzählt wird, die sich jeweils auf eine bestimmte Figur oder Gruppe konzentrieren. In den ersten beiden geht es um die beiden Protagonisten Rean Schwarzer und Lloyd Bannings, die aus ihrem mittlerweile relativ normalen Leben gerissen werden und wieder einmal die Aufgabe haben, die Bösewichte zu besiegen. In gewisser Weise fühlen sich sowohl Lloyds als auch Reans Routen wie Wiederholungen von Handlungen, die bereits in früheren Spielen behandelt wurden. Aber es steckt zum Glück genug Energie und Action in ihren Geschichten, dass es einfach super unterhaltsam ist, wenn die Gruppen wieder zusammenarbeiten. Es ist eigentlich die dritte Route, die die Show stiehlt. Sie folgt mehreren neuen Charakteren, die die Gesamthandlung unterstützen, aber was diese Gruppe so faszinierend macht, ist, dass sie nicht die typischen Helden sind. Sie werden von dem maskierten und mysteriösen C angeführt, dessen Ziele mit den Heldentaten der anderen Charaktere zu kollidieren scheinen. C bedient sich der Hilfe von Nadia und Swin, zwei jugendlichen Attentätern auf der Flucht und es gibt einige großartige Charakterdynamiken, die hier im Spiel sind, da das junge Duo ihrem gesichtslosen Anführer nur langsam anfängt zu vertrauen.

Die Story von Reverie fühlt sich zwar ein bisschen so an, als gehöre sie in ein Film-Spin-Off zu einem gigantischen Anime, aber es sind diese charakterbezogenen Momente, die alles zusammenhalten. Das Spiel schwelgt förmlich in der Wiedereinführung von Lieblingsfiguren und diese Tatsache wird während der zahlreichen actiongeladenen, vollständig animierten Zwischensequenzen überdeutlich. Es steht außer Frage, dass Entwickler Falcom seine Herangehensweise an das filmische Erzählen von Geschichten wirklich verbessert hat. Was aber so langsam auch bitter nötig wurde. Reverie ist ein Zeichen für die Dinge, die im nächsten Kuro no Kiseki-Arc dann kommen werden. Apropos Kuro no Kiseki. Reverie fungiert auch als eine Art Brücke zu den nächsten Trails-Titeln (derzeit nur in Japan und Asien erhältlich). Ohne etwas zu verraten, wird in der zweiten Hälfte der Handlung das Augenmerk auf die weiteren Auswirkungen der aktuellen Ereignisse gelegt, wobei Calvard, eine Nation, auf die im gesamten Franchise immer wieder Bezug genommen wird, ein wichtiges Gesprächsthema ist. Es fühlt sich fast wie eine freches Augenzwinkern in Richtung Calvard als Schauplatz an und ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Trails-Spiele sich gekonnt zu einem größeren Ganzen zusammenfügen.

Eine Auswahl an Charakteren, die fast zu groß ist

Während sich das Dungeon-Design und die größtenteils fantastischen Kampfmechaniken nicht so sehr von dem unterscheiden, was man in Cold Steel 4 findet, ist es eine unerwartete Freude, Zugang zu so vielen spielbaren Charakteren zu haben. Am Anfang ist es vielleicht überwältigend, aber die Möglichkeit, mit einer so großen Auswahl an Gruppenmitgliedern zu spielen, ist der wahr gewordene Traum eines jeden Strategen. Darüber hinaus wird man in Reverie, im Gegensatz zu früheren Spielen, von Anfang an mit mächtigen Accessoires und statustreibenden Quartz überhäuft, was ein Gefühl der taktischen Freiheit vermittelt, das in der Franchise seinesgleichen sucht. Wenn es auch alles etwas viel sein kann, besonders wenn der letzte gespielte Teil vielleicht etwas länger her ist. Nicht jedem wird es gefallen, mehr als 50 Helden (und Antihelden) zu managen, aber ihr könnt auch immer nur eine Handvoll eurer Lieblingskämpfer ausrüsten und bei ihnen bleiben, wobei ihr auch das praktische Gruppenmenü des Spiels nutzen könnt, um die Mitglieder automatisch mit empfohlenen Ausrüstungen auszustatten.

Wenn es euch allerdings so geht wie mir, werdet ihr es lieben, eure Charaktere in grenzwertige Ungeheuer zu verwandeln und das ist wohl auch der Grund, warum es den True Reverie Corridor gibt. Der True Reverie Corridor ist ein riesiger, teilweise zufallsgesteuerter und endlos wiederholbarer Dungeon, der super Belohnungen bietet. Der Korridor ist ein wirklich spaßiger Zeitvertreib, bei dem das Trails-Kampfsystem in vollen Zügen genossen werden kann. Der Korridor verfügt außerdem über einen zentralen Bereich, in dem man mit Charakteren sprechen, sein Traumteam zusammenstellen, jeder ist schließlich im Korridor spielbar, unabhängig von seiner Story-Route, und sogar eine Reihe von Minispielen spielen kann, wann immer man möchte. Zwar müsst ihr euch an bestimmten Punkten der Geschichte mit dem Korridor selbst auseinandersetzen, doch handelt es sich dabei um einen größtenteils optionalen Ausflug, der euch ein paar erstklassige Dungeons bietet, falls ihr in Versuchung geratet.

Knackige Länge mit einem Auge schon auf Calvard

Obwohl das Spiel auch mit dem True Reverie-Korridor einer der kürzesten Trails-Titel ist, was die Länge der Haupthandlung angeht, trägt er doch erheblich zum Gesamtpaket bei und bietet stundenlange, befriedigende, rundenbasierte Kämpfe und herrlich optionale Aktivitäten. Der Korridor als Ganzes ist im Grunde ein Spiel im Spiel und hat das Potenzial für lange Zeit zu beschäftigen. Unser einziger Kritikpunkt an Reverie ist die Überfrachtung der Geschichte mit Charakteren. Ein Problem, das aus Cold Steel 4 übernommen wurde, ist die Tatsache, dass in einigen Szenen einfach viel zu viele Charaktere vorkommen, die alle eine unnötige Dialogzeile bekommen, nur für den Fall, dass man sie vergessen hat. Besonders auffällig wird dies im letzten Akt des Spiels, in dem buchstäblich über 40 Charaktere zusammen in einem Raum stehen. Das sieht nicht nur lächerlich aus, sondern verlangsamt die ansonsten gut vorankommende Handlung auch immens.

Fazit

Trails into Reverie ist definitiv kein Spiel für Neulinge der Serie und sollte nicht als Einstieg dienen. Gehört man aber zu denjenigen, die bereits alle Spiele oder zumindest einige davon gespielt haben, dann gibt es hier unglaublich viel, was man lieben wird. Von der Wiederbegegnung mit vertrauten Charakteren bis hin zu Auflösungen von langjährigen Handlungssträngen und dem Beginn neuer Geschichten. Trails into Reverie ist ein wahrer Genuss für Fans und eine weitere großartige Ergänzung dieser beliebten Serie.

Positiv:

+ tolle Storystränge

+ wunderbare Interaktionen zwischen Charakteren

+ tiefgehende RPG-Mechaniken

+ True-Reverie-Korridor

+ klasse Soundtrack

Negativ:

– für Neueinsteiger quasi nicht spielbar

– grafischer Stillstand seit Cold Steel III

– teilweise fast schon zu viele Charaktere

– keine deutschen Texte

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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