Review: Trails from Zero – Spät gespielt und früh lieb gewonnen

Zugegeben, wir sind etwas spät mit dem Test dran, doch seht es eher als eine Aufarbeitung in Hinblick auf das kürzlich erschienene Trails into Reverie. Bisher habe ich mich nämlich ausschließlich an die Cold-Steel-Spiele der langjährigen Serie „The Legend of Heroes“ gewagt und daher ab Teil III auch einige Probleme mit den ganzen Charakteren gehabt. Doch das es die beiden Titel rund um Lloyd, Ellie und Co. in Crossbell nun recht einfach auf mordernen Plattformen zu spielen gibt, möchte ich euch gerne zu beiden meine Meinung mitgeben, angefangen bei Trails from Zero.

Der Beginn einer langen Reise

Lloyd ist schon seit einigen Jahren nicht mehr in der ständig wachsenden Stadt Crossbell gewesen. Nachdem er dort aufgewachsen war, beschloss er, dass er eine Pause vom Stadtleben brauchte, als sein Bruder Guy auf tragische Weise ums Leben kam. Nachdem er sein Examen als Detektiv abgeschlossen hat, ist er nun bereit, der Polizei beizutreten und weiter für Gerechtigkeit zu kämpfen, genau wie Guy es getan hat. Aber nicht alles ist so, wie es scheint. Lloyd wird nicht als normaler Detektiv eingesetzt, sondern als Leiter einer neuen Abteilung der Polizei, dem Special Support Service. In Crossbell ist die Polizei eine Witzfigur, also wird der SSS ins Leben gerufen, um sich den Respekt der Bürger zu verdienen. Der SSS nimmt Anfragen von so gut wie jedem an und eure Rolle als Gelegenheitsarbeiter mit euren neuen Teamkameraden Randy, Tio und Elie beginnt sofort.

Da es sich um das erste Spiel in einem der vielen Trails-Spiele handelt, ist die Geschichte ziemlich in sich abgeschlossen, was für Neulinge wirklich perfekt macht. Im Gegensatz zu den meisten großen JRPGs findet Trails from Zero fast ausschließlich in der Stadt Crossbell statt. Das ist ein wirklich cooler Ausgangspunkt, denn anstatt sich auf ein episches Abenteuer zu begeben, um die Welt zu retten, ist man in einer großen Stadt stationiert und lernt sie wie seine Westentasche kennen. In Crossbell gibt es viel zu tun, von politischer Korruption bis hin zum Kampf gegen Verbrechersyndikate, so dass das Team immer etwas zu tun hat. Neben den kleineren Aufträgen gibt es in jedem Kapitel auch immer eine Hauptaufgabe, die es zu untersuchen gilt. Diese Quests sind durchweg sehr fesselnd und verlangen von euch, dass ihr mit vielen Leuten sprecht und vielleicht sogar ein bisschen kritisch nachdenkt. Egal, ob man herausfinden will, ob ein Drohbrief an einen Prominenten ein Scherz ist oder ob man die Spannungen zwischen ein paar harten Jungs auf der Straße entschärfen will, der Schreibstil ist immer fantastisch und die übergreifende Erzählung wird immer auf irgendeine Weise ergänzt.

Taktische Tiefe in 2D

Der Kampf ist rundenbasiert und findet auf einem Raster statt. Jeder Charakter verfügt über eine Vielzahl von Moves, die er mit unterschiedlichen Reichweiten und Kraftstufen entfesseln kann. Das klingt vielleicht ein bisschen wie ein Taktikspiel, aber in Wirklichkeit ist es eher so etwas wie Chrono Trigger. In Trails from Zero gibt es keine Zufallskämpfe, sondern die Gegner laufen einfach in der Umgebung herum. Wenn ihr ihnen heimlich mit Lloyds Polizeiknüppeln in den Rücken schlagt, bevor ihr den Kampf beginnt, lauert ihr dem Feind auf. Das bedeutet, dass ihr zuerst angreift, bei eurem ersten Angriff kritische Treffer landet und eine hohe Chance habt, einen Teamangriff auszulösen, der in der Regel alle Feinde fast auslöscht. Das ist eine großartige Methode, um den Kampf gegen einfache Feinde weniger anstrengend zu gestalten, vor allem, weil es neben diesen einseitigen Kämpfen auch jede Menge Bosse und härtere Kämpfe zu bestreiten gibt. Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass Trails from Zero ursprünglich ein PSP-Spiel war, das Japan nicht verlassen hat. Und obwohl es aktualisiert wurde, ist es weit davon entfernt, sich modern anzufühlen. Die Umgebungen sind auf eine Lo-Fi-Art ziemlich gut erhalten, aber die Charaktermodelle und ihre toten Augen sind etwas gewöhnungsbedürftig. Natürlich handelt es sich hier nicht um ein Big-Budget-Remaster und man sollte nicht unbedingt eine große grafische Überarbeitung erwarten, aber wenn euch die veraltete Optik stört, ist dies wahrscheinlich nicht das richtige Spiel für euch.

Falcom hat für diese Version allerdings eine große Änderung an Trails from Zero vorgenommen, welche auch in allen Cold-Steel-Teilen dabei ist und ohne diese ich das Spiel wohl nicht gespielt hätte. Wenn man L2 drückt, aktiviert man den Hochgeschwindigkeitsmodus und alles bewegt sich doppelt so schnell. Egal, ob man von einer Seite der Stadt zur anderen geht oder sich einfach nur durch ein paar Kämpfe klickt, die Möglichkeit, die Geschwindigkeit zu erhöhen, verbessert das Spiel immens. Trails from Zero hat dazu noch einen der besten JRPG-Soundtracks und auch wenn die Grafik sicher viele Spielende abschrecken wird, so sollte jeder JRPG-Interessierte sich einmal an diesem Spiel versuchen.

Fazit

The Legend of Heroes: Trails from Zero ist ein wunderbares JRPG mit herrlichen Kämpfen und einer Geschichte, die es wert ist, erlebt zu werden. Crossbell als Location fühlt sich in einem Genre, das für epische, weltumspannende Abenteuer bekannt ist, sehr einzigartig an. Die Grafik ist dabei leider wirklich nicht mehr schön und die fehlende englische Synchro ist schade. Aber wenn man sich damit abfinden kann, wird man mit einem großartigen Rollenspiel belohnt.

Positiv:

+ tolles Setting

+ großartiger Soundtrack

+ Story und Charaktere überzeugen auf ganzer Linie

+ wunderbar spaßiges Kampfsystem

+ Hochgeschwindigkeits-Modus macht vieles angenhemer

Negativ:

– PS4-Version fehlen Updates und grafische Verbesserungen

– Grafik ist in jeder Version aber nicht wirklich zeitgemäß

– nur japanische Vertonung

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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