Nach der Zahl 0 kommt das azurblau. So oder so ähnlich geht das wohl mit den Namen. Aber nachdem wir uns noch einmal mit dem neusten Release des in die Jahre gekommenen Trails from Zero beschäftigt haben, folgt nun mit Trails to Azure der Nachfolger und meine Eindrücke dazu. Genau wie beim Vorgänger muss auch hier die PS4-Version ohne die optischen Verbesserungen der anderen Versionen auskommen, daher greift lieber zu einer der besseren Ports. Oder solltet ihr das Spiel überhaupt spielen? Unser Test wird es zeigen.
Es geht ohne Umschweife direkt weiter
Als zweites und letztes Spiel der Crossbell-Saga führt Trails to Azure alles fort, was Trails from Zero akribisch aufgebaut hat. Es versteht sich von selbst, dass man Zero unbedingt gespielt haben muss, bevor man sich in diese direkte Fortsetzung stürzt. Aber lasst euch von der beängstigenden Aussicht, zwei große Rollenspiele zu spielen, nicht abschrecken. Wenn man Zero und Azure als zwei Teile einer großen Geschichte betrachtet, sind sie ein brillantes, fesselndes Erlebnis. Außerdem gibt es ja auch hier den Hochgeschwindigkeits-Modus. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass dies eine nahezu perfekte Fortsetzung ist. Azure verwendet zwar viele Elemente von Zero wieder, es gibt zum Beispiel nur eine Handvoll neuer Umgebungen zu erkunden, aber die Erzählung erreicht hier unglaubliche Höhen, indem sie Handlungspunkte und Entwicklungen aus dem ersten Spiel aufgreift und weiterführt. Wieder einmal schlüpft man in die altbekannten Fußstapfen der Special Support Sectiion, ein bunt zusammengewürfeltes Team von nicht ganz so jungen Polizisten. Nach den Ereignissen von Zero ist die SSS sehr gefragt, aber ihr neu erlangter Ruhm hat die Art und Weise, wie sie arbeiten, nicht verändert. Der Protagonist Lloyd Bannings und seine Partner sind nach wie vor fest entschlossen, ihr geliebtes Crossbell zu beschützen, einen technologisch fortschrittlichen Stadtstaat, der zwischen zwei äußerst mächtigen Nationen eingezwängt ist.
Die politischen Spannungen in Azure sind so groß wie nie zuvor und das Spiel schafft es hervorragend, diese Situation darzustellen. Es gibt euch Einblicke in die weite Welt aus Crossbells Perspektive und mit einer wichtigen Konferenz, die bald auf Crossbells Boden stattfinden soll, wisst ihr einfach, dass der Frieden in der Stadt nicht von Dauer sein wird. Trotz der drohenden Gefahren ist die SSS immer noch zur Stelle, um lokale Probleme zu lösen. Vom Töten lästiger Monster bis hin zur Untersuchung vermisster Personen behält das Spiel die typische Trails-Struktur bei. Jedes Kapitel beginnt mit einer Einführung in die bevorstehende Geschichte, bevor es mit optionalen Missionen weitergeht. Einige dieser Nebenquests sind zwar etwas langweilig, aber alles, was man in Angriff nimmt, trägt dazu bei, die bereits beeindruckende Welt weiter auszubauen. Durch die optionalen Ausflüge lernt man dabei noch eine ganze Reihe von Nebencharakteren kennen, was sich direkt auf die politischen und gesellschaftlichen Themen der Story auswirkt.
Wunderbares Bindeglied zu Trails of Cold Steel
Noch besser ist, dass Zero und Azure der Trails of Cold Steel-Serie so viel Kontext hinzufügen. Es ist zwar durchaus möglich, die vierteilige Saga zu spielen und zu genießen, ohne die Crossbell-Duologie angerührt zu haben, das habe ich zunächst nämlich auch, aber zu sehen, wie sich die Dinge für Lloyd und die Gang entwickeln, bereichert die Feinheiten der ebenso dramatischen Ereignisse von Cold Steel ungemein. Was das Gameplay betrifft, so unterscheidet sich Azure nicht wesentlich von Zero. Das rundenbasierte Kampfsystem bleibt in Bezug auf die Mechanik weitgehend unverändert, aber es fühlt sich insgesamt besser ausbalanciert an. So halten zum Beispiel die Feinde im späten Spiel nicht ganz so übertrieben viel aus und die Bosskämpfe sind besser gestaltet, mit einigen überraschend Mechaniken, die eine willkommene Strategieebene hinzufügen. Dennoch fühlt sich das System als Ganzes immer noch wie ein Rückschritt gegenüber den Cold Steel-Spielen an. Völlig verständlich, wenn man bedenkt, dass die Original-Crossbell-Titel einige Jahre vor den Abenteuern von Rean Schwarzer spielen, aber für Fans wie mich, die mit den modernen Trails-Spielen viel vertrauter sind, können die Kämpfe daher ein wenig einfach erscheinen.
Aber es gibt immer noch genug Anreiz für taktische Basteleien in Azure. Eine erweiterte Auswahl an Quarzen, Gegenstände, die die Werte und Fähigkeiten verbessern, bedeutet, dass man seine Gruppe auf viele verschiedene Arten anpassen kann. Effektive Quarz-Kombinationen zu finden, macht immer großen Spaß. Und wenn dann noch optionale Bosse und lange, anspruchsvolle Dungeons hinzukommen, gibt es hier viel mehr Raum für strategische Entscheidungen als in Zero. Allerdings sollte man sich wie schon bei Zero über die Grafik von Azure beschweren. Beide Crossbell-Titel wurden vor über einem Jahrzehnt auf der PSP entwickelt und das merkt man auch. Obwohl es sich um ein „Remaster“ handelt, ist die grafische Qualität teilweise nicht gut und es ist wirklich schade, dass Azure, wie die PS4-Wiederveröffentlichung von Zero, nicht mit den visuellen Verbesserungen aufwarten kann, die die neu portierten Nintendo Switch- und PC-Versionen bieten.
Fazit
The Legend of Heroes: Trails to Azure ist ein herausragendes JRPG und ein würdiger Abschluss der Crossbell-Duologie. Die Charaktere und die Geschichte sind großartig und die neuen Ergänzungen zum Spiel bringen es auf ein neues Level. Obwohl der Charme von Crossbell beim zweiten Durchgang ein wenig abnimmt, gibt es immer noch eine Fülle an Leben in dieser Welt, das es zu entdecken gilt.
Positiv:
+ tolle Fortsetzung und Abschluss für Crossbell
+ tolle Charaktere
+ wunderbares Pacing
+ leicht verbessertes Kampfsystem gegenüber Zero
+ großartiger Soundtrack
Negativ:
– PS4-Version erneut ohne die optischen Verbesserungen
– generell grafisch nicht mehr schön
– Crossbell als Location fühlt sich nicht mehr so frisch an