Review: Disgaea 7: Vows of the Virtueless – Immer noch in 3D, jetzt aber in echt gut

Es ist kein Geheimnis, dass Disgaea 6 nicht so positiv aufgenommen wurde wie die vorherigen Teile. Glücklicherweise hat Nippon Ichi Software dies zur Kenntnis genommen und sich auf die Wurzeln dessen besonnen, was Disgaea anfangs zu einem unterhaltsamen Franchise machte. Tatsächlich war dies einer der Hauptgrundsätze bei der Entwicklung von Disgaea 7: Vows of the Virtueless und nach unseren Ersteindrücken von der Gamescom wollen wir euch nun unsere Eindrücke der Vollversion geben.

Alte Features bringen neuen Spaß

Abgesehen von der Übernahme von Features aus früheren Titeln, wie z. B. der Wiedereinführung von Waffenfähigkeiten, konzentriert sich Disgaea 7 auf eine einzige Netherwelt, die dem Japan der Feudalzeit nachempfunden ist, anstatt sich auf mehrere Welten zu stützen. Die Liste der Klassen wurde ebenfalls erweitert, indem vier neue Charakterklassen eingeführt wurden, wodurch sich die Anzahl der Verbündeten auf insgesamt 45 erhöht.

Maiko – Die Tänzerin, die Hinamoto verkörpert. Mit ihren bezaubernden Tanzbewegungen fügt sie männlichen Gegnern zusätzlichen Schaden zu.
Bandit – Ein Dieb, der seine Schätze liebt. Mit diesem Charakter können selbst normale Schatztruhen seltene Gegenstände enthalten, und er kann Feinden ihre Ausrüstung stehlen.
The Big Eye – Eine Kreatur mit einer riesigen Pupille, die sich auf dem Schlachtfeld bewegen kann. Wenn du das Große Auge einsetzt, kannst du den Verteidigungsstatus deiner Gegner nach Belieben verändern.
Zombie Maiden – Ein Charakter, der seine Kraft aus dem Tod bezieht. Mit ihren starken offensiven Fähigkeiten sind sie großartige Angreifer. Darüber hinaus können sie sich selbst wiederbeleben oder den Tod ihrer Teamkameraden nutzen, um ihren Angriff zu verstärken.

Neu gibt es ebenfalls noch die Jumbification, einen Gigantamax-Kaiju-Bowser’s-Fury-ähnlichen Modus, in dem einer eurer Charaktere sehr, sehr groß wird. Sie bleiben nicht mehr auf dem Raster der Karte, sondern starten außerhalb der Karte und haben Zugang zu jedem Feld auf dem Raster, um anzugreifen. Das ist lustig, visuell aufregend und macht immer wieder Spaß. Genau so ein Feature hat in Teil 6 gefehlt, um den Switch von 2D auf 3D auch irgendwie visuell zu rechtfertigen. Um diese Möglichkeit übrigens etwas auszugleichen, können eure Feinde dies ebenfalls nutzen und somit kommt es wirklich zu ausgewachsenen Kaiju-Kämpfen. Noch dazu haben bestimmte Story-Charaktere Zugang zu dämonischen Waffen, die sie in den Höllenmodus versetzen, wo sie diese arkanen Werkzeuge mit verheerender Wirkung einsetzen können. Der Höllenmodus fungiert im Wesentlichen als Limit-Break des Charakters, der ihn in einen erhöhten Zustand versetzt und ihm Zugang zu seltenen und visuell dramatischen Spezialangriffen gewährt. Wie Jumbification ist dies ein weiteres willkommenes Element, aber auch eine weitere Mechanik, die es zu beachten gilt.

Feudale Netherworld mit bekannten Verrücktheiten

Die Geschichte folgt diesmal dem ausgesprochen unritterlichen Samurai Fuji, einem Schläger, dessen Besessenheit von Geld und Verachtung für den Bushido-Kodex ihn zum Gegenpol des klassischen Kriegers machen. In einem abgelegenen Teil der Unterwelt, in einem Gebiet, das als Hinamoto-Cluster bekannt ist, versucht eine Gesellschaft von Dämonen, die dem feudalen Japan ähnelt, an den alten Traditionen festzuhalten. Fuji trifft auf ein Otaku-Mädchen namens Pirilika, die von der Hinamoto-Kultur, die sie aus Filmen und Animes kennt, besessen ist und ziemlich enttäuscht feststellt, dass die Realität nicht ganz ihrer Vorstellung entspricht. Sie ist naiv, aber im Allgemeinen ein guter Mensch. Außerdem ist sie die Geschäftsführerin eines beliebten Bekleidungslabels und damit extrem reich und es gibt keinen Preis, den sie nicht zahlen würde, um Hinomoto wieder zu dem zu machen, was sie für seinen früheren Glanz hält.

Mit dem Versprechen eines riesigen Geldbetrags in der Hand stellt Fuji seine enormen Kampftalente zur Verfügung und die beiden begeben sich auf einen interdimensionalen Streifzug von epischem Ausmaß. Wie es sich für Disgaea gehört, treffen sie schnell auf eine bunte Schar von Charakteren, schließen unwahrscheinliche Freundschaften und haben es mit bizarren Gegnern zu tun. Von Fujis verstörender, zerstörerischer Tochter Ao über den absurd selbstbesessenen, degenerierten Shogun Yeyasu bis hin zu dem schießwütigen, ritterlichen Dieb Ceefore ist die Besetzung von Disgaea 7 so vielseitig, wie man es erwarten würde. Wenn man Suisen, eine kybernetische, lebende Waffe, und Higan, einen Schwertmeister, der von Schwertern gelangweilt ist, hinzufügt, hat man eine Menge, mit dem man arbeiten kann, auch wenn man mit der Charakterisierung der einzelnen Charaktere unterschiedlich gut zurechtkommt. Sie ist albern und unterhaltsam und dient als Vehikel, um euch durch die Reihe von Handlungsbögen zu führen. Wir haben das Gefühl, dass die Kampagne etwas einfacher ist als die des letzten Teils, Disgaea 6: Defiance of Destiny und dass sie durchweg fesselnder ist. Zugegeben, es gab Momente, die wir übersprungen haben, um zum Spiel zurückzukehren, aber das war irgendwie schon immer so.

Einsteigerfreundlichere Kämpfe mit gewohntem Teifgang

Das Herzstück der Disgaea-Reihe sind die rundenbasierten, strategischen Kämpfe. Es gibt auch Story-Modus-Etappen und spezielle Modi wie das Item Realm zur Stärkung von Gegenständen. Es wurden zwar neue Systeme eingeführt, aber die Grundlagen sind dieselben wie in den früheren Serien. Um das System kurz zu erläutern: Ihr habt ein Feld voller Kacheln, holt eure Charakere nacheinander aufs Feld und reserviert Aktionen wie Angriffe oder das Zurückholen von Verbündeten und der Kampf verläuft in Form der Ausführung von eben diesen Angriffen. Befindet man sich in der Reservierungsphase, kann man Reservierungen, Züge usw. so oft wiederholen, wie man möchte. Schadensboni durch Koordination und Kombos sind somit jederzeit möglich und der zugefügte Schaden wird automatisch berechnet. Wenn sich einer eurer Mitstreiter in Angriffsreichweite des anvisierten Gegners befindet, wird eine Kombo ausgelöst. Die Stärke der Gegner im Story-Modus ist dabei vernünftig aber um das Spiel ausgewogen genießen zu können, sollte man zwischendurch neuen Charaktere im Training oder bei bereits abgeschlossenen Leveln auf das aktuelle Level bringen.

Auch die Auto-Battles sind zurück, können dieses mal aber erst nach dem Abschluss eines Kapitels dann fürs erneute Spielen benutzt werden. Die Änderungen an der Funktionsweise des automatischen Kampfes bedeuten jedoch auch, dass ihr mehr Einfluss nehmen müsst als beim letzten Mal. Man kann seine Gruppe immer noch endlos grinden lassen, während man beim Abendessen sitzt oder die Wäsche faltet, aber man muss gelegentlich manuell eingreifen, um das zu tun. Das System der dämonischen Intelligenz (D.I.), das in Disgaea 6 eingeführt wurde, wurde stark erweitert und erlaubt es, Parameter und Prioritäten fast wie in Final Fantasy XII einzustellen. Oder man kann aus voreingestellten Archetypen wählen.

Zahlenfetischisten kommen wieder auf ihre Kosten

Außerhalb des Kampfes können sich diejenigen, die eine Abwechslung suchen, mit einer kleinen Besichtigung der Unterwelt vergnügen. Hinamoto ist schließlich ein Reiseziel und ihr könnt besondere Gespräche entdecken, die die Welt näher beleuchten, sowie Minispiele und sogar geheime Quests, die nicht über den traditionellen Quest-Shop erhältlich sind. Nachdem ihr die Etappen abgeschlossen habt, könnt ihr zurückkehren und sehen, wie die Einheimischen die Scherben aufsammeln und ihr Leben weiterführen. Spezielle Pop-up-Läden können sogar Netherworld-spezifische Gegenstände verkaufen, die die Rosen Queen Company nicht führt, der als Haupt-Shop fungiert. Neue Charaktere können auch wieder erworben werden oder ihr versucht euer Glück beim Überzeugen einer Jury, um neue Features oder Farben für eure Party frei zu schalten. Alle bekannten Features sind wieder mit dabei, können einen zwischendurch aber auch schon einmal zu viel werden, wenn man mit der Reihe nicht vertraut ist.

Online-KI-Kämpfe geben ihr Debüt in Form des Ranked Battles-Features, mit dem wir allerdings nicht viel Glück bei der Suche nach Matches hatten. Es erlaubt euch eigene Truppen von Charakteren gegeneinander einzusetzen, wobei die Aktion durch die spezifischen Einstellungen der dämonischen Intelligenz jedes einzelnen gesteuert wird. Das ist eine coole Idee für alle, die ihre Kräfte auf eine andere Art und Weise testen wollen, wobei der Sieger sowohl Belohnungen im Spiel als auch das Recht auf ewige Prahlerei erhält.

Fazit

Disgaea zeichnet sich immer wieder durch kontinuierliche Entwicklung aus und Disgaea 7: Vows of the Virtueless bietet den Fans einen zusätzlichen Anreiz, zahlreiche Stunden in diese eigenartige und charmante Welt zu versinken. Die Systeme und Features werden immer tiefgründiger und somit ist es nicht gerade für Einsteiger geeignet. Dennoch lohnt sich der Besuch für alle, die letztes Jahr vielleicht etwas enttäuscht wurden oder ein neues Strategie-RPG suchen.

Disgaea 7: Vows of the Virtueless erscheint am 6. Oktober 2023 für Nintendo Switch, PlayStation 4, PlayStation 5 und für PC (am 03. Oktober auf Steam).

Positiv:

+ vielschichtiges Strategie-RPG

+ unglaublich viel Content

+ Charaktere und Story wieder interessanter als noch in Teil 6

+ neue Features fügen sich wunderbar ein

+ bekannte Disgaea-Verrücktheit funktioniert

Negativ:

– Story zieht sich hinten raus

– viele Systeme für Neulinge

– häufig etwas zu überladen

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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