Review: Mortal Kombat 1 – Wenn nichts mehr geht, dann gibt es noch Paralleluniversen

Die Überraschung war groß, als Mortal Kombat 1 sich tatsächlich als Reboot herausstellte. Wir haben uns diese Überraschung nun für euch auf der PS5 angesehen. Diese ist größtenteils ident zur Xbox Series X|S und PC Version. Allen Switch Spielern sei aber gesagt, dass die Switch Version von MK1 qualitativ weit abfällt.

Paralleluniversen als Stilmittel – das geht auch in Mortal Kombat 1

In Sachen Story hat sich Liu Kang nach seinem Kampf mit Kronika in Mortal Kombat 11 als neu gebackener Gott dazu entschlossen, sich seine eigene Timeline zu schaffen. Das Stilmittel der Paralleluniversen ermöglicht es den Schreibern alte und neue Charaktere zu mischen und auch völlige Rollenwechsel einzubauen, ohne sich großartig Gedanken machen zu müssen, ob das nun plausibel ist oder nicht. Kennt man bereits sehr gut aus Comicuniversen wie Marvel oder DC.

In Mortal Kombat 1 ist das namensgebende Turnier im Story Modus daher nun ein sportlicher Wettkampf und Sindel, die nicht mehr wirklich böse Herrscherin von Outworld. Doch nach kurzer Zeit rückt das Turnier sehr schnell aus dem Fokus und man bekommt eine typisch chaotische und brutale Mortal Kombat Story. Denn auch wenn Liu Kang versucht hat hier ein friedliches Universum zu schaffen, muss er bald merken, dass er nicht alles verhindern kann. Und wenn man ehrlich ist, hat er an ein paar Ecken auch einfach dumme Entscheidungen getroffen.

Test your might

Das bildet die Grundlage für den cineastischen Story Modus, der wirklich hervorragend aussehende Zwischensequenzen bietet und wieder einmal zeigt, was Netherrealm Studios in diesem Bereich leisten kann. Aber man darf hier keine hochtrabende, ernste Geschichte erwarten. Die Situation eskaliert wie zu erwarten ist und wie bereits erwähnt, bieten Paralleluniversen viele Möglichkeiten. Für zwei bis drei vergnügliche Abende, bei etwa 4h Stunden Filmsequenzen und natürlich einigen Kämpfen, funktioniert das Konzept auf jeden Fall.

Ansonsten gibt es für Einzelspieler noch zwei weitere Modi. Der „Towers“ Modus ist das MK Äquivalent zum klassischen Arcade Mode und bietet kurze Endsequenzen für jeden der zum Release 22 Kämpfer. In beiden Modi kann man auch als nicht super geübter Fighting Game Spieler auf Normal bequem durchkommen.

(Spiel)Bretter, die die Welt bedeuten

Aber auch der dritte Singleplayer Modus „Invasion“ ist auf normal sehr fair gestaltet. In diesem Modus bewegt ihr euren frei wählbaren Kämpfer auf einem Spielbrett. Auf jedem Feld dieses Spielbretts kommt es dann zu Kämpfen, die unter verschiedensten Bedingungen stattfinden. Auch Test your Might Bruchtests (bekannt aus älteren Teilen) und Ausweich-/Überlebensaufgaben gibt es als kleine Minispiele.

Alle diese Events bringen euch dann Erfahrungspunkte und Währung, damit eure Charaktere aufleveln und ihre Fähigkeiten verbessern. Zudem könnt ihr Items und Talismane kaufen, die ihr im Kampf verwenden könnt. Außerdem gibt es diesmal keine Krypta in der man Artworks und co freischalten kann, denn auch das wird durch den Invasion Modus ersetzt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch das Freischalten von Kameos.

Unterstützung rufen ist keine Schande

Kameos sind nämlich die Mortal Kombat 1 Variante von Assists. Also Charakteren, die ihr im Kampf von außen dazurufen könnt. Je nachdem welche Richtungstaste ihr zum Kameo Knopf dazudrückt, kommt euer Kameocharakter auf das Spielfeld und greift den Gegner an, teleportiert euch oder gibt euch ein Eis Schild. Kameos können also zu verschiedensten Zwecken genutzt werden. Ihr könnt eure Kombos verlängern, unsafe Strings und Attacken safe machen oder auch ein Mixup erzwingen. Das bringt Abwechslung, aber der effektive Einsatz ist Spielern vorbehalten, die auch Zeit investieren wollen. Durch reines Gemashe, kommt man mit Kameos nicht so wirklich ans Ziel. Da waren die Variations der Vorgänger etwas zugänglicher. Trotzdem tut die Neuerung dem Spiel gut.

Abseits der Kameos spielt sich Mortal Kombat aber wie gewohnt sehr, sehr flott und sehr, sehr blutig. Das klassische fünf Knopf Layout mit Block Taste wird zwar um die Kameotaste erweitert, aber am Grundkonzept wird nicht gerüttelt. Wer also alle vorhergehenden Mortal Kombats doof fand, wird auch hier keine Revolution erleben. Andersrum gilt das aber für Fans genauso. Wir hatten auf jeden Fall sehr viel Spaß im Versus Mode beim Ausprobieren der Charaktere/Kameo Kombinationen und haben uns natürlich auch durch das ganze Tutorial gespielt.

Das ist, wie leider oft im Genre üblich, eine Ansammlung von Textboxen und Aufgaben, die es zu erledigen gilt. Mortal Kombat 1 gibt sich aber Mühe auch fortgeschrittene Konzepte in kleinen Stücken an neuere Spieler heranzuführen. So werden Frame Data, Anti-Airing und Spacing in sehr vielen kleine Aufgaben unterteilt und mit informativem Text ausgestattet. Das ist grundsätzlich hilfreich, motiviert aber leider sehr wenig. Wer bereits Erfahrung aus anderen Spielen hat, erkennt schnell die Struktur der Aufgaben und kann damit eine Umsetzung bereits bestehenden Wissens auf Mortal Kombat 1 beschleunigen. Wer dagegen noch nie Fighting Games gespielt hat, wird tendentiell nicht alles lesen, geschweige denn, verinnerlichen. Hier sollte nachgebessert werden. Auch Charakterspezifische Tutorials wie Street Fighter 6 (hier unser Test) vorgemacht hat, gibt es nicht. Dafür aber zumindest Combo Trials, die helfen die einfachsten Combostrukturen der einzelnen Kämpfer zu erlernen.

Grafisch über allen Zweifeln erhaben – Außer auf der Switch

Grafisch ist MK1 super überzeugend und uns wären während der Sessions auch keine Framedrops aufgefallen. Selbst die MK typischen starren Animationen und Sprünge sehen weicher aus und man nähert sich zumindest in Sachen Texturqualität teilweise dem Fotorealismus. Um das wieder auszugleichen, dachte sich Netherrealm Studios wohl, dass ihr Switch Port das genaue Gegenteil werden sollte. Niedrige Framerate, Einbrüche derselben und teilweise sehr fragwürdige Texturen. Das Phänomen der „Switch Augen“ geht auch bereits als Meme durch das Internet.

Mortal Kombat 1 rebootet die Serie und geht dabei eigentlich trotzdem kein Risiko ein. Unsere Eindrücke gibt es hier im Test.

Ansonsten hatten wir bis auf ein paar Sound-Bugs im Tutorial Modus keine nennenswerten technischen Schwächen. Wo wir aber definitiv Kritik üben müssen ist der Umfang, Man kann zwar im Invasion Modus nach Herzenslust grinden und alles freischalten, aber ob einen das lang genug motiviert ist fragwürdig. Wir waren als Fighting Game Spieler mit Erfahrung durch den Hauptcontent von Story, Invasion und Tutorialmodi in ungefähr 13h Stunden auf normal komplett durch. Einen Lichtblick gibt es aber, denn der Invasion Mode verläuft in Seasons und sollte in Zukunft mit neuem Content versorgt werden. Hier kann man zwar noch nicht sagen, was Netherrealm Studios konkret abliefern wird, aber zumindest gibt es neues Futter für Solo Spieler.

Zuletzt kommen wir noch zum Multiplayer. Lokal funktioniert alles wie gehabt, nur die Kostümauswahl bzw. die Customizingoptionen hätte man ins Charakterauswahlmenü stecken können. Online dagegen hatten wir leider nicht das Gefühl, das im Kampf alles so reibungslos verlief wie bei den Genrekonkurrenten Guilty Gear -STRIVE- und Street Fighter 6. Auch der Tekken 8 Network Test fühlte sich runder an. Hier könnte man evtl. noch etwas nachbessern.

Fazit

Mortal Kombat 1 spielt seine Karten sehr, sehr safe. Die Story wird mittels Paralleluniversum/Timeline rebootet und in Sachen Gameplay werden zwar Kameo Charaktere hinzugefügt, aber sonst gibt es keine revolutionären Änderungen. Grafisch überzeugt das Spiel auf ganzer Linie, ohne seine Herkunft zu leugnen. Leider gibt es nichts, was nicht-Anhänger der Reihe dazu bringt, sich nun in das Reboot zu stürzen. Fans der Serie und des Gameplays, können allerdings ohne Bedenken zugreifen, wenngleich der Singleplayer Content nicht ausufernd viel ist. Und es sei nochmal gesagt: Hände weg von der Switch Version, die in allen Belangen ihren Schwesterkonsolen unterlegen ist.

Positiv

  • Hervorragende Grafikqualität, die teilweise an Fotorealismus grenzt
  • Ebenso wunderschöne Zwischensequenzen im Story Modus
  • RPG Elemente und Unlockables im Invasion Modus laden zum Grinden ein
  • Kameos sind ein guter Zusatz in Sachen Gameplay
  • Fans bekommen Mortal Kombat, nicht mehr und nicht weniger

Negativ

  • Umfang nicht überragend
  • Switch Version leidet an technischen Gebrechen und ist nicht zu empfehlen
  • Online Erfahrung kommt nicht an die Genre Konkurrenz heran
  • Das Tutorial holt Anfänger nicht ab
  • Keine wirklichen Überraschungen oder bahnbrechende Neuerungen
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Written by: Steve Brieller

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