Das Action-RPG Granblue Fantasy: Relink basiert auf dem erfolgreichen mobilen Titel Granblue Fantasy. Entwickler Cygames hat sich dabei in den letzten zehn Jahren darauf konzentriert, das gute Wort von Granblue an ein breiteres Publikum zu bringen und so wurden Projekte wie Granblue Fantasy Versus und Relink grünes Licht gegeben, Konsolenadaptionen, die hoffentlich den Wert des Franchise außerhalb des mobilen Raums beweisen würden. Doch hat das in diesem Fall gereicht? Mehr dazu bei uns im Test.
Tales of Xenoblade Monster Hunters
So oder so ähnlich kann man den Titel wohl zumindest vom Gameplay her beschreiben. Für das, was es wert ist, steckt definitiv noch etwas Platinum-DNA in Relink. Das Hack-and-Slash-Kampfsystem ist zugänglich, erfordert jedoch rechtzeitige Blockaden und Ausweichmanöver, ähnlich wie bei den Systemen in den bekanntesten Veröffentlichungen des Studios. Was Relink jedoch auszeichnet, ist seine Abhängigkeit von RPG-Elementen; Statistiken, Ausrüstung und große Schadenszahlen stehen im Mittelpunkt des Spiels, während die Kämpfe von charakterspezifischen Angriffen und Fähigkeiten geprägt sind, die auf Abklingzeiten basieren. Der Titel besteht effektiv aus zwei Teilen: der Einzelspieler-Storykampagne und missionsbasierten, Monster Hunter-ähnlichen Quests, die entweder mit CPU-Verbündeten oder anderen Spielern online bewältigt werden können. Letztere sind der Ort, an dem ihr auf einen recht umfangreichen Charakterpool zugreifen werdet, aber ihr müsst die Kernkampagne abschließen, bevor ihr die meisten zusätzlichen Quests des Spiels angehen könnt.
Die Einzelspieler-Story dient auf gewisse Weise als Einführung in die Mechanik von Relink, aber sie als Tutorial zu bezeichnen, würde ihr null gerecht werden. Es ist eine vollwertige Kampagne mit Zwischensequenzen, actiongeladenen Levels und beeindruckenden kinoreifen Set-Pieces. Es ist offensichtlich, dass viel Mühe in den Hauptakt des Spiels geflossen ist. Das Kernabenteuer ist für die meiste Zeit ein echtes Vergnügen, wenn ihr gegen Bosse kämpft und euch an verrückten Plattformabschnitten versucht oder auf riesigen Robotern reitet. Es gibt wieder Momente, in denen alles sehr nach Platinum aussieht, besonders in Bezug auf das Tempo und die immer ambitionierter werdenden Kampfbegegnungen, wenn die Handlung fortschreitet. Es gibt jedoch einen Nachteil, wenn die Kampagne so intensiv ist. In Bezug auf die Länge beträgt die Einzelspieler-Story etwa nur 20 Stunden und wenn die Credits rollen, fühlt es sich ein wenig kurzlebig an. Versteht uns nicht falsch, alles steigert sich und schließt zufriedenstellend ab, aber wenn ihr die letzten Jahre damit verbracht habt, zu hoffen, dass Relink ein episches RPG-Abenteuer wird, werdet ihr wahrscheinlich enttäuscht sein.
Wunderbar kurzweilig, sodass man eigentlich mehr will
Auf der anderen Seite sollte die Tatsache, dass Relink wenig bis gar kein Filler in Form von langezogenen Quests oder ähnlichem enthält. Allzu oft sehen wir größere Action-RPGs wie Final Fantasy 16 ihr eigenes Momentum zerstören, um die Spieler zu langweiligen Füllhandlungen und einschläfernden Nebenquests zu führen. Die Kampagne von Relink mag nur 20 Stunden dauern, aber es sind 20 Stunden schneller und furioser Spaß. Was die Handlung betrifft, ist sie an sich nichts Besonderes, aber sie wird charmant durch eine Reihe sympathischer Charaktere erzählt. Ihr spielt als Kapitän eines Himmelschiffs, demselben männlichen oder weiblichen Protagonisten, der im mobilen Spiel im Mittelpunkt steht. Relinks Geschichte ist eigentlich ein Spin-off von diesem Titel und obwohl Gran und Djeeta jeweils eigentlich als Protagonisten benannt sind, so werden diese hier immer nur als Captain angesprochen.
Natürlich läuft nicht alles wie geplant und die Crew macht sich schnell Feinde in einer kultähnlichen Organisation, was zu einem Abenteuer führt, das den Kapitän und seine Begleiter über die vielfältigen Inseln des Skydoms führt. Die Handlung ist vorhersehbar und die Charaktere bekommen nicht viel Zeit, sich auszudrücken, aber sie schafft es gut, die ganze Action zusammenzufassen. Selbst wenn ihr mit dem Franchise nicht vertraut seid, bekommt ihr trotzdem einen anständigen Eindruck von den Persönlichkeiten, die angeboten werden und der himmelbasierten Welt, in der sie leben. Früh in der Kampagne erhaltet ihr die Möglichkeit, spielbare Charaktere freizuschalten, die nicht Teil eurer unmittelbaren Crew sind, die durch Quests erworben werden können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese zusätzlichen Helden nichts mit der Hauptgeschichte zu tun haben, die sich ausschließlich auf den Kapitän und seine fünf engsten Verbündeten konzentriert. Daher würden wir wahrscheinlich empfehlen, die Kampagne abzuschließen, bevor ihr euren erweiterten Kader erkundet, nur damit ihr die Kerncrew besser kennenlernen könnt.
Zusammenarbeit ist der Kern aller Kämpfe
Im Kampf spielt ihr als ein einzelner Charakter, während die KI bis zu drei eurer Party-Mitglieder steuert, und jeder Charakter hat seinen eigenen einzigartigen Kampfstil und Fähigkeiten, die über einen unglaublich langen Fähigkeitenbaum aufgerüstet werden können. Ohne Zweifel ist eines der Hauptverkaufsargumente von Relink dieser spielbare Kader. Er ist vielfältig in Bezug auf Gameplay und es fällt schwer, einen Helden zu finden, der im Kampf keinen Spaß macht. Der Kapitän, ausgestattet mit einem Kurzschwert und einer breiten Palette sowohl aggressiver als auch unterstützender Fähigkeiten, ist sozusagen die Standardauswahl, aber es gibt auch schusswaffenführende Fernkämpfer, zauberschleudernde Magieanwender und viele hübsche Krieger, die übergroße Anime-Waffen herumschleppen. Alle auszuprobieren, Favoriten zu finden und sie in hochstufige Kraftpakete zu verwandeln, ist wirklich Relinks großes Zugpferd, wenn ihr mit der Hauptgeschichte fertig seid.
Glücklicherweise habt ihr nach der Kampagne eine riesige Anzahl von Quests zu erledigen. Diese Missionen haben viele Formen und Größen, einige fordern euch auf, Wellen von Monstern auszulöschen, andere lassen euch einen Ort verteidigen und manche stellen euch besonders gefährlichen Bossen gegenüber. Im Allgemeinen können diese Quests jedoch nicht mit dem Spektakel mithalten, das während der Handlung gezeigt wird. Hier kommt wirklich der Vergleich mit Monster Hunter ins Spiel, denn es ist die gleiche Art von Struktur: Wählt eine Quest aus der Hubstadt, versammelt eure CPU-Kumpels oder findet Verbündete online, kämpft euch durch die Mission und kehrt dann zum Hub zurück, um euren Charakter zu stärken und bereit zu sein, es noch einmal zu tun. Die Sache ist, eure Quest-Schleife wird variieren, je nachdem, wie sehr euch die Kämpfe in Relink gefallen. Grundlegend hat das Kampfsystem bei weitem nicht die süchtig machende Tiefe von Capcoms berühmter Franchise und wenn ihr jede Mission abschließen möchtet, werdet ihr wahrscheinlich viele Stunden mit Relink verbringen. In gewissem Maße hält die Vielfalt der Charaktere die Dinge interessant und die härtesten Bosse des Spiels können eine ernsthafte Herausforderung darstellen, aber ob ihr mit der CPU oder anderen Spielern spielt, setzt sich die Wiederholung lange vor dem Sieg durch. Alleine schon deswegen, da bereits innerhalb der Story gegen Ende sogar drei Boss-Kämpfe wiederholt werden müssen.
Das bedeutet nicht, dass das Kampfsystem von Relink schlecht ist, ganz im Gegenteil. In seiner besten Form ist es ein fesselndes Ballett aus Kombi-Angriffen, eng getimten Blockaden und letzten Ausweichmanövern gepaart mit coolen Special-Moves. Darüber hinaus wird Teamarbeit aktiv gefördert, da selbst Standardfeinde eine Salve von Schlägen erfordern, um besiegt zu werden. Nahkämpfe in der Nähe eurer Verbündeten setzen Feinde für Link-Angriffe mit hohem Schaden offen und eine breite Palette von Unterstützungszaubern – Heilzauber, Barrieren und Buffs – bedeutet, dass es normalerweise am besten ist, Seite an Seite zu stehen, damit die ganze Gruppe profitiert. Abgesehen von der eventuellen Wiederholung gibt es aber noch etwas zu meckern. Erstens können Kämpfe zu bestimmten Zeiten ein völliges Chaos aus visuellem Lärm sein, was es schwer macht, auf kommende Angriffe zu reagieren. Und zweitens hören die Charaktere nie auf zu reden. Dies ist während Nebenmissionen nicht besonders schlimm, aber in der Handlung gibt es Momente, in denen Charaktere absurd viel Exposition liefern, während ihr bis zum Hals in einer verzweifelten Überlebenshandlung steckt. Das ist echt schade, denn Relink hat eine wirklich fantastische Orchester-Soundtrack, der oft von brüllenden E-Gitarren aufgewertet wird.
Fazit
Granblue Fantasy: Relink ist ein tolles, frisches Action-JRPG. Die Story ist vorhersehbar, bietet aber enorm viel Abwechslung und punktet definitiv durch die angenehme Länge. Kämpfe sind wirklich spaßig und abwechslungs- sowie effektreich und machen besonders durch die vielen Charaktere in einer Online-Gruppe richtig Lust auf mehr, wenn es auch unübersichtlich und repetitiv werden kann. Empfehlen können wir den Titel aber jeden Fan des Genres.
Granblue Fantasy: Relink ist ab sofort für PC, PS4 und PS5 verfügbar.
Positiv:
+ kurzweiliger Story-Modus überzeugt
+ viele, sehr unterschiedlich spielbare Charaktere
+ Fokus auf Teamwork, sowohl mit KI als auch online
+ toller Soundtrack
Negativ:
– Boss-Recycling gegen Ende der Story
– Ziele in den Quests abseits der Kampagne wiederholen sich schnell
– kratzt gefühlt nur an der Oberfläche der Vorlage