Granblue Fantasy Versus: Rising ist ein seltsames Unterfangen. Einerseits behebt es zwei der größten Probleme des Vorgängers, den kleinen Kader und das mangelhafte Online-Spiel. Andererseits ist das so ziemlich das einzige, was es anders macht. Denn Rising ist ein ausgefeilteres Fighting-Spiel, das immer noch eine außergewöhnliche Balance zwischen Einfachheit und Tiefe erreicht. Es ist nur einfach alles ein bisschen zu vertraut. Aber mehr dazu in unserem Test.
Eine Fortsetzung, ein Remaster oder Versus 1.5?
Versus Rising ist kein großer Schritt nach vorne im Vergleich zu Versus, aber es gibt einige willkommene Änderungen und ein paar leicht verwirrende. Der größte Unterschied besteht im Story-Modus, der den RPG-Modus von Versus ersetzt. „Ersetzt“ ist allerdings etwas übertrieben, da Rising ihn etwas seltsam handhabt. Der erste Teil innerhalb Geschichte fasst die eher fade Geschichte von Granblue Fantasy Versus recht kurz zusammen, in der Gran und Lyria sich treffen, kämpfen und verzerrte Versionen ihrer alten Kameraden rekrutieren. Diese gekürzte Version der Versus-Erzählung mündet in eine umfassendere Geschichte, die einige der Probleme des Originals vermeidet, nämlich, dass sie sich erzwungen und aufgesetzt anfühlt und als solides, wenn auch nicht unbedingt notwendiges, neues Kapitel in der Granblue-Saga endet. Wisst ihr dadurch, was in dieser Saga vor sich geht oder wer die Charaktere sind? Wahrscheinlich nicht, es sei denn, ihr habt die Granblue-Anime-Adaption verfolgt oder das JP-only-Gacha-Spiel gespielt. Versus Rising leistet gute Arbeit bei der schnellen Einführung jedes Charakters und gibt euch einen groben Überblick über ihre erzählerische Bedeutung, aber es ist schwer, nicht das Gefühl zu haben, dass ihr hier etwas verpasst, denn das tut ihr.
Der Story-Modus vereinfacht dabei die Präsentation von Versus leider auf eine Art und Weise, die mir nicht so gut gefällt. Anstelle der üppigen Hintergründe und detaillierten Charaktermodelle auf dem Bildschirm sieht man einen weitgehend leeren Hintergrund und ein einfaches Menü. Jedes Kapitel besteht aus Abschnitten im Stil einer Visual Novel und einigen einfachen Kämpfen gegen einfache Feinde, bevor es in einem Wirklich interessanten Boss-Kampf gegen einen Endgegner gipfelt. Diese Bosskämpfe laufen ähnlich ab wie einige der härteren Begegnungen im Arcade-Modus. Eure Feinde nutzen hier mächtige Angriffe, die den Bildschirm ausfüllen und euch dazu zwingen, eure Spezialfähigkeiten, Ausweichmanöver und ausgerüsteten Gegenstände voll auszunutzen. Sie sind mit Abstand der aufregendste Teil des Story-Modus, und ich wünschte nur, die anderen Kämpfe würden sich ein wenig mehr Mühe geben, genauso komplex zu sein.
Eine Kampfmechanik, mit der jeder zurechtkommt
Die eigentlichen Kämpfe sind in Rising genauso brillant wie in Versus, obwohl sie sich auch nicht wesentlich von denen in Versus unterscheiden. Cygames hat die einsteigerfreundliche Herangehensweise beibehalten und die für das Genre üblichen anspruchsvollen Eingaben in etwas umgewandelt, das für Leute wie mich viel leichter zu handhaben ist. Ihr habt vier Richtungseingaben, einen schnellen Grundangriff und zwei schwere Angriffe. Diese drei Angriffsarten lassen sich für Combos miteinander verbinden und obwohl ihr eure Combo-Eingaben variieren und sie mit einer zusätzlichen Eingabe zu Spezialangriffen verbinden könnt, ist das schon alles, was komplex ist. Jeder Angriff füllt eure Spezialanzeige, und wenn sie voll ist, könnt ihr einen mächtigen Angriff entfesseln, der genau richtig ausbalanciert ist. Das wird den Kampf nicht immer zu euren Gunsten entscheiden, aber es wird euch einen momentanen Vorteil verschaffen.
Rising könnte für eingefleischte Kampfspiel-Veteranen zu einfach sein, aber es gibt eine überraschende Menge an Abwechslung, wie man diese Angriffe einsetzen kann. Es leistet auch hervorragende Arbeit bei der Einführung in seine Mechanik. Zu Beginn des Story-Modus kämpft man mit Gran, einem einfachen, schnörkellosen Kämpfer mit simplen, aber effektiven Moves, aber jeder daraufhin spielbare neue Charakter bringt etwas anderes mit, zum Beispiel einen Spezialangriff, der auch als Konter genutzt werden kann oder einen effektiveren Fernkampfangriff. So wird man langsam, aber effektiv in die Feinheiten des Spiels geleitet und kann wirklich jeden Aspekt kennenlernen, ohne diese zwingend alle im Trainingsmodus in mühseliger Kleinarbeit zu suchen.
Endlich vom Rollback-Netcode gesegnet
Oder man kann sich gleich in den Arcade-Modus stürzen, ein Spießrutenlauf aus mehreren Kämpfen gegen immer schwierigere Gegner, bei dem man vor jeder Runde aus dem gesamten Rising-Kader wählen kann, bekannt eben auch aus anderen Genre-Vertretern. Der Kader umfasst nun aber mehr als doppelt so viele Kämpfer wie in Versus und jeder Kampf beginnt und endet mit einem kleinen erzählerischen Kontext und einer Charakterentwicklung, bei der die Gegner auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Geschichte miteinander interagieren. Das ist eine gelungene Idee, die jeden Kampf ein wenig lebendiger macht und für eine gewisse Motivation sorgt, alle Paarungen auszuprobieren. Dann gibt es noch Grand Bruise Legends, ein niedliches, aber kurzlebiges Battle Royale, das Anleihen bei Fall Guys nimmt und als kleine Beschäftigung nebenbei ganz nett ist, aber auch irgendwie nicht so recht zum Rest passt. Natürlich wollen wir auch erwähnen wie viel besser das Online-Spiel dank des Rollback-Netcodes ist. Online-Matches haben kaum Lag, selbst wenn ich auf meiner PlayStation Portal gespielt habe, und jede Eingabe wird ohne minimalste Verzögerung direkt aufgenommen. Damit wird das Spiel auch für Fighting-Enthusiasten endlich wieder interessant.
Fazit
Granblue Fantasy Versus: Rising ist keine echte Fortsetzung, sondern eine definitve Version des etwas untergegangenen Granblue Fantasy Versus‘. Damit findet es aber endlich einen Platz auf dem Fighting-Treppchen, spricht neben Fans auch Neulinge super an, bietet einen größeren Kader und den so bitter nötigen Rollback-Netcode, wenn auch der Story-Modus den RPG-Anteil schmerzlich vermissen lässt.
Granblue Fantasy Versus: Rising ist ab sofort für PC, PS4 und PS5 verfügbar
Positiv:
+ wunderschöner Grafikstil
+ Rollback-Netcode für flüssigeres Online-Spiel
+ ausgezeichnete Balance zwischen Einfachheit und Tiefe
+ jede Menge Extras zum Freischalten
+ Grand Bruise Legends bietet kurzweiligen Spaß im Stile von Fall Guys
Negativ:
– wenige Neuerungen im Vergleich zu Versus
– reduzierter Story-Modus
– hochpreisige Menge an DLC