Review: Forza Motorsport – Im Kreis fahren macht immer noch Spaß

Die Forza Serie von Turn 10 Studios und Microsoft teilt sich bekanntermaßen in die Forza Motorsport und Forza Horizon auf. Während Letztere eher over the top arcade lastigere Rennen in einer Open World bietet (siehe unseren Test des fünften Teils), ist der „große Bruder“ eher im Bereich der Simcade unterwegs. Die nunmehr achte Iteration ist nun bei uns im Test und bleibt seinen Wurzeln treu. Unser Test wurde mit der PC (Steam) Version des Spiels erstellt.

Welche Autos gibt’s denn so? Forza Motorsport so: Ja.

Wie immer gibt es eine große Auswahl an Autos zu entdecken. In Zahlen bewegen wir uns bei 500 Autos namhafter Hersteller. Ob nun Koenigsegg, Porsche, BMW oder Alfa Romeo, fast jede Marke, die einem einfällt, ist dabei. Wer eine vollständige Liste zum Release haben möchte, findet diese in diesem Community Post auf Steam. Das sind diesmal zwar weniger als noch initial bei Forza Motorsport 7 zum Release, aber der Autor dieses Tests hat sich auf jeden Fall gefreut einen 2012 MINI John Cooper Works GP fahren zu können. Und der fühlte sich dann, selbst mit Controller, ein wenig so an wie der eigene Mini Cooper (nur mit deutlich mehr Dampf unter der Haube).

Einmal alles zum Mitnehmen bitte

Die Autos sind dabei in verschiedene Leistungsklassen aufgeteilt und können getuned werden. Dabei gibt es einerseits das Performancetuning durch neue/andere Teile und andererseits die Feinabstimmung von z.B. Gängen, Federung und Reifendruck. All das muss man sich aber erst erspielen, denn neben dem eigenen Fahrerlevel hat jedes Auto ein individuelles Car Level, dass durch Benutzung erhöht wird. Dadurch schaltet man neue Teile frei, mit denen man das Auto dann ausstatten kann.

Forza Motorsport Upgrade Shop

Wenn besagter MINI nun einen Turbolader bekommen soll, dann muss dieser erst einmal Level 20 erreichen. Wer dagegen den ganzen Motor austauschen möchte, muss sich bis Level 40 vorkämpfen. Das wird in der Praxis wohl dafür sorgen, dass man öfter mit demselben Autos fährt, damit man auch das letzte bisschen Leistung herausrauskitzeln kann. Und die Upgrades ermöglichen dann ihrerseits auch mehr Optionen für das Feintuning.

Rundherum im Free Play oder Rivals Modus

Aber keine Sorge, wer sich mit dem Tuning nicht beschäftigen möchte, der lässt es einfach sein oder lädt sich aus dem Internet Einstellungen anderer herunter. Auch Einstellungen aus vergangenen Spielen können importiert werden. Die Performance Upgrades kann man ebenso dem Spiel per „Quick Upgrade“ überlassen, um sich so auf das konzentrieren, was wirklich zählt: Schnell im Kreis fahren! Zu diesem Zweck, stellt Turn 10 Studios fünf Modi zur Verfügung: Free Play, Rivals, Career sowie zwei Multiplayer Modi.

Im Free Play Modus kann man sein Rennen nach Herzenlust gestalten. Strecke, Leistungsklasse der Autos, Tageszeit, Wetter, selbst ob sich Gummi auf der Strecke durch den Abrieb aufbaut, kann man einstellen. Auch hier gibt es ein Quick Setup, wenn man einfach nur möglichst schnell auf die Strecke will. In Rivals geht es, ohne Konkurrenz auf der Strecke, um die schnellste Rundenzeit. Einerseits die von erfundenen Geisterfahrern und andererseits von Spielern weltweit. Praktisch für das eigene Ego: Man erfährt dabei auch, ob die Konkurrenz mit Hilfen oder ohne fährt und kann sich ggf. schönreden, wieso da 5 Sekunden schneller ist, als man selbst.

Der Karrieremodus, dem irgendwie der Glanz fehlt

Das Hauptstück im Singleplayer ist aber der Career Modus. Hier fährt man durch verschiedene Touren, die in verschiedene Serien mit mehreren Rennen aufgeteilt sind. Dabei entscheidet man sich zu Beginn einer Serie für einen Wagen und fährt diesen in mehreren Rennen, um schlussendlich möglichst viele Punkte zu erreichen. Leider gibt es bis auf ein paar Tipps pro Strecke und sehr kurzen Boxenfunk Ansagen kaum Interaktion mit dem Spieler, die das Wort „Karriere“ im Namen des Modus rechtfertigen würden.

Forza Motorsport Mini Cooper Cockpit
Auch das Cockpit der Autos ist wie beim Original (hier ein Mini Cooper)

Man würde zwar keine ganzen Storylines wie in Forza Horizon erwarten, aber so hebt sich der Karriere Modus kaum vom freien Rennen ab. Es gibt keine Rivalitäten mit anderen Fahrern und auch kein Tutorial. Hier wäre es ein super EInstieg gewesen, wenn man z.B. die Fahrhilfen abgeprüft hätte (Bremshilfen, Steuerhilfen, Schaltung auf Automatik, Manuell mit/ohne Kupplung). Oder auch eine Erklärung, wie man schwungvoll um Kurven driftet oder wo man am besten wieder beschleunigt in einer Kurve. Auch Verhalten, falls man die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert. All diese Techniken würden sich hervorragend für ein in Game Tutorial eignen, werden aber schamlos weggelassen.

In Sachen Schwierigkeitsgrad hat man drei große Stellschrauben (dies gilt für alle Singleplayermodi):

  • Wie schnell fährt die CPU
  • Wieviel Hilfe gebe ich mir selbst (Fahrhilfen) und wo ist mein Startplatz
  • Wie realistisch werde ich für Kollisionen und Kurven schneiden bestraft und gibt es Schäden am Wagen durch Kollisionen und extrem hochtouriges fahren

Auch hier ist man von Anfang an auf sich allein gestellt. Ein roter Faden, der Schritt für Schritt die Schwierigkeit erhöht, ist nicht gegeben. Wer also jedes Rennen einsam an erster Stelle fährt, muss selbst dafür sorgen, dass er Konkurrenz bekommt. Und wer hier voll aufdreht, der bekommt perfekt fahrende Gegner vorgesetzt, die, zumindest für uns, uneinholbar waren. Hier ist es schade, dass trotz „Drivatar“ System (, das quasi Menschen nachahmen soll), sich alles nach Maschinen anfühlt. Die Gegner fahren einfach zu perfekt und verbremsen sich gefühlt nie. Das pixelgenaue Kleben auf der Ideallinie fühlt sich „falsch“ an. Ja, wir fahren hier mit Profis, aber auch die machen doch mal Fehler.

Fahren gegen die ganze Welt…

Wer also zu menschlichen Gegnern wechseln möchte, muss sich zwischen Private und Featured Multiplayer entscheiden. Beim Featured Multiplayer bekommt man für stetig wechselnde Events eine Fahrer Wertung und ein sog. „Safety Rating“. Wer fährt wie die Axt im Wald und Kurven abkürzt, wird hier schlecht bewertet. Das kann einen von anderen Events aussperren, die eine Minimalanforderung an das Safety Rating stellen. Rowdys müssen dann draussen bleiben. Für ein initiales Rating muss man zu Beginn drei Rennen absolvieren. Ein gutes System für eine erste Bewertung, um späteren Frust zu vermeiden. Um für Abwechslung zu sorgen, bietet Forza Motorsport dann wie auch im Karrieremodus verschiedene Serien und Rennen mit unterschiedlichen Fahrzeugtypen an, die im Laufe der Zeit wechseln.

Wer lieber mit Freunden und/oder nach eigenen Regeln spielt, für den ist Private Multiplayer das Richtige. Hier kann man Lobbies/Rennen erstellen und sogar einstellen wieviel PS minimal und maximal erlaubt sind. Wer nur in Audis fahren möchte, kann das ebenso tun, wie ausschließlich Gangschaltung mit Kupplung zuzulassen. Man wird im Menü vor spezifischen Auswahlmöglichkeiten fast erschlagen. Wie immer gilt, alles kann, nichts muss.

…auf der ganzen Welt

Doch wo kann man schlussendlich überall Gummi auf den Asphalt bringen? Auch hier klotzt Forza Motorsport mit 20 verschiedenen Strecken, die zudem in verschiedenen Variationen daherkommen. Ob Indianapolis, Silverstone, Suzuka oder der gute alte Nürburgring, es gibt einige reale Strecken zu sehen. Nur Stadtstrecken wie z.B. Monaco hätten der Auswahl noch sehr gut getan. Durch die eingangs erwähnten Einstellmöglichkeiten fühlt sich aber eine Nachtfahrt bei Regen ganz anders an, als bei strahlendem Sonnenschein. Das ergibt mehr Möglichkeiten und dient der Langzeitmotivation. Auch Variationen mit unterschiedlichen Streckenverläufen sind integriert.

Forza Motorsport Regen Replay

Vom Spielgefühl selbst gibt es wenig zu meckern. Man fährt auf dem gewohnt hohem Niveau der Forza Motorsport Serie und die Autos unterscheiden sich spürbar im Fahrverhalten. Wir waren dabei mit einem XBox Controller unterwegs und für gewisse Wägen mit Dampf unter der Haube ist die gefühlvolle Betätigung des Bumpers eine echte Herausforderung. Ein Pedal und Lenkrad statt Knöpfe und Joystick sind hier definitiv von Vorteil. Auch in Sachen Präsentation macht das Spiel Einiges her.

Hier ist man bei den Autos wie in früheren Teilen schon am Fotorealismus dran und beim Betrachten von Replays, kann man beim schnellen Hinschauen nicht mehr unterscheiden, ob das nun ein Spiel oder eine Fernsehübertragung darstellt. Insbesondere auch die Wettereffekte sind hervorragend gelungen. Wo in der Präsentation aber nachzubessern ist, ist der Boxenfunk. Hier ist man den Minimalweg gegangen und hört während des Rennens maximal ein „2 Laps to go“. Es wäre schön, wenn man darüber mehr Informationen bekäme. Z.B. ein Lob für ein gelungenes Überholmanöver oder eine Ansage über die Distanz zum Vordermann.

Und was definitiv ebenso fehlt ist eine mitreißende Rahmengestaltung. Es gibt keine Zusammenschnitte nach Rennen mit Best Of, spannende Kamerafahrten zu Beginn eines Rennens oder schlicht einen neutralen Kommentator. Warum man, wie auch im Karrieremodus, hier absolut alles weglässt bleibt Turn 10 Studios Geheimnis.

Fazit

Forza Motorsport macht auch im achten Teil der Hauptreihe gewohnt Spaß und bietet wunderschöne PS starke Wägen auf detaillierten Strecken. Der Fokus liegt, wie gewohnt, auf den Rennen selbst und das Herausholen der letzten Zehntelsekunden. Gepaart mit dem Grind zum Aufleveln für bessere Teile für bessere Performance lockte uns das Spiel immer wieder vor den Bildschirm. In Sachen Karrieremodus, Tutorials und Rahmenpräsentation befindet man sich aber in einer Sackgasse.

Eine lose Aneinanderreihung von Rennen mit immer stärker werdenden Autos ist zwar besser als nichts, aber eine Rahmenhandlung und Interaktionsmöglichkeiten abseits der Strecke, inklusive integrierter Tutorials würden hier Wunder wirken. Rennspielfreunde und Fans der Reihe und Microsoft Gamepass Besitzer können aber bedenkenlos zugreifen. Forza Motorsport ist durch seine Einstellmöglichkeiten aber das, was man selbst draus macht. Wer mehr „drumherum“ und out of the box wünscht, ist wahrscheinlich mit dem kleinen Bruder Forza Horizon besser bedient. Und absolute Hardcore Simulationsfans haben bei Forza sowieso noch nie ihr Heil gesucht.

Positiv

  • Große Auswahl an Fahrzeugen
  • Hervorragende Optik, insbesondere bei der Wetterdarstellung
  • Fahrphysik auf gewohnt hohem Niveau mit deutlichen Unterschieden zwischen den Fahrzeugen
  • Motivierendes Aufleveln der Fahrzeuge für neue Teile
  • Freie Wahl wie tief man in das Tuning eintauchen möchte mit Schnelleinstellungen
  • Fahrhilfen ermöglichen sanften Einstieg von Arcade in Richtung Simulation
  • Kein Rubberbanding der KI Fahrer

Negativ

  • Keine Tutorials für Fahrtechniken oder Tuning
  • Karrieremodus hat keine Rahmenhandlung
  • Keinerlei emotionale Darstellung der Rennen (Best Ofs, Zusammenschnitte, spannende Kamerafahrten vorab etc.)
  • Kein „roter Faden“ zur Steigerung der Schwierigkeit, der Spieler muss seine eigenen Einstellungen finden
  • Computergegner fühlen sich wenig menschlich an und fahren „perfekt“
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Written by: Steve Brieller

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