Review: Fire Emblem Warriors Three Hopes – Zeitenwende im Hack and Slay Genre

Mit Fire Emblem Warriors: Three Hopes wagt es Nintendo bereits zum zweiten Mal, die strategische Reihe mit dem Hack and Slay Genre zu vereinen. Den ersten Anlauf startete man im Oktober 2017, wo man zahlreiche bekannte Gesichter aus den 3DS-Titeln auf dem Schlachtfeld begrüßen durfte. Seitdem hat man den 3DS verlassen und vor drei Jahren sein Glück auf der Switch versucht. Das hat sich durchaus bezahlt gemacht, denn mit Fire Emblem: Three Houses feierte die Serie eine triumphale Rückkehr auf Nintendos Konsole. Zu verdanken hatte man das vor allem seinen liebevoll gestalteten und geschriebenen Charakteren, allen voran den drei Protagonisten Edelgard, Dimitri und Claude. Von unserem ersten Wiedersehen haben wir euch bereits im Preview berichtet. In der Zwischenzeit hatten wir aber die Gelegenheit, einen noch detaillierteren Blick auf den Titel zu werfen. Wie Three Hopes dabei letzten Endes abgeschnitten hat, verraten wir euch jetzt in unserem finalen Review.

Drei verschiedene Pfade für den Frieden

Wie schon damals in Three Houses bietet auch Three Hopes drei unterschiedliche Handlungsstränge. Diese variieren natürlich, je nachdem ob ihr euch für die Schwarzen Adler, Blauen Löwen oder Goldenen Hirschen entscheidet. Denn alle drei Adelshäuser rund um Edelgard, Dimitri und Claude verfolgen unterschiedliche Ziele. Die logische Konsequenz daraus ist demnach ein Wiedersehen auf dem Schlachtfeld. Doch ganz so endgültig wie beim taktischen Vorbild ist das diesmal nicht, denn die Wege müssen sich dabei nicht immer tödlich kreuzen. Zudem erhält ihr im Laufe des Spiel auch einen Blick über die Grenzen Fódlans hinaus, wo völlig unbekannte Generäle zu einem Gefecht bitten. Doch auch innerhalb des Königreichs lernt ihr diesmal die einzelnen Adelshäuser genauer kennen. Denn eure Verbündeten sind nicht nur eure Kommilitonen, sondern mitunter auch deren Verwandte.

Wie schon in der Vergangenheit spielt auch in Three Hopes der Unterstützungswert eine große Rolle. Je besser sich die Charaktere untereinander verstehen, desto stärker ist die gemeinsame Performance in der Schlacht. Dieser Wert wird nicht nur gesteigert durch Einsätze, sondern in gewohnter Manier auch mit zahlreichen Nebenaktivitäten. Zu Beginn jedes Kapitel erhält ihr eine begrenzte Anzahl an Aktivitätspunkten, die in diverse Unternehmungen investiert werden dürfen. Sei es das gemeinsame Kochen oder diverse Gruppenaktivitäten in der Basis. Sogar gemeinsame Expeditionen können unternommen werden, um das Bündnis zu stärken. Und wer extra Gold in die Hand nehmen will, kann sogar mit Geschenken um die Gunst des Gegenüber werben. Kommt euch das nicht bekannt vor? Kein Wunder, denn all diese Mechaniken stammen direkt aus Fire Emblem: Three Houses. Frei nach dem Motto: Einfach kopiert, gut adaptiert!

Balanceakt zwischen Action und Strategie

Was für die Aktivitätspunkte gilt, gilt selbstverständlich auch für das Training. Auf dem Übungsplatz können mehrere Gruppen aus zwei Helden sich in  diversen Klassen üben. Zu diesen müssen sie nicht unbedingt wechseln für den Kampf, denn es reicht einzig die Übung um klassenspezifische Fertigkeiten zu ergattern. Das ermöglicht eine Vielzahl an unterschiedlichen Kombinationen und wer sich damit im Detail auseinandersetzt, kann individuelle Superkrieger erschaffen. Doch auch die Ausrüstung spielt eine wichtige Rolle, denn diese skaliert nicht nur mit Schaden, sondern auch mit Haltbarkeit. Diese Haltbarkeit ist pro Missionen begrenzt, lässt euch aber spezielle Fähigkeiten anwenden. Je wertvoller die Waffe, desto verheerender pflügt ihr durchs Schlachtfeld. Mit Hilfe des Schmieds in der Basis lassen sich sämtliche Waffen mit Rohstoffen sogar aufwerten. Doch der Einsatz von Gold will gut überlegt sein, denn Möglichkeiten den Reichtum auszugeben gibt es viele!

Seid ihr in den Story-Missionen unterlevelt? Kein Ding, geht zum Übungsplatz und stärkt eure Truppen mit Gold. Wollt ihr klassenspezifische Vorteile einer Einheit ausnutzen? Heuert ein Bataillon an und weist es dem Krieger zu. Euch fehlen Siegel zum Klassenaufstieg? Kauft sie beim Händler. Und es gäbe noch einige Beispiele mehr an Möglichkeiten, die Vorzüge eurer Basis vollends auszukosten. Das ist zum einem unheimlich motivierend, auf der anderen Seite aber sehr zeitaufwendig. Denn hier vergisst man phasenweise, dass es sich eigentlich im Kern um ein Hack and Slay handelt. Obwohl alles drumherum sauber aufgearbeitet wurde, der Fokus ist dennoch auf das Gefecht auf dem Schlachtfeld gelegt. Wählt Einheiten weise aus, achtet auf Waffenvorteile und in Story-Missionen kommt sogar noch eine taktische Komponente hinzu. Strategische Vorteile lassen sich im Vorfeld auswählen, womit sogar feindliche Generäle abgeworben werden können. Im Grunde wurde hier an alles gedacht. Fast alles.

Gameplay Spitzenklasse, grafisch nur Mittelmaß

Fire Emblem Warriors: Three Hopes bietet beinahe alle strategischen Komponenten von Three Houses. Eine packende und umfangreiche Geschichte mit vollständig vertonten Dialogen in den Story-Missionen. Zahlreiche Nebenaktivitäten und Nebenquests pflastern den Weg und erhöhen die Spielzeit noch einmal zusätzlich. Auch der einwandfreie Coop-Modus im Splitscreen mit einem Kumpel sorgt für großen Spaß. Wo drückt also der Schuh? Die Antwort ist hier leider klar: Im optischen Bereich! Die Armut an Details fängt schon in der hauseigenen Basis an und endet auf dem Schlachtfeld. Es ist klar, dass die Switch grafisch nicht mit Dynasty Warriors-Ablegern auf den Next-Gen-Konsolen mithalten kann. Dennoch hätte es der Immersion nicht geschadet, ein wenig mehr Augenmerk darauf zu legen, das Ganze auch grafisch zu untermauern. Während die Helden nur so vor Details strotzen, glänzen die uninspirierten Landschaften leider zu oft mit Ideenlosigkeit.

Auch die zuvor erwähnte umfangreiche Spielzeit entpuppt sich im Verlauf des Spiels als zweischneidiges Schwert. Denn wer abseits der Hauptmissionen auch sämtliche Nebenmissionen erledigen will, wird hier nahezu erdrückt von der Vielzahl an zusätzlichen Schlachten. Und diese wissen sich in der Regel selten mit besonderen Zielen voneinander zu unterscheiden. Das führt dazu, dass am Ende ein wenig die Luft raus ist. Sich aber nur auf die Story fokussieren ist nicht möglich, da dann schlichtweg das Gold fehlt um die Truppen für die kommende Schlacht hoch zu leveln. Hier hätte es definitiv nicht geschadet, ein wenig auf die Bremse zu treten. Nach unserem Preview, in dem wir voll des Lobes waren, ist dies das größte Haar, welches es in der Suppe zu entdecken gibt. Denn ansonsten liefert Fire Emblem Warriors: Three Hopes einen stabilen Eindruck, lief reibungslos flüssig auf Nintendo Switch OLED, im Handheldmodus wie auch auf dem TV.  

Fazit

Würde man Fire Emblem Warriors: Three Hopes als neuen Stern am Hack and Slay-Himmel bezeichnen, dann läge man damit gar nicht so falsch. Denn die Spieltiefe, die man sich schon seit Jahren innerhalb des Genres erhofft, wird dank der strategischen Komponente endlich ermöglicht. Obendrauf gilt es eine packende, alternative Geschichte mit bekannten Gesichtern zu erleben, die man aus dem taktischen Vorgänger bereits kennt. Obwohl das Kampfsystem abwechslungsreich gestaltet ist, geht dem Titel in Anbetracht des großen Umfangs hinten raus spielerisch ein wenig die Luft aus. Ihr Übriges trägt dann auch die Optik dazu bei, die eher Mittel zum Zweck ist, anstatt mit grafischen Details zu punkten.

Fire Emblem Warriors: Three Hopes erscheint am 24.Juni 2022 exklusiv für Nintendo Switch.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz

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