Preview: Yu-Gi-Oh! Master Duel – Der bisher beste Ableger für jedes Könnerlevel?

Ich habe wohl auf bisher jeden Plattform seit der PlayStation 1 ein neues Yu-Gi-Oh! ausprobiert, um endlich das perfekte zu finden, welches in etwa einer Mischung des Anime gepaart mit dem echten Kartenspiel darstellt. Und auch wenn Ableger wie Legacy of the Duelist dies durchaus gut erfüllen konnten oder das zuletzt erschienenen Rush Duel etwas Neues probiert, so reicht es einfach nicht immer. Die Menüs zu karg, die Sounds nervig und an alte Mobile Games erinnernd oder zu wenig coole, aber nicht zu lange Animationen. Das alles könnte nun mit Master Duel endlich zusammenkommen und dazu sogar noch für Kenner und Neulingen gleichermaßen Spaß bringen. Denn wir durften uns eine ca. 30min lange Präsentation zum Spiel anschauen und sind durchaus angetan. Doch was genau es beim wohl mittlerweile letzten Steckenpferd von Konami so alles zu entdecken gibt, erfahrt ihr in unserer Vorschau.

Wie war das nochmal mit dem Herz der Karten?

Master Duel tut sehr viel mehr, um neue Spieler einzuführen. Dies wird auf drei verschiedene Arten erreicht: eine riesige Menge an Einzelspieler-Inhalten, mehrere Tutorial-Modi und die Art und Weise, wie wichtige Informationen zum Spiel vermittelt werden. Tutorials können langweilig sein, besonders wenn sie ein so komplexes Spiel wie Yu-Gi-Oh! erklären. Master Duel versucht, diese Langeweile zu umgehen, indem es zwei Arten von Tutorials anbietet, die unterschiedlich stark an die Hand genommen werden. Die erste sind die Tutorial-Missionen, bei denen es sich um sehr lineare, geführte Erklärungen der grundlegenden Konzepte des Spiels handelt. Dies unterscheidet sich nicht allzu sehr von dem, was wir in anderen Titeln wie Legacy of the Duelist gesehen haben. Wie man ein Monster beschwört, wie man angreift, was Lebenspunkte sind und so weiter.

Die zweite Art sind die Duell-Strategien. Hier werden kompliziertere Elemente des Spiels und fortgeschrittene Strategien erklärt. Manchmal sind sie genauso starr wie die Tutorial-Missionen, erklären aber Mechanismen wie die Beschwörung von Tributen oder das Herbeirufen eines Monsters in Angriffs- oder Verteidigungsposition. Manchmal sind sie auch etwas lockerer und lassen euch in einer Sandkastenumgebung experimentieren, um schwer verständliche Konzepte wie Synchro-, Xyz- oder Fusionsbeschwörung gegen eine KI zu meistern.

Archetypen statt Anime-Story

Ausnahmsweise adaptiert ein Yu-Gi-Oh! Spiel nicht einfach nur die Anime-Arcs, die wir schon unzählige Male gesehen, gelesen und durchgespielt haben. Stattdessen konzentriert sich jede Kampagne auf einen der beliebtesten Deck-Archetypen des Spiels (Archetypen sind synergetische Karten, die zusammen die meisten Yu-Gi-Oh! Decks bilden, wie Performapal, Elementar HERO oder Zoodiac Decks). Für Veteranen ist dies ein seltener Blick ins Universum auf die Karten, die ihre Lieblingsdecks ausmachen. Die meiste Zeit haben wir diese Karten nur von verschiedenen Anime-Charakteren spielen sehen und sind nie zu tief in das Design hinter ihnen eingestiegen. Für Neueinsteiger ist es eine Chance, die beliebtesten Decks in einer sicheren Einzelspielerumgebung zu testen und zu lernen. Bisher wurde bestätigt, dass eine Handvoll Archetypen diese Story-Behandlung erhalten werden, darunter Monarch, Edelstein-Ritter und Digi-Bug.

Multiplayer-Duelle, auch für Neulinge

Viele Spiele neigen dazu, die Grundlagen zu erklären und einen dann den Wölfen des Online-Multiplayers vorzuwerfen. Die Kombination zahlreicher, allmählich entspannender Tutorial-Phasen mit echten Einzelspieler-Inhalten ist eine großartige Möglichkeit, den Spieler behutsam an höhere Spielstufen heranzuführen, ohne ihn abzuschrecken.
Konami ist jedoch darauf bedacht, dass der Multiplayer-Modus nicht das Ende des Lernprozesses darstellt. Der Mehrspielermodus verfügt über eine Reihe von Design-Entscheidungen, die Neulingen helfen, sich in einem Gebiet zurechtzufinden, das für Neulinge unangenehm und manchmal sogar lebensfeindlich sein kann.

Die erste ist das System der Freundschaftsduelle. Man kann zwar immer noch einen Gegner direkt zu einem Duell herausfordern, aber ein noch attraktiveres Feature ist die Einrichtung eines Raums, in dem sich bis zu sechs Spieler duellieren und gegenseitig zuschauen können. In Anlehnung an die lokalen Spielläden und das physische Spiel wird die Möglichkeit, den erfahreneren Freunden zuzuschauen, für einige viel attraktiver sein, als sich einfach gegen die gefühllose Wand der Internetgegner zu werfen. Die Zuschauer werden viel Kontrolle darüber haben, wie viele Informationen sie sehen. Während Veteranen vielleicht eine übersichtlichere Ansicht des Tisches wünschen, können Neulinge davon profitieren, wenn sie Optionen einschalten, die ihnen tiefere Erklärungen zu den gespielten Karten und sogar vollständige Regelerklärungen bieten, die im Laufe des Spiels aktualisiert werden. Darüber hinaus gibt es bei Duellen ein vollständiges „Duellprotokoll“, in dem jede Runde aufgezeichnet wird und das jeder Spieler jederzeit einsehen kann.

Viele neue Effekte und gut durchdachte Neuerungen

Bei all diesen ausgefallenen Funktionen kann man leicht die einfacheren Dinge übersehen, die Master Duel für neue Spieler bereithält. Die Grafik ist explosiv und auffällig, aber sie hebt auch schwierig zu verstehende Aspekte des Spiels hervor. Wird ein Schwarzer Magier beschworen, so gibt es eine cool animierte kurze Sequenz, die dem Ganzen eine gelungene Epik verleiht. Doch auch der taktische Aspekt wurde angepasst. Ein großartiges Beispiel dafür ist die Kette, in der Fähigkeiten und Zauber, die in der Schwebe sind, abgelegt werden, bevor sie aufgelöst werden (Magiespieler werden dies als „Stapel“ kennen). Selbst für erfahrene Spieler kann es manchmal eine Herausforderung sein, die Kette zu verfolgen und zu wissen, in welcher Reihenfolge alles aufgelöst werden muss. Master Duel hat dieses Problem jedoch umgangen, indem es die Kette auf eine tatsächliche Kette gelegt hat. Mit jedem neuen Auslöser werden neue Glieder der Kette hinzugefügt und wieder entfernt, wenn sie aufgelöst werden. Das ist eine fantastische visuelle Darstellung eines komplizierten Spielkonzepts, die ebenso nützlich wie ansprechend ist.

Doch eines muss gesagt werden. Es ist unmöglich, Master Duel anzuschauen, ohne Vergleiche mit Magic The Gathering Arena zu ziehen. Beides sind plattformübergreifende Free-to-Play-Spiele, die eine getreue Adaption ihrer Tabletop-Pendants sein wollen, mit umfangreichen Kartenbibliotheken und voller Turnierunterstützung durch ihre jeweiligen Verleger. Sie sehen sogar ähnlich aus, mit ähnlichen Schlachtfeldern und dem Einsatz von Begleitern (oder „Kumpels“, wie Master Duel sie nennt), die euch vom Spielfeldrand aus anfeuern. Doch eigenständig genug ist das Spiel in diesem Vergleich auf jeden Fall. Es bleibt natürlich abzuwarten inwiefern das Spiel Mictrotransactions implementieren wird, denn dahinter steckt schließlich immer noch Konami, die euch den einen oder anderen Euro für ein paar Booster sicherlich gerne abnehmen werden. Doch bleiben wir erstmal weiterhin positiv gestimmt.

Yu-Gi-Oh! Master Duel erscheint im Winter 2022 für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X/S, Xbox One, Switch, PC, iOS und Android. Vollständiges Cross-Play und Cross-Progression werden auf allen Plattformen unterstützt.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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