Hi-Fi Rush – Der erste Überraschungshit im Jahr 2023

Erst in der allerletzten Minute vor dem Release wurde Hi-Fi Rush angekündigt. Auf der Bethesda Developer Direct Show (wir berichteten) wurde verkündet, dass wir im Gamepass gleich im Anschluss ein neues Rhythmus / Hack ’n‘ Slay Spiel der Evil Within Macher bekommen. Und wir können sagen, dass Tango Gameworks hier definitiv auch ohne Horror ins Schwarze getroffen haben.

Hi-Fi Rush Vanderlay

Die Story ist dabei schnell umrissen. Protagonist Chai leidet an einem verletzten Arm und will diesen von der Hightech Firma Vanderlay durch einen Cyborgarm ersetzen lassen. Dieser Traum erfüllt sich auch, allerdings wird auch sein MP3 Player mit ihm verschmolzen. Und nun reagiert alles um ihn herum auf den Takt der Musik, die gerade läuft. Von Vanderlay wird er allerdings als Defekt gesehen und soll aus dem Weg geräumt werden. Auf der Flucht vom Firmengelände kommt man dann den finsteren Plänen des Firmenchefs auf die Schliche und findet neue Freunde wie zum Beispiel die Robokatze 808 und deren Besitzerin Peppermint.

Rhythmus im Blut

Mit dem neuen magnetischen Arm, der mit Metallteilen zur E-Gitarre umfunktioniert wird, verprügelt man dann im Takt der Musik diverse Robotergegner. Der Aufbau der Welt und das Gameplay ähneln dabei stark Spielen wie Devil May Cry und Bayonetta und reißt einen sofort mit. Man läuft durch die Levels in denen sich Hüpfpassagen mit Arenen abwechseln, während stimmige Rockmusik einen weitertreibt. Und die Musik ist dabei integraler Bestandteil. Denn nicht nur Springen, Zuschlagen und Dashen sollten im Takt der Musik erfolgen, auch alle Gegner und die gesamte Umwelt sind dem Ryhthmus unterworfen. Lichter blinken im Takt auf, Gegner greifen rhytmisch an und selbst die Gestik der Bösewichte in Zwischensequenzen ist auf die Musik abgestimmt.

Wer nun Angst hat, er kommt ohne ein Musikstudium nicht durch Hi-Fi Rush: keine Sorge! Das Spiel bietet mit wenigen Ausnahmen viel Unterstützung in Sachen Rhythmus. So kann man sich z.B. eine Leiste anzeigen lassen, die den Takt vorgibt. Zudem hilft z.B. die Robo-Katze 808, die neben einem schwebt und im Takt blinkt. Zudem sammelt man während den Levels Metall und Gegenstände, mit denen man neue Moves, mehr Lebensenergie und später auch passive Fähigkeiten kaufen kann. Und mit vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden (Easy, Normal, Hard, Very Hard) sollte sich für jeden etwas Machbares finden.

Support von der Band

Im Laufe der Zeit bekommt Chai Unterstützung durch die Untergrundkämpferin Peppermint und Macaron, den ehemaligen Chef der R&D Abteilung von Vanderlay. Diese Freunde sitzen dabei nicht nur untätig in ihrer Basis, sondern können in den Levels hinzugerufen werden um Rätsel zu lösen und Gegner anzugreifen. Teilweise ist das sogar bitter nötig, weil man sonst an Schilden und Panzerung der Vandelay Schergen scheitert. Nimmt man dann all die kaufbaren Moves. Kombinationen aus leichten und schweren Angriffen und Spezialattacken zusammen, ergibt sich ein Kampfsystem, dass einem sehr viele Möglichkeiten lässt und auf der Jagd nach Highscores Kreativität ermöglicht. Hier scheint neben der allgemeinen Präsentation Hi-Fi Rush am meisten auf. Die eingebauten Ryhthmus-Minispiele in den Kämpfen, die Möglichkeit über Parieren, Ausweichen und den Assist Charakteren auch defensiv zu spielen bieten ein hervorragendes Gefühl und sind fordernd und belohnend zugleich. Und der flüssige Übergang zu Boden- und Luftcombos bietet ein rundes Gesamterlebnis.

Überragende Präsentation mit viel Liebe zum Detail

Doch nun zum anderen Highlight, nämlich der Präsentation des Spiels. Der Cel-Shading Look (bekannt aus z.B. Borderlands) ist zwar nicht jedermans Geschmack, aber wird konsequent durchgezogen und in Mission Briefings wird sogar endgültig auf einen Comic mit Rahmen zurückgegriffen. Die Animationen während des Spiels sind zwar nicht absolute Weltklasse, aber immer noch stimmig und auf gutem Niveau. Zudem hat man während den Kämpfen nicht die Muße, sich darauf zu konzentrieren. Weiterhin werden sich manche an den sehr schlauchigen Levels stören, die aber zumindest mit Items zum sammeln, NPCs mit lustigen Dialogen und vielen kleinen Eastereggs und Details versehen sind. Die Sprecher leisten dabei durchweg herrvorragende Arbeit. Dabei macht es keinen Unterschied, ob der Hauptbösewicht überhebliche Reden schwingt oder der R&D Chef völlig hyperaktiv auf einen einquasselt. Selbst die arbeitenden Roboternpcs haben kleine Monologe und klingen in ihrer Überarbeitetung (ein Running Gag des Spiels) glaubwürdig deprimiert.

Hi-Fi Rush 808 Katze

Doch nun zum Hauptakteur des Spiels. Und das ist ist natürlich die Musik inkl. Sounddesign. Und hier gibt es meines Erachtens absolut nichts zu meckern. Das Grundkonzept während der Levels rockige Eigenkompositionen laufen zu lassen, die dann bei Attacken, Sprüngen und anderen Aktionen neue Elemente bzw. Lautstärkewechsel hinzubekommt, funktioniert durchgehend. Auch Plattformen und Stage Hazards wie z.B. Lavafontänen bewegen sich zur Musik. Natürlich werden dabei die Songs/Riffs auf Endlosschleife wiederholt. Das hat allerdings zu keiner Zeit gestört. Hier ist man auf einem ähnlich hohem Niveau wie beim Rhythmus Shooter Metal – Hellsinger (unseren Test findet ihr hier). Und um bei diesem Vergleich zu bleiben: Auch Hi-Fi Rush hat namhafte Musiker engagieren können. U.a. gibt es Musik von der japanischen Band Number Girl, The Prodigy und sogar zwei Songs von Nine Inch Nails. Diese Highlights sind aber den Bosskämpfen vorbehalten. Die Choreographien dieser Bosse binden die einzelnen Phasen noch intensiver in die Musik ein und machen einfach Spaß. Wer sich in die lizensierte Musik reinhorchen will, findet hier die Spotify Playlist, wobei ein Song fehlt (da der Künstler nicht auf Spotify vertreten ist).

Überraschungshit?

Trotz der etwas hakeligen Sprungpassagen, der 0815 Story und dem zeitweise kindischen Slapstickhumor bietet Hi-Fi Rush das, was ein gutes Videospiel ausmacht: Spaß. Man merkt von Anfang an, dass hier mit viel Enthusiasmus ein Konzept in ein spaßiges Erlebnis umgesetzt werden sollte. Und das ist einfach gelungen. Der durchgehende Einsatz des Rhythmus „Gimmicks“ in allen Bereichen des Spiels bietet ein Erlebnis, das sich sehr polished anfühlt. Die vielen Kleinigkeiten, wie z.B. die Interaktion mit 808, die NPCs, die mit Ihrer Arbeit unzufrieden sind und herumliegende absurde Arbeitsanweisungen tragen ebenfalls zur Unterhaltung bei. All das miteinander lassen nur den Schluss zu, dass hier tatsächlich der erste Geheimtipp des noch jungen Jahres veröffentlicht wurde.

Hi-Fi Rush Boss

Fazit

Wer auch nur im entferntesten mit Hack ’n‘ Slay Spielen wie DMC oder Bayonetta etwas anfangen kann und von Optik und Soundtrack nicht abgeschreckt wird, sollte sich Hi-Fi Rush unbedingt holen. Mehr oder minder gratis im XBox Gamepass verfügbar und außerhalb dessen sowohl am PC als auch für Xbox Series X/S für ca. 30€ verfügbar, bietet das Spiel eine klasse Präsentation, forderndes Kampfgameplay und macht einfach Spaß.

Positiv

  • Hervorragendes Sound- und Musikdesign
  • Viel Liebe zum Detail, die man überall spürt
  • Konzept und Design werden von Anfang bis Ende durchgezogen
  • Tolle Charaktere mit starken Persönlichkeiten trotz vieler Klischees
  • Intensive, choreographierte Bosskämpfe
  • 808, die Roboterkatze

Negativ

  • Sprungpassagen, manchmal etwas hakelig
  • Levels sehr schlauchig
  • Story bekommt keinen Innovationspreis
  • Der Humor ist mit viel Slapstick Geschmackssache
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Written by: Steve Brieller

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