Der Brief, mit dem Microsoft Nintendo aufkaufen wollte…

Es ist schon längst bekannt, dass Microsoft auch den Versuch gestartet hatte, die japanische Spielefirma Nintendo aufzukaufen. Super Mario Bros. und The Legend of Zelda – Microsofts Ansicht nach passten Spiele wie diese perfekt zu der, nach eigener Meinung, überlegeneren Hardware der Xbox. Der damalige Leiter der Xbox-Geschäftsentwicklung äußerte sich Anfang dieses Jahres in einem Interview mit Bloomberg zu diesem Thema:

„Wir hatten Nintendo im Januar 2000 bei uns im Haus, um die Details eines Joint Ventures auszuarbeiten, bei dem wir ihnen alle technischen Daten der Xbox vorlegten. Das Argument war, dass ihre Hardware schlecht sei, und im Vergleich zu Sonys PlayStation war sie das auch. Die Idee war also: ‚Hört mal, ihr seid doch viel besser, was die Spiele angeht, mit Mario und all dem Zeug. Warum überlasst ihr uns nicht die Hardware?‘ Aber das hat nicht geklappt.“

Das vor Übermut strotzende Angebot machte Nintendo aber keineswegs wütend. Im Gegenteil, die japanischen Gesprächspartner lachten Microsoft nur aus.

„Sie haben sich einfach kaputt gelacht“, sagte Kevin Bachus, Microsofts ehemaliger Direktor für die Beziehungen zu Drittanbietern für Xbox. „Stellen Sie sich vor, dass jemand eine Stunde lang nur über Sie lacht. So ungefähr lief das Treffen ab.“

„Liebes Nintendo, wir wollen euch kaufen.“

Microsoft ist seine Vergangenheit aber nicht peinlich. Zum 20. Jahrestag der Xbox-Konsole veröffentlichte das Unternehmen einen Brief von Vizepräsident Rick Thompson an Nintendo of America aus dem Jahr 1999, der einige Beweise für den versuchten Kauf veröffentlicht. Nachzulesen ist das Schreiben im virtuellen Xbox-Museum.

Der Brief ist zwar nur teilweise lesbar, da er von einer riesigen Schrift in der Mitte verdeckt wird, aber man kann genug auf den Seiten herauslesen. Der Brief verrät, dass er von Vizepräsident Rick Thompson verfasst wurde und wer am Meeting teilhaben sollte. Der langjährige Nintendo-Präsident Hiroshi Yamauchi und die Hardware-Legende Genyo Takeda waren an den Verhandlungen mit Microsoft beteiligt. Takeda war später zum Beispiel für die Entstehung des innovativen Controllerdesigns der Nintendo Wii mitverantwortlich, da er darauf drängte, eine innovative Videospielkonsole zu erschaffen.

Takeda war es auch, der laut dem Brief Bedenken hatte, eine Partnerschaft mit Microsoft einzugehen. Thompson versuchte in seinem Schreiben zu beschwichtigen mit Sätzen wie: „das Angebot von Microsoft kann dabei helfen, Dolphin zur besten Videospielkonsole zu machen“. Dolphin war damals der Codename für den Gamecube, der sich später nicht so gut verkaufte, wie von Nintendo erhofft. Was für Nintendo-Spiele würden wir jetzt auf der Xbox oder sogar dem PC zocken, wäre der Deal doch geschehen?

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Written by: Julian Bieder

Retro-Zocker, RPG-Allrounder und eifriger Trophäenjäger

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