Ubisoft hat uns vor kurzem nach Düsseldorf eingeladen um Assassin’s Creed Nexus VR erstmalig anspielen zu können, inklusive einer umfangreichen Studiotour. Was wir dort alles erlebt haben, und warum Meta hier einen potenziellen Exklusiv-Hit parat hat, verraten wir euch wie immer in unserer Vorschau.
Nicht mehr nur „das Siedler-Studio“
Ubisoft Blue Byte, damals ursprünglich ansässig in Mülheim an der Ruhr und vor der Übernahme durch Ubisoft eigentlich nur bekannt für ihre Entwicklungsarbeiten an Die Siedler, hat über die Jahre doch einige große Projekte von Ubisoft als Co-Dev Studio begleitet: Unter anderem For Honor oder auch Rainbow Six Siege. Für Ubisoft Connect gibt es sogar ein eigenes Team vor Ort, was an der Entwicklung von neuen Features für die Plattform beteiligt ist. Auch bei zukünftigen Projekten wie Avatar Frontiers of Pandora ist das Studio bereits beteiligt. Erste Erfahrungen im VR-Bereich konnte das Studio bereits mit dem Escape Room Spiel Escape the Lost Pyramid (2018) sammeln. Wir konnten von Ubisofts VR Ablegern davor bisher nur Prince of Persia: The Dagger of Time anspielen.
Ein großer Aspekt lokal in Düsseldorf ist das Playtesting: In einem eigenen Raum mit einem umfangreichen Portfolio an Hardware von Capturing bis hin zum Eyetracking der Spieler, werden hier für verschiedenste zukünftige Projekte Tests abgehalten, um erstes Feedback zu erhalten. Wer daran interessiert ist, kann sich auf der Webseite von Ubisoft Blue Byte als Tester bewerben. Was neben den klassischen Bürobauten der Entwickler in den verschiedenen Stockwerken noch heraussticht, sind die diversen Social Spaces. Beispielsweise können sich Mitarbeiter vor Ort in einer eigenen Bibliothek ältere Spiele von Ubisoft ausleihen oder in passender Lektüre für ihre Projekte schmökern. Ein eigener Kinosaal wird öfters genutzt um die eigenen Präsentationen live zu verfolgen, aber hatte interessanterweise auch eine Gitarre enthalten, was vermuten lässt das sich die Mitarbeiter auch abseits der Spiele Projekte gerne kreativ austoben. Die Studiotour war sehr locker gehalten und hat uns neben dem Spiel selbst sehr positiv überrascht. Von einem Studio, das man fast nur für Die Siedler in Erinnerung hat, zu einem der größten Entwicklerstudios Deutschland heranzuwachsen, ist eine beachtliche Leistung. Kleine „Sidenote“ für Gamer: Natürlich gibt es auch an jeder Ecke lebensgroße Statuen zu diversen Titeln wie Assassin’s Creed Odyssey oder auch The Division, neben anderen Merchandise von Ubisoft. Insgesamt beschäftigt Ubisoft Blue Byte aktuell 750 Mitarbeiter in ganz Deutschland (125 in Berlin, 455 in Düsseldorf und 170 in Mainz).
Assassin’s Creed in VR funktioniert? Ja!
Doch zurück zum eigentlichen Projekt, worin es hier in der Vorschau geht: Die Mission rund um Ezio Auditore da Firenze in Assassin’s Creed Nexus VR, die wir durchspielen konnten, wurde von rund 80 Entwickler des Studios vor Ort entwickelt. Gesamt handelt es ich bei diesem VR Projekt wieder um eine Co-Dev Produktion, aber alle spielbaren Missionen die sich um Ezio drehen, wurden hier entwickelt. Der Bereich ist zwei Jahre nach den Abenteuern in Rom aus Assassin’s Creed Brotherhood angesetzt. Die Familie Auditore und alte Freunde wie Leonardo da Vinci spielen wieder eine große Rolle. Nach einem kurzen Tutorial, wurde uns Ezios Freund Antonio vorgestellt. Er dient in der gesamten Mission als Auftraggeber. In der Demo konnten wir die allgemeine Missionsstruktur des Spiels einsehen. Mehrere Erinnerungen/Missionen sind hier auf Kassandra aus Assassin’s Creed Odyssey, Connor aus Assassin’s Creed III und Ezio aufgeteilt. Keine Sorge, wir waren vorab vermutlich genauso besorgt, ob man die vielen Aspekte, die ein Assassin’s Creed ausmacht, wirklich gut in VR darstellen kann, aber sind positiv überrascht worden.
Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit mit der neuen Meta Quest 3 ging es in einem Stück im „Immersiv Mode“ durch die gesamte Demo. Trotz einiger Gefechte, Parkour Challenges und Klettereinlagen ist keinem in der Session schlecht geworden. Das intensive Playtesting und Feedback einholen, dürfte dem Studio hier sehr geholfen haben. Der Titel hat vermutlich die besten Features für Komfort und Zugänglichkeit in einem VR Spiel bisher. Ihr könnt nicht nur die Schwierigkeit von Stealth und Kämpfen separat einstellen, sondern auch verschiedenste Komfortstufen, bis hin zu einer eigenen Einstellung für Menschen mit Höhenangst, welches ein Gitter unter euch erzeugt. In einer kurzen Präsentation wurden uns die größten Bedenken und Schwierigkeiten bei VR Games näher gebracht und auf was alles das Studio genau geachtet hat. Vor allem eine Performance von mindestens 72 FPS, oder auch die Problembereiche, sobald Spielern im Normalfall schlecht wird, waren hier informativ aufbereitet. Teleportieren war in der höchsten Komfortstufe möglich, aber man kann sich durch die weiteren Stufen auch Schritt für Schritt herantasten, bis man an seine Grenzen kommt.
Neue Freiheiten durch VR und vollständig erkundbare Städte
Das Spiel selbst hat uns, wie bereits erwähnt, äußerst positiv überrascht. Eine komplett frei zugängliche Stadt mit lebendingen NPCs, waren neben den klassischen Assassin’s Creed-Elementen die Highlights der Session. Auch wenn wir meistens nur im Vorbeigehen Passanten ihre Becher geklaut haben, sind die Möglichkeiten in Nexus VR sehr vielseitig. Gegenstände können zum Ablenken von Wachen genutzt werden und Obst lässt sich sogar essen. Einen Bonus im Spiel bekommt ihr zwar dafür nicht, aber immerhin gibt es eine eigene Animation dafür! Wo Nexus VR leider keine Chance gegen die Hauptspiele hat, sind die klassischen Synchronisationspunkte und der Leap of Faith. Natürlich technisch bedingt, da euch bei einem 360 Grad-Kameraschwenk um die gesamte Stadt vermutlich in VR recht schnell schlecht werden würde. Für den Leap of Faith streckt man beide Arme aus und drückt den A-Knopf. Das Gefühl des freien Falls kommt im Hauptspiel auch ohne VR ein Stück besser rüber. In Nexus VR wird euch nur dieselbe Ansicht geboten, die ihr auch über ein eigenes Menü öffnen könnt, welche den gesamten Stadtteil von oben präsentiert. Immerhin könnt ihr hier recht einfach durch längeres Ansehen der Gegner deren Positionen markieren.
Parkour, Stealth und alle Kampfeinlagen kommen dafür deutlich besser weg. Die gesamte Stadt zu erklettern, oder auch klassische Parkour Challenges zu durchlaufen, macht genauso viel Spaß wie im Hauptspiel und beim Klettern hat das Studio eine großartige Arbeit abgeliefert. Man ist teilweise wie in den anderen Ablegern der Serie limitiert auf Stellen, die man auch real greifen könnte, und die Animationen dazu sind – auch wenn sie sehr schnell erfolgen -, sehr angenehm. Wir hatten beispielsweise während der gesamten Session kein ungutes Gefühl beim Klettern. An einer Stelle mussten wir kurz neu kalibrieren, aber wer VR Spiele kennt, wird das schon gewohnt sein. Auch hier haben die Entwickler an Spieler gedacht, die den Titel beispielsweise sitzend spielen wollen und bei der Kalibrierung einen eigenen Parameter dafür eingebaut. Das Highlight für Fans wird wohl die versteckte Klinge werden! Auch wenn es nur ein Button kombiniert mit einem kurzen Schwenk der Hand ist, erzeugt es ein unglaublich immersives Erlebnis in VR. Man muss aber natürlich bei all diesen Faktoren auch immer korrekt mitspielen bzw. im richtigen Moment reagieren. Wir hatten ungewollt einen recht coolen Moment versaut, wo uns Antonio einen Pfeilköcher zuwerfen wollte, und dieser dann am Boden landete. Die Freiheiten, die sich damit aber ergeben, sind Eckpfeiler der Serie und machen das VR-Erlebnis in kaum einen Bereich schlechter als die anderen Ableger.
Als Ezio standen uns Wurfmesser und Rauchbomben am Gürtel zur Verfügung und später in der Mission. in als Hauptwaffen sein Schwert und eine Armbrust. Fürs schnelle Wechseln zwischen den einzelnen Waffen muss man sich doch etwas länger mit der Steuerung auseinandersetzen, aber alles ist sehr intuitiv gestaltet und notfalls auch per Button über den Controller auswählbar. Das Kämpfen selbst macht ordentlich Spaß und erfordert genaues Blocken. Danach ist der Gegner eigentlich sehr offen für jegliche Attacken mit dem Schwert. Das Spiel verlangt hier nicht von euch, besonders grazil zu agieren.
Das größte Manko von Assassin’s Creed Nexus VR ist wohl die Limitierung auf Meta Quest 2 / Meta Quest 3 und Meta Quest Pro. Natürlich gut für Meta, dass man sich so ein potenzielles Highlight gesichert hat, aber es bleibt noch offen, ob der Titel in der finalen Fassung genug Inhalte bieten wird, um ein Systemseller zu werden. Wir hatten unglaublich viel Spaß mit der spielbaren Mission und bleiben immens überrascht, wie gut hier die Welt und die Dynamik eines Assassin’s Creeds in VR umgesetzt wurde.