Review: The Last Faith – Gelungener Mix aus Metroidvania und Soulslike

The Last Faith von Entwickler Kumi Souls Games ist ein gotisches Metroidvania mit Soulslike-Elementen. Es ist düster, es ist blutig und es macht während der rund 20-stündigen Spielzeit bis zum Abspann viel Spaß. The Last Faith trägt seinen Bloodborne-Einfluss ebenfalls deutlich auf der Stirn, sowohl im positiven, aber auch im negativen. Mehr dazu aber natürlich im Test.

Eryk könnte fast der neue Alucard werden

Um mit dieser Inspiration zu beginnen, ist The Last Faith wunderbar mit Anklängen an FromSoftwares Bloodborne versehen. Die Stadt Mythringal und die umliegenden Orte sind ebenso charmant wie gespenstisch und bieten gotische Architektur im Überfluss. Jeder Teil der Karte hat seinen eigenen Anteil an Jägern, Bestien, Dämonen und grotesken Gestalten, die sich dort tummeln. Wir stellen uns ihnen sogar mit einem vertraut wirkenden Arsenal an Trickwaffen, die jeweils zwei Angriffsformen haben. Die oberflächlichen Ähnlichkeiten reichen bis hin zu den silbernen Kugeln mit Rötelbeschichtung. Damit soll nicht gesagt werden, dass The Last Faith ein Abklatsch ist. Es nimmt ein gelobtes Setting, das wir schon einmal gesehen haben und schafft es, es mit einer interessanten Geschichte, fesselnden Kämpfen und den visuellen Verzierungen, die nur ein Pixel-Art-Stil bieten kann, zu seinem eigenen zu machen.

Diese Feinheiten beginnen bereits bei den Grundlagen. Abgesehen von der Laufgeschwindigkeit, die ich als etwas langsam empfand, sind die grundlegenden Bewegungen in The Last Faith flüssig und angenehm auszuführen, wobei präzise Animationsabläufe selbst kleine Kämpfe zu einem Spektakel werden lassen. Hacken, Aufschlitzen und Ausweichen bilden eine solide Basis, während Parieren, Waffen und Zauber zusätzliche Optionen eröffnen. Diese sekundären Angriffe lassen sich gut mit den Hauptangriffen kombinieren oder ganz ignorieren, was ich sehr geschätzt habe. Ganz zu schweigen von den Trickmanövern, die den Verstand (den Intelligenzwert dieses Spiels) kosten und eine dritte Ebene der Kampffähigkeit bieten. Trickbewegungen machen Spaß, sind ausgefallen und nützlich, wenn es bei Bosskämpfen hektisch wird.

Noch dazu könnt ihr fast jeden Gegner eindrucksvoll mit einem kleinen Finisher ausschalten, wenn die HP fast auf null sind, ähnlich wie beispielsweise beim neuesten DOOM. Dabei sind verschieden Builds möglich und ihr könnt bereits zu Beginn des Spiels zwischen vier Klassen wählen. Weder Schusswaffen noch Zauber bleiben euch dabei in einer Klasse verwehrt, aber natürlich benötigen stärkere Versionen dann einen höheren Wert, wie gewohnt eben in einem Soulslike. Eine Sache die leider auch aus Bloodborne übernommen wurde sind die Heilitems. Denn diese müsst ihr sammeln und habt nicht etwa einen festen Vorrat, wie bei den Estus-Flasks von Dark Souls. Bei einem Ableben liegen am Checkpoint zwar jederzeit ein paar davon bereit, für härtere Bosse müsst ihr aber dennoch immer etwas farmen oder diese bei Händlern kaufen.

Unsichtbare Wände in einer sich stets verändernden Welt

Das Leveldesign ist ein entscheidender Pfeiler eines jeden Metroidvanias. Es ist eine Sache, eine komplexe, weitläufige, zusammenhängende Karte zu haben, aber sie muss auch gut genutzt werden. The Last Faith lehnt sich an die übernatürliche Seite seiner Themen an, um genau das zu erreichen. Mein Lieblingsort, den ich erkundet habe, war das Herrenhaus von Esk, ein Haus, das gleichermaßen opulent und heruntergekommen ist. Es verfügt über ein Spiegelkabinett, das Hauptcharakter Eryk mit rücksichtsloser Hingabe durch seine Hallen transportiert. Es war unglaublich befriedigend, das Layout zu entschlüsseln und weitere Teile der Karte freizulegen, wenn ich sie denn gefunden habe. Überall in The Last Faith treffen Abkürzungen und Umwege genau den richtigen Punkt des Genres: interessant zu erreichen, nützlich für mehrere Instanzen, wenn auch manchmal etwas schwer zu finden. In geheimen Räumen und Pfaden, von denen einige auch nach dem Abspann noch unerforscht sind, findet man auch eine ganze Reihe von Waffen und Sammlerstücken zum Aufbau der Welt, da diese Souls-typisch recht kryptisch gehalten wird. Noch dazu gibt es nach einigen Bossen auch neue Traversal-Fähigkeiten, die euch nicht nur weitere Bereiche öffnen, sondern auch den Spaß beim Erkunden erhöhen.

Weniger fesselnd ist die Geschichte von The Last Faith. Mit der klassischen Souls-Erzählweise aus kryptischen Notizen und nihilistischen Dialogen ist Eryks Geschichte keineswegs eine langweilige Angelegenheit. Sie schafft es nur nie, meine Aufmerksamkeit für längere Zeit zu gewinnen. Ich war neugierig darauf, die NPC-Questlinien zu erkunden, und habe die kleinen Einblicke, die ich in Notizen und Gegenstandsbeschreibungen fand, geschätzt. Auch die Sprachausgabe ist gut gelungen, aber der erzählerische Untergang kommt dann durch den Mangel an Substanz. Eryk ist verflucht und muss ein Gelübde erfüllen, um sich von seinem Leiden zu befreien und damit hat es sich auch schon. Wirklich mehr erfährt man dazu nicht, es gibt keine Entwicklung des Charakters oder ähnliches, alles stagniert etwas.

Ein Pixel-Look, der durch die Bosse richtig ausgekostet wird

Generell gefällt uns der Stil wirklich gut und der Pixel-Look bleibt einfach ein zeitloser Augeschmaus. Gepaart mit der passenden epischen Musik bei großen Auseinandersetzungen kann halt auch auf einfache Weise wenig schief gehen und falls ihr euch in der recht verzweigten Welt doch einmal wieder verlaufen habt, freut euch auf die Bosskämpfe. Zwar ist der Schwierigkeitsgrad insgesamt etwas leichter, aber jeder Boss in Mythringals Pantheon bietet ein Moveset, das zu erlernen Spaß macht und genau das richtige Maß an Herausforderung bietet, um es zu meistern. Die Endgegner von The Last Faith werden ihren Vorbildern aus Souls gerecht und bieten ein großartiges Spektakel, gut ausgeklügelte Moves und den Power-Trip, der entsteht, wenn man ein doppelt so großes Biest aufschlitzt. Es macht doch immer wieder Spaß zwischen den massiven Angriffen hindurch zu rollen, zu springen und zu rasen, um dann die Trickwaffen-Moves zu entladen.

Fazit

The Last Faith deckt einige Genre ab und schafft dabei einen wirklich guten Mix zu kreieren. Es hat die eindrucksvollen, aber fairen Bosse eines Souls, die vielen, wenn wenn auch teils verwirrenden, Erkundungsmöglichkeiten eines Metroidvania und den düsteren Stil eines Bloodborne. Eine flache Story und viel Backtracking in der zweiten Hälfte sollte Fans der Genre daher nur bedingt abschrecken.

The Last Faith erschien am 15. November für Switch, PlayStation 4 & 5, Xbox One und Series sowie PC.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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