Review: Tekken 8 – Treffen nun wirklich Faust und Schicksal aufeinander?

Nach dem überraschenden und langanhaltenden Erfolg von Tekken 7, hatte der Nachfolger Tekken 8 offensichtlich mehr Budget zur Verfügung. Und abgesehen von der Catchphrase „Fists meet Fate“, hat Bandai Namco alles getan, um möglichst viel Hype aufzubauen. Und auch die Anspielmöglichkeiten in Netzwerktests bekamen größtenteils positives Feedback. Doch wie hält sich das fertige Produkt? Das wollen wir euch nun in unserem Review aufzeigen. Wir haben uns dabei die PC und PS5 Version angesehen.

Die am längsten andauernde Story in einem Videospiel und vielleicht auch eine der chaotischsten

Ein Rekord, den die Tekken Serie hält, ist die am längsten andauernde Story in einem Videospiel. Dabei ist sie nicht dafür bekannt sich in irgendeiner Form zurückzuhalten. In diesem Teil geht es nach dem Tod Heihachi Mishimas in Tekken 7 auch mit hoher Intensität weiter. Jin ist wieder unterwegs und versucht seinen Vater Kazuya zu stoppen. Der Story Modus setzt an dieser Stelle an und beginnt mit einem dramatischen Kampf in New York. Hier zeigt sich bereits eine der größten Stärken von Tekken 8. Die grafische Präsentation ist auf einem extrem hohem Level und das kommt dem Story Modus, der zwischen vorgerenderten und in Engine Sequenzen wechselt, zu Gute.

Gleichzeitig ist alles was passiert ebenso völlig over the top. Bereits im ersten Kapitel lasert Kazuya mit seinen Teufelskräften Satelliten aus dem Weltraum, übersteht den Absturz seines Hubschraubers und schüttelt mehrere Explosionen ab. Danach ruft er das nächste King of Iron Fist Tournament aus, bei dem die Länder der Welt, um das Recht nicht von Kazuya bestraft zu werden, kämpfen. Und zwischendrin gibt es Krieg, eine mysteriöse neue Kämpferin und einen alten Bekannten aus Tekken 6.

Motivation? Kaffee und Preisgeld!

Die Schlagzahl ist dabei sehr hoch und die Story springt ständig von einem Ort und Protagonisten zum nächsten. Ein Mortal Kombat 1 erzählt hier etwas ruhiger und hängt die einzelnen Szenen besser zusammen. Auch die Entscheidung alle Charaktere in ihrer gelernten Sprache sprechen zu lassen, wirkt ein wenig seltsam, wenn sich Japaner mit Deutschen (Leo und sein Vater) unterhalten. Und gerade die beiden Synchronsprecher haben keinen guten Tag erwischt. Dadurch entsteht wenig Immersion, insbesondere auch dann, wenn sich später Lager bilden, die gegeneinander kämpfen und die Motivation mancher Charaktere sich auf „Werbung für meine Kaffeefarm“ und „du wolltest mir doch Preisgeld geben“ beschränkt. So richtig nachvollziehbar ist nichts davon und die gewollte Lächerlichkeit ist etwas übertrieben. Nur die Hauptcharaktere haben ein Motiv, das irgendwie Sinn ergibt.

Trotzdem macht das Ganze Spaß. Wiederkehrende Charaktere und Elemente aus älteren Teilen, Anspielungen und intensiv inszenierte Kämpfe fesseln einen dennoch an den Bildschirm. Am Schluss der relativ kurzen 15 Kapitel hat man somit definitiv nicht das Gefühl sich gelangweilt zu haben. Als Alleinstellungsmerkmal reicht der Story Mode aber nicht aus, aber das kann kaum ein Fighting Game für sich behaupten. Wem das nicht reicht, für den hat Tekken 8 noch pro Charakter die sog. Character Episodes parat. Hier bestreitet man fünf Kämpfe und bekommt dafür eine kleine Szene und etwas Background Story, was während der Main Story passieren könnte. Denn auch hier benutzt Bandai Namco das „was wäre wenn“ Stilmittel der vorherigen Teile. Dabei wird auch wieder einiges an Slapstick Humor benutzt. Man erinnere sich z.B. an Heihachis Ending in Tekken 5, bei dem er Kazuya, Jinpachi und Jin ins Weltall schießt. Wer das alles nicht braucht, der nimmt sich den normalen Arcade Modus zur Brust und kämpft acht Kämpfe und das wars.

Turn the Heat on

Doch am wichtigsten ist natürlich das Gameplay. Hier hat sich Tekken 8 der Aggressivität verschrieben. Um das zu erreichen wurde das neue Gameplayelement des Heat Mode eingeführt. Einmal pro Runde kann jeder Charakter in diesen Modus schalten, um dann Chip Schaden, verbesserte Moves und teilweise neue Moves zu erhalten. Da der Timer dieses Modus stoppt, solange man den Gegner angreift, wird offensives Gameplay hier sehr stark belohnt.

Aber selbst ohne diese Neuerung war und ist Tekken schon immer eine Reihe gewesen, in der man einiges zu lernen hat und die Einstiegshürden sind hoch. Um dieses Thema anzugehen hat sich Bandai Namco einiges einfallen lassen. Das fängt mit kleineren Quality of Life Verbesserungen an, wie z.B. dass in der Move Liste nun endlich weitere Informationen bereitgehalten werden. Einerseits gibt es bei jedem Charakter eine separate Liste, die die Schlüsselangriffe festhält und zusätzlich hat jeder Move nun z.B. Informationen wie den Throwbreak oder Möglichkeiten zum Stancewechsel direkt sichtbar. Und in diesem Teil muss man auch keinen DLC kaufen um die Frames im Trainingsmodus zu sehen, was durchaus ein Skandal in Tekken 7 war.

Arcade Quest als Mentor

Aber man hat bei Bandai Namco auch erkannt, dass der Trainingsmodus tendenziell nicht von Anfängern genutzt wird. Darum gibt es diesmal den Single Player Modus Arcade Quest. In diesem läuft man als Avatar mit seinem Kumpel Max durch verschiedene Arcades und spielt dort Tekken, um schlussendlich seinen großen Rivalen auf der Bühne eines Tekken World Tour Events besiegen zu können. Das soll einerseits dem jüngeren Publikum das Arcade Feeling näher bringen (gelingt mäßig) und andererseits auch in der Story zeigen, dass jeder mit Tekken etwas anderes verbindet (gelingt wesentlich besser). Während manche Charakter Fans und Customization Nerds sind, spielen andere um zu gewinnen und wieder andere wollen einfach nur flashy Moves sehen. Das alle derselben Community angehören steht dabei im Mittelpunkt. Eine nette Message, die hoffentlich den ein oder anderen dazu bewegt sich in der Fighting Game Community zu engagieren.

Inhaltich erklärt Max in Arcade Quest in kurzen Tutorial Sektionen Konzepte wie den Heat Mode, kurze Combos, Würfe oder Lows. Gleichzeitig spielt man auch gegen Gegner, die gewisse Habits haben, wodurch man lernt, diese zu bestrafen. Um alles zu verknüpfen bekommt man auch Aufgaben von Max gestellt, die man versuchen kann im Kampf zu erfüllen. Beispiele dafür sind eine Combo mit 70 Schaden anzurichten oder zwei Mal zu werfen. Diese Inhalte sind aus unserer Sicht der bis dato beste Versuch Anfängern kleinteilig Fighting Games beizubringen. Leider ist auch dieser Modus sehr kurz und lässt Fortgeschrittene Spieler alleine.

Konzepte wie Okizeme (das Angreifen des am Boden liegenden Gegners), Low Parry, Frame Advantage oder Mind Games sind leider nicht Bestandteil der Arcade Quest. Hier ist man weiterhin auf Freunde, das Internet und Guides angewiesen, wenn man sich effektiv verbessern will. Dennoch geht man hier in die richtige Richtung, denn im Gegensatz zum World Tour Modus von Street Fighter 6, werden die Konzepte potentiell durch die Missionen auch über mehrere Kämpfe hinweg angewendet. Ein nettes Gimmick ist nebenbei auch, dass Max einem während der Kämpfe über die Schulter schaut und lobt, wenn man etwas gut gemacht hat. Das ist aber dankenswerterweise auch abstellbar.

Und der eigene Geist als Trainingspartner

Doch hier hört Tekken 8 in Sachen Anfänger abholen nicht auf. Neben dem zusätzlichen Eingabemodus, der jederzeit ein- und ausgeschaltet werden kann, sodass man Combos und Spezialattacken auf Knopfdruck bekommt, gibt es auch die Super Ghost Battles. Diese werden auch in der Arcade Quest vorgestellt und sind eine Erweiterung der bekannten Ghost Battles. Diesmal lernt eine AI, wie man selbst kämpft und kopiert diese Verhaltensmuster. Gegen diesen Geist kann man dann antreten und erkennt so eventuell eigene Fehler und Ungenauigkeiten schneller, um sich so zu verbessern. Die AI lernt dabei relativ schnell und wir konnten uns tatsächlich in den Geistern wiedererkennen.

Tekken 8 liefert auch einige Geister mit, inklusive Executive Producer Katsuhiro Harada und Producer Michael Murray. Auch Ex-Profi Mishimastar und Game Director Kohei „Nakatsu“ Ikeda sind als Gegner anwählbar. Hier hatten wir aber das Gefühl, dass die Geister nicht den Rängen entsprachen, die sie im Spiel hatten. Spannend wird das Ganze aber dadurch, dass im Online Modus Geister der Rangliste und der Leute in den Lobbies herunterladbar sind und man so zumindest eine Ahnung davon bekommt, wie es ist gegen Profis zu spielen bzw. man gegen den eigenen Rivalen trainieren kann. Hier muss sich noch zeigen, ob das auf hohem Niveau wirklich gut funktioniert. Grundsätzlich aber eine klasse Idee, die hoffentlich von anderen Spielen aufgegriffen wird.

Der Rest vom Fest

Als letztes Tool zum Verbessern, sei noch der Replay Modus erwähnt, der einem in den eigenen Matches zeigt, wo man eine Combo hätte drücken können oder wenn man einen Punish verpasst hat. Auch hier richtet sich das Ganze eher an Anfänger, aber mit diesem Tool kann man zumindest in Sachen Matchup Knowledge zulegen, ohne die Movelist von Charakter X durchzugehen.

Wie eingangs bereits erwähnt, sieht Tekken 8 fantastisch aus und auch das Musik- und Sounddesign ist bis auf ganz wenig etwas nervige Songs (looking at you Character select) wunderbar. Alles hat „ooomph“ dahinter und in Kombination mit den fast durchweg gelungenen Redesigns der Charaktere, gibt es an dieser Stelle nur minimalst etwas zu meckern. Ähnlich wie bei Mortal Kombat 1 nähert man sich optisch einer Art Fotorealismus an. Auch die neuen Charaktere Reina, Victor und Acuzena machen Spaß, fühlen sich durchdacht an und sind keine Kopien, wenngleich davon auszugehen ist, dass nur Reina in Zukunft eine wichtige Rolle in der Story spielen wird.

Ein Revival erlebt der Tekken Ball Modus als Abwechslung zu den harten Kämpfen und er macht auch heute 28 Jahre nach Tekken 3 noch genausoviel Spaß wie damals. Die Online Lobbies und das allgemeine Online Gameplay haben in den Netzwerktests bei uns damals gut funktioniert, doch die wahre Performance wird erst nach dem Release zu sehen sein. Wir sind allerdings guter Dinge, dass man ein zufriedenstellendes Ergebnis bekommen wird.

Fazit

Tekken 8 liefert an der wichtigsten Stelle Hervorragendes ab: Gameplay und Präsentation sind wahnsinnig gut. Die Singleplayer Modi sind allesamt etwas kurz und die Story ist ein Durcheinander wie eh und je. Tekken Fans sollte das allerdings nicht stören. Ein Highlight ist dagegen, dass man sich wirklich bemüht hat Anfänger abzuholen, sei es durch das zusätzliche Kontrollschema, das Mentor-/Missionssystem in Arcade Quest, dem erweiterten Trainingsmodus oder dem Replay Tipps System. Nur der nächste Schritt auch fortgeschrittene Konzepte zu implementieren fehlt leider. Alles in allem ist Tekken 8 ein mehr als würdiger Nachfolger und krönt sich unserer Meinung nach zum momentan besten Fighting Game der aktuellen Generation.

  • Fantastische Präsentation
  • Redesign und Erweiterung der Charaktere fast ohne Ausnahme gelungen
  • Arcade Quest liefert eine Blaupause wie Anfänger an das Thema Fighting Games herangeführt werden können
  • Hilfreiche Features zum sich selbst verbessern (Super Ghost Battle, Replay Tips etc.)
  • Tekken Gameplay mit offensivem Fokus bringt frischen Wind in die Serie
  • Tekken Ball ist zurück
  • Singleplayermodi sind jeder für sich sehr kurz
  • Die Story ist hektisch erzählt und viele Charaktere bleiben sehr flach in ihren Beweggründen und ihrem Charakter
  • Story stellenweise zu over the top für unseren Geschmack
  • Die guten Ansätze für Anfänger, werden für Fortgeschrittene nicht durchgezogen
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Written by: Steve Brieller

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