Review: Suicide Squad: Kill the Justice League – Nichts Halbes und nichts Ganzes

Viele der Kritikpunkte bezüglich Suicide Squad kamen daher, dass Rocksteady mit der Arkham-Reihe für ihre erstklassigen Singleplayer-Geschichten bekannt geworden ist. Kill the Justice League wurde als Service-Game angekündigt, was in der Regel niemandem gefällt. Das bedeutet, dass das Geschäftsmodell des Spiels darauf basiert, dass man es nicht nur kauft und einmal durchspielt, sondern von Zeit zu Zeit zurückkehrt, um neue Updates auszuprobieren. Wir können euch jedoch sagen: Es ist nicht alles so schlecht, wie ihr vielleicht denkt, dennoch aber auch weit von den früheren Werken entfernt. Mehr dazu in unserem Test.

Die Guten sind nun die Bösen und die Bösen die Guten?

Die Suicide Squad ist eine Gruppe von Schurken, die eine Bombe in den Kopf gepflanzt bekommen und so von Amanda Waller erpresst werden, um ihre Drecksarbeit zu erledigen. In diesem Fall ist der Auftrag recht klar: Metropolis vor Brainiac und der gehirngewaschenen Justice League retten. Ihr spielt also als Harley Quinn, Captain Boomerang, King Shark und Deadshot und macht euch auf den Weg, um Helden wie The Flash, Batman und Superman auszuschalten. Dies funktioniert am Besten mit Gadgets, die ihr aus der Hall of Justice gestohlen habt. Deadshot bekommt einen Jetpack, Captain Boomerang kann mit Flash-ähnlicher Technologie zu seinem Bumerang teleportieren, Harley Quinn bekommt eine Drohne, um mit einem Greifhaken à la Spider-Man durch die Stadt zu schwingen und King Shark braucht keine Spielzeuge: Er ist eine Halbgottheit und kann riesige Sprünge machen.

Ein großes Feature des Spiels ist daher das Herumreisen durch die Stadt. Obwohl die Stadt dabei selbst nicht super interessant ist, schließlich sieht man nur immer wieder dieselben Dächer, macht das Schwingen, Springen oder Fliegen durch Metropolis wirklich Spaß. Das wird besonders deutlich, wenn man die flüssigen Bewegungen mit der Action des Spiels kombiniert. Als Harley Quinn schwingt ihr im Kreis, während ihr auf Feinde schießt, springt dann zu ihnen und werft schon in der Luft eine Granate, landet dann mit einem Rutsch und verpasst dem letzten übrig gebliebenen Brainiac-Monster einen Hieb mit dem Hammer. Diese Kombinationen und schnellen Abläufe sind mit allen Charakteren auf verschiedene Art und Weise möglich und bilden wirklich den hauptsächlichen Teil des Spaßes. Leider wird es aber schnell eintönig. Man ballert nämlich einfach ständig immer wieder auf blaue Männchen, die nach einer Sequenz auf Dächern auftauchen. Ab und zu taucht ein etwas größeres Männchen auf, das nicht blau, sondern rot ist, das war es dann aber auch. Die Missionen bestehen darin: Verteidige einen Lastwagen, verteidige eine Pflanze, verteidige eine Person, besiege alle blauen Männchen. Auch nach zwölf Stunden Spielzeit ist man noch mit denselben Missionen wie in der ersten Stunde beschäftigt. Euer Charakter wird zwar immer stärker, aber das Gameplay bleibt immer dasselbe. Schießt einem Männchen in sein Bein, drückt dann auf R2 für einen Spezialangriff, um euer Schild aufzuladen, und wiederholt das Ganze.

Das grundlegende Setting gibt so viel her

Ob euch das Gameplay gefällt, hängt also vor allem davon ab, wie sehr ihr euch in flüssigem Gameplay und endloser Wiederholung verlieren könnt, denn Abwechslung bietet das Spiel leider nicht. Die Außenwelt des Spiels ist wie bereits angerissen leider ebenfalls ziemlich langweilig. Man sieht von Metropolis eigentlich nur die Dächer, über die man fliegt, sieht keinen einzigen Menschen oder irgendwas, was den Straßen eine Art von Leben einhauchen würde. Besonders wenn man vorher vielleicht Spider-Man 2 gespielt hat, fällt einem diese Leere nochmal besonders auf. Die linearen Abschnitte von Suicide Squad: Kill the Justice League sind jedoch der Bereich, in dem Rocksteadys Genialität wirklich durscheint. Die Dialoge sind großartig geschrieben, die Schurken haben alle ihre eigenen Macken und Rocksteady schafft es, damit immer wieder Humor und Ernsthfatigkeit gut rüber zu bringen. Humor ist natürlich immer eine subjektive Angelegenheit, aber wir mochten viele der Gags und Anspielungen für Fans.

Auch die Hall of Justice ist voller cooler Infos für echte Comic-Nerds oder für Leute, die mehr über DC erfahren wollen, im Daily Planet findet ihr jede Menge Nischenverweise auf Clark Kent und den Rest der Bande. Der Höhepunkt war aber das anfängliche Batman-Erlebnis, ein Museum, in dem es komplett dunkel war und ein böser Batman versucht, das Suicide Squad Stück für Stück auszuschalten. Es fühlte sich fast wie Horror an und war gepaart mit dem sehr guten englischen, leider verstorbenen, Sprecher von Batman wirklich ein Genuss. Leider bleibt es aber bei diesen Momenten, denn auch das Gameplay selbst reißt es nicht heraus, denn es wird immer nur geballert. Unabhängig davon, ob man als Harley Quinn oder King Shark spielt, wird jeder Charakter mit SMGs, Pistolen, Schrotflinten, Sturmgewehren, Scharfschützengewehren und sogar Miniguns ausgestattet sein. Das passt nicht zu den Arkham-Entwicklern, vor allem, nachdem sie ein Kampfsystem entwickelt haben, das bis heute Bestand hat. Aber wir waren angenehm überrascht, dass sich die Schießerei flott, reaktionsschnell und sehr befriedigend anfühlt.

Gut durchdachter Live-Service nervt dennoch

Was ist denn nun mit diesem ganzen Live-Service-Kram, von dem wir immer wieder hören? Nun, abgesehen von den Missionstypen, die man in einem Shooter wie The Division findet, gibt es in der Story nicht wirklich etwas, das zu aufdringlich ist. Wenn man das Spiel alleine spielt, übernimmt die KI alle anderen Charaktere, dennoch müsst ihr aber online bleiben, es gibt keinen Offline-Modus. Das besonders schöne daran ist zum Beispiel, dass eine abbrechende Verbindung zum WB-Service mitten im Spiel dazu führt, dass ihr einfach zurück ins Hauptmenü geworfen werdet und vor vorne beginnen könnt. Online mit ein paar Freunden sieht das natürlich anders aus. Wenn man zum Beispiel nach einer Mission in der Rangliste ganz oben steht, wird man zum Squad-Leader und darf sich die nächste aussuchen. Vor allem als wir uns in die späteren Missionen hineinschlichen, trieb uns die Gefahr, den ersten Platz zu verlieren, dazu an, etwas halsbrecherische Combos auszuführen. Es ist eine nette Art, den Wettbewerb mit Freunden zu fördern und Suicide Squad sorgt dafür, dass es super einfach ist, sich daran zu beteiligen. Sich mit anderen Online-Spielern zu messen, ist ebenfalls ein Kinderspiel und wenn ihr in der Welt eines Freundes spielt, wird eure Welt zum Glück nahtlos mit aktualisiert, ihr müsst also weder die Kampagne noch die Nebeninhalte in eurer Version von Metropolis erneut spielen.

Es gibt auch eine nette Funktion namens Social Squad, bei der man, wenn man mit der KI spielt, die Bot-Spieler mit den Charakterprofilen der Freunde füllen kann, mit deren Waffen, Ausrüstung und Kosmetika. Wenn sich dieser Freund wieder anmeldet, erhält er einen kleinen Teil der Ressourcen, die ihr im Spiel gewonnen habt. Es gibt eine Reihe netter „Quality of Life“-Funktionen wie diese, die viele ähnliche Spiele einfach nicht bieten können. All dieser freundliche Wettbewerb und das kooperative Spiel werden immer wichtiger, je weiter man in das Endgame vordringt. Bislang sind jedoch die Incursion-Missionen, die auf den Endboss folgen, ein wenig enttäuschend. Man spielt effektiv eine Variante eines Ziels auf immer höheren Meisterschaftsstufen, mit dem Ziel, Schurken-zentrierte Waffensätze freizuschalten. Der Koop-Aspekt des Spiels fühlt sich nie besonders ausgeprägt an, da man effektiv auf dieselbe Gruppe von Feinden schießt, anstatt zusammenzuarbeiten, um sie auszuschalten. Die Feindvielfalt ist zwar visuell fade, sorgt aber für Abwechslung im Gameplay. Wir hätten uns allerdings ein befriedigenderes Levelsystem oder bessere Belohnungen gewünscht und sind uns daher nicht sicher, ob das Spiel das Zeug dazu hat, über Wochen oder Monate hinweg gespielt zu werden. Rocksteady möchte jedoch betonen, dass die erste Season mit neuen Elseworld-inspirierten Gebieten, einem neuen spielbaren Charakter und natürlich neuen Story-Inhalten, Missionstypen und Waffen auf dem Weg ist. Nach Abschluss der Kampagne werden drei weitere Staffeln angekündigt, so dass wir davon ausgehen, dass es sechs vollständige Staffeln geben wird.

Fazit

Suicide Squad: Kill the Justice League ist ein neuer Weg für das Arkham-Studio. Es versucht einen Spagat zwischen cool inszenierten Story-Stücken und durchdachtem Live-Service-Spiel zu sein, was beides leider nicht aufgeht. Langweilige Missionen, immer gleiche Abläufe und ein Online-Zwang trüben den Spaß ungemein. Da können auch auch das durchaus befriedigende Shooter-Gameplay und die interessante Prämisse nicht viel retten.

Suicide Squad: Kill the Justice League is ab sofort für PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC verfügbar.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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