Review: Star Wars Jedi: Survivor – Die Macht stark ist in diesem Sequel!

In der Regel sind Sequels einer geplanten Trilogie besser als der erste Teil: Das liegt zum einen daran, dass man im ersten Teil noch mehr mit Ideen spielt, um zu sehen, was gut ankommt und was nicht. Zum anderen bedarf es enormer Arbeit der Entwickler, geplante Konzepte funktionierend umzusetzen – es passiert schon einmal, dass einige dieser Konzepte es dann einfach aus Zeitgründen nicht mehr ins Spiel schaffen. Und dann kommt das Sequel: Man weiß, was gut angekommen ist sowie ist Zeit für die Dinge, die man noch aus dem Prequel realisieren möchte. Das beste und aktuellste Beispiel? Star Wars Jedi: Fallen Order und Jedi: Survivor!

Cal Kestis und sein immer währender Kampf gegen das Imperium & die Hohe Republik lässt grüßen!

Fünf Jahre nachdem wir Cal das letzte Mal gesehen haben, scheint er in einer gar unvorteilhaften Position: Er wird gerade auf Coruscant gegen ein ausgeschriebenes Kopfgeld an einen imperialen Senator namens Sejan ausgeliefert werden! Doch was zu Beginn als ausweglose Situation erscheint, stellt sich schnell als Falle für den Senator selbst heraus: um an Informationen auf dessen Privatkreuzer zu kommen, verkleideten sich Rebellen unter Saw Gerrera als vermeintliche Kopfgeldjäger und brachten Cal nur scheinbar unter ihre Gewalt. Als es zum Aufeinandertreffen mit Sejan kommt, alarmiert dieser mit seiner Flucht das gesamte Imperium – inklusive der Inquisitoren in Form der Neunten Schwester.

Wer sich erinnern kann: Cal Kestis war schon in Jedi: Fallen Order gegen sie angetreten, ließ sie aber am Leben. Der Jedi kann zwar auch dieses Mal den Kampf gewinnen, und auch die Informationen über die Standorte des Imperiums in seinen Besitz bringen, jedoch verlieren bei einem folgenden Großangriff durch die Sturmtruppen alle aus dem Rebellentrupp ausschließlich Bode Akuna ihr Leben. Auch das Raumschiff von Kestis, die Mantis, wird beschädigt, und so sieht sich unser Protagonist dazu bewegt, einen alten Freund auf dem Planeten Koboh zu besuchen. Die Rede ist natürlich von Greez, dem Latero und Teil der Crew aus dem ersten Teil.

Nach kurzer Wiedersehensfreude schickt Greez Cal in eine Höhle, in der er die fehlenden Teile zur Reparatur für die Mantis finden soll. Unglücklicherweise bricht er dort jedoch durch den Boden und findet einen Droiden der Hohen Republik, die Hochzeit des Jedi-Ordens, der bereits seit Jahrhunderten verschüttet ist. Dieser, genannt ZN-A4, konnten seinen Auftrag, einen Schlüssel in eine Waldanlage zu befördern, nie ausführen. Cal übernimmt diese Aufgabe freundlicherweise, entdeckt in eben jener Waldanlage einen Jedi der Hohen Republik in einem Bacta-Tank und erhofft sich Verstärkung durch ihn. Als er ihn jedoch aus dem Tank lässt, erweist sich der Mann namens Dagan Gera allerdings als feindlich gegenüber den Jedi. Der Grund dafür: Sie hatten den von ihm gefundenen Planeten, Tanalorr, damals aufgegeben. Doch auch Cal Kestis und seine Freunde beginnen sich nun für Tanalorr zu interessieren, da es Ort fernab des Imperiums und sonstiger Gefahren wäre, den man als ideales Versteck verwenden könnte. Und damit sind die Weichen für die Handlung von Jedi: Survivor gestellt!

Cal Kestis und sein riesiges Trickarsenal inklusive fünf verschiedener Schwerttechniken

Es kommt im Laufe der Kampagne aber natürlich auch eine ganze Reihe neuer Fähigkeiten oder Kampfstile hinzu, die es teils so im Vorgänger nicht gab. So erhaltet ihr später Zugriff auf eine „Parierstange“, was im Prinzip so etwas wie ein zwar recht träger, aber starker Lichtschwert-Zweihänder ist. Zu den insgesamt fünf „Stilen“ gesellt sich zudem eine Blaster-Variante. Damit nutzt ihr parallel ein normales Lichtschwert und einen Blaster, wobei ihr die Energie dafür nur mit Schwerthieben aufladet. Die neuen Skills, die ihr automatisch im Laufe der Story erlernt, aber in den üppigen Fähigkeitenbäumen erweitern und verbessern könnt, umfassen unter anderem die Verwirrung. Damit könnt ihr im Kampf gegen mehrere Feinde auf einmal einen davon zwischenzeitlich an eurer Seite kämpfen lassen. Das geht auch mit menschlichen respektive menschenähnlichen Widersachern oder mit verschiedenen Monstern.

Eure Möglichkeiten im Kampf sind also vielfältig, und zumindest einen Teil davon müsst ihr auch nutzen. Denn so gut wie jeder Gegner erfordert eine andere Taktik oder ein anderes Verhalten bei Ausweichbewegungen, Blocks und Co, womit auch „Star Wars Jedi: Survivor“ entfernt an Dark Souls erinnert. Aber nicht nur damit, denn es bleibt ebenso dabei, dass alle Widersacher (mit Ausnahme der Bosse) respawnen, sobald ihr an einem der Meditationspunkte rastet. Auf den mitunter stark verschlungenen Pfaden schaltet ihr zudem immer wieder Abkürzungen frei, um nicht noch einmal sämtliche Feinde auf dem Weg zum aktuellen Ziel bekämpfen zu müssen.

In Star Wars Jedi: Survivor besucht ihr neben mehreren kleinen Planeten wie dem bereits erwähnten Mond auch mehrere größere wie Koboh und Jedah. Sind die anderen Schauplätze eher „schlauchig“ angelegt, erwarten euch dort wesentlich weitläufigere Areale – ganz besonders auf Jedah. Teile der Welt könnt ihr zunächst allerdings nicht betreten, da euch bestimmte Skills noch fehlen. Ohne den bereits erwähnten Greifhaken bleiben also Teile von Jedah zunächst unerreichbar.

Abseits der Main-Story sind diese weiten Areale perfekt zum Erforschen: fast an jeder Ecke steht ein NPC mit „Gerüchten“. Damit gemeint sind Nebenaufgaben, die euch in Dungeons führen, wo oftmals auch ein Bossgegner auf euch wartet. Nicht unweit der Siedlung befindet sich beispielsweise eine Höhle die einen Rancor enthält. Und der ist genauso gefährlich wie in den Filmen, er besitzt sogar einen Angriff, der euch mit einem Schlag töten kann, egal wie viele Gesundheitspunkte ihr noch besitzt. Auch Wampas finden sich auf Koboh zuhauf, doch diesen könnt ihr sogar einen Arm abschlagen, um sie ungefährlicher zu machen.

Da die Spielewelt nun so angewachsen ist, war es wohl nur logisch, auch Reittiere einzuführen. Neben So ermöglichen bestimmte Reittiere etwa, eine „glitschige“ Schräge hochzulaufen, was Cal zu Fuß nicht schafft. An deren Stelle lasst ihr euch von einem flugfähigen Monster, die Relter genannt werden, durch die Luft tragen. Da diese Biester zwar lange durchhalten, aber unter Cals Gewicht immer weiter absinken, müsst ihr aufsteigende heiße Luft für zusätzlichen Auftrieb nutzen. Neben den Relter gibt es noch Nekkos, die wohl den durchschnittlichen Mount stellen und Spamele, riesige und dünne Reittiere auf Jedah. Im Bild unten flüchten wir gerade auf einem vor dem aufkommenden Sandsturm.

In Bezug auf Customization ist Jedi: Survivor seinem Vorgänger wirklich um Längen voraus: Während im ersten Teil nur der Poncho, den Cal anhatte, geändert werden konnte, ist es nun möglich, ihm einen Vokuhila oder gar eine Glatze zu verpassen. Dazu noch ein Vollbart und fertig ist der Redneck-Jedi! Natürlich lassen sich auch BD-1 und das eigene Lichtschwert wieder detailgetreust anpassen, aber die verschiedenen Frisuren unseres Jedis sind diesmal sehr wohl ein Highlight.

Das größte Manko, dass uns während Jedi: Survivor ins Auge fiel war definitiv die Qualität: im von uns gewählten Leistungsmodus ist die grafische Qualität der Zwischensequenzen und der herumstehenden NPCs auf PlayStation-3-Niveau. Das fällt manchem vielleicht nicht besonders schlimm auf, aber für einen PS5-Titel wäre da doch mehr drin gewesen. Vielleicht wird das Ganze aber noch mit einem Update bereinigt.

Zum Schluss seien hier noch andere Nebenaktivitäten erwähnt: Beispielsweise kann man das Brettspiel Holotactics spielen, es lassen sich am Dach des Saloons in Koboh Gartenarbeiten vornehmen (Samen werden gesammelt, indem man Wildpflanzen mit Lichtschwert niedermäht) oder so lassen sich im späteren Spieleverlauf Kopfgeldjäger aufsuchen und niederstrecken, aber wir wollen an dieser Stelle nicht zu viel verraten.

Fazit

Als Daumenregel kann man sagen, dass Sequels vieles besser machen und so ist es auch im Falle von Star Wars Jedi: Survivor! Mit ganzen fünf Lichtschwert-Kampfstilen, jeder Menge neuer Fähigkeiten und Aktivitäten zusätzlich zu denen aus dem Vorgänger, einer offeneren Spielewelt, mehr Anpassungsmöglichkeiten und eine Vielzahl kleiner Verbesserungen machen den Titel zu einem würdigen Nachfolger von Fallen Order. Sobald die kleinen Performance- bzw. Qualitätseinbrüche behoben sind, gibt es absolut keinen Grund mehr, wieso Star Wars-Fans hier nicht zugreifen sollten.

Positiv:

+ ganze fünf Lichtschwert-Kampfstile

+ Soulslike-Gameplay so gut wie im Vorgänger

+ offenere Metroidvania-ähnliche Spielewelt

+ viele Nebenaktivitäten abseits des Standard-Gameplays lassen die Welt noch vielfältiger erscheinen

+ zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten für Lichtschwert, BD-1 und diesmal auch Cal Kestis selbst

Negativ:

– grafische Einbrüche bei manchen Zwischensequenzen und bei namenlosen NPCs auf der Map

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Written by: Julian Bieder

Retro-Zocker, RPG-Allrounder und eifriger Trophäenjäger

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