Review: Song of Nunu – A League of Legends Story: Märchenstunde mit Willump und Nunu

Das Phänomen League of Legends begleitet uns seit 2009 und bekommt nun mit Song of Nunu ein weiteres Spinoff. Tequila Works hat ein Single Player Adventure geschaffen, dass sich vor allem an jüngere Fans von LoL richtet. Erscheinen wird das Ganze für Nintendo Switch und PC (Steam, Epic Games Store und GOG). Wir haben uns für euch die Steam Version angeschaut.

Das Herz der Blauen

Nunu, ein achtjähriger Junge vom Stamm der Notai Nomaden, und der letzte Yeti seiner Art, Willump, sind das dynamische Duo, das bereits seit Release von League of Legends sein Unwesen auf den Lanes treibt. In Song of Nunu verfolgt man ihr Abenteuer auf der Suche nach dem Herz der Blauen. Nunu, hat nämlich Traumvisionen seiner verlorenen Mutter, die ihn dazu auffordern eben dieses Herz der Blauen zu finden.

Genauso wie der Spieler hat Nunu aber keine Ahnung, was das nun genau ist. Und das ist auch ganz gut so, denn Vorwissen ist für das Spiel ansonsten auch nicht nötig und man kann alles nach und nach entdecken. Veteranen von LoL werden aber einige Details finden, die anderen Spielern vorenthalten bleiben.

Frustfreies Spielen ohne tausend HUD Anzeigen

Song of Nunu - Finisher

Kurzentschlossen machen sich die Beiden also auf zum Flügelberg aus Nunus Vision. Dabei müssen sie Sprung- und Kletterpassagen, Puzzles und vor allem Wölfe im Kampf überwinden. Diese Kämpfe sind, wie aus vielen Spielen bekannt, mit einer schwachen und einer starken Attacke sowie einem Ausweichknopf recht einfach zu bestreiten. Wer einen Gegner schwach genug gemacht hat, kann dann mit sehenswerten Finishern Lebensenergie zurückerhalten.

Allerdings stellt keine dieser Begegnungen geübte Spieler vor eine größere Herausforderung. Falls man doch einmal abstürzen oder zu Boden gehen sollte, wird man an großzügig gesetzten Checkpoints wieder abgesetzt. Und wenn man falsch abbiegt, geben Nunu oder Willump einen Kommentar ab, der anzeigt, dass man hier eventuell in der falschen Reihenfolge handelt. Solche Anti-Frust Mechaniken sind durch das ganze Spiel verteilt und man merkt, dass der Fokus auf der Zugänglichkeit liegt. Gleichzeitig gibt es aber keine Hinweispfeile oder größere HUD Einblendungen, was ebenso sehr angenehm ist.

In Summe waren wir bei gemütlichem Spieltempo in knapp unter sieben Stunden Spielzeit durch. Da es aber abseits der Hauptroute eine handvoll Wandmalereien, Lieder und kleine flauschige Pelzwesen, genannt Poros, zu finden gibt, kann man wohl gern noch bisschen Spielzeit hinzuziehen, wenn man alles finden möchte. Zudem wird dadurch ein Notizbuch gefüllt, dass alle Informationen über die Welt und ihre Charaktere sammelt. Für Lore Enthusiasten ist das ein netter Zusatz. Nach dem Durchspielen kann man auch jedes Kapitel einzeln ansteuern, um das Buch vollzumachen.

Song of Nunu -- Poros

Snowboarden, Flötenspiel und Schneeballschlachten

Viel Mühe hat sich Tequila Works auch beim Abwechslungsreichtum gegeben. So gibt es Passagen in denen man auf Willumps Bauch snowboarded oder mit ihm Schneeballschlachten führt. Diese Auflockerungen von den Jump’n’Run Passagen sind über das ganze Spiel verteilt. Später gibt es sogar einen Abschnitt, in dem man unerkannt an Soldaten vorbeischleichen muss und diese mit Gongs akustisch ablenkt.

Un in Sachen Akustik gibt es ein weiteres zentrales Element: Nunus magische Flöte Svellsongur. Mit dieser kann er „wahres Eis“ in Willumps Hände geben, Tiere verzaubern und alte Mechanik wieder zum Leben erwecken. Integriert wird das ganze über Noten, die man über die Schultertasten spielt und nur dort erscheinen, wo sie benötigt werden.

Song of Nunu - Svellsongur

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass sich Nunu und Willump teilweise auftrennen, sodass sie sich z.B. gegenseitig den Weg freimachen können. Dabei unterstützt das Spiel, indem es Nunu automatisch aufsatteln bzw. vom Yeti absteigen lässt, sollte dies nötig sein. Solche Hilfen machen viele der Puzzles selbsterklärend und nur an wenigen Stellen war Timing bzw. ein kurzes Innehalten zum Überlegen notwendig. Aber auch hier gilt, dass dieses Spiel an das jüngere Publikum gerichtet ist.

Neben diesen Gameplayelementen trifft man natürlich auch auf andere Bewohner von Freljord, die man bereits aus dem Hauptspiel kennt. So gibt es u.a. ein Wiedersehen mit Braum, dem legendären Helden von Freljord oder Ornn , den launigen Gott der Vulkanschmiede. Fans dürfen sich also freuen ihre Champions auch außerhalb des Summoner’s Rift in Aktion zu erleben.

Song of Nunu bietet eine atmosphärische Erzählung für jüngere Gamer

Alle Charaktere im Spiel sind dabei vertont, wir fanden aber, dass sich die englischen Sprecher auf einem höheren Level befinden, als ihre deutschen Counterparts. Vor allem Nunu als enthusiastisches und emotional aufgeladenes Kind war auf Englisch glaubwürdiger. Das ist allerdings Kritik auf hohem Niveau und die deutschen Sprecher machen ebenfalls einen guten Job. Musikalisch gibt es dagegen nichts zu meckern. Song of Nunu ist durchweg passend vertont und die Lieder Svellsongurs sind ebenso in den OST integriert.

In Sachen Grafik hat man sich natürlich auf den Comic Look von League of Legends verlassen und sich Mühe gegeben, dass insbesondere die Gesichter von Willump und Nunu ihre Emotionen in Zwischensequenzen und Interaktionen gut rüberbringen. Man darf sich somit kein Grafikfeuerwerk erwarten, aber das ist hier auch nicht nötig, um eine stimmungsvolle Geschichte zu erzählen. Die Farbgestaltung über Leuchteffekte und die Dualität zwischen „wahrem Eis“ (helles Türkis) und „dunklem Eis“ (dunkles Lila) und andere solche Elemente reichen aus, um dem Ganzen sehr viel Leben einzuhauchen, auch ohne, dass jedes Härchen von Willumps Fell einzeln animiert ist.

Kommen wir zum Storytelling selbst. Über Nunus Träume, Dialoge zwischen Willump und Nunu (der das Gebrumme seines Yetifreundes regelmäßig übersetzt) bekommen wir Einiges über Frelljords Vergangenheit und die Geschichte unserer Helden mit. Das funktioniert ganz hervorragend, da es auch einige emotionale Momente gibt, die einen mitnehmen. Aber gerade bei diesen Stellen hat Tequila Works sich dazu entschlossen harte Cuts einzufügen. Beispielsweise schlägt Nunu direkt im Anschluss nach einer traurigen Passage eine Schneeballschlacht vor. Diese abrupte Wechsel lassen einen wieder spüren, dass sich Song of Nunu an ein junges Publikum richtet und nicht zu lange auf die Tränendrüse drücken will.

Ansonsten ist die Charakterisierung der Protagonisten hervorragend gelungen. Kleinigkeiten wie Willumps Wille überall ein schnelles Schläfchen oder etwas zu Essen unterzubringen, die Gespräche über das Erlebte am Lagerfeuer und die Vertiefung ihrer Freundschaft machen aus dem Duo mehr als nur einen Tank aus League of Legends.

Fazit

Song of Nunu ist ein spielbares Märchen, dass Puzzle-, Action- und erzählerische Passagen gekonnt abwechselt. Die gesamte Aufmachung, der Schwierigkeitsgrad und auch der Fokus auf das Thema der Freundschaft zwischen Nunu und Willump machen das Spiel ideal für Kinder. Ältere die-hard League of Legend Fans können dagegen ein gemütliches Spielchen einlegen und Nunu und Willump helfen, das Herz der Blauen zu finden. Für dreißig Euro ist das Spiel auch fair bepreist. Wer mehr Herausforderung und eine tiefere Story will, muss sich aber anderweitig umsehen.

Positiv

  • Liebevoll erzählte Story
  • Frustfreies Gameplay über die ganze Länge
  • Abwechslung durch Kampf-, Puzzle- und Kletterpassagen
  • Kinderfreundlich
  • Kleine humorvolle Details und Anspielungen auf League of Legends
  • Auch ohne Vorwissen der Reihe spielbar

Negativ

  • An manchen Stellen etwas zu leicht
  • in Summe etwas kurz
  • Wiederspielwert nur durch eine handvolle Collectibles gegeben
  • Für Erwachsene wohl etwas zu abrupte Wechsel von traurigen zu fröhlichen Szenen
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Written by: Steve Brieller

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