Review: Skull and Bones – Spiel entgeht knapp dem Kielholen 

Skull and Bones von Ubisoft wurde nach mehreren Verzögerungen endlich veröffentlicht. Skull and Bones spielt im Indischen Ozean zur Zeit des Goldenen Zeitalters der Piraterie im Assassin’s Creed-Universum. Ihr spielt einen Piraten, beginnt ganz unten und werdet langsam zum Piratenkönig. Das alles gepaart in einer Always-Online Umgebung, in der ihr immer mit oder gegen andere Spielende arbeiten könnt. Doch warum das liberr hätte auf dem Grund des Ozeans bleiben sollen und wieso sich ein fast zehn Jahre altes Black Flag mehr lohnt, das erfahrt ihr natürlich in unserem Test.

Ein Piratenabenteuer aus der Sicht des Schiffes

Skull and Bones beginnt stark mit einer groß angelegten Seeschlacht, die auch als Tutorial dient. Ihr eskortiert ein Schiff, das kostbare Fracht transportiert, aber werdet von der Flotte getrennt, als die britischen Streitkräfte angreifen. Euer Schiff wird dann in Stücke gesprengt und ihr werdet von zwei Besatzungsmitgliedern gerettet, die auch fortan bei der Quest helfen, ein Piraten-Lord zu werden. Skull and Bones ist dabei übrigens weniger ein Piraten-Simulator und mehr ein Vehikel-Kampfspiel. Die Gefechte auf hoher See fühlen sich aber auch großartig an und sind vielleicht der einzige starke Teil des Gameplays. Der Kampf in diesem Spiel umfasst das Abschießen von Kanonen, das Nachladen, das Rammen feindlicher Schiffe, das Vorbereiten auf den Aufprall und das Entern feindlicher Schiffe. Das Ausschalten feindlicher Schiffe gewährt euch Loot und wenn das eigene auf den Grund sinkt, verliert ihr die gesamte Fracht. Diese sind jedoch nicht für immer verloren, da ihr zurückkehren könnt, um die Sachen wieder einzusammeln, ähnlich wie in den Souls-Spielen.

Ein weiteres Highlight ist die gefährliche Tierwelt, wie Haie und Krokodile, die man mit Speeren jagen und dann zum späteren Verzehr kochen kann. Es gibt später im Spiel auch mythische Kreaturen und Seeungeheuer wie den Mosasaurus aus Jurassic World, die als Weltbosse dienen. Begegnungen mit diesen Bestien sind immer eine willkommene Abwechslung, in dem sonst eher drögeren Ablauf. Als Piratenkapitän habt ihr natürlich eine Flotte von Schiffen. Jedes Schiff ist nach den eigenen Bedürfnissen und Vorlieben anpassbar. Wenn ihr ein gepanzertes Schiff, das gerne aus großer Entfernung kämpft, bevorzugt, könnt ihr dies so anpassen, wenn ihr bereits alle Blaupausen, Geld, Material dafür bereit habt. Doch leider hört der Spaß hier so langsam schon auf. Während der Kampf definitiv Spaß macht, ist es das Drumherum und die Inszenierung, die einem relativ schnell das Gesicht einschlafen lassen kann. Das Navigieren auf offener See ist ziemlich langsam, es gibt viele leere Gebiete, in denen man einfach langsam vorbeifährt und schnelles Vorankommen erfordert Ausdauer. Warum ein Schiff Ausdauer benötigt, um zu beschleunigen, macht für mich überhaupt keinen Sinn. Um an wichtige Materialien zu kommen muss man zu Inseln schippern, doch für das eigentliche Sammeln geht es dann nicht an Land, sondern auch das wird vom Schiff aus geregelt. Kleinere Minispiele dienen dabei als Aufgabe, um es etwas interessanter zu gestalten, doch wie ein echter Pirat fühlt man sich dabei nicht.

Viel Fassade, die so viel Potential bietet

Beim Navigieren auf offener See begegnet ihr immer wieder Einrichtungen und Städte, mit denen man handeln oder diese direkt angreifen kann. Dabei kommen Zonen, ähnlich zu The Division, ins Spiel. Denn die meisten dieser Orte sind mit anderen verbündet, sodass ihr, wenn ihr sie angreift, wahrscheinlich angegriffen werdet, wenn ihr in den Territorien der Verbündeten gesichtet werdet, was diese zu feindlichen Zonen macht. Sicherheitszonen sind wiederum Bereiche, in denen kein Kampf erlaubt ist, und Plünderzonen müssen eine Zeit lang vor Feinden abgeweht werden, während eure Crew sich Zugang zu Loot verschafft. Dies kann man sich als eine Art wellenbasierte Abfolge von Kämpfen vorstellen. Alles nicht falsch verstehen, ihr werdet auch Zeit außerhalb des Schiffes verbringen, aber das bedeutet nur, dass man herumläuft und mit einer Menge NPCs für Quests oder Einkäufe spricht. Die Interaktion mit diesen NPCs wird zwar mit kleinen Zwischensequenzen inklusive Sprachausgabe dargestellt, ich fand diese Charaktere jedoch uninteressant und eindimensional. Und besonders an Land fällt auf, was möglich gewesen wäre.

Warum kann man sich seine Materialien nicht selbst im Stile eines Survival-Spiels besorgen, Kokosnüsse vom Bäumen schlagen, Holz hacken und Obst sammeln? Es gibt einige Inseln, die besucht werden können, doch zu tun ist auf diesen fast nichts, außer ein paar Händler zu bequatschen oder eine Truhe zu finden. Warum wird as Entern eines Schiffes einfach per Knopfdruck und anschließendem Screen mit dem Loot erledigt und nicht mit ein paar netten Schwertkämpfen, wie es bereits schon in Black Flag möglich war. Auch das eigene Schiff mit seinem Charakter einmal etwas erkunden zu können wäre eine nette Option gewesen, als immer nur an das Schiffsrad teleportiert zu werden. Es fehlt einfach viel zu häufig ein echtes Piratengefühl. Und wenn es sich einmal anbahnt, wird es durch nervige Elemente wieder entfernt. Ihr seid gerade in einem coolen Gefecht und auf einmal gehen euch die Kanonenkugeln aus, denn diese müsst ihr an Land in einem Shop kaufen. Genug Kugeln dabei? Oh, jetzt meckert eure Crew, dass euer Schiff überladen ist und ihr bewegt euch langsamer übers Wasser. Klar, das sind realistische Punkte, aber innerhalb des Spiels nerven diese einfach nur ungemein und wirken aufgesetzt.

Wunderschöne Ozeane voller Leere

Grafisch muss man dem Spiel einiges zu Gute halten. Die Ozeane, die Skyline, herankommende Stürme und Gewitter und auch die Schiffe sehen wirklich klasse aus. Es gibt auch die aus Black Flag bekannten Gesänge eurer Crew, doch da ihr diese eh kaum seht oder mit ihnen interagieren könnt, ist dies auch wenig wert. Interaktion ist dabei ein wichtiges Stichwort, denn da dies ja als eine Art MMO angelegt ist, werdet ihr natürlich anderen Spielenden begegnen. Dabei könnt ihr euch jederzeit an Land oder im Wasser zu einer Gruppe zusammenschließen, wobei kleinere Nebenaufgaben direkt synchronisiert werden, sodass ihr unabhängig voneinander gemeinsam an diesen arbeiten könnt. Auch mit Randoms durch Zufall zusammen das gleiche Fort anzugreifen oder ein Kopfgeld zu jagen sind dabei die spaßigsten Begegnungen, die ihr wohl im Spiel haben werdet. Denn abseits davon treibt euch eigentlich nur ein immer präsenter Grind nach vorne.

Die Aufgaben der Missionen sind dabei recht abwechslungsreich. Von Zwietracht zwischen zwei Fraktionen sähen über einfaches Ausschalten feindlicher Schiffe oder Kreaturen bis zu Sammel und Crafitng-Aufgaben ist da einiges dabei, wenn nur das Gameplay dabei nicht immer so gleichförmig und langweilig wäre. Denn auch wenn die Kämpfe wirklich spaßig und cool inszeniert sind, so bleibt das vom ersten kleinen Schiffchen bis zur großen Fregatte am Ende an sich immer exakt gleich. Ihr habt natürlich dann mehr Auswahl welche Art Kanonen ihr ausrüstet und wie viele, aber die Kämpfe laufen dennoch immer haargenau gleich ab, und gleiches kann eben auch über die Missionen gesagt werden. Und wenn man sich dann noch nach einer Partie Skull and Bones die Mühe Macht und entweder selbst Black Flag anspielt oder sich Video dazu anschaut, muss man sich wirklich fragen was dieses Spiel eigentlich soll.

Fazit

Skull and Bones fühlt sich wie ein Online-Modus aus Assassin’s Creed IV: Black Flag, aber in schlecht. Die Seeschlachten machen anfangs wirklich Spaß und sehen auch echt toll aus, aber es bleibt leider ein gleichförmiger und öder Grind. Es gibt nicht viel zu tun, Gameplay findet abseits vom Schiff nicht statt und auch sonst plätschert das alles einfach nur so vor sich hin. Potential ist da auf jeden Fall irgendwo, aber so gibt es genügend spaßigere Alternativen im Piraten-Genre.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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