Review: RIDE 5 – Pure Rennsimulation oder auch etwas für Einsteiger?

Milestone lädt nach dem letzten Moto GP wieder zu einer Runde knallharter Rennsimulation beim fünften Teil der RIDE-Serie ein. Diesmal soll es ein klein wenig einsteigerfreundlicher werden und mit dem Karrieremodus auch etwas abwechslungsreicher. Doch hat das geklappt? Wir finden es in unserem Test heraus.

Das Gran Turismo der Zweiräder

Das erste, was bei RIDE 5 sofort auffällt, ist, dass es kein Spiel ist, das man einfach in die Hand nimmt und spielt. Diese Simulation erfordert Hingabe und keine halben Sachen. Balance, Geschwindigkeit, Kurven und Fingerspitzengefühl sind es, die euch in RIDE ins Ziel bringen werden und zum Glück für uns gibt es eine Menge Zugänglichkeitsoptionen, um sicherzustellen, dass Anfänger die Kurven nicht zu hart nehmen und auf den Asphalt schlittern. Das wird eurem Ruf allerdings nicht gerecht und schon bald müsst ihr die Stabilisatoren abnehmen, um der beste Rennfahrer zu werden. Es ist sofort klar, dass der Gran Turismo, aber für Motorräder-Ethos des Spiels in jeden Winkel der Entwicklung des Spiels eingeflossen ist, von der Bewegung bis zur Grafik, aber es scheint sich selbst so ernst zu nehmen, dass es nicht viel Raum für Spaß bietet, außer für die engagiertesten Spieler.

Das Spiel wird als „Sim-Cade“-Titel angepriesen, aber der „-cade“-Teil war bei unserem Test nirgends zu sehen. Ein Rennen zu gewinnen ist zweifellos befriedigend, aber diese Befriedigung kommt nicht von dem hochoktanigen Rennen selbst, sondern vielmehr von eurer Fähigkeit, auf der Strecke zu bleiben und während des gesamten Rennens ein gutes Tempo zu halten. RIDE 5 verlangt eure volle Konzentration, sonst werdet ihr zur Strafe auf dem heißen Boden liegen bleiben. Und für diejenigen, die an den arcadigen Bombast von Forza Horizon oder NFS gewöhnt sind, wird das keine vertraute Erfahrung sein. Es gibt vieles, was an RIDE 5 beeindruckend ist, wie z. B. das atemberaubende Wettersystem und die wunderschön gerenderten weltweiten Strecken, aber die schiere Geschwindigkeit des Spiels kann dazu führen, dass man vergisst, das wirklich zu schätzen. So schön aber die Strecken und Motorräder sind, so hässlich sind die Charaktere. Unschöne Texturen und klobige Animationen sind da überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Und natürlich kann einem das bei einem Spiel über Bikes relativ egal sein, doch werden diese aufgrund der neuen Rivalen immer wieder gezeigt und fallen einfach negativ auf.

Für Virtuosen gibt es wieder viel zu entdecken

Was die verfügbaren Modi angeht, so ist die traditionelle Karriere wieder da. Fangt in einer staubigen Garage an und arbeitet euch nach oben. Neben den Standard-Rennstrecken gibt es mehr als 200 Outdoor-Events, bei denen ihr euch selbst übertreffen und von euren Rivalen abheben könnt. Euer Ziel? Die Nummer eins in der Welt zu werden. Dabei gibt es auch immer wieder die bereits erwähnten Rivalen, welche euch quasi entgegengestellt werden und immer wieder vor Rennen gezeigt werden, um die Spannung etwas zu erhöhen. Die eigentlich Kampagne ist aber weiterhin ein abarbeiten von Gruppen, Rennen und Meisterschaften, genau wie bei RIDE 4. So wirklich neu ist das alles also nicht. Und die Rivalen sind auch nur so halbgar implementiert, denn warum ein auf Platz 8 fahrender Biker euch auf Platz 1 wirklich zum Gegner werden sollte ist mir nicht ganz klar und auch die Umsetzung lässt arg zu wünsche übrig. Aber spaßig sind die Rennen natürlich dennoch. Ihr schaltet Motorräder frei, lernt alle Strecken kennen und erhaltet Credits und Erfahrungspunkte für einen mehr oder wenigen sinnlosen Levelaufstieg. Noch dazu gibt es Affinität zu eurem Hersteller, welcher euch dann Rabatte beim Händler gewährt. Alles also wie gehabt.

Doch der Renn-Editor hat meine Aufmerksamkeit erregt. Die Möglichkeiten hier ein Rennen oder eine Meisterschaft zu erstellen sind vielfältig. Wir können die Zeit und die Stunde des Rennens sowie unsere Regeln wählen. Mit wenigen Klicks erstellt man seine Bedingungen, wählt die Strafen, die einem angemessen erscheinen, und fährt los. Online mit seinen Freunden teilen oder diese direkt dazu einladen ist ebenfalls kein Problem und so ist dies eine nette Neuerung. Abschließend zu den Spielmöglichkeiten möchte ich noch den Modus „Endurance“ erwähnen. Für die ganz Hartgesottenen unter euch hat Milestone ein fast endloses Spielsystem entwickelt. Ob online oder alleine, ihr könnt mehrere Stunden lang inklusive Pit-Stops auf der Strecke verbringen. Natürlich auch bis zu 24 Stunden, falls ihr dafür genügend Sitzfleisch habt. Doch dass diese auch in der Karriere mit implementiert wurden und teilweise doppelt innerhalb einer Gruppe mit jeweils 20min warten, fand ich weniger lustig. Denn die Einzelrennen können je nach Strecke bereits recht lange dauern, da muss dies nicht noch hierdurch getoppt werden. Doch die Puristen werden hieran auf jeden Fall ihren Spaß finden.

Kein kurzweiliger Spaß für Zwischendurch

Da es sich um ein Nischenpublikum der Motorradsport-Enthusiasten handelt, ist das Gameplay natürlich nicht für jedermann zugänglich. Es wird nicht ausreichen, einfach den Trigger zu drücken, um als Erster die Ziellinie zu überqueren. Aber mit der Zeit wird das Fahren auf zwei Rädern zu einer weniger komplizierten Aufgabe, als es scheint. Bevor ich überhaupt angefangen habe, dachte ich, die Fahrt würde einfach werden, ich habe ja schließlich den Vorgänger gespielt, großer Fehler. Ich habe den Schwierigkeitsgrad oder vielmehr den Realismus des Spiels unterschätzt. Wie im richtigen Leben steht das Motorrad nicht von alleine auf. Sein Gewicht wirkt sich auf seine Manövrierfähigkeit, seine Kraft und seine Leichtigkeit in Kurven aus. Launenhafte Wetterverhältnisse erschweren das Fahren zusätzlich, ganz zu schweigen von potenziellen Gegnern, die aggressiv fahren und euch auch mal über den Haufen fahren, ohne Rücksicht auf Verluste und wie unfair das auch sein mag. Apropos Wetter. Das neue dynamische Wetter und der Tageszyklus sind wirklich cool. Mitten im Rennen schlägt das Wetter von Sonne auf einmal zu Regen um oder in der letzen Kurve wird es düster und eure Scheinwerfer gehen auf einmal an. Das wirkt nicht nur viel realistischer, es bringt auch etwas mehr Abwechslung in die Rennen hinein.

Es gibt im Spiel mehr als 270 echte Bikes von 20 offiziellen Herstellern. Diese sind in vier Kategorien unterteilt: Superbikes, Supersportler, Naked Bikes und historische Motorräder. Somit stehen die Chancen gut, dass ihr euer Lieblingsmotorrad in RIDE 5 finden werdet. Für Anfänger gibt es eine Reihe von Hilfen für Bremsen, Kurvenfahrt, automatische Lenkung und Gas sowie eine Ideallinie, die sich an die verschiedenen Schwierigkeitsgrade anpassen lässt. So können auch Neulinge mal eine Meisterschaft gewinnen und langsam an die Tiefe der Einstellungen herangeführt werden. Definitv fühlten sich die Motorräder von RIDE 5 leichter zu kontrollieren an als die zweirädrigen Raketen von MotoGP 23. Denn RIDE 5 richtet sich an ein breiteres Publikum, daher ist es wichtig, dass die Steuerung zugänglich ist. Doch selbst bei mittlerer Unterstützung erforderten Gas und Bremse immer noch eine Präzision und frühes Bremsen, um das Motorrad auf der Spur zu halten. Zu schnelles Anfahren von Kurven nach zu spätem Bremsen führte zu übermäßigem Untersteuern. Dank eines überarbeiteten Aufhängungssystems, das den inneren Komponenten nachempfunden ist, fühlen sich die Motorräder schwer und realistisch an. Somit fällt das Deaktivieren einer Fahrhilfe sofort auf und muss gekonnt mit Skill ausgekontert werden. Macht euch also auf jeden Fall auf etwas Frust gefasst, solltet ihr nicht bereits mit der Reihe vertraut sein.

Fazit

RIDE 5 bleibt seiner Ideallinie treu und richtet sich weiterhin primär an Puristen. Diese freuen sich über den Renn-Editor, das dynamische Wetter und die umfangreichen Endurance-Rennen. Der Rest wird sich weiterhin durch den harten Schwierigkeitsgrad beißen müssen, bekommt aber eine schicke Optik und eine große Auswahl an Motorrädern, die eine tolle Abwechlsung und mehr Spaß als beim letzten Moto GP bietet.

RIDE 5 erscheint am 21. August 2023 für Xbox Series, PlayStation 5 und PC.

Positiv:

+ riesige Auswahl an Marken-Motorrädern

+ jedes Bike bietet ein eigenes Fahrgefühl

+ Renn-Editor

+ dynamisches Wetter und Tag-Nacht-Zyklus

+ etwas einsteigerfreundlicher durch kurzes Tutorial

Negativ:

– unschöne Charaktermodelle und -animationen

– knallharter Schwierigkeitsgrad ist nicht für jeden

– „neue“ Karriere bietet bekanntes Abarbeiten

– Rivalen ebenfalls nur halbgar implementiert

Teilt uns eure Meinung mit

Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

No comments yet.

Leave Your Reply