Review: Reveil – Ein Ticket für den Horror-Zirkus bitte

Horror-Spiele gibt es mittlerweile ja einige und diese teilen sich auch gerne in verschiedene Richtungen des Genres aus. Reveil ist da eher auf der seichteren Seite was den Horror angeht, da es viel mehr auf die Narrative und den psychologischen Pfad setzt. Damit erinnert es an Titel wie Madison oder Martha is Dead. Doch warum uns das Zirkus-Setting hier dabei besonders gefallen hat und wieso der Rest leider etwas abfällt, lest ihr in unserem Test.

Narrativer Psychotrip über den Jahrmarkt

Ihr schlüpft in die Rolle eines Walter, des Vaters einer Zirkusfamilie. An diesem Morgen wacht man mit starken Kopfschmerzen in seinem Bett auf. Nachdem ihr ein paar Medikamente eingenommen habt, sucht ihr nach eurer Familie in eurem Haus, von dem ihr schnell feststellt, dass es leer ist und während dieser Suche verlagert sich das Haus an ganz unterschiedliche Orte. Die meiste Zeit über wechseln die Schauplätze, die man sieht, zwischen Orten, die mit dem Zirkus in Verbindung stehen, und jeder ist irgendwie verzerrt oder verworren. An vielen dieser Schauplätze zeigt sich die Stärke der Unity-Engine, und alle Schauplätze bieten wunderschöne Szenen. Leider folgen die fünf Kapitel jedoch alle einer ähnlichen Formel: Spaziergang, Verfolgungsjagd und Rätsel, mit gelegentlichen Ereignissen, die eine beliebige Kombination aus diesen drei Elementen darstellen. Das ist zwar nicht per se negativ, aber der Mangel an Kreativität mindert die Horroreffekte und die Spannung.

Das Horror-Genre der Walking-Simulatoren hat sich dabei schon lange mit der sich ständig verändernden Landschaft hinter dem Spielenden beschäftigt. In Reveil funktioniert das am besten, vor allem in den zirkusbasierten Levels, wo das Team seiner Kreativität freien Lauf gelassen hat. Die verschlungenen Gänge und die perspektivisch wechselnden Räume haben mich wirklich zum Nachdenken gebracht, wie unglaublich einige dieser Raumaufbauten sind. Es gibt ein Spiegelkabinett, das ich in dieser Form noch nie gesehen habe. Wenn man seiner Tochter hinein folgt, verändert sich der Raum. Aber die Spiegel sind so verdeckt, dass man sich in den unendlichen Reflexionen leicht verliert, wenn man nicht gerade auf den Boden starrt. Allerdings gibt es auch ein paar wirklich schwierige Rätsel, z. B. wenn man Symbole entschlüsseln muss, um den richtigen Winkel für einen Laserpunkt zu finden, mit dem man eine Kiste entriegeln kann. Von Zeit zu Zeit schwankt das Spiel zwischen den intelligenten Verbindungsrätseln und den Rätseln, die eine Ebene zu tief sind, um zusammenhängend zu sein.

Gelangweilter Walter will nicht so recht

Die Dialoge in Reveil sind dafür echt ein wenig merkwürdig, finden diese ja eigentlich nur mit Walter statt, der mit sich selbst spricht oder bei dem wir seinen Gedanken lauschen können. Ein Großteil des gesprochenen Tons passt jedoch nicht zum Ton des Spiels. Während die Musik immer bedrohlicher und die Szene immer chaotischer wird, redet Walter weiter über Dinge, als ob er sich an etwas erinnert, das er in seinem Schrank gefunden hat. Es ist fast so, als wäre der Dialog aufgenommen worden, ohne dass man weiß, wo diese Aufnahme im Spiel auftaucht. Das passiert nicht immer, aber es ist mehr als genug, um die Immersion zu unterbrechen.

Auch die Bewegungen der Feinde mindern die Intensität des Spiels. Bei der ersten Begegnung kann es zwar noch passieren, dass sie einen erwischen und ausschalten. Danach versteht man jedoch bereits, wie sich der Feind verhält und kann diese sehr einfach umgehen, was für mich persönlich jetzt nicht schlimm war, da ich eh lieber schnell zum nächsten Schauplatz wollte, wenn man aber schon eine Art Monster hat, sollte dieses eben auch bedrohlich sein. Denn das Viech bewegt sich so langsam und hat eine so eingeschränkte Sicht, dass das Risiko einfach nicht gegeben ist. Es kann einen nicht einmal durch einen offenen Raum unter einer Holztreppe sehen, was teilweise schon etwas albern wirkt. Und wenn euch die monströsen Wesen angreifen und fangen, stirbt man nicht, sondern erlebt noch einmal den Moment, in dem ihr anfänglich in einem Raum eingesperrt wart, wenn auch mit einigen Veränderungen. Je nach Tod können diese Veränderungen subtiler sein, wie z. B. die im Raum verstreuten Gegenstände, oder bedeutendere Veränderungen, wie blutende Wände und schreckliche Visionen von einem Mädchen in der Badewanne.

Fazit

Reveil bietet eine neuartige Erfahrung im Walking-Simulator-Horror-Genre, indem es eine gruselige Familienhorror-Welt mit beeindruckender Spannung und einer interessanten Narrative aufbaut. Allerdings lässt die übergreifende Erzählung zu wünschen übrig und die wenigen Gegner wirken etwas erzwungen. Trotzdem enthält es einige innovative visuelle Tricks, die Spaß machen.

Street Fighter Collection Wertung
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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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