Review: Persona 3 Reload – Großartiges Remake mit Lücken in den Schatten

Auch wenn ich bereits Persona 3 FES zweimal auf der PS2 und vergangenes Jahr die Portable-Version gespielt habe, so hielt mich dies nicht ab mich wieder in die Welt der Schatten, Evoker und Personas einzutauchen und mit dem Remake Persona 3 Reload noch einmal durchzustarten. Und die hinzugefügten Gameplay-Elemente, die aktualisierte Grafik, die überarbeiteten Gebiete und die sozialen Verbindungen lassen das Spiel so neu und frisch wirken, dass sich der erneute Trip auch einfach lohnt. Aber wurde hiermit wirklich ein Rundumpaket geschaffen? Mehr dazu bei uns im Test.

Stimmungsvolle Rückkehr zum düstersten Persona

Persona 3 ist ein düsteres Spiel, im Vergleich zu seinen Nachfolgern ist es sogar rabenschwarz. Das macht die Idee des modernen Remakes, Persona 3 Reload, für Atlus zu einer kleinen Herausforderung. Es ist klar, dass das Ziel des Projekts darin besteht, eine Parität zu Persona 5 herzustellen und dem Spiel, das den Weg für die Serie geebnet hat, seinen eigenen Stil zu verleihen. Denn neben den fröhlichen Anime-Sequenzen und dem eher normalen Alltag an der Gekkoukan-High wartet noch eine andere Welt, die der Dark Hour. In diese kommt der frei benennbare Protagonist nämlich direkt zu Spielbeginn auf dem Weg zu seinem neuen Wohnheim. Doch da nicht jeder diese Realität bewusst wahrnehmen kann und es sogenannte Schatten gibt, die in dieser lauern, dauert es nicht lange bis ihr euch euren Mitbewohnern und deren Organisation S.E.E.S. anschließt. Denn neben den Schatten lauern mit den mysteriösen Mitgliedern von Strega auch noch andere Persona-Benutzer auf euch und wollen sich die Herrschaft innerhalb der Dark Hour zu Nutze machen.

Noch dazu hat sich in der Stadt ein riesiger Turm aufgetan, der voller dämonischer Wesen ist und bereits im Original mit über 300 Etagen auf euch wartete. Doch das sollte Kennern von einer der vorangegangenen Versionen ja bereits klar sein. Was hat sich denn gegenüber dem Original so verändert? Am meisten wohl die Stimmung, als ich den Turm von Tartarus durchwanderte, der jetzt das gruseligste aller Persona-Dungeons ist. Die Aura ist wirklich beunruhigend in den Etagen, mit der Absicht, die Todesthematik im Spiel genau nachzuahmen. Die Überarbeitung von Tartarus hatte für das Team hohe Priorität und das merkt man. Das Tempo fühlt sich um Längen natürlicher an, mit vielen glänzenden Ablenkungen, die die Aufmerksamkeit aufrechterhalten, einschließlich Schattenenergie-Kristallen, die man zertrümmern und von denen man sich Gegenstände schnappen kann sowie Truhen, die zum Öffnen entbehrliche Teile, so genannte Fragmente, benötigen, die im Tartarus und in der realen Welt verstreut sind. Selbst diese scheinbar einfachen Ergänzungen verbessern das Tempo der Bewegung durch die vielen Etagen des Tartarus drastisch. Denn die vorherigen Versionen des Turmes wurden wirklich schnell dröge. Somit wurde das wohl größte Manko des dritten Teils der Persona-Reihe super angegangen, wenn einem auch dennoch klar sein sollte, das man auch hier viel Zeit im Turm mit Kämpfen und herumlaufen verbringen wird.

Moderne Verbesserungen, ohne den Charme des Originals zu verlieren

Die bewährte und beliebte rundenbasierte Kampfmechanik ist erneut genau das, was man von Persona-Spielen erwarten sollte, obwohl sich Aktionen wie das Wechseln von Personas und das Analysieren von Fähigkeiten moderner und nahtloser anfühlen als früher. Auch die Angriffe wurden mit brandneuen Zielbildschirmen, die echt cool sind, und Sprüchen aufgewertet. Und jetzt ist das S.E.E.S.-Armband ein funktionales Kleidungsstück, das als Messgerät für einen neuen Spezialangriff namens Theurgy dient. Und obwohl diese auf der Showtime von Persona 5 basiert, erfordern Theurgy-Angriffe erhöhte emotionale Zustände und haben spezielle Bedingungen, die auf jeden Charakter zugeschnitten sind, um sie zu aktivieren, so dass mehr Strategie erforderlich ist, um sie auszuführen. Dazu wurde an den Animationen gedreht und ihr könnt natürlich all eure Partymitglieder direkt befehligen und müsst hier nicht wie noch im Original auf die KI vertrauen. Das wurde zwar bereits in Portable ebenfalls so aktualisiert, aber da andere Features aus dieser Version fehlen, wollten wir es in jedem Falle erwähnen.

Darüber hinaus hat sich natürlich besonders optisch viel getan und das bekommt man in den Kämpfen auf eine besondere Art zu spüren. Denn die stylischen Menüs, die wunderbar ineinander übergehenden Animationen während der Charakter-Wechsel und natürlich eure Personas machen einen wirklich atemberaubenden Eindruck. Das hat bereits Persona 5 auf einem derart hohen Niveau gemacht und auch Persona 3 Reload passt sich dieser immens hohen Qualität an. Dazu gesellt sich ein Soundtrack, der es gekonnt schafft Neues mit Nostalgie zu verbinden. Alle bekannten Tracks sind mit dabei, aber geremixed. Und obwohl ich davor im Vorhinein etwas Sorge hatte, kann ich mich an den neu ausgerichteten Musikstücken wirklich nicht satt hören. Ebenso neu sind im Übrigen auch alle Synchronschauspielenden der Charaktere, auch wenn dies vielleicht nicht jedem sofort auffällt. Diese imitieren nämlich die früheren Sprecher häufig so erschreckend genau, dass selbst ich im Fall von Mitsuru und Yukari zum Beispiel im gesamten Spiel immer wieder zweimal hinhören musste, ob dies nicht doch die früheren Sprecherinnen waren.

Ein Potpourrie an Inhalten

Auch in der Außenwelt ist vieles anders und doch so vertraut. Generell ist die Kamera näher am Geschehen, wodurch sich das Herumhüpfen an den Schauplätzen intimer und fast wie in der Ich-Perspektive anfühlt. Endlich habe ich das Gefühl, die Geografie der Tatsumi-Hafeninsel wirklich zu erforschen, zu erleben und zu lernen, was mir besonders bei meinem letzten Besuch in Persona 3 Portable gefehlt hat. Was ich dabei auch nicht mehr missen möchte, sind die wirklich tollen neuen Inhalte im Wohnheim, welches mit fortschreitender Dauer natürlich mit immer mehr Leben, und einem der süßesten Videospiel-Hunde, gefüllt wird. Die Dachterrasse, die Küche, Fuukas DVD-Player und das Bücherregal können nun in der Freizeit für Gartenarbeit, Kochen, Filme schauen, Lesen mit einem Charakter oder nur zur Verbesserung der drei Charaktereigenschaften genutzt werden. Außerdem kann der PC in der Lobby genutzt werden, um die Persönlichkeitsmerkmale zu verbessern. Ihr fühlt euch eurer Truppe somit durch die vielen neuen kleinen Features immer etwas näher und bekommt einen besseren Eindruck derer Perspektiven. Denn im Orginal Persona 3 war es immer merkwürdig, dass es für die männlichen Partymitglieder keinerlei Social Links gab.

Aber es gibt auch noch weitere praktische Funktionen. „Zurückspulen“ ist praktisch, wenn man eine falsche Entscheidung getroffen hat, denn damit kann man zu einem der letzten fünf spielbaren Abschnitte eines Tages zurückkehren. Der Kampf erfolgt über ein einfaches Ein-Knopf-Menü, das eine viel aufgeräumtere Benutzeroberfläche bietet als das Drehen eines Kreises. Die stilvolle Präsentation unterstützt alles, und obwohl sie eindeutig von Persona 5 inspiriert ist, bleibt Reload erfreulich vertraut. Doch es muss auch etwas gemeckert werden. Denn obwohl dies wirklich eine ultimative Version des dritten Teils zu sein scheint, so ist nicht alles inkludiert, was man über die Jahre im Spiel vielleicht liebgewonnen hat. Der größte Punkt ist dabei wohl die weibliche Protagonistin, die in Portable nicht nur mehr Waffen zur Verfügung hatte, sondern auch gänzlich andere Social Links. Letzeres wurde hier natürlich angegangen, aber schade bleibt es dennoch. Ebenso fehlt der Epilog „The Answer“, der zwar spielerisch nur ein einzig öder Grind war, aber geschichtlich schon noch etwas interessante Hintergründe bot und eben auch einen Blick darauf, was die Figuren nach den Erlebnissen der Hautpstory so treiben.

Fazit

Persona 3 Reload ist eine derart toll aufbereitete Version, dass es sich schon fast wie ein komplett neues Persona anfühlen kann. Wunderschöne Optik, perfekt geremixter Soundtrack, ein verbessertes Kampfsystem und ein endlich aktualisierter, wenn auch immer noch in Teilen dröger, Trip durch den Tartarus lassen wirklich wenig Wünsche offen, den Trip an die Gekkoukan-Schule anzutreten. Schade bleibt nur weiterhin das Fehlen der weiblichen Protagonistin und des Zusatzkapitels „The Answer“.

Persona 3 Reload erscheint am 2. Februar 2023 für PlayStation, Xbox und PC.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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