Erkundungs- und Survival-Spiele sind im Laufe der Jahre ein ziemlich ähnliches Genre geblieben. Man ist einfach jemand, der mit dem Rucksack auf einem einsamen Stück Land unterwegs ist und versucht, entweder etwas zu bauen oder irgendwohin zu gelangen. Aber was wäre, wenn ihr stattdessen ein altes Auto fahren müsstet, anstatt zu Fuß zu gehen, und seltsame Teile von empfindungsfähigem Schrott, Strahlungsstürme und viele seltsame Anomalien versuchen, euch davon abzuhalten, dieser nordwestlichen Hölle zu entkommen? Das ist Pacific Drive. Diese einzigartige Kombination aus Elementen eines Roguelikes, eines Extraktions-Shooters und eines Survival-Crafting-Spiels ist ein Roadtrip, der in Erinnerung bleiben wird. Mehr dazu in unserem Test.
Drive to Survive
Ihr spielt eine Person, die nur als „Breacher“ bekannt ist, ein Mensch, der die olympische Sperrzone betreten hat, ein Gebiet im pazifischen Nordwesten der USA, das in den 1950er Jahren auf mysteriöse Weise abgesperrt wurde, nachdem ein anomales Ereignis die Gegend für immer verändert hatte. 30 Jahre später kommt der namenlose Held in der Nähe der Olympischen Sperrzone vorbei und wird in eine Anomalie außerhalb der Mauer gesogen, die den Rest der Welt vor dem schützt, was sich dahinter befindet. Die einzige Möglichkeit, die Zone zu verlassen, ist ein rostiger Kombi, zu dem man sich auf seltsame Weise hingezogen fühlt. Nachdem ihr herausgefunden habt, dass es sich bei dem Kombi um ein Relikt handelt, ein Objekt, das mit den Energien der Olympischen Sperrzone infiziert ist und seine Opfer schließlich mit Besessenheit in den Wahnsinn treibt, müsst ihr nun aus der Zone entkommen und eure Bindung an das Relikt lösen. Aber ihr seid nicht allein auf dieser Reise, denn zwei missratene Forscher und ein brillanter, aber in Ungnade gefallener Wissenschaftler begleiten euch auf eurem Weg.
Die Geschichte ist viel stärker als in den meisten Roguelikes. Aus Tagebucheinträgen, dem Freischalten von Rezepten, dem Scannen von Gegenständen in der offenen Welt und den Audioprotokollen verschiedener Charaktere kann man eine Menge Infos gewinnen. Es gibt einige ziemlich ergreifende Botschaften über das Vermächtnis und darüber, dass es darauf ankommt, was man tut, und nicht, wer man ist. Es ist eine emotionale Geschichte, wenn man denn Lust hat, sich in diese zu investieren. Denn von sic haus wird euch nicht sehr viel erzählt. Das Gameplay ähnelt sehr einem Extraktions-Shooter und der Ablauf ist relativ einfach: eindringen, Loot finden, entkommen. Ihr plant die Routen auf einer großen Karte, die sich durch verschiedene Anomalien ständig verändern kann, und jeder Abschnitt ist prozedural aufgebaut und gleicht nie genau dem anderen. Einige Gebiete sind festgelegt, aber nur für die Zwecke der Geschichte. Die größte Neuerung im Genre ist, dass man größtenteils selbst bestimmen kann, wann man abreist.
Die Liebe zum Auto in Reinform
Das Crafting und Bauen ähnelt sehr dem Vorbild von Spielen wie Minecraft und Survival-Spielen wie The Forest oder Ähnlichem. Ihr baut Werkzeuge, um andere Dinge abzubauen, und errichtet dann Strukturen in eurer Basis, um eure Schatzsuche zu verbessern oder coole Dinge für das Auto herzustellen. Auf dem Papier sieht das Ganze sehr nach Standardprogramm aus, aber Pacific Drive verpackt diese Erfahrung auf einzigartige Weise, indem es sich hauptsächlich auf das Auto und nur ein wenig auf die Basis selbst konzentriert. Es ist eher so, als wäre das Auto euer mobiles Zuhause und gleichzeitig eine Waffe gegen das Unbekannte. Es ist eine sehr frische Art, das typische Survival-Spielerlebnis zu verändern, indem man den Aufbau der Basis und die Herstellung von Gegenständen auf ein einziges Objekt reduziert, mit dem man interagiert, anstatt mit vielen. Pacific Drive ist kein reines Horrorspiel, aber das stärkste Element der Erfahrung ist die Atmosphäre. Es fühlt sich mysteriös an, aber nicht völlig gruselig. Es liegt ein beständiges Gefühl des Grauens in der Luft, aber kein beklemmendes. Es ist ein Grauen, bei dem man keine Ahnung hat, wie sich die Dinge verändern werden oder was als Nächstes passieren wird. Der Roguelike-Charakter der Etappen verleiht dem Spiel einen völlig unvorhersehbaren Charakter, der an sich schon ein wenig Angst einflößt.
Das Fahren des Autos in Pacific Drive ist im Vergleich zu den meisten anderen Fahrspielen sehr ungewöhnlich. Es ist eine äußerst methodische Erfahrung, durch das Gelände zu navigieren und Hindernisse zu finden, die eher an das Steuern eines Panzers als an das Fahren eines normalen Autos erinnert. Man muss Hebel und Schalter manuell betätigen, indem man sich entweder umschaut und mit ihnen interagiert oder die Armaturen benutzt, um so einfache Dinge zu tun wie das Auto in die Park- oder Fahrstellung zu bringen, das Licht zu aktivieren oder die Hupe zu betätigen. Die präzise und etwas klobige Steuerung gibt Pacific Drive einen frischen Ansatz für das Fahrerlebnis, den nicht viele Spiele so stark umgesetzt haben. Auch die Schäden am Auto sind unglaublich detailliert, da fast jedes äußere und innere Teil irgendeine Art von Defekt oder Schaden entwickelt. Das Auto kann sogar unbeabsichtigt seltsame Verhaltensweisen entwickeln, so genannte Quirks, bei denen das Fahrzeug bei bestimmten Aktionen auf unerwartete Weise reagieren kann. Wenn man beispielsweise die Scheinwerfer ein- oder ausschaltet, kann die Hupe hupen, oder wenn man das Auto in den Fahrmodus schaltet, öffnet sich zufällig eine Tür. Einige Quirks können sogar noch gefährlicher sein, z. B. durch plötzliche Beschleunigung oder wenn das Auto komplett die Leistung verliert. So bekommt euer Gefährt auch noch einen eigenen Charakter.
So unbarmherzig und doch auch motivierend
Auch wenn Pacific Drive ein unglaublich einzigartiges Erlebnis ist, ist es nicht perfekt, denn es gibt einige Probleme. Es hält einen zum Beispiel nicht sehr lange an der Hand. Bei der dritten Expedition wird von euch erwartet, dass ihr den Großteil des Spiels selbst durch Trial and Error lernt. Es ist sehr unbarmherzig, wenn es darum geht, das Auto durch Fehler zu ruinieren, derer man sich nicht einmal bewusst ist, es sei denn, man versagt bei etwas, das das Spiel einem offensichtlich nicht gesagt hat. Die Benutzeroberfläche ist auch unglaublich unübersichtlich und klobig, mit vielen Klicks durch Registerkarten und Unterregisterkarten, um Rezepte zum Herstellen und Verwalten eines Inventars zu finden und herauszufinden, wie man bestimmte Dinge tut.
Das führt in der Regel dazu, dass man manchmal anhalten muss, um das Tagebuch zu lesen, nur um das Spiel zu verstehen, was die Immersion und den Schwung der Erfahrung manchmal unterbricht. Darüber hinaus kann das Crafting auch etwas frustrierend sein, da man in Bezug auf die Ressourcen entweder Überfluss oder Mangelerscheinungen erlebt, die man entsprechend einplanen muss. Und das Fehlen wichtiger Materialien für wichtige Rüstungs- oder Ausrüstungsgegenstände kann dazu führen, dass man sich auf die Suche nach den fehlenden Materialien machen muss, um auch nur einen oder zwei Schritte voranzukommen. Die Bestrafung in Pacific Drive ist hart, manchmal sogar unverschuldet, aber das liegt in der Natur eines Roguelikes, das einem manchmal durch zufälliges Pech einen Strich durch die Rechnung macht.
Fazit
Pacific Drive ist wie geschaffen für Fans von Survival-Spielen und Sci-Fi-Abenteuern. Mit seinen fesselnden Anomalien und subtilem Horror, dem enorm wichtigen und umfangreichen Instandhalten des Kombis und der etwas frustigen Unbarmherzigkeit. Pacific Drive bietet eine einzigartige Erfahrung mit charmantem Flair und ist ein tolles Erstlingswerk der Ironwood Studios.
Pacific Drive ist ab sofort für PC und PlayStation verfügbar.
Positiv:
+ der Kombi als eigentlicher Protagonist
+ atomosphärische und gruselige Welt
+ viele sinnvolle und coole Upgrades
+ Roguelike mit frischen Elementen
Negativ:
– total überladene Benutzeroberfläche
– sehr hakelige Steuerung
– Grafik teils sehr matschig
– schnell unfair und frustig