Obwohl der Hype um Superhelden aus Comicbücher nach wie vor ungebrochen ist, bleibt die Frage weiterhin bestehen, wann diese dort vorherrschende Qualität auch auf Videospiele übergreift. Ja, es gab die hervorragende Arkham-Reihe und momentan dürfen wir auf neue Abenteuer von Insomniac’s Spider-Man hoffen, aber ansonsten sah es rar aus mit guten Genre-Titeln. Nun haben die Guardians of the Galaxy ihren großen Auftritt und die einzige Frage bleibt: Volltreffer oder Totalversagen? Ihr könnt es nachstehend in unserem Test herausfinden.
Ein Abenteuer, das den Film-Handlungen in Nichts nachsteht
Wer Fan ist, wird mit der Formel bereits vertraut sein! Star-Lord aka Peter Quill, Gamora, Drax, Groot und Rocket bilden titelgebenden Guardians of the Galaxy, wobei das direkt übersetzte „Wächter“ weniger zutreffend ist als angeheuerte Söldner. Denn Geld ist für den Trupp noch immer die allerwichtigste Ressource gewesen. Und so beginnt auch dieses Abenteuer damit, dass die Guardians mit einem ihrer unglücklichen Pläne versuchen, an ein ordentliches Vermögen zu kommen.
Das Vorhaben diesmal: Eine exotische Kreatur beschaffen und diese dann an Lady Hellbender verkaufen! Diese leitet auf ihrem Planeten nämlich eine Menagerie und lässt für seltene Geschöpfe hohe Summen springen. Doch der Plan scheitert bereits in seinem ersten Schritt und die Guardians stehen nicht nur mit leeren Händen dar, sondern werden auch vom Nova Corps verhaftet. Dort trifft Peter auf Ko-Rel, einer alten Gefechtskumpanin, und deren aufmüpfige Tochter, welche gern unerlaubt durch den Komplex schleicht.
Die Guardians verlassen die Station der Nova Corps schließlich wieder, allerdings nun mit einer heftigen Geldstrafe tausender Units. Nun wird es erst recht Zeit Lady Hellbender einen Besuch abzustatten! Ihr Erfindungsreichtum führt den Trupp zu der Idee, man könnte doch entweder Rocket oder Groot verkaufen. Wer genau es werden soll, darf Peter (aka der Spieler) selbst entscheiden und wird damit das Kapitel maßgeblich beeinflussen (wobei der Ausgang dennoch derselbe sein wird). Von diesem Punkt an geraten die Guardians – typischerweise – von Etappe zu Etappe nur in noch größere Schwierigkeiten und schlussendlich wird sich mehr als nur eine bekanntes Gestalt aus dem Marvel-Universum unheilvoll in den Weg stellen.
Die dysfunktionale Familie mischt die Galaxie gewaltig auf
Der Spieler hat leider nur über Star-Lord direkte Kontrolle, alle anderen Guardians „denken“ für sich selbst. Allerdings ist es möglich, ihnen im Kampf ihre Fähigkeiten ausführen zu lassen, von denen der Hauptteil allerdings erst freigeschalten werden muss. Viele der späteren Gegner müssen für ordentlich Schaden erst ins Taumeln (ähnlich dem Stunnen“ gebracht werden – dafür ist Drax‘ Basisfähigkeit perfekt. Hier ein heißer Tipp für alle Einsteiger: Beginnt mit Rockets „Gravistack-Granate“ und setzt mit Gamoras „Schattenschlag“ nach. Schleudert dann alle Gegner mit Groots „Bewurzeln“ in die Luft. Wenn sie wieder zu Boden fallen, hetzt Drax mit einem „Katath-Ansturm“ auf sie. Das müsste euch einen Schadensmultiplikator von x4 bringen. Während der Kombo kann Star-Lords „Fächerhammer“ alle mit Schaden überziehen, die noch stehen.
Auch außerhalb von Konfrontationen sind die Fähigkeiten der Teammitglieder nützlich: So kann Gamora mit ihre Schwert Ranken zerschneiden und brüchige Wände erklettern, Drax schwere Sachen bewegen, Rocket technische Geräte nutzen und Groot Brücken herstellen. Star-Lord wird im Laufe des Spiels jedoch die nützlichsten Fähigkeiten vorweisen können. Sobald seine Blaster Elemente wie Eis und Feuer verschießen können, friert man nicht nur die Gegner ein, sondern auch mal eine Wasserfontäne zu einem praktikablen Eisblock.
Neben diesen Fähigkeiten, gibt es schließlich noch den Huddle. Bei voller Anzeige laufen eure vier Freunde zu euch und erwarten eine Ansprache. Je nach Stimmung müsst ihr dann die richtige der beiden wählen – falls ihr richtig liegt, erhält das gesamte Team einen temporären Schadensbonus. Wenn nicht, wird nur Star-Lord selbst gebufft. In jedem Fall stehen eure ausgeschalteten Teamkameraden wieder auf, klopfen sich den Staub ab und stürzen sich wieder ins Getümmel.
Dicke Knarren, grelle Farben und ein fetziger Soundtrack
Während des vorhin erwähnten Huddles schmeißt Peter Quill auch seinen Walkman an und lässt das Kampfgeschehen fast schon zur Laser-Disco werden. Das liegt an den lizenzierten Songs, die für das Spiel ausgewählt wurden. Eine Parade der besten und bekanntesten Lieder, die die späten 70er und 80er zu bieten hat, von Billy Idol über Blondie bis zu Bonnie Tyler. Streamer sollten hier vorsichtig sein, denn die Songs können schnell zu einer Urheberverletzung führen. Glücklicherweise gibt es im Menü eine Option, die Hits durch generische Musik auszutauschen.
Wesentlich essentieller für ein gutes Vorankommen in Marvel’s Guardians of the Galaxy ist aber das Upgraden von Star-Lords Technologien. Ihr werdet des Öfteren Schrott-Teile finden, die Peter aufheben – natürlich unter dem Spott seiner Kameraden. Diese werden an verschiedenen Werkbanken von Rocket genutzt, um die Gegenstände des Protagonisten aufzubessern: den ersten Vorteile, den ihr erhalten werdet, kann bei gut getimten Tastendruck den Cooldown der Blaster aufheben. Danach stehen euch noch eine ganze Reihe weitere Verbesserung zur Verfügung -vorausgesetzt ihr habt genug Schrott.
Ebenfalls aufgebessert kann der Visor werden. Mit seiner Hilfe ist es dem Spieler möglich, möglichste schnell die Areale nach Puzzle-Lösungen, Sammelgegenständen und Schrott zu durchsuchen. Möglich wird das durch ein Einfärben der Umgebung in grelle Farben gemacht. Der Visor erinnert fast ein wenig wie ein plumpe Version des Detektivmodus aus den Arkham-Spielen.
Fazit
Es ist wirklich schön, wieder eine Comicbuch-Adaption zu sehen, die der Vorlage das Wasser reichen kann. Das Gezanke der Guardians of the Galaxy ist dabei oft so amüsant, dass man gar nicht anders kann als laut aufzulachen. Zudem kann sich das Kampfsystem durchaus sehen lassen, es macht auch wirklich Spaß den Kombo-Meter in die Höhe zu treiben. Der Vollständigkeit halber müssen aber auch die generischen Puzzle erwähnt werden, die sich leider zu oft wiederholen. Ansonsten kann man an der intergalaktischen Chaos-Truppe seine helle Freude haben.
Positiv:
+ Brillante Dialoge mit ordentlich Humor zwischen den Guardians und eine filmreife Handlung
+ Solides und dynamisches Kampfsystem
+ visuell eine Farbenpracht unterschiedlicher Planeten
+ authentische Umsetzung der Comicbuch-Vorlage
Negativ:
– Puzzles wirken generisch und wiederholen sich
– eine Reihe an Bugs und Glitches (die laut Entwickler aber baldigst behoben werden)