Review: Mafia: Definitive Edition – Ein Remake, das man nicht ablehnen kann?

Ich habe das Original-Mafia aus dem Jahr 2002 selbst leider nie gespielt, errinere mich aber noch sehr genau an viele Szenen des Spiels, die mir beim Zuschauen im Gedächtnis blieben. Die nachgebildeten Schauplätze der Stadt Chicago, die Geschichte und die Missionsstruktur waren ganz anders als die typischen Open-World Spiele die man sonst kannte. Es waren einfachere Zeiten. Zeiten, in denen man nicht mit unzähligen Nebenmissionen und Sammelitems überschwemmt wurde, sondern eher eine dichte Geschichte mit einem echten Schwerpunkt auf der Entwicklung der Charaktere und den großen Momenten hatte. Mafia: Definitive Edition von Hangar 13 wendet sich nun der Frage zu, ob man das Konzept von damals heute noch spielen möchte, fügt jedoch einen ganz neuen Glanz und einige subtile neue Features hinzu. Ob dies gelungen ist, lest ihr in unserem Test.

Ein Gangster-Film zum selber spielen

Man spielt Tommy Angelo, einen Taxifahrer, der zur richtigen Zeit am falschen Ort war. Als zwei Mafiosi Tommy dazu bringen, mit ihnen gemeinsam einer rivalisierenden Bande zu entkommen, setzt das eine Geschichte in Gang, die ihn von einem Niemand zu einem Jemand werden lässt. Mit allerhand interessanten und sympathischen Figuren, die r während dieser Reise trifft. Von „Die Sopranos“ bis „Der Pate“ fühlte es sich jedoch immer falsch an, die Figuren zu mögen, dennoch war es schwer, es nicht zu tun. Diese Gangster wurden nie als klinisch verrückt oder als Serienmörder angesehen, aber was sie oft taten, überschritt diese Grenzen. Sie erdrosselten einen Mann in einem Wohnwagenpark oder zerstückelten eine Leiche in einer Badewanne und kehrten dann nach Hause zurück, um mit ihren Familien eine gekochte Mahlzeit zu genießen.

Die Bar dient als Unterschlupf und Zentrale.
Selbst die Wegweiser zu eurem nächsten Zeil sind schön als auftauchende Sraßenschilder eingebaut worden

Diese Neugierde hat mich in Mafia: Definitive Edition von Anfang an gepackt. Tommy ist ein sympathischer Typ, ebenso wie der Rest der Salieri-Familie. Sam ist der sanfte Ladykiller, aber ist wahnsinnig loyal. Paulie ist eine tickende Zeitbombe, Ralph ist der Mechaniker, der nur eine Umarmung braucht und der Don ist eine herrische Figur, die man respektiert, aber nie hintergehen würde. Doch im weiteren Verlauf der Geschichte gerät für Tommy alles außer Kontrolle während er versucht, seine Beziehung zu seiner Sarah und den Druck, ein Gangster zu sein, zu jonglieren. Die Missionskapitel sind dabei schön unterteilt und man kann sogar Fahrpassagen bei denen nicht geredet wird, überspringen, sollte man dies wollen. Obwohl es sich um eine reduzierte Open-World handelt, die nicht wirklich mit denen aus GTA V, Saints Row, Just Cause und ähnlichem vergleichbar ist, ist sie dennoch authentisch. Man sollte sich aber im Klaren sein, dass es im Wesentlichen nur eine lineare, narrative Spielerfahrung bietet, denn abseits der Story gibt es nicht wirklich viel zu tun.

Das neu aufbereitete Lost Heaven sieht klasse aus.

Sinnvolle Neuerungen und Unverändertes

Hangar 13 hat für einige wenige Figuren, darunter Luigis Tochter Sarah, neue Story-Stücke hinzugefügt. Ursprünglich eine Figur, die nicht wirklich im Mittelpunkt stand, ist sie hier für uns und Tommy ein wichtiger Charakter und fügt sich super in den Rest ein, denn sie bietet eine kurze Atempause von der Gewalt und Brutalität und lässt Momente des Charmes und Humors zu. Toll also auch für Fans des Originals. Grafisch hat sich ebenfalls einiges getan und das Remake sieht mehr als selten einfach wunderschön aus. Alles wurde neu entwickelt, die Figuren erstrahlen mit neuem Leben und der Soundtrack liefert die passende musikalische Untermalung. Hier hat man wirklich keine Kosten und Mühen gescheut.

Die Rennmission dürfte jedem Spieler des Originals bekannt sein.

Die Stadt Lost Heaven ist dabei zwar nicht dicht mit NPCs besiedelt, die Straßen sind nicht so belebt wie beispielsweise in GTAs Los Santos, aber es war eine andere Zeit in den 1930er Jahren. Alkohol steht im Mittelpunkt der Verbotsgesetze, und die Cops stehen hinter jeder Ecke. Dieses eingeengte Gefühl hält einen immer auf Trab, und obwohl es wunderschön aussieht, schaut man sich immer über die Schulter und fühlt sich unter ständiger Beobachtung. Man kann jederzeit Autos stehlen oder nutz die bereits freigeschalteten aus der hauseigenen Garage. Um sicherzugehen, dass man nicht gegen das Gesetz verstößt, kann man auf das Touchpad drücken, um einen Geschwindigkeitsbegrenzer beim Fahren zu aktivieren und so nicht Gefahr laufen gegen das Gesetz zu verstoßen. Bei der dann ersten Verfolgungsjagd mit den Gesetzeshütern habe ich aber tatsächlich eine Weile gebraucht, um durch geschicktes fahren zu entkomemn, als Hilfe gibt es aber Symbole auf der Karte, durch die man durchfaren muss um so die Verfolger direkt abschütteln zu können, da man dabei durch Baustellen und über Rampen fährt. Motorräder sind ebenfalls neu hinzugekommen und bieten eine willkommene Abwechslung zu den eher langsam beschleunigenden Autos.

Vor wem der Gegner da genau in Deckung gehen will, wissen wir leider auch nicht.
Tommy ballt schon die Fäuste. Wehe er bekommt nicht gleich was vom Essen ab!

Wenn es darum geht, außerhalb der Vehikel oder in geschlossenen Räumen zu agieren, könnte die Steuerung ein wenig besser sein. Das Klettern über Kisten und Zäune ist häufig sehr ungenau und führt hin und wieder auch mal zum Game Over. Ebenso ist die KI häufig einfach ziemlich dumm und dreht einen mitten im Gefecht den Rücken zu oder rennt die ganze Zeit von links nach rechts, ohne auch nur einen Schuss abzugeben. Das stört natürlich die Atmosphäre, ist aber zu verkraften. Das Deckungssystem funktioniert dafür sehr gut und auch soundtechnisch klingen die Waffen authentisch, die Fahrzeuge wie aus den 30er Jahren und die Charaktere wie echte Gangster aus Little Italy. Einfach ausgedrückt: Mafia: Definitive Edition fühlt sich wie ein völlig neues Spiel an. Die Schusswechsel fühlen sich super an, mit sogar (leicht) zerstörbaren Umgebungen. Und während das Drehbuch neu geschrieben, die Rollen neu besetzt und der Soundtrack neu orchestriert wurde, bleibt der Geist des Originalspiels erhalten – ob ihr das Spiel nun 2002 gespielt habt oder es zum ersten Mal entdeckt, Mafia: Definitive Edition erweist sich als ein Vorzeige-Remake. Nicht zuletzt, weil es eine kompakte Geschichte bietet, die in wunderbar verdaulichen 15-20 Stunden erzählt ist – heutzutage besonders bei Open-World Titeln eher selten. Es gibt Collectibles, aber es wimmelt nicht nur so von diesen. Nebenmissionen sind ebenfalls nicht mit von der Partie, aber da diese zu Gunsten der spannend erzähten Story schon im Original fehlten, ist das eher ein Pluspunkt.

Auch die Landschaft rund um die Stadt kann sich sehen lassen.

Fazit

Wie ein feiner Maßanzug und ein passender schöner Filzhut wurde Mafia: Definitive Edition mit der gebührenden Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit aufbereitet. Die liebevoll gestaltete Neuauflage eines Krimi-Klassikers, von der schwungvollen „Der Pate“ inspirierten Partitur bis hin zu den Wolkenkratzern, Neonschildern, Straßenbahnlinien und Wahrzeichen, die Lost Heaven definieren, wurden alle authentischen Details aus der Zeit in die grafische Neuzeit geholt. Man sollte kein typisches Open-World Spiel erwarten, sondern eine toll erzählte Story in einem Gewand eines solchen. Es gibt kleinere Frustrationen, wie z.B. langwierige Ladezeiten und komische Tasteneingaben während der Stealth-Abschnitte, die dazu führen können, dass eine stille Hinrichtung zu einem ausgewachsenen Kampf wird – und in der Folge zum Scheitern der Mission – aber das sind Fehler in einem ansonsten fabelhaften Remake.

Positiv:

+ wunderschön aufbereitetes Lost Heaven

+ spannende kurzweilige Story, tolle Charaktere

+ Fahrverhalten und Schussgefechte funktionieren super

+ neue Features und Hintergründe zu Charakteren

+ Abwechslungen in den Missionen

Negativ:

– teilweise stupide KI

– lange Ladezeiten

– Steuerung in Verfolgungen hakelig

Mafia: Definitive Edition ist bereits am 25. September 2020 für Playstation 4, Xbox One und PC erschienen.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre