Review: It Takes Two – Ein Koop-Erlebnis voller innovativer Ideen

Wer in Spielen gerne mit anderen zusammenarbeitet, ist sicherlich schon einmal mit den Werken der Hazelight Studios konfrontiert worden, die A Way Out oder Brothers: A Tale of Two Sons hervorgebracht haben. Nun gibt es mit It Takes Two das neueste Werk der schwedischen Entwickler und wir haben uns natürlich angeschaut, ob uns hier ein potentieller Plattform-Klassiker oder nur Durschnittskost erwartet.

Paarberatung mal anders

Die Geschichte, die in Zwischensequenzen ausgeschmückt wird, dreht sich um Cody und May, zwei Eltern, die kurz vor der Scheidung stehen, und das Kind, das darunter leidet. Als Rose, die Tochter der beiden, Zeuge eines Streits wird, weint sie in zwei selbstgebastelte Spielzeuge und ihre Tränen schicken das Bewusstsein von Cody und May in sie hinein. Von diesem Moment an werden sie zu diesen beiden Spielzeugen und es liegt von nun an an euch, die beiden zur Normalität zurückzuführen. Während It Takes Two steht die Geschichte im Mittelpunkt. Oft vergisst man vor lauter Spaß, was passiert, aber hin und wieder erinnert einen eine Zwischensequenz oder eine Dialogzeile an die Traurigkeit, die der Grund dafür ist, dass man überhaupt erst zu den Puppen geworden ist.

Der Schreibstil in It Takes Two ist dabei hervorragend. Dank des wunderbaren Dr. Hakim kann es manchmal urkomisch, aber auch erschütternd sein. Unabhängig von den Emotionen, die man empfindet, wird jede Zeile des Dialogs von Cody, May und dem Doktor wunderbar eingesprochen. Es gibt eine großartige Beziehung zwischen den beiden Elternteilen und je weiter man fortschreitet, desto mehr zeigen sich ihre Schwächen, aber auch der Grund, warum sie sich überhaupt verliebt haben. Die abschließenden Momente treffen einen dann durchaus ins Herz ohne dabei allzu sehr in Kitsch auszuarten und zeigen, was für ein Abenteuer man erlebt hat und wie mächtig die Liebe sein kann.

Etwa 10 Stunden lang habe ich mit It Takes Two eines der größten Abenteuer aller Zeiten erlebt und bin Zeuge einiger umwerfender Ideen geworden, die die Grenzen der Kreativität nicht nur verschieben, sondern sie in eine andere Dimension schicken. Ich bin vor riesigen Maulwürfen davongelaufen, auf Spinnen von Baum zu Baum geritten, hatte mit schlangenartigen Mikrofonen gekämpft, bin in einer Schneekugel Schlittschuh gelaufen und auf mechanischen Vögeln durch die Luft geflogen. All diese tollen Elemente mit einem Freund oder dem Partner zusammen spielen zu können und das in einem fachmännisch gestalteten Plattformer, macht einfach enorm viel Spaß und stetig Lust auf mehr. Besonders, da ihr durch den Friend Pass die Option habt online mit jemandem zu spielen, der das Spiel dazu gar nicht besitzen muss. Ein tolles Feature, was auch schon bei A Way Out super funktionierte.

Innovation und Ideenreichtum par excellence

Und da wir gerade darüber sprechen, A Way Out war beileibe kein schlechtes Spiel, aber der Qualitätssprung zwischen dem und It Takes Two ist unglaublich. Die Umgebungen sind atemberaubend, aber auch so hervorragend gestaltet, dass man komplett in das Spiel eintauchen kann. Egal, ob man versucht, sich einen Weg durch das Level selbst zu bahnen, mit zufälligen Objekten zu interagieren oder eines der Minispiele zu spielen, es gibt so viele coole Sachen zu tun. Ihr könnt eine komplette Partie Schach oder Hau den Lukas spielen, mit einem Schlitten auf einer Halfpipe fahren, einen „Helltower“ besteigen oder mit eurem Kumpel ein Schneckenrennen veranstalten. Josef Fares, Kopf hinter den Hazelight Studios, ist ein eifriger Verfechter der Interaktivität mit Sammelobjekten und das tut dem Spiel einen großen Dienst. Egal, ob im wespenverseuchten Baum, im Schlafzimmer oder im Keller, man kann mit so vielen Dingen interagieren, dass es sich lohnt alles zu erkunden.

Das Gameplay selbst ist schnell erklärt, die Steuerung ist dabei sehr direkt und funktioniert klasse. Ihr könnt springen, hechten und habt eine Art Stampfattacke, um beispielsweise bestimmte Schalter zu aktivieren. Durch die Luft zu springen und zu rasen fühlt sich toll an und das in It Takes Two zu eurem Vorteil zu nutzen, ist nur ein Grund, warum es sich so befriedigend spielt. Man kann nur kooperativ spielen, und mit diesem Gedanken im Hinterkopf hat Hazelight eine Menge Ideen und Möglichkeiten geschaffen, damit dies dementsprechend funktioniert, ohne die gleiche Idee mit einem anderen Anstrich zu wiederholen. In einem Level nutzt ihr die beiden Enden eines Magneten, um Objekte zu schieben oder zu ziehen, und in einem anderen Bereich benutzt May eine Wasserpistole, während Cody einen Haken benutzt, um ihr zu helfen, an lästigen Pflanzen in einem überwucherten Garten vorbeizukommen. Die Wasserpistole weicht jedoch auch den Boden auf, auf dem bestimmte Pflanzen gesät wurden, sodass Cody sich in einen Löwenzahn oder eine Blume verwandeln kann, was eine weitere Ebene der Spielbarkeit hinzufügt. In jedem einzelnen Level erhält man eine neue Fähigkeit und obwohl einige mehr Spaß machen als andere, waren wir immer wieder erstaunt, wie clever It Takes Two ist. Keine Idee ist überflüssig und selbst zwischen diesen kooperativen Kombinationen sind die Levels mit einer solchen Vielfalt gefüllt, dass man immer wieder überrascht ist, was man alles tun kann. Obendrauf gibt es dazu noch immer wieder motivierende Bosskämpfe, die euch spielerisch immer dazu bringen zusammenzuarbeiten, um sie möglichst schnell und effektiv zu besiegen.

Als nettes Augenzwinkern dürfen in so einem Spiel natürlich auch Anspielungen auf andere Videospiele nicht fehlen und tauchen immer wieder charmant eingebaut auf. Und obwohl wir hier nicht näher auf deren Erscheinung eingehen möchten, bringt Hazelight einige Hommages an bekannte Nintendo-Spiele wie Mario Kart oder Splatoon, aber auch an Gears of War oder Plants vs. Zombies. Das Gute ist, sie werden spielerisch eingebaut und sitzen nicht einfach mal so am Wegesrand und sind immer wieder als nette Überraschung gut. Creative Director Josef Fares erforschte zuvor familiäre Beziehungen in Brothers: A Tale of Two Sons, in dem ein Solospieler die Kontrolle über zwei Charaktere hatte, und in dem früheren Koop-Spiel A Way Out wurden ungerade Paare gebildet. Einer der Gründe, warum sich It Takes Two so befriedigend anfühlt, ist, dass man sich konstant nützlich fühlt, indem man den Weg oder die Sprungpassage des Partners aufbaut und andersherum. Ihr werdet häufig daran erinnert, dass ihr auf euren Koop-Partner angewiesen seid, was eine angenehme Harmonie mit der Geschichte des Spiels bietet, in der es darum geht, wiederzuentdecken, was eine gescheiterte Beziehung zum Funktionieren gebracht hat.

Fazit

It Takes Two ist ohne Zweifel einer der besten Plattformer, die ich in den letzten Jahren gespielt habe. Das Leveldesign ist unglaublich und die vielen Ideen in Bezug auf die kooperativen Elemente suchen ihresgleichen. Es bietet eine ordentliche Länge und die Tatsache, dass es dabei nie langweilig wird, spricht für das Spiel, macht es zu einem großartigen Preis-Leistungs-Verhältnis und lohnt sich besonders mit der für den Mitspieler kostenlosen „Friend Pass“-Option.

It Takes Two erschien am 26. März 2021 für PC, Playstation 4, Playstation 5, Xbox One und Xbox Series.

Positiv:

+ tolle Figuren und schön erzählte Geschichte

+ großartiges Leveldesign

+ clevere Koop-Rätsel

+ simple und dabei genaue Steuerung

+ toll gestaltete Bosskämpfe

Negativ:

– manchmal ein wenig kitschig

– Texturen mitunter sehr unscharf

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre