Review: GRID Legends – Solider, abwechslungsreicher Rennspass mit Luft nach oben

Es ist eine besonders schwere Zeit für Rennspiele, die nicht Forza oder Gran Turismo heißen. Und obwohl GRID als Reihe bereits einige Titel hervorgebracht hat, konnte es mit den großen Genrekönigen noch nicht ganz mithalten. Ob das mit dem neuen GRID Legends nun anders ist, und warum es hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt, verrät euch unser Test.

Echte Schauspieler und genug Drama für eine Story?

Zunächst einmal ist GRID Legends vom Content her wirklich gelungen. Von den 36 Kapiteln der Story bis zur 63-Ereignis-Karriere sowie mit einer beeindruckenden Liste von mehr als 120 Autos, die ihr an 21 Hauptschauplätzen fahren könnt. Und dazu die insgesamt sehr beeindruckenden 123 Strecken. Die Story wird dabei als fiktiver Dokumentarfilm präsentiert, der Seneca Racing begleitet. Ein aufstrebendes Team mit knappem Budget, das hofft, in der fiktiven Grid-Meisterschaft ein wenig voranzukommen. Ihr seid der unerprobte Nachwuchsfahrer Nummer 22, der dem Team helfen soll, sein Ziel zu erreichen. Und Codemasters hat viel Wert darauf gelegt, die berühmte Volume-Filming-Technologie – wie sie in The Mandalorian und anderen Disney+-Serien zu sehen ist – zu verwenden, um glaubwürdige Umgebungen für die Schauspieler zu schaffen, in denen sie auftreten können. Die Technik erfüllt hier ihren Zweck und verleiht dem Spiel diesen ultraglänzenden Look, den man von einer teuren Fernsehserie erwartet.

Leider ist es aber enttäuschend, dass die Geschichte eine einzige Abfolge von Ereignissen ist und in keiner Weise eure Erfolge oder Misserfolge widerspiegelt. Es spielt keine Rolle, ob man jedes Rennen mit Leichtigkeit gewinnt – nein, wenn die Geschichte davon handelt, dass man nur knapp an den Kontrahenten vorbeischrammt, dann wird das auch so sein. Ich verstehe, dass es viel schwieriger gewesen wäre, eine fließende Erzählung zu schaffen, die auf die Leistung reagiert. Aber diese Trennung macht es einfach, sich weder für die Action auf der Strecke noch für die Geschichte zu interessieren, die in diesen Szenen Gestalt annimmt. Und noch dazu kommt das große Problem, dass euer Fahrer weder Stimme noch Namen hat und in den Sequenzen so gut wie kaum erwähnt wird. Erst nach(!) dem Finale sieht man sich das erste Mal aus der Ego-Perspektive und wird direkt angesprochen. Auch während der Rennen selbst gibt es kaum Gespräche mit dem Techniker oder eurem Manager, kein Anfeuern oder ähnliches. Nur ein müdes informieren, welche Rundenzeit man denn erreicht hat. Hier wäre so viel mehr drin gewesen. Denn die FMV-Sequenzen selbst sind gut gemacht und könnten einen den extra Anreiz geben im nächsten Rennen so richtig Gas zu geben. Doch wenn dann der angebliche Rivale auf Platz 12 herumgurkt, nur um dann in der nächsten Sequenz angeblich vorne mitgewirkt haben zu wollen, blendet man diesen Faktor leider schnell aus.

Die Auswahl an Möglichkeiten überzeugt

Die Events selbst sind durchaus abwechslungsreich und bieten eine Vielzahl an Abwechslung. Ihr habt neben klassischer Rundkurse und Sprints auch Drift-, Stadium- und Elimination-Rennen. Besonders hervorzuheben sind da noch die Electric-Rennen, die euch einen Superflitzer auf die Strecke setzen und irgendwo auf der Karte dazu Booster-Tore, die euch nach dem Passieren eben diesen zur Verfügung stellen. Das macht aus dem Spiel leider kein Blur und das Rennen ist abgesehen davon ein normaler Rundkurs, nett ist es aber dennoch. Außerdem gibt es Mixed-Rennen, bei denen beispielsweise eine Gruppe mit Minis an den Start geht, eine mit Trucks und noch eine mit Sportwagen. Um dies nun möglichst fair zu halten, starten diese Gruppen aber nacheinander. Coole Idee, die für einige verrückte Rennen sorgt. Und sollten euch die vorgegebenen Events einmal zu langweilig sein, könnt ihr euch im Editor diese einfach komplett selbst erstellen. Eine sehr coole Sache, die uns sehr gut gefällt.

Neben dem oben erwähnten Story-Modus gibt es auch die Karriere. Diese ist unspektakulär inszeniert, gibt euch aber die freie Auswahl über Art der Rennen, welches Fahrzeug ihr wählt und mehr. Ein nettes Feature dabei ist, dass ihr euch auch Fahrzeuge für Rennen leihen könnt, sollte das nötige Kleingeld fehlen. Denn davon braucht ihr einiges. Nicht nur neue Fahrzeuge werden von diesen Credits in der Karriere bezahlt, wenn euer Fahrerlevel immer weiter steigt, bekommt ihr die Option in einem Fähigkeitenbaum Boni freizukaufen. Nebenbei schaltet ihr pro Level natürlich noch allerlei anderen Kram wie neue Sponsoren für Nebenaufgaben, eine neue Teamfarbe oder ein Banner für euer Profil frei. Sehr umständlich werden euch diese Freischaltungen übrigens nach einem Rennen alle einzeln eingeblendet, ohne eine Art Übersicht zu geben. Es kann also sein, dass fünfmal „Neues XY“ aufploppt, bevor es weitergeht oder ihr es überspringt. Doch zurück zu den angesprochenen Boni.

Diese reichen von Rabatten beim Kauf von Fahrzeugen über Verbesserungen eures Teamkameraden bis zu Befehlen, die ihr diesen erteilen könnt. Beziehungsweise weniger Befehle, als einfach nur Infos, wo sich diese gerade auf der Strecke befinden oder wie weit euer Rivale noch vor euch liegt. Genutzt haben mir diese Boni beim Spielen nicht wirklich, daher ging leider auch die Freude eines neu erreichten Levels schnell flöten. Etwas sinnvoller sind da die Verbesserungen für eure Fahrzeuge. Seid ihr einige Runden gefahren, so eröffnen sich ein paar leistungstechnische Verbesserungen wie schnelle Beschleunigung, die ebenfalls per Credits freigeschalten werden.

Features und Eigenheiten

Doch wie sieht es denn nun in den Rennen selbst aus und wie spielt sich das Ganze? GRID Legends ist natürlich keine Simulation, somit geht alles etwas lockerer von der Hand. Die Fahrzeuge spielen sich durchaus unterschiedlich, sind aber alle viel direkter steuerbar, als bespielsweise in einer knallharten Simulation wie Gran Turismo. Das Spiel versteht sich als Arcade-Racer und vergibt euch eine gerammte Mauer, ihr müsst also nicht direkt neu starten. Auch die Vorgaben innerhalb der Story sind sehr nachgiebig und ihr müsst meist nur Platz 5 oder besser sein, um weiterzukommen. Ihr habt pro Rennen immer 3x die Zurückspulen-Funktion zur Verfügung und werdet beim Rammen eurer Kontrahenten auch nicht disqualifiziert oder ähnliches, im Gegenteil. Denn das Nemesis-System aus dem Spiel von 2019 kehrt zurück, wurde aber weniger relevant gemacht. Sobald ihr einen Mitfahrer rammt, wird dieser euer Nemesis und wird euch fortan besonders aufs Korn nehmen, zumindest in der Theorie. Denn ich hatte durchaus häufiger mehrere Gegner in diesem Zustand und fand jetzt nicht, dass diese mir mehr zugesetzt haben oder ich deren Ziel war. Somit ist es eine sehr gute Idee, die in der Ausführung leider zu wünschen übrig lässt.

Grafik vs. Sound

Was GRID Legends wunderbar transportiert sind die Sounds der Fahrzeuge. Seien es die vibrierenden Motoren oder die durchdrehenden Reifen bei einem Drift-Event, akustisch wird euch hier einiges geboten. Leider muss man hier einen Abstrich bei der Musik machen, die abgesehen vom Main-Theme nicht viel bieten kann, außer relativ gleichklingendem Gedudel. Der beim Finale der Story ertönende Track hat mich zwar fast dazu gebracht, die Musik auszustellen, aber die restlichen instrumentalen Songs passen zum Renngeschehen, stechen nur nicht heraus. Grafisch hebt es sich wenig vom Vorgänger ab, kann aber durch ein detailliertes Schadensmodell punkten, wobei Teile schon einmal auf der Strecke liegen bleiben können. Die Modelle der Autos sehen gut aus, lediglich bei den Hintergründen der Strecken sollte man nicht zu genau hinschauen, da euch dabei matschige Bäume oder aufploppende Elemente in der Ferne erwarten. Das ist nicht auf jeder Karte so und die meiste Zeit ist man mit dem Auto vor sich und der intensiven Geschwindigkeit eh zu beschäftigt, um auf so etwas zu achten, aber es fällt auf.

Fazit

GRID Legends ist beileibe kein schlechtes Spiel. Es bleibt nur einfach hinter seinen Möglichkeiten zurück. Vieles wie die freischaltbaren Boni oder die fehlende Motivation der Levelfortschritte wirken draufgeklatscht, die Story nur halbherzig durchdacht und die Grafik überzeugt nicht immer. Doch wer abseits davon auf der Suche nach abwechslungsreichen Rennen, arcadigem Fahrspaß und toll designten Strecken sowie Vehikel ist, der wird hier definitiv Spaß haben und die Zeit mit alle den bevorstehenden Events und Modi genießen.

GRID Legends erscheint am 25. Februar 2022 für Microsoft Windows, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One und Xbox Series X/S.

Positives:

+ großer Umfang mit Karriere, Story & Multiplayer

+ tolle Wettereffekte

+ Editor für eigene Modi

+ Story-Modus mit echten Schauspielern und allerhand Drama,…

Negatives:

– … was leider abseits eurer Aktionen geschieht und eure Erfolge und Motivation schmälert

– bleibt in vielen Punkten hinter den Möglichkeiten zurück

– nur solide Grafik

– Soundtrack reicht von gut bis anstrengend

– keine Einbindung des DualSense (PS5)

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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