Type/Moon, am besten bekannt für das beliebte Handy-Gacha Fate/Grand Order, tut sich mit Koei Tecmo zusammen, um die magischen Kämpfe der Fate/-Serie in ein brandneues Setting zu bringen: Japan am Ende eines Zeitalters. Ist das nun ein typischer Musou-Klopper der Marke Warriors oder doch ein Action-RPG mit coolen Anime-Sequenzen? Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit und mehr dazu in unserem Test.
Feudale Samurai-Action in hübschem Gewand
In Fate/Samurai Remnant schließt sich Minamoto Iori, der Schüler von Minamoto Musashi, mit einem mysteriösen Diener der Saber-Klasse zusammen, um am „Waxing Moon Ritual“ teilzunehmen und sich einen Wunsch zu erfüllen. Dieser Fate-Titel bietet dabei eine Mischung aus neuen und wiederkehrenden Charakteren, während sieben Meister und vierzehn Diener vor dem Hintergrund eines sich schnell verändernden Japans darum kämpfen, dass ihr Wunsch erfüllt wird. Zu Beginn des Spiels ist Iori gezwungen, sich an sein neues Leben als auserwählter Meister im Ritual des zunehmenden Mondes zu gewöhnen, während feindliche Meister und Diener ihn auf Schritt und Tritt bedrängen. Mit Saber an seiner Seite kämpft Iori gegen den schwarz gepanzerten Rider, den mürrischen und mysteriösen Lancer und Horden von Soldaten und Monstern im klassischen Koei Tecmo „1 vs. 100“ Musou-Stil.
Aber Vorsicht, fast in jedem Gefecht gibt es auch Gegener mit einer Art speziellen Schild, der erst durch Angriffe gebrochen werden muss, bevor Schaden ausgeteilt werden kann. Die Handlung des Spiels lässt nicht lange auf sich warten. Ioris normales Leben wird gleich im ersten Teil des Prologs beendet und die Intrigen beginnen sofort. Samurai/Remnant fügt ein geheimnisvolles Element hinzu, indem es die Identität der meisten Sevants über weite Strecken des Spiels unter Verschluss hält. Mit Ausnahme einiger weniger Charaktere, die aus früheren Fate-Titeln zurückkehren, werden die meisten Servants nicht namentlich genannt, sondern einfach als „Rider“ oder „Lancer“ bezeichnet. Selbst Saber, der primäre Servant und Ioris Partner, hat eine mysteriöse Identität. Das bedeutet, dass Iori und wir die wahren Namen der Diener herausfinden müssen, sowie wer der Meister jedes Dieners ist und warum sie im Ritual des zunehmenden Mondes kämpfen. Das ergibt ein paar nette Überraschungen, die auch den Hauptpunkt der Spannung innerhalb der Geschichte ausmachen. Abseits davon ist die nämlich leider sehr generisch und öde, bietet keine Überraschungen und verläuft sehr vorhersehbar.
Meister und Diener als Einheit
Der Kampf ist das Herzstück des Spiels und macht durchaus viel Spaß. Als Iori könnt ihr zwischen verschiedenen Schwertkampfstilen wechseln, um euch auf Verteidigung, Geschwindigkeit oder andere Elemente im Kampf zu konzentrieren. Mit der Wasserstellung kann er zum Beispiel zwei Schwerter auf einmal schwingen, um schnelle Angriffe auszuführen, während die Erdstellung solide ist und sich auf die Verteidigung konzentriert. Wenn Iori eine bestimmte Haltung lange genug anwendet, tritt er in einen „Afterglow“-Zustand ein, in dem er verschiedene positive Effekte freischaltet. Iori ist auch eine Art Magier und kann Elementarzauber wirken, die eine nötige Abwechslung zu seinem ansonsten schwertbasierten Gameplay bieten. Magische Zaubersprüche verbrauchen eine Ressource namens Edelsteine, so dass man darauf achten muss, sowohl im Kampf als auch außerhalb des Kampfes Edelsteine zu sammeln, damit sie einem im entscheidenden Moment nicht ausgehen. Später kann man diese aber auch günstig selber herstellen.
Aber während Iori selbst ganz passabel ist, ist der wahre Star des Spiels Saber. Diese flinke Schwertkämpferin kann eine Reihe von Wassertechniken anwenden, wie z. B. den Feind mit Regentropfen bespritzen oder auf einer riesigen Welle surfen, die alle zerquetscht und betäubt. Man kann im Kampf Tastenkombinationen drücken, um Sabers Angriffe und Fertigkeiten auszulösen, auch wenn Iori die Kontrolle hat und der Diener hat auch eine bestimmte Chance, Iori vor besonders starken gegnerischen Angriffen zu schützen. Saber hat auch Zugang zu einem Noble Phantasm, einem besonders mächtigen Angriff, der manchmal sogar einen Kampf mit einem Treffer beenden kann, aber sein Einsatz erfordert viel Kraft, so dass er für den Moment aufgespart werden sollte, in dem man ihn wirklich braucht. Bei diesen beiden bleibt es aber nicht, später habt ihr Zugang zu einem Dutzend anderer Servants, die neben anderen Kampfstilen auch immer wieder beeindruckende Noble Phantasm besitzen. Diese sind ähnlich zu den Musou-Attacken, aber noch etwas kraftvoller.
Krieger und Meister aus verschiedensten Regionen kommen zusammen
Es gibt mehrere andere Diener, die am Ritual des zunehmenden Mondes teilnehmen, jeder mit seiner eigenen einzigartigen Klasse. Bogenschütze, Lancer, Reiter, Zauberer, Berserker und Assassine und ihre Kampfstile unterscheiden sich entsprechend. Und obwohl sich Fate/Samurai Remnant stark auf den Kampf konzentriert, ist dies nicht die einzige Stärke des Spiels. Die Welt des Japans in der Mitte des 16. Jahrhunderts ist mitunter sehr hübsch gerendert und Iori kann zwischen den Kämpfen verschiedene Städte erkunden, Nebenmissionen annehmen und mit den Bewohnern interagieren. Der Grafikstil ist detailliert und abwechslungsreich, mit Charakteren und Hintergründen in einem an Aquarelle angelehnten Stil, der farbenfroh, reichhaltig und angenehm anzuschauen ist. Und wenn die Charaktere auf die Ereignisse ihrer Vergangenheit zurückblicken, wie z. B. Ioris Ausbildung unter Miyamoto Musashi oder die Shimabara-Rebellion, werden diese Geschichten in einem Stil erzählt, der an traditionelle japanische Ukiyo-e-Gemälde erinnert. Doch es gibt auch genügend wirklich hässliche und wenig einfallsreiche Gegenden. Jedes Kampfgebiet ist karg und leer und gerade das eigene Haus in Asakusa ist deprimierend und braun in braun. Somit geben sich schöne und öde Grafik ein bisschen die Hand.
Jede Stadt und jedes Viertel, das man erkunden kann, ist aber immerhin voller Geheimnisse. Yoshiwara, das Vergnügungsviertel, das von Kurtisanen bewohnt wird und von Kirschblüten umringt ist, ist besonders beeindruckend. Dabei kann Sabers Wasserkraft außerhalb des Kampfes eingesetzt werden, um Iori auf Dächer zu heben und hoch gelegene Orte zu erkunden. Das Beste von allem ist, dass in der Stadt Hunde und Katzen leben, die sowohl Iori als auch Saber streicheln können. Und wenn man sie streichelt, erhält man immer wieder neue Gesundheit, wie im echten Leben also. Zu den normalen Kämpfen gesellen sich als Besonderheit noch brettspielartige Gefechte, bei denen ihr euch auf einer Oberwelt gleichzeitig mit dem Feind Zug nach Zug bewegen könnt und Felder einnehmt, ähnlich zu einer Partie Risiko. Trefft ihr aufeinander, folgt ein normaler Kampf. Zu Beginn gefiel uns dieser Modus wirklich gut, doch er wird etwas zu häufig eingesetzt und verliert daher schnell an Reiz.
Warum ist das Spiel nicht immer so wunderschön, wie in seinen besten Momenten?
Aktuell ist das Fate/-Universum bereits sehr umfangreich und umfasst die ursprüngliche Fate/stay night Visual Novel, mehrere Anime- und Manga-Adaptionen, die Spielereihen Fate/extra und Fate/extella sowie das seit langem laufende Handy-Gacha-Spiel Fate/Grand Order. Fate/Samurai Remnant ist jedoch so konzipiert, dass es auch für jemanden, der noch nie ein Fate/-Medium erlebt hat, ein zugänglicher Ausgangspunkt ist. Begriffe wie „Diener“ werden in einer Datenbank im Spiel erklärt, und Iori selbst ist ein Neuling in der Welt der Gralskriege, so dass Saber und andere ihn häufig über die genauen Vorgänge informieren müssen. Wenn jemand zum ersten Mal in die Welt von Fate einsteigen möchte, dann ist Samurai Remnant der perfekte Einstieg. Es gibt zwar keine englische Synchro, aber die vielen vertonten Dialoge und Abwechslungen innerhalb der Story sorgen für kurzweiligen Spaß. Wenn es nur nicht so in die Länge gezogen wäre. Die bereits angesprochenen Brettspiel-Kämpfe sind nämlich nicht das einzig repetitive im Spiel. Auch die Bosse und Minibosse wiederholen sich immer und immer wieder, besonders wenn man diesen auch noch obendrein mehrere Male in den Nebenmissionen begegnet. Dazu noch die stets steigende Frequenz von Gegnern mit Schild und fertig ist das sinnlose in die Länge ziehen, was bei einem Spiel von ca. 20-30h für einen Durchlauf wirklich nicht sein muss. Denn für die insgesamt drei Enden muss man das alles ja erneut durchlaufen.
Fazit
Fate/Samurai Remnant bietet einen Spagat aus Samurai-Epik in Anime-Stil gepaart mit fokussierteren Kämpfen im Stile der Warriors-Games. Euch erwarten wunderschöne und zahlreiche Gebiete, die auch ebenso karge Arela beinhalten, hat ein taktischeren Ansatz in den Kämpfen, der aber nicht bis zum Ende durchhält und verläuft sich etwas zu sehr in seiner Repetition, obwohl es immer wieder neue Mechaniken und Gegnerdesigns gibt. Eine Klinge mit Samurais auf der einen und Musou auf der anderen Seite, wo Fans von einem von beiden aber durchaus einen Blick drauf werfen sollten. Es hätte aber definitiv mehr Anime-Epik vertragen können, wie einem das Intro suggeriert.
Fate/Samurai Remnant wird am 28. September 2023 für Nintendo Switch, PC, PlayStation 4 und PlayStation 5 erscheinen.
Positiv:
+ zahlreiche erkundbare Gebiete
+ teils wirklich schöne Optik, besonders in den Städten
+ taktischer Ansatz der Warriors-Formel
+ viele kleine Abwechslungen
+ neue Inhalte beim zweiten Durchlauf
Negativ:
– karge und matschige Areale
– sich viel zu häufig wiederholende Mini-Bosse
– Geschichte kommt nie wirklich in Fahrt
– wirklich sehr viel Gerede
– Kameraprobleme bei größeren Gegnern