Review: Etwas wenig Fleisch am Knochen bei Dr. Fetus‘ Mean Meat Machine

Nach der kurzfristigen Bekanntgabe des Releasetermins (wir berichteten) haben wir uns für euch an Dr. Fetus‘ Mean Meat Machine am PC gewagt. Das Spiel ist aber auch für Xbox One, Xbox Series X|S , PS4, PS5 und Nintendo Switch erhältlich. Das Puzzle Spinoff von Headup Games mit Team Meat kommt mit einem erfrischenden Twist in das Genre, aber man fragt sich, ob hier alles zuende gedacht wurde.

In den Fußstapfen von Sonics Erzfeind

Kenner von Puzzlespielen werden sich an Dr. Robotnik’s Mean Bean Machine erinnern, dass als Puyo Puyo Klon im Sonicgewand auf dem Sega Genesis/Mega Drive 1993 erschien. Die Super Meat Boy Variante klaut sich dabei das altbekannte match-4 Prinzip, bei dem vier gleichfarbige Puyos (bzw. hier Meat Boy Klone) verschwinden, wenn sie sich berühren.

Dr. Fetus, Super Meat Boys Erzfeind, will nun den besten Klon finden und schickt diese durch Testkammern (klingt ein wenig von GlaDOS abgekupfert) um deren Anzahl zu reduzieren. Der Spieler muss nun also möglichst oft Viererblöcke mit von oben runterfallende Zweierpaar Klonen bilden, ohne die vielen Fallen und Gegner im Spielfeld zu berühren. Falls man doch in Kontakt mit einer Kreissäge oder ähnlichem kommt, setzt das Spiel den Level sofort auf den letzten Checkpoint zurück und man darf es nochmal versuchen.

Platform-Puzzle statt Puzzle-Platformer

Dabei kann man die Klone schneller oder langsamer fallen lassen und natürlich deren Anordnung durch drehen ändern. Das Spiel bietet dabei auch die Möglichkeit Kettenreaktionen zu bilden, die dann für kurze Zeit die eigenen fallenden Steine unverwundbar macht und die Gegner/Fallen stoppt. Wer aber die knappen Zeitlimits für eine A+ Bewertung im Level schaffen möchte, sollte damit meistens keine Zeit verschwenden.

Dr. Fetus' Mean Meat Machine Salt Factory

Das Ziel ist nämlich immer möglichst viele einzelne Gruppen verschwinden zu lassen. Damit füllt sich eine Leiste, die den nächsten Checkpoint und damit meistens auch neue Gefahren in einem Level freischaltet. Wenn ihr nun aber eine Kettenreaktion auslöst, die diese Leiste vollmacht, verschwendet ihr manchmal die weiteren „Pops“, die in der Kette folgen. Das ist völlig konterintuitiv zum klassischen Puyopuyo Gameplay und verwirrt zunächst, wenn man diese Art Spiele bereits gespielt hat.Im Gegensatz zum Original Super Meat Boy spielt sich Dr. Fetus‘ Mean Meat Machine auch wesentlich langsamer. Man ist zwar immer noch hektisch unterwegs, aber wenn man abwarten muss, dass eine Kreissäge gemählich zur Seite weicht, bricht das doch etwas mit dem Kern der Serie.

Prüfung der Frusttoleranz in hübschem Ambiente

Puzzlespielanfänger und wenig frusttolerante Menschen, sollten aber dennoch einen weiten Bogen um das Spiel machen. Denn beim Schwierigkeitsgrad orientiert man sich dann doch sehr stark an SMB. Häufiges Scheitern und stetige Wiederholung derselben Stellen stehen an der Tagesordnung. Die Levels sind zwar mit Zeiten zwischen 30 Sekunden und in Bossfights auch mal 2-3 Minuten relativ kurz, aber können einen schon einmal zur Weißglut treiben, wenn man durch Berührung des letzten Pixels eines Gegners noch scheitert. Jede Welt bringt dabei eine neue Gefahr, die dann pro Level in Variationen immer schwierigere Herausforderungen stellt. Das ist bis zu einem gewissen Grad aber auch eintönig, da nur das jeweilige Gimmick die volle Aufmerksamkeit erfährt.

Dr. Fetus' Mean Meat Machine Boss

In Sachen Präsentation kann das Spiel aber überzeugen. Der Comicstil von Super Meat Boy wurde 1 zu 1 übernommen und ist überdreht und je nach Level von düster bis kunterbunt unterwegs. Auch das blutige Ableben und Verschmieren des Spielfelds und der Fallen ist wieder mit dabei und fängt den Stil wunderbar ein. Die Musik wurde teilweise von Super Meat Boy Forever übernommen und passt gut zum Spiel, wenngleich man sich irgendwann durch die ständige Wiederholung satthört. Auch die Introsequenz und alles was zwischen den Levels gezeigt wird, ist in Sachen Animationen auf dem hohen Niveau der Meat Boy Serie, wenngleich der Humor und die vielen Anspielungen etwas fehlen. Leider sind die verschiedenen Welten nicht ganz so distinkt, wie in SMB (Forever). Im Grunde konzentriert man sich nämlich nur auf sein Spielfeld und die Fallen. Man hat auch zu garnichts anderem Zeit, wenn man erfolgreich sein möchte.

Fehlende Abwechslung und Bugs stören die Langzeitmotivation in Dr. Fetus‘ Mean Meat Machine

Während das Spiel sein Möglichstes tut immer neue Gefahren und Möglichkeiten auf euch zu werfen, ist die Grundprämisse Viererblöcke zu erzeugen natürlich immer dieselbe. Und ob ich jetzt nun Knöpfe berühren muss, damit eine Säge verschwindet, einem Geist ausweiche oder einfach nur schnell genug sein muss, um zielsuchenden Raketen auszuweichen macht auf kleinen Puzzlespielfeldern relativ wenig Unterschied. Die Levels werden einfach dadurch schwieriger, weil immer mehr Gefahren gleichzeitig auftauchen bzw. weniger Zeit zum reagieren lassen.

Dr. Fetus' Mean Meat Machine Hell

Wenn dann einmal ein neues Element bzw. dessen kreativer Einsatz für einen coolen Moment sorgt, dann zerstören diverse Bugs recht schnell die Freude darüber. In unseren Sessions sind desöfteren Klone ineinander gesteckt oder das Spiel kam nicht auf seine eigenen Features klar. Da wird dann schonmal ein Knopf gedrückt, aber dessen Effekt war nicht da. Solche Fehler kosten einen sehr schnell den Erfolg, was bei einem Spiel mit solch einem Schwierigkeitsgrad katastrophal ist.

Fazit

Dr. Fetus‘ Mean Meat Machine liefert eine hervorragende Idee und bringt frischen Wind ins Puzzle Genre und in das Franchise. Leider machen teils extreme Spitzen im Schwierigkeitsgrad, Bugs und mangelnde Abwechslung keine große Freude. Die Gameplayloop ständig zu sterben und irgendwann durchzukommen funktioniert, mit so wenig Puzzle und so viel Gefahren nicht wirklich gut. Nur wenige Gamer und Completionists werden Spaß daran haben, jeden Level unterhalb eines vorgegebenen knappen Zeitlimits zu lösen. Und eine Barrierefreiheit Option im Menü, die einen unverwundbar macht führt dann auch dieses Konzept ad absurdum. Kurzum: Die Hard SMB und Puzzle Fans können einen Blick wagen, aber Headup Games konnte hier die Idee des Puzzle Hybrids nicht wirklich ansprechend umsetzen.

Positiv

  • Super Meat Boy Feeling/Atmosphäre durch Grafik und Sound
  • Im Kern eine hervorragende Idee für einen Hybrid Puzzler
  • Bosskämpfe reißen aus der Monotonie

Negativ

  • Teilweise absurder Schwierigkeitsgrad für normale Spieler
  • Einige Bugs, die spielentscheidend sein können
  • Wenig Abwechslung innerhalb einer Welt
  • Fühlt sich nicht zuende gedacht an
  • Kein Multiplayer
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Written by: Steve Brieller

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