Der Begriff „Kulthit“ wird heutzutage viel zu oft in den Mund genommen, aber wenn es jemals ein Franchise gab, das diese Bezeichnung verdient hat, dann ist es Dragon’s Dogma. Sah es zunächst nur nach einem weiteren Soulslike aus, so bietet das Spiel doch viel mehr Potential und begeisterte auch mit dem Ramster Dark Arisen schon. Nun ist der zweite Teil da und will neben polarisierenden Mikrotransaktionen nun der Markt der RPGs etwas aufmischen. Ob das geklappt hat, erfahrt ihr in unserem Test.
Eine seichte Geschichte dient als Aufhänger
In Dragon’s Dogma 2 schlüpft der Spieler in die Rolle des Arisen, einer mysteriösen Gestalt, die von einem wilden Drachen berührt und kopfüber in eine erschreckende Prophezeiung gestürzt wurde. Als Arisen seid ihr der Anführer einer Gruppe von Kriegern, die als Pawns bekannt sind, und gemeinsam kämpft ihr in einer Reihe von verschiedenen Biomen gegen mythische Kreaturen und versucht, nicht nur die Prophezeiung zu erfüllen, sondern auch der Godsway-Verschwörung auf den Grund zu gehen. Obwohl die Quests in Dragon’s Dogma 2 durchaus unterhaltsam sind, dienen sie letztlich nur als Vorwand, um die weitläufige Spielwelt zu erkunden. Genau das ist das Problem mit Dragon’s Dogma 2. Spielmechanisch ist das Spiel größtenteils genau richtig. Die verschiedenen Klassen, die man benutzen und zwischen denen man regelmäßig wechseln kann, ohne sich benachteiligt zu fühlen, und die Tatsache, dass man seine Truppe mit den Vasallen anderer Spieler aufstocken kann, auch wenn diese zufällig getötet werden, wenn sie in Schluchten laufen, heben den Kampf in Dragon’s Dogma 2 auf ein beeindruckendes Niveau.
Hinzu kommt die Tatsache, dass man Aspekte der offenen Welt nutzen kann, um riesige Gegner zu besiegen, während man auf ihren Rücken klettert, um ihnen das Schwert in die Augen zu rammen, das macht Dragon’s Dogma 2 einfach fantastisch. Sicher, der Nahkampf könnte eine Art Lock-On-System vertragen, da er ohne dieses System etwas unhandlich ist, aber abgesehen davon habe ich nur sehr wenige Beschwerden über das minütliche Gameplay in Capcoms DD-Nachfolger. Dank des Aufbaus des Spiels ist die Tatsache, dass man die Klasse wechseln kann, wann immer man will, und sich dadurch nicht unterlegen fühlt, ein definitives Verkaufsargument. Am Ende hatte ich sogar Ausrüstungen für verschiedene Klassen, so dass ich meinen Spielstil alle paar Stunden ändern konnte, um die Dinge frisch zu halten, auch wenn dabei das wirkich nervige Gewichts-Limit der Items schnell in die Quere kam. Dazu kommen eine Menge Handwerksmechaniken, freizuschaltende Spezialfähigkeiten und einige wirklich interessante Nebenquests, und es gibt außerhalb der Hauptinhalte des Spiels genauso viel zu tun wie auf dem eigentlichen Spielpfad. So viel, dass wir in unserem Durchgang Dutzende von Stunden nur mit Erkundungen verbracht haben, ohne uns Gedanken um die anderen Bereiche der Welt zu machen.
Bombastische Kämpfe und eine Welt voller Entdeckungen
Wo Dragon’s Dogma 2 vielleicht ein wenig enttäuscht, ist die Art und Weise, wie bestimmte Aspekte des Spiels vermittelt werden. Einige der Hauptquests sind einfach nur verwirrend, und was die Quests in und um die städtischen Zentren angeht, gilt: Je weniger man über sie sagt, desto besser. Ein Beispiel dafür sind die Stealth-Missionen in einem Spiel, das keine Schleichmechanik kennt. Wenn man gesehen wird, wird man verprügelt und ins Gefängnis gebracht. Das war’s. Zum Glück gibt es diese Quests und Momente nur selten, aber sie stechen dennoch als äußerst bizarre und verwirrende Designentscheidung hervor. Auch bei einigen der Haupt- und Nebenquests sind einige der Lösungen äußerst unlogisch. Das perfekte Beispiel dafür ist eine Sidequest, bei der man, um sie abzuschließen, die Grab-Taste benutzen muss, um eine Nonne zu ergreifen, die buchstäblich nur dasteht. Im Nachhinein ist das schon fast lustig, aber es ist uns nie in den Sinn gekommen, einfach jemanden zu ergreifen, um eine Sidequest abzuschließen und es ist bemerkenswert unklar. Die Lösungen für diese spezielle Quest und einige andere in Dragon’s Dogma 2 scheinen manchmal mehr Glück als Verstand zu sein, auch wenn das für viele sicher auch den Reiz darstellt.
Ein Großteil des Spielspaßes in Dragon’s Dogma 2 kommt von der Erkundung und dem Geheimnis, was am Ende des ausgetretenen Pfades liegt. Ob es nun ein neuer Endgegner ist, ein nettes Beutestück, oder ob du dich durch ein bestimmtes Höhlensystem bis zum Schrein auf der Spitze eines Berges vorgewagt hast – es gibt an jeder Ecke angenehme Überraschungen zu entdecken. Zugegeben, ihr werdet einen großen Teil eurer Zeit damit verbringen, die riesige offene Welt zu durchqueren, um von A nach B zu kommen, zumal Schnellreisen lächerlich teuer sind, aber ihr werdet trotzdem Spaß haben, wenn ihr unterwegs seid. Allerdings würde ich sagen, dass Dragon’s Dogma 2 eine ziemlich wahnsinnige Menge an Geduld erfordert.
Die einzigartigen Vasallen
Diese KI-gesteuerten Gefährten sind sowohl für das Gameplay als auch für die Geschichte von zentraler Bedeutung, da sie nach dem Willen des Arisen leben und sterben. Im Kampf agieren die Vasallen entsprechend ihrer früheren Erfahrungen und bieten Ratschläge an, wenn sie mit einem bestimmten Feind vertraut sind. Dabei gibt es auch einen Multiplayer-Aspekt, da ihr diese über Riftsteine auch aus Welten anderer Spielenden holen könnt. Und genau so wird dann euer erstellter Vasalle in andere Welten tauchen, Items mitbringen und neue Erfahrungen über Pfade, Truhen oder Gegner sammeln, die ihr dann wieder für euch nutzen könnt. Wenn ihr das erste Spiel gespielt habt, werdet ihr das Vasallen-System bereits in- und auswendig kennen, und mechanisch ist es in der Fortsetzung so ziemlich identisch. Allerdings wurden offensichtliche Verbesserungen an der KI vorgenommen, genauer gesagt, kämpfen diese jetzt entsprechend ihrer Berufung. Magier und Bogenschützen bleiben auf Distanz, während sich Schildträger und Krieger in das Gemetzel stürzen, wodurch die Momente purer Frustration vermieden werden, die in der ursprünglichen Version die Kämpfe unterbrechen konnten.
Und einzigartig bleibt neben den Vasallen auch das unglaublich befriedigende Erkunden der Umgebung. Denn auch wenn die sinnlosen Mikrotransaktionen etwas vom Zauber des Spiels nehmen, da sich euch gegen Geld Schnellreise-Items bieten, so bleibt das Umherlaufen durch die vielen Gegegenden, die vielen zufällig auftretenden und verrückten Auseinandersetzungen mit mehrere riesigen Kreaturen, die teilweise sogar die Städte befallen, und das Gefühl, um jede Ecke gänzlich neue Sachen zu entdecken, bleibt es insgesamt einfach sehr motivierend. Beim Sitchwort Mikrotransaktionen muss ich auch mal die Schnellreise erwähnen, denn die Items dafür sind sehr spärlich im Spiel. Wenn man sie aber hat, möchte man diese natürlich nutzen, doch was tun, wenn diese leer sind? Ingame sind diese sehr teuer und schwer aufzutreiben, doch eben 1,99€ gezahlt und man hat wieder die Möglichkeit. An sich braucht man das natürlich nicht, aber wenn ich dies im Hinterkopf habe nervt mich die Seltenheit im Spiel schon arg. Doch das wird bei jedem anders ein. Insgesamt muss man aber geduldig am Ball bleiben und die Welt auf sich wirken lassen, denn es gibt immer wieder nervige Kleinigkeiten, die einem den Spielspaß wirklich rauben können, da euch das Spiel nicht viel erklären wird und manch merwürdige Designentscheidung damit beim Spielenden liegt, ob man überhaupt drauf kommt und wie es einem dann noch gefällt. Dennoch kann man sicher sagen, Dragon’s Dogma 2 ist in seinem Genre wirklich etwas besonderes.
Fazit
Dragon’s Dogma 2 ist ein unvergleichliches Abenteuer, bei dem Erkundung und immersive Kämpfe ganz oben stehen. Durch die vielen Klassen bleiben die Kämpfe frisch und die Welt bietet immer neues zu entdecken, ohne langweilig zu werden. Dennoch ist das Spiel sehr eigen, hat merkwürdige Designentscheidungen, Perfomance-Probleme und kann mitunter sehr frustig sein. Wer damit aber zurecht kommt oder Fan vom ersten Teil ist, bekommt hier eine der besten Open-World-Erfahrungen seit langem.
Positiv:
+ Abenteuerlust sondergleichen
+ viele dynamische Events in der Open-World
+ packende, abwechslungsreiche Kämpfe
+ Vasallen-System
+ großartiger Charakter-Editor
Negativ:
– Perfomance-Probleme (FPS, flackernde Texturen, Slow-Downs)
– unverständliche Quest-Designs
– Gewichtslimit aller Items sehr frustig
– nervige Mikrotransaktionen für seltene Items etc.