Review: Dead Island 2 Uncut – Nach all der Zeit darf wieder gemetzelt werden

Dead Island 2 hat eine Menge zu erfüllen. Fans des Originalspiels haben jahrelang auf dieses Spiel gewartet, da Nachrichten über die Entwicklung und Verzögerungen schon seit geraumer Zeit im Umlauf sind. Ungeachtet all dieser Wartezeit ist es nun da, es ist fertig und icj habe es gespielt. Ehrlich gesagt, kann ich Dead Island 2 am besten so beschreiben, dass es mehr Dead Island ist. Was leicht ein Neustart der Serie hätte werden können, hat stattdessen sein Versprechen gehalten, eine richtige Fortsetzung zu liefern. Und wie das so abgeliefert hat, erfahrt ihr in unserem Test.

Untot und doch so lebendig

Bevor unsere Zeit in Hell-A begann, wurden uns die acht spielbaren Charaktere des Spiels vorgestellt, die von einem stämmigen, panzerartigen Stripper bis zu einem athletischen Paralympioniken reichen. Ich entschied mich für Jacob, der nette Typ vom Cover. Dieser zielt auf kritischen Schaden ab und gefiel mir von der Attitude her am besten. Anpassen könnt ihr die Charaktere übrigens nicht. Es gibt weder neue Kleidungsstücke oder Kostüme, dafür ist recht viel vertont und Jacob war in meinem Fall sehr schnell recht sympathisch, abgesehen von ein paar zu schlechten Gags. Doch das gehört bei der Reihe ja auch irgendwie dazu. Jedenfalls wird euer ausgewählter Schützling nach einem erfolglosen Fluchtversuch aus L.A. in einem Flugzeug, das direkt wieder abstürzt, gebissen und stellt fest, dass er oder sie immun ist. Was ihn in einer Zombie-Apokalypse extrem wertvoll macht und einen natürlich zum Botenläufer für alle macht.

LA ist mit Abstand eine der größten Stärken von Dead Island 2. Anstatt einer dunklen und schmuddeligen Welt, die von Grün überwuchert wird, ist Dead Island 2 lebendig, sonnig und voller interessanter Bereiche, die es zu erkunden gilt. Wie Villen in Beverly Hills oder glamouröse, aber heruntergekommene Hotels, eine Arcade-Halle oder ein recht großes Filmstudio. Interessanterweise wird auch nicht versucht, anderen Triple-A-Spielen nachzueifern, indem man auf eine große offene Welt setzt. Stattdessen ist LA in verschiedene Bezirke aufgeteilt, die nicht nahtlos aneinander anschließen, was für ein konzentriertes und weniger aufgeblähtes Erlebnis sorgt. Abgesehen vom neuen Schauplatz LA wird sich Dead Island 2 für jeden, der das Original gespielt hat, vertraut anfühlen. Dambuster hat sich stattdessen dafür entschieden, die Kernmechaniken weiterzuentwickeln und diejenigen loszuwerden, die nicht funktionierten, wie das Fahrsystem. Der Kampf, der eine der größten Stärken des Originals war, kehrt hier mit voller Wucht zurück und ist genauso brutal und nervenaufreibend wie immer.

Ein Detailgrad an Brutalität, der wirklich seinesgleichen sucht

Es wurden jedoch einige wichtige Änderungen vorgenommen. Am auffälligsten ist, dass die Ausdauer im Gegensatz zum ursprünglichen Dead Island nicht mehr so wichtig ist und nicht durch grundlegende Schwünge oder schwere Angriffe verbraucht wird, sondern nur noch durch Spezialangriffe und Sprungkicks. Das mag wie eine geringfügige Änderung erscheinen, aber die Möglichkeit, ohne Rücksicht auf Verluste anzugreifen, bedeutet, dass man nicht sinnlos umherirren oder ausweichen muss, während sich die Ausdaueranzeige wieder auflädt. Eine weitere Neuerung betrifft das Modding- und Elementarsystem, das erheblich verbessert wurde. Zombies können jetzt mit Wasser bedeckt werden, bevor sie mit Elektrizität gebraten werden, in Öl getaucht und angezündet werden, und sogar ihr Fleisch kann durch säureinduzierte Waffen oder durch die Spucke eines speziellen Zombies geschmolzen werden.

Apropos schmelzendes Fleisch: Das bei weitem Beeindruckendste an Dead Island 2 ist sein Gore-System. Nachdem ich von so vielen Spielen wie Dead Space und The Callisto Protocol gehört habe, dass sie sich damit brüsten, Dinge möglichst brutal aussehen zu lassen, habe ich mit den Augen gerollt, als Dambuster dieses Spiel als eines der „realistischsten“ Gore-Systeme in einem Spiel anpries. Aber ich habe mich geirrt. Feuer brennt Fleisch ab, Katanas schneiden Gliedmaßen sauber ab, Schlagstöcke zertrümmern Schädel und enthüllen wackelnde Gehirne und Golfschläger lassen Kiefer wie bei einem Raver in einem Nachtclub nur noch wackelnd zurück. Dazu kommen noch die fiesen Finisher, die auf am Boden liegende Gegner ausgeübt werden können oder nach einem erfolgreichen Konter. Wenn der Gore das Vermächtnis von Dead Island 2 ist, dann ist es ein verdammt gutes.

Skill-Karten ersetzen den klassischen Fähigkeitenbaum

Bei Dead Island 2 geht es nicht nur darum, den Nahkampf des Originals zu erweitern, sondern es gibt auch einige neue Ideen. Die wichtigste davon ist das Skill-Cards-System. Im Laufe des Spiels schaltet man durch das Aufleveln und Erkunden Fertigkeitskarten frei, die jeweils einen einzigartigen Effekt haben. Einige sind eher situationsabhängig, wie z. B. ein Gesundheitsbonus für das schnelle Töten von Zombies, während andere einzigartige Fähigkeiten verleihen, wie die Fähigkeit, zu dashen, zu blocken oder einen Dropkick auszuführen. Neue Karten bekommt ihr dabei durch das Absolvieren von Neben- und Hauptmissionen oder Herausforderungen und schaltet dabei auch weitere Slots frei. Es gibt somit einiges an Anpassungsmöglichkeiten und auch später erlangte Fähigkeiten, wie eine Art Wut-Modus, können mit den Karten sowohl verändert als auch verstärkt werden. Und dann wurde natürlich noch ein großes Augenmerk auf die Waffen gelegt. Davon gibt es neben einer Vielzahl von Nahkampfwaffen auch Schusswaffen wie Schrotflinten oder eine Nagelpistole sowie werfbare Gegenstände, die lediglich einen Cooldown haben und somit nicht verbraucht werden können.

Und damit ihr diese auch entsprechend verstärken könnt, braucht ihr neben Geld auch allerhand an Materialien, die entweder in der Welt herumliegen oder durch das Auseinanderbauen nicht gebrauchter Waffen erlangt werden können. Dann könnt ihr je nach Seltenheit einer Waffe Mods und Perks einbauen oder euer Geld nutzen, um die Waffe mit euch mitleveln zu lassen. So kann die Lieblingswaffe auch immer mit ausgerüstet bleiben. Auch hier lassen sich durch das Finden oder Verdienen von Blaupausen immer wieder neue Modifikationen freischalten und es bleibt immer etwas zu tun, solltet ihr mal eine Pause von der Story und den Missionen brauchen. Das komplette Spiel kann im Übrigen auch wieder im Koop mit zwei anderen Slayern gespielt werden, was den Spaß natürlich noch einmal ordentlich nach oben schraubt, wenn auch die Atmosphäre dabei etwas drunter leidet.

Missionsdesign so staubig wie ein alter vertrockneter Zombie

Okay, ganz so übertrieben schlimm vielleicht nicht, aber es fällt schon negativ auf. Dass die Story jetzt nicht wirklich irgendwelche unvorhergesehenen Wendungen hat, außer eine die mit den ungewöhnlichen Fertigkeiten eures Charakters zu tun hat, ist ja die eine Sache. Dass aber fast jede Hauptmission ein verschlossenes Tor, eine Tür ohne Strom oder ähnliches beinhaltet und man als Aufgabe darauf immer einen kleinen Kasten suchen muss, um die Energie wieder zum Laufen zu bekommen, ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Es ist dabei schon soweit, dass euer Charakter dies bereits nach kurzer Zeit immer wieder kommentiert, um daraus einen Running Gag zu machen. Doch das hilft leider wenig. Erwartet hier bei den Nebenmissionen auch nicht viel mehr, da diese meist aus Suchmissionen oder „Töte alles“ bestehen. Das mag fürs Genre schon fast üblich sein, hätte aber durchaus abwechslungsreicher oder cleverer gemacht werden können, um das schöne Setting besser nutzen zu können.

Währenddessen kann man aber über die Abwechslung der Zombies wirklich nur staunen. Die verschiedenen Arten sind da zwar relativ ordinär, aber die ortsabhängigen Outfits und deren Vielfalt sind der Wahnsinn. Es gibt natürlich wieder große, bullige Zombies, die mehr aushalten. Dckere, die giftigen Schleim spucken oder kleine agile mit Klingen wie Baraka aus Mortal Kombat, die sich auch noch labend an herumliegenden Leichen hochheilen können. Doch was beeindruckt sind die Gegnerdesigns, die sich fast nicht wiederholen und immer zum Geschehen passen. In Venice Beach sind alle noch in Bikini und Schwimmhose, geht man auf dem Weg zum Strand aber an einem Büro oder einem Krankenwagen vorbei, hat man direkt die passenden Zombie-Bürohengste oder Paramedics in mehreren Variationen und Monturen. So sollte es in einer eher offenen Spielwelt wirklich häufiger sein, da man so direkt besser in die Welt abtauchen kann und die Welt immersiv wirkt.

Fazit

Dead Island 2 macht da weiter, wo die Vorgänger aufgehört haben. Es packt mit dem neuen Gore-System dabei zwar nochmal eine ordentlich Schippe drauf, bleibt unterm Strich aber seiner Formel treu und erfindet nichts wirklich neu. Ödes Missionsdesign wird durch die massive Variation an Gegnervarianten und den sehr spaßigen Nahkämpfen mehr als gerettet und Fans stumpfer Metzelei sollten sowieso zuschlagen. Hell-A!

Dead Island 2 erscheint am 21. April 2023 für PC, PlayStation 4 & 5 und Xbox Series.

Die Zensierung der deutschen USK-Version bezieht sich auf die Verstümmelung von Leichen. Sich noch bewegende Zombies können ohne Unterlass brutal auseinandergenommen werden.

Positiv:

+ unfassbar detailreiches Gore-System

+ hohe Vielfalt an Waffen

+ wunderschöne Locations in Los Angeles

+ neues Skill-Cards-System funktioniert sehr gut

+ Kein Zombie sieht wie der andere aus

+ Koop-Modus

Negativ:

– Aufgaben innerhalb der Missionen sehr öde

– keine Auswahl eines Schwierigkeitsgrades

– Story ist nur okay und recht vorhersehbar

Teilt uns eure Meinung mit

Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

No comments yet.

Leave Your Reply