Review: Bomb Rush Cyberfunk – Wunderbare Fortsetzung zu Jet Set Radio Future, die es nie gab

Ich habe mich tatsächlich schon lange auf Bomb Rush Cyberfunk gefreut. Neben der Tatsache, dass es ein spiritueller Nachfolger einer meiner Lieblingsspielreihen ist, die SEGA gerne ignoriert, hat es einfach jede Menge Stil. Vom Soundtrack über den Grafikstil bis hin zu den Animationen und sogar den Menüs. Und daher möchten wir euch gerne von unseren Erlebnissen in New Amsterdam berichten.

Der Kampf auf dem Weg zum All City

In New Amsterdam ist das Ziel eines jeden Graffiti-Künstlers, die Kontrolle über jedes Territorium in der Stadt zu erlangen und die eigene Kunst überall anzubringen. Nur wenige Künstler haben dies erreicht oder sind auch nur nahegekommen, doch Faux ist einer von ihnen. Leider sitzt er derzeit im Gefängnis, aber der Anführer der Bomb Rush Crew, Tryce, hilft ihm bei seiner Flucht. Doch gerade als Ihr über die Mauer springt, wird Fauxs Kopf von einer Schallplatte von DJ Cyber abgeschnitten. Und nun macht ihr euch mit einem Cyberkopf und neuem Namen Red sowie dem Rest der BRC daran, die Stadt zu erobern, DJ Cyber zu entthronen, Fauxs Kopf zu finden und All City zu erreichen. Und natürlich erwarten einen jetzt keine besonderen Twists, aber alleine überhaupt eine übergeordnete Geschichte, die sogar Rache beinhaltet, zu implementieren ist fast schon eine Kirsche auf dem funkigen Kuchen. Doch wie spielt sich diese spirituelle Fortsetzung zu einem Sega-Klassiker denn? Nun, ihr springt, grindet, wallridet und boostet euch in einem von drei Stilen durch All City: Inline-Skates, Skateboard und BMX. Jeder Stil hat dabei einzigartige Tricks und Bereiche, auf die ihr zugreifen könnt, aber es kommt dabei wirklich hauptsächlich auf eure Vorlieben an. Ihr könnt mit X springen und Tricks mit Viereck, Dreieck und Kreis ausführen. Wenn Ihr auf ein Geländer oder ein Werbeschild springt, grindet oder wallridet Ihr automatisch. In der Luft könnt Ihr auch in jede Richtung boosten, indem Ihr erneut auf X drückt. Das Ausführen von Tricks und das Sammeln von bunten Dosen füllt Euren Boost-Meter, den Ihr verwenden könnt, um Euch am Boden oder in der Luft vorwärts zu schießen.

Euer Widersacher und Kopfabschneider.

Unglaublich befriedigendes Gameplay

Ihr könnt als eine der vielen Neuerungen im Vergleich zum Vorbild auch von Eurem Gefährt absteigen, um etwas mehr Kontrolle zu haben. Um Eure Combo zwischen den Rails aufrechtzuerhalten, müsst Ihr wie bei Tony Hawk einen Manual durchführen. Das Ausführen von Tricks in einer Combo bringt euch jederzeit Punkte ein, aber Wallrides oder das Neigen nach links und rechts beim Grinden erhöhen dabei dann noch zusätzlich den Multiplikator. Und sobald ihr all dies intus habt, was sehr schnell geht, fängt der Spaß so richtig an. Man zischt nur noch so durch die Maps und vollführt an jeder Ecke Tricks, vervielfacht seine Punktzahl oder sucht dabei nach Graffiti-Spots. Denn um die anderen Crews der Stadt herausfordern zu können, benötigt Ihr genügend Ansehen, das Ihr bekommt, indem Ihr ihr Territorium markiert und ihre Graffiti an gelb markierten Stellen übermalt. Ihr habt dabei eine Menge Kunst im Repertoire, findet aber reichtlich neue und könnt zwischen verschiedenen Tags wählen, indem Ihr Richtungen wie ein Passwort eingebt. Und nachdem ihr dann eine bestimmte Anzahl an Rep gesammelt habt, kommt es zum Showoff mit der anderen Crew. Dies geschieht häufig in einem Trick-Event bei dem ihr innerhalb zwei Minuten mehr Punkte als der Gegner erzielen müsst. Doch ab und zu reicht das natürlich nicht und es kommt zur handfesten Auseinandersetzung.

Bei den Graffitis kann man keinerlei Fehler machen, was es etwas zu einfach macht.

Die dann stattfindenden Kämpfe fühlen sich als Einziges leider nicht ganz so gut an und enden häufiger mal im wilden Gerangel. Und da Graffiti natürlich nicht ganz legal sind, werden die Cops früher oder später auf euch aufmerksam und sind dabei wirklich unangenehm rücksichtslos. Sie benutzen Geschütze, um euch zu fesseln, Angriffsdrohnen und wenden sogar tödliche Gewalt an. Man kann ihre Technik deaktivieren oder einige Polizisten loswerden, indem man sie austrickst, bekämpft oder per Graffiti markiert, doch genau wie bei den Showoffs fühlt sich das insgesamt alles recht clunky und wenig präzise an. Es gibt aber zum Glück keinen wirklichen Grund, außerhalb der obligatorischen Abschnitte zu kämpfen, auch wenn die Plozeit immer wieder auftaucht, sobald euer Vandalismus beginnt. Somit beschränken sich diese Auseinandersetzungen auf wenige kurze Abschnitte und Bosse. Bosskämpfe sind aber auch ein Hit und Miss. Einige von ihnen machen viel Spaß und nutzen die Mechaniken des Spiels gut aus, wie ein Mech, gegen den man ein paar Mal antreten muss, während andere seltsam aussehen und sich etwas hakelig spielen. Häufig müsst ihr dabei auch fliegende Widersacher versuchen aus der Luft zu treten, was aufgrund mancher Levelarchitekturen recht nervig sein kann. Das Ganze treibt einen dabei nie in den Wahnsinn oder wirkt gar unfair, aber man freut sich dennoch immer darauf wieder in die offenen Level zu kommen. Naja, außer einem sehr nervigen: Pyramid Island. Dies ist ein vertikal ausgerichteter Bereich, der bereits nervt, da man nach einem einzigen Fehler absürzt und vor vorne anfängt, aber zusätzlich dazu ist es auch noch super verwirrend den Gipfel zu erreichen.

Durch die ganzen Locations zu flitzen hört nicht auf Spaß zu machen.

Stil und Soundtrack im Overflow

Doch bleiben wir beim überwiegend positivem, denn glücklicherweise sind die beiden Teile, die immer wieder für ein Lächeln sorgen, die Optik und der Soundtrack. Die Low-Poly- und Cel-Shading-Grafiken und die Pixelart-Texturen sehen alle klasse aus. Es ist eine Freude, neue rekrutierbare Charaktere zu finden, die alle Designs wie Tryce, Bel und Vinyl haben und zu sehen, was der nächste Bereich zu bieten hat. Das Spiel hat passend dazu einen Fotomodus, welcher neben der Map und anderen Infos auf einem stylischen Retro-Klapphandy präsentiert wird. Bomb Rush Cyberfunk bietet darüber hinaus aber auch noch unglaubliche Melodien, die genau so auch aus Segas Werk sein könnten. Elektro-Pop, ruhiger Funk oder auch Hip-Hop. Passend zur klaren Vorlage ist von allem etwas dabei und fügt sich super in die jeweiligen Maps ein und bietet die perfekte musikalische Untermalung. Allerdings fehlt auf der auditiven Seite klar eine Sprachausgabe, denn keiner der vielen Textzeilen wurde vertont. Es gibt lediglich mal ein „Yo“ oder „Hey“, aber sonst dürft ihr fröhlich weiterlesen. Sehr schade und somit tatsächlich einer der wenigen Aspekte, die bei der Inspiration besser geklappt hat.

Die komplett fehlende Vertonung hätte der Verrücktheit definitiv noch die Krone aufsetzen können.

Fazit

Bomb Rush Cyberfunk ist ein wunderbarer Titel für alle, die sich nach einem Jet Set Radio 3 sehnen. Es bietet einsteigerfreundliches und enorm spaßiges Movement samt Tricksen durch allerlei bunte und cool designte Locations, packt euch dabei einen großartigen Soundtrack auf die Ohren und enttäuscht nur in wenigen Punkten wie den Kämpfen oder dem zu simplen Sprayen wirklich.

Bomb Rush Cyberfunk ist ab sofort für Switch, PC, PlayStation 4 & 5 und Xbox One & Series verfügbar.

Positiv:

+ Großartiger Soundtrack

+ stylische Optik

+ wunderbar eingängige Steuerung

+ Skates, Skateboard & BMX

+ Atmosphäre und Ästhetik von Jet Set Radio komplett getroffen

Negativ:

– Kämpfe sind recht zäh und unübersichtlich

– Graffiti-Mechanik viel zu einfach

– Pyramid Island Level ist anstrengend

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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