Review: Banishers: Ghosts of New Eden – Schottisch schauriger Geister-Sherlock überzeugt

Die Macher hinter Vampyr und Life Is Strange lassen sich von God of War inspirieren und präsentieren ein Action-Rollenspiel, in dem ihr eine von Geistern geplagte Welt erkundet. Doch die Action steht weniger im Fokus, viel mehr geht es um die Beziehung von Red und Antea und den vielen geplagten Seelen in New Eden. Wie gut das alles funktioniert erfahrt ihr natürlich bei uns im Test.

Life to the living, death to the dead

Die Geschichte dreht sich um die Liebenden Antea Duarte und Red Mac Raith, die Geisterjäger bzw. Banishers im fiktiven Land New Eden im Jahr 1695 sind. Nachdem Antea bei einem tödlichen Vorfall stirbt, kehrt sie zu Red als einer der Geister zurück, die sie normalerweise jagen, gefangen zwischen Leben und Jenseits. Als Paar, einer lebend und der andere eine geisterhafte Erscheinung, machen sie sich auf den Weg durch das Land, um einen Weg zu finden, Antea aus dem geisterhaften Limbo zu befreien. Der Haken ist, dass der von Trauer geplagte Red vor der Wahl steht, Anteas Schicksal zu akzeptieren und ihren Geist freizugeben oder zu versuchen, sie zu beleben, indem er die Seelen der Lebenden verbannt und seinen Eid als Geisterjäger bricht. Es mag wie eine moralisch klare Entscheidung erscheinen, aber die lebenden Wesen, denen du begegnest, tragen ihre eigenen Spuk-Geschichten.

Die schaurige Optik überzeugt fasst durchweg durchs gesamte Spiel.

Diese Spuk-Geschichten umfassen viele Themen wie Mord mit einer Prise Kannibalismus, Verrat, Betrug oder einen Serienmord. Die daraus resultierenden Fälle stellen die ersten von vielen Geister-haften Nebenquests dar, bei denen ihr Hinweise untersucht, um Fälle für die Lebenden in der halboffenen Welt zu lösen. Sie sind definitiv das Highlight des Spiels, abwechslungsreich und führen euch durch allerlei Locations und den Figuren im Spiel. Auf dem Weg gibt es immer wieder einige Kletter- und Kampfbegegnungen bis man häufig ein Ritual durchführen kann, um zum Beispiel eine geisterhafte Erscheinung vergangener Ereignisse herbeizurufen. In einem Beispiel haben wir durch diese Ritual entdeckt, dass ein Charakter einen anderen getötet hat, indem er ihn von einer Klippe gestoßen und seine Überreste gegessen hat. Als man zu ersterem dann zurückkehrt, kann dieser sich jedoch nicht an seine Handlungen erinnern, mit der Implikation, dass er entweder wählt zu vergessen oder seinen Verstand durch seine anhaltende Isolation verliert. Nun habt ihr die Wahl, ihn entweder in den Tod zu verbannen oder seinen gequälten Geist freizulassen, der ihn seitdem heimgesucht hat.

Beim Zurückkehren zu alten Schauplätzen warten auch immer wieder neue Gespräche und Quests.

Natürlich haben wir uns entschieden, den kannibalischen Menschen in den Tod zu verbannen, um zu verhindern, dass er weiterhin in den Wäldern umherstreift. Diese Wahl trägt jedoch zu deinem gewählten Ergebnis für Antea bei. Indem ihr einen Menschen tötet, tragt ihr zu ihrer Auferstehung bei, während das Gegenteil euch auf den Weg bringt, sie in das Jenseits aufsteigen zu lassen. Dies geht auch mit einem geschworenen Eid daher, welchen ihr mit Antea anfangs eingeht. Dabei schwört ihr entweder sie zurück ins Leben zu holen oder sie endgültig ins Jenseits aufsteigen zu lassen. Doch ihr müsst euch im Laufe des Spiels nicht an diesen Eid halten, aber was auch immer man wählt, wird dazu beitragen, welches der fünf verschiedenen Enden ihr erhalten werdet. Das ist jetzt erstmal nichts neues, aber es wird durch die beeindruckenden Darbietungen, wirklich tollen Vertonungen und die generell sehr schaurig wirkende Atomsphäre sehr schön eingebunden.

Die Haunting Cases das Herzstück des Spiels.

Kämpferisch wird zu zweit ausgeteilt

Zusätzlich zur Handlung steht die Dual-Protagonisten-Struktur im Zusammenhang mit dem Kampfsystem. Mit einem Knopfdruck könnt ihr zur geisterhaften Antea wechseln, die effektivere Angriffe gegen andere Geister hat, während Red ein gewichtiger Kämpfer mit besserer Verteidigung ist. Das Zusammenspiel zwischen den beiden funktioniert dabei recht gut. Früh im Spiel wird man mit geisterhaften Feinden konfrontiert, die Leichen besetzen können, was die Nutzung von Antea fördert, die sie schnell ausschalten kann, um zu verhindern, dass Begegnungen eskalieren. Die Nahkampf-Kämpfe funktionieren größtenteils gut, mit einer Mischung aus leichten und starken Angriffen, speziellen Banisher-Kräften, um nahe Gegner zu beseitigen und Fernwaffen wie Red’s Gewehr, was für Feinde auf Erhöhungen nötig ist.

Entscheidungen sind nicht nur für Leben und Tod der Nebencharaktere wichtig, sondern auch Red und Antea und ob ihr sie wiederbeleben wollt oder nicht.

Denn aus irgendeinem Grund verlernen beide Charaktere während eines Kampfes die Fähigkeit zu klettern. Generell fanden wir es häufig schwierig, einen Rhythmus zu finden, um verschiedene Angriffe zusammenzufügen, wobei die Bewegung oft ungeschickt und steif wirkten. Der automatische Wechsel zurück zu Red, wenn Anteas langsam ablaufende Gesundheit ausgeht, ist manchmal auch etwas irritierend. Insgesamt erinnern die Kämpfe in ihrem Gameplay dabei immer an God of War, was recht klar als Vorlage benutzt wurde. Doch leider haben diese weder die gleiche Wucht, noch den Tiefgang, auch wenn ihr im Verlauf der Story immer weitere Fähigkeiten, wie einen Dash, ein Anketten von Gegnern oder eine Geist-Explosion um euch herum, erlernt. Was ihr übrigens auch erlernen oder mitbringen solltet, ist ein guter Orientierungssinn, denn viele der Missionsziele sind nur ungefähr in einem größeren Bereich angegeben, was bei uns allzu häufig zu nervig langwierigem Gesuche geführt hat.

Unwirkliche Zwischenwelten gilt es auch zu besuchen.

Genug Ablenkungen, falls euch etwas auf den Geist geht

Der Spaß liegt somit definitv abseits der Kämpfe und eher in der düsteren Welt. Und da es sich um eine Semi-Open-World handelt, ist natürlich die Karte auch mit einer beängstigenden Anzahl von Symbolen übersät, die verschiedene Nebenquests und andere interessante Punkte verfolgen. Die wirklich interessanten Spuk-Geschichten haben wir ja bereits erwähnt, es gibt dazu aber noch Ritualorte mit Portalen zu einer höllischen Dimension voller Geisterkreaturen, welche in Wellen für wertvolle Items und Erfahrungspunkte bekämpft werden können. Wiederum andere Hexen-Portal führen euch in eine unweltlich wirkende Sphäre, in den eine Art Mini-Boss wartet, bevor ihr diese wieder verlassen könnt. Und generell gibt es auch immer wieder kleinere Sammelaufgaben oder Fetch-Quests, die euch aber mit kleineren Geschichten diese auch gerne erledigen lassen. Denn so lohnt es sich immer wieder in bereits abgeschlossen gedachte Dörfer zurückzukehren, um zu sehen was aus Figuren geworden ist und diesen vielleicht auch eben zu helfen. Banishers vermittelt damit wirklich sehr gut seine Welt und lässt diese auch mit euren Handlungen mitwachsen. Habt ihr einem Charakter in einer Mission geholfen und statt ihn direkt für Anteas Auferstehung zu opfern, ihm eher geholfen, dass der Geist ihn nicht mehr heimsuchen wird, so wird sich dieser an euch erinnern und fortan vielleicht als Shop dienen.

Derartige ungefähre Bereiche für euer Missionsziel gibt es häufiger und diese treiben einen hin und wieder in den Wahnsinn.
Upgrades sind mit entsprechendem Material jederzeit am Rastplatz möglich.

Unsere größte Begeisterung gilt aber den Stimmen hinter Red und Antea. Nicht nur, dass die beiden innerhalb der Geschichte wirklich gut miteinander harmonieren, auch mal ein paar Witze austeilen und sich gegenseitig aufziehen, der schottische Akzent von Red und die tiefe, sehr ruhige Stimme von Antea sind einfach wunderbar. Gepaart mit wirklich stimmig und sehr gut designten Charaktermodellen macht es einfach sehr viel Spaß durch die atmosphärisch dichte Welt von New Eden zu streifen. Man sollte vorab nur die Erwartungen an die Kämpfe nicht zu hoch ansetzen und besonders die vielen Vergleiche zu griechischen Kriegsgott nicht in Betracht ziehen. Denn dann kann man sich auch damit gut arrangieren und bekommt ein sehr unterhaltsames, wirklich frisches Spiel, von dessen Art wir uns gerne mehr wünschen.

Fazit

Banishers: Ghosts of New Eden ist ein Ausflug in eine wunderbar düstere, ernste und teils harte Welt. Es erwarten euch viele schwerwiegende Entscheidungen, tolle Charaktere und interessante Wendungen, besonders bei den sogenannten „Haunting Case“-Nebenmissionen. Abseits davon enttäuschen leider die Kämpfe, welche viel zu gleichförmig und klobig bleiben und ein zu häufiges Umherirren bei der Suche der Missionsziele. Fans von Okkultem und dem Übernatürlichen à la The Witcher oder Detektiv-Geschichten sollten aber in jedem Fall zugreifen.

Banishers: Ghosts of New Eden erscheint am 13. Februar 2024 für PC, PS5 und Xbox-Series.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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