Review: As Dusk Falls – Interaktives Charakter-Drama mit offenem Ende

Interior Night hat sich von Don’t Nod, Supermassive, Telltale und Quantic Dream inspirieren lassen, um mit As Dusk Falls ein Charakterdrama mit Entscheidungsfreiheit zu schaffen. Es dauert eine Weile, bis man sich an die stilistischen Schnörkel des Spiels gewöhnt hat, aber es bietet einen einzigartigen Ton und eine Perspektive, die in einem Genre, das zunehmend überfüllt ist, immer noch herausragen. Das Spiel erschien bereits vor einer Weile für Xbox und PC und ist nun auch für PlayStation verfügbar. Warum wir nach dem Ende gerne noch weiter gespielt hätten, erfahrt ihr in unserem Test.

Crime-Story mit vielen alternativen Pfaden

Die Geschichte folgt einem Familienausflug, der zu einer Geiselnahme in der Wüste von Arizona wird und sich in ein Porträt von Menschen verwandelt, die sich mit den unüberwindbaren Komplexitäten von Elternschaft, Trauma und Vergebung auseinandersetzen. Der bodenständige Schauplatz und die unverblümt naturalistische Thematik sind überraschend erfrischend, wenn man sie mit anderen interaktiven Spielen von Genre-Kollegen dieser Art vergleicht. Die Ereignisse spielen sich nicht linear ab, sondern in häufigen Rückblenden über ein halbes Dutzend Kapitel hinweg, die aufwändig eine verwobene Erzählung aus zunächst unzusammenhängenden Teilen aufbauen. Die Geschichte bewegt sich in einem methodischen Tempo, das dabei hilft, sich an die gelegentlich kitschigen Dialoge, die melodramatischen Auftritte und die albernen Ausdrücke der Charaktere zu gewöhnen. Der einzigartige visuelle Stil, bei dem Figuren in dreidimensionalen Umgebungen platziert werden, erfordert ebenfalls eine gewisse Eingewöhnung, aber es sieht nie ganz richtig aus, wenn die kunstvoll gestalteten Figuren regelmäßig mit einfachen polygonalen Objekten interagieren.

Hat man diese anfänglichen Hürden überwunden, wird man mit einer überraschend soliden und intimen Geschichte belohnt, die dazu anregt, in die Hauptcharaktere zu investieren. Das Kapitelauswahl-Storytree-System macht es zu einem Kinderspiel, bestimmte Momente noch einmal zu spielen, und im Online-Multiplayer können bis zu acht Personen die Entscheidungen treffen, auch wenn der ernsthafte Ton und das langsame Tempo wahrscheinlich nicht zu den meisten lockeren Gruppensettings passen werden. Es hilft, dass Int./Night eine Reihe von eskalierenden Ereignissen mit geschickter Hand webt und Rückblenden einsetzt, um die Geschichte der Charaktere auszufüllen, was es noch eindrucksvoller macht, wenn etwas Wichtiges passiert. Was das Gameplay angeht, ist As Dusk Falls ein wenig leichtgewichtig, ohne die Möglichkeit, sich frei zu bewegen – stattdessen führt man einfache Eingaben aus, die aus dem Antippen von Knöpfen, dem Drücken von Tasten oder dem gelegentlichen Wischen in eine Richtung bestehen.

Unfertiges Ende verlangt nach mehr

Es wäre dem Spielspaß von As Dusk Falls abträglich, auf Einzelheiten der Handlung einzugehen, aber die sechs Episoden, die jeweils etwa eine Stunde dauern, sind einer fesselnden Fernsehserie nachempfunden, und die Entscheidungen werden im Laufe der Geschichte immer gewichtiger. Am Ende jedes Kapitels (das sich über zwei „Bücher“ erstreckt) wird ein Flussdiagramm der Szenen präsentiert, das die Anzahl der alternativen Pfade und Ergebnisse aufzeigt, was die Neugierde auf einen erneuten Durchgang weckt. Leider fallen insgesamt die Kapitel der zweiten Hälfte deutlich im Vergleich zu Beginn ab, da viele herzrasende Szenen fehlen, die es anfangs noch zu Hauf gab.

Dennoch bleibt es unheimlich spannend und es gibt sehr viele, interessante Abzweigungen bei den Entscheidungen. Doch was bei jedem Durchgang gleich sein wird, ist das etwas unbefriedigende Ende, das klar ein sich durchs gesamte Spiel ziehenden Plot-Punkt offen lässt und weder auflöst, noch wirklich genug Ansätze gibt, das man sicher selbst drauf kommen kann. Das alles wäre kein Problem, wenn mittlerweile schon ein „Book Three“ mit drei weiteren Kapiteln angekündigt worden wäre oder ein zweiter Teil. So aber lässt einen das unbefriedigende Finale etwas enttäuscht zurück, wenn sich auch der Weg bis dahin definitiv lohnt.

Fazit

As Dusk Falls besticht durch einen sehr einzigartigen Stil und nutzt diesen gepaart mit sehr guten schauspielerischen Leistungen der Figuren. Neben QTEs und Entscheidungen gibt es zwar kein wirkliches Gameplay, doch das ist durch die spannende Narrative auch kein großes Problem. Leider wird es in der zweiten Hälfte etwas zäher und das Ende kommt etwas abrupt und offen, Fans des Genres werden aber definitv sehr gut unterhalten.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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