Review: Agatha Christie – Mord im Orient-Express – In kalten Tagen die grauen Zellen anregen

Microids Studio Lyon bringt den berühmtesten belgischen Detektiv, Hercule Poirot, ins 21. Jahrhundert – mit Handys und allem drum und dran. Mit einer Neuinterpretation seines wohl bekanntesten Falles, Mord im Orient-Express. Ich habe bisher nur die Verfilmung von Kenneth Branagh gesehen, so dass ich eine Vorstellung von der Geschichte und ihrem Ende habe. Für diejenigen, die mit Christies komplizierten Rätseln bereits vertraut sind, erweitert das Spiel das Original der Königin des Verbrechens um einen brandneuen spielbaren Charakter und ein paar zusätzliche Kapitel voller Rätsel. Wie uns das gefallen hat, erfahrt ihr in unserem Test.

Detektivische Minispiele und deduktive Gespräche

Der gefeierte Detektiv findet sich an Bord des Orient-Express wieder, wo – Schock – ein Mord geschieht. Es ist an der Zeit, Beweise zu finden, die Dinge zusammenzufügen und das Rätsel zu lösen, das sich stellt. Dazu gibt es einige verschiedene Mechanismen: Poirots Gedankenkarte ermöglicht es euch, eure Gedanken zu ordnen und euch auf dem Laufenden zu halten, was als Nächstes zu tun ist. Eine gute Sache, denn sonst könnte es passieren, dass ihr ziellos herumlauft, um herauszufinden, was der nächste Schritt ist. Es gibt viele kleinere Rätsel, die Poirot lösen muss, während er in einem Mordfall ermittelt. Sei es, dass er einen Aktenkoffer aufbricht, um weitere Hinweise zu erhalten, oder dass er dem Küchenpersonal zeigt, wie man den Kühlschrank am besten anordnet, damit alles hineinpasst – wie bei Tetris. Die Rätsel sind wirklich unterhaltsam: Es gibt genug Abwechslung, um zu verhindern, dass die Action langweilig wird, aber das Ganze hat eine stimmige Atmosphäre, die dazu beiträgt, dass alles zusammenpasst.

Neben Poirot stellt das Spiel Joanna Locke vor, eine amerikanische Detektivin, die man in Kapiteln mit Rückblenden spielen kann, die gleichzeitig als Vorläufer des Mordes im Zug dienen. Dies ist ein wirklich unterhaltsames Element, das zusammen mit einer unerwarteten Wendung am Ende der Geschichte selbst für diejenigen, die mit der Geschichte bestens vertraut sind, für frischen Wind sorgt. Denn ein weiterer Mordfall von einem kleinen Kind hält einige gemeine Wendungen bereit und bietet wirklich eine schöne Abwechslung zu den Szenen im Zug. Joanna Locke geht die Sache dabei auch etwas anders an und frischt das Pacing wirklich schön auf.

Fragwürdige Gesichter und Stimmen

Trotz all dieser positiven Aspekte wird das Spiel durch einige fragwürdige Entscheidungen bei der Sprachausgabe und den Gesichtsanimationen arg geschmälert. So müsst ihr beispielsweise in regelmäßigen Abständen das Profil eines Passagiers ausfüllen, wobei ihr dessen Nationalität angeben müsst, aber es ist lächerlich, wie daneben die Akzente sind. Eine sehr walisisch klingende Dame entpuppte sich zum Beispiel als Schwedin und eine eigentliche Schwedin benutzt dauernd das deutsche Wort ja, was ja nichts mit ihrer Nationalität zu tun hat. Noch dazu sehen die Münder häufen sehr seltsam aus. Poirot und Locke ausgenommen haben fast alle Charaktere beim Sprechen ihre Lippen in einem Mixer und verdrehen diese ständig nach Strich und Faden. Nichtsdestotrotz ist diese aufgefrischte Version von Mord im Orient-Express eine wirklich kurzweilige Freude. Die neuen Inhalte und das einzigartige moderne Setting sorgen für viel Spaß, denn kleine Probleme können nicht dafür sorgen, dass es letztendlich ein sehr unterhaltsamer Fall ist, den es zu lösen gilt.

Fazit

Agatha Christie – Mord im Orient-Express ist ein kurzweiliger Detektiv-Spaß, der Agatha Christies bekannteste Story schön in die Neuzeit katapultiert. Die Aufklärung bringt ein paar neue Ansätze, die es auch für Fans interessant macht und die Rätsel sind immer wieder durchaus anspruchsvoll. Überführt wird das Spiel bei den holprigen Animationen, dem sich wiederholenden Spielablauf und der mitunter merkwürdigen Sprachausgabe.

Street Fighter Collection Wertung
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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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