Das letzte, wirklich herausragende Profiboxspiel war wohl Fight Night Champion aus dem Jahr 2011. Ein Spiel, das ursprünglich für die mittlerweile veraltete Xbox 360 und PlayStation 3 veröffentlicht wurde. Zugegeben, wenn ihr in den letzten fünf Jahren euren Kopf in ein Virtual-Reality-Headset gesteckt habt, hattet ihr vielleicht die Gelegenheit, ein paar Schläge in The Thrill of the Fight oder Creed: Rise to Glory, zu machen, beides gute Boxsimulatoren. Aber jetzt, mehr als zwölf Jahre nach dem Verschwinden von Fight Night, greift Entwickler Steel City Interactive mit Undisputed nach dem Titelgürtel, einem neuen Profiboxspiel, das scheinbar eine Rückkehr zur Form des Boxgenres darstellt. Wir konnten uns auf der Gamescom 2023 hinter verschlossenen Türen exklusiv das Spiel anschauen und auch anspielen und sind angenehm überrascht von den flüssigen Bewegungen der Kämpfer, die zwar immer noch nicht perfekt mit ihren realen Gegenstücken vergleichbar sind, aber bereits dynamischer und realistischer aussehen als die des klassischen Kampfspiels, mit dem Undisputed zweifellos verglichen wird.
Umfangreich und simulationslastig
Undisputed fordert euch sofort auf, gegen einen einfachen Gegner zu trainieren, während ihr euch mit der Steuerung vertraut macht. Dieses Tutorial solltet ihr auf keinen Fall auslassen, vor allem nicht, wenn ihr mit Boxspielen nicht vertraut seid. Denn Undisputed gibt euch unglaublich viel Kontrolle über eure Haken, Jabs, Slips, Blocks, Weaves, Power Punches, Uppercuts und so weiter. Es ist nicht ganz intuitiv, aber wenn man sich erst einmal eingewöhnt hat, wird es allmählich einfacher, den Rhythmus des Gegners vorherzusehen und seinen Schlägen auszuweichen, zu kontern oder sie zumindest zu erwidern. Wenn man die 17 Gewichtsklassen des Profiboxens auf die weitaus übersichtlicheren acht Divisionen für Männer und zwei Divisionen für Frauen reduziert, haben die Kämpfe in Undisputed ein deutlich anderes Tempo, wenn zwei Kämpfer der Schwergewichtsklasse gegeneinander antreten als zum Beispiel zwei Kämpfer der Bantamgewichtsklasse. Schwerere Kämpfer schlagen härter zu, haben aber in der Regel auch mehr Gesundheit, während die leichteren Klassen beweglicher sind. Boxerattribute unterscheiden jeden dieser Kämpfer, und Undisputed ist bemerkenswert detailliert, was jeder seiner sechs Kernwerte bewirkt.
Boxer-Attribute unterscheiden jeden dieser Kämpfer und Undisputed ist dabei sehr genau, was jede seiner sechs Kernstatistiken bewirkt. Die Vitalität bestimmt die Anzahl und Häufigkeit der Schläge, die der Kopf und der Körper eines Kämpfers einstecken können, aber auch die Herzfrequenz (bei der ein niedriger BPM-Wert es ermöglicht, die Hände länger oben zu halten) und die Ausdauer, um weiterhin effektiv Schläge austeilen zu können. Das ist zwar realistisch, kann aber sehr anstrengend sein, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Wenn eure Ausdauer aufgebraucht ist, müsst ihr euch lange genug in die Ecke zurückziehen, um sie zu regenerieren, aber wie die Gesundheit eures Kopfes und eures Körpers wird auch eure maximale Ausdauer im Laufe eines Kampfes abnehmen, was einen Anreiz schafft, taktisch zu kämpfen, anstatt euren Gegner zu verprügeln.
Attribute wie in einem Box-Rollenspiel
Die Attribute Stärke, Geschwindigkeit und Verteidigung tragen ebenfalls zur Effektivität eures Kämpfers bei und es gibt so viele Unterattribute, die sich individuell auf die Leistung eures Kämpfers auswirken können, dass man meinen könnte, ihr würdet ein Rollenspiel spielen. Es gibt sogar ein Perk-System, das die Dynamik des Rings aufrüttelt. Mit der Fähigkeit „Zweiter Wind“ schlagt ihr beispielsweise 25% härter zu und verbraucht 30 Sekunden lang 25% weniger Ausdauer, nachdem ihr zu Boden gegangen seid, was den Verlauf eines Kampfes schnell zu euren Gunsten verändern kann. Das fühlt sich besonders gut an, wenn man hart genug zuschlägt, um den Gegner zu betäuben und den Adrenalinmodus des eigenen Kämpfers zu aktivieren, was mit einem befriedigenden Vibrationsstoß des Controllers und einem Soundeffekt belohnt wird. Aber man muss schnell seine siegreiche Combo ausführen, um den K.o.-Schlag zu landen, bevor das Adrenalin ausgeht und man erschöpft zurückbleibt. Und das kann schwierig sein, wenn der Gegner die Geschwindigkeit und das Geschick hat, jedem deiner Schläge auszuweichen und auszuweichen. Das bedeutet, dass sich die Kämpfe ständig angespannt anfühlen, vor allem, wenn man es mit einem Gegner zu tun hat, der es versteht, seine Stärken auszuspielen.
Dies alles könnt ihr im neu vorgestellten Karrieremodus erleben. Ihr könnt euch recht umfangreich euren eigenen Boxer oder eine Boxerin erstellen und müsst fortan nun die Ränge nach oben klettern. Dabei wählt ihr nicht nur eure Gegner sorgfältig aus, sondern habt auch die Entscheidung welchen Manager, Coach und Mediziner ihr an eurer Seite haben möchtet. Dabei ist es wie in den Kämpfen, es zählt die Statistik und was euch die meisten Vorteile bringt. Definitiv gefiel uns der hohe Grad an Realismus und der Simulationsgrad, wenn uns auch im Kampf selber zum Beispiel die coolen Zeitlupen bei einem KO oder das Minispiel beim Wunden versorgen wie in Fight Night etwas gefehlt haben. Dennoch erwartet hier Box-Fans ein wirklicher Brecher und wirklich Konkurrenz gibt es aktuell ja auch nicht. Daher freuen wir uns auf weitere Infos und den Release für Konsolen und PC irgendwann nächstes Jahr.