Nachdem die Switch zwar schon einiges an Sportspielen, insbesondere Ring Fit Adventure (hier unser Test), besitzt, hat Nintendo nun einen Nachfolger der Wii Sports Reihe für die Switch auf den Weg gebracht: Nintendo Switch Sports.
6 verschiedene Sportarten und ein etwas fader Soundtrack warten auf uns
Diesmal gibt es Volleyball, Badminton, Bowling, Fußball, Chanbara (eine Art Schwertkampf) und Tennis. Doch zunächst kann man sich entscheiden, ob man im Internet gegen Unbekannte oder gegen Freunde spielen möchte. Und natürlich gibt es auch einen offline lokalen Modus. Leider konnten wir die Online Modi noch nicht testen, daher beziehen sich unsere Eindrücke exklusiv auf den lokalen Modus. Das Auswahlmenü ist der „Spocco Square“ an dem sich die sechs Sportstätten befinden. Die Musik ist, wie üblich bei den Nintendo Sports Spielen etwas generisch, zitiert aber immer wieder Wii Sports. Das gibt eine nette Erinnerung, wenn man noch an Wii (U) Zeiten denkt. Nach einiger Zeit ignoriert man aber wahrscheinlich den gesamten Soundtrack. Damit wäre der größte Kritikpunkt aber schonmal weg.
Miis und menschliche Charaktere
Wenn man dann eine Sportart und ggf. den Modus ausgesucht hat, wählt man aus, wieviele menschliche Spieler dabei sind. Im Fall von z.B. Volleyball gehen bis zu vier Personen auf den Platz. Danach muss man sich pro Spieler noch mit einem Switch User oder als Gast anmelden. Dabei kann man dann menschliche Comic Avatare erstellen oder einen Mii importieren. Dieser bekommt dann noch einen Nickname und einen Titel. Die Titel bestehen aus zwei Teilen, die aus vorgefertigten Wörtern bestehen. Wir sind sehr erfreut darüber, dass wir als „So Called Cat – Cerealkiller“ herumlaufen dürfen und nicht „Rookie“ (die Standardeinstellung) behalten mussten. Auch jeder CPU Spieler hat so einen Titel, was teilweise für ungewollte Komik sorgt. Man kann zusätzlich auch die Klamotten und das Spielgerät (Schläger, Bälle etc.) anpassen. Damit man dort aber Auswahl zur Verfügung hat, muss man diese im globalen Onlinemodus freischalten. Das konnten wir allerdings noch nicht testen. Hier besteht Potential für Langzeitmotivation beim Freischalten von neue Gegenständen/Accesoires.
Nun noch Länge, Schwierigkeitsgrad und die Teamzusammensetzung (leere Positionen vertritt die CPU) ausgewählt und es kann losgehen. Wenn ein neuer Spieler dabei ist, schaltet das Spiel noch jeweils ein kurzes Tutorial vor, das jeder Spieler einzeln durchläuft. Diese Wiederholung bei mehreren Beginnern wäre unserer Meinung nach nicht nötig, aber bei Nichtzockern, macht es natürlich Sinn, dass jeder kurz etwas üben kann. Wer gegen die CPU spielt wird auch auf keinem der drei Schwierigkeitsgrade überfordert. Am höchsten muss man sich aber dennoch anstrengen.
Volleyball – Wieso blockst du nicht?!
Volleyball wird mit vier Spielern gespielt und hier kommt es vor allem auf Timing an. Das Spiel entscheidet größtenteils für einen, wo die eigene Figur steht und tut dabei einen guten Job. Den Ball durch Baggern annehmen, Pritschen und dann über das Netz schmettern wird über Joycon Bewegungen von unten nach oben bzw oben nach unten bewerkstelligt. Beim Schmettern muss man zudem vorher hochspringen und kann den Ball dann gezielt nach links oder rechts schmettern. Da je nach Ankunft des Balls man sich in unterschiedlichen Rollen befindet zeigt einem das Spiel immer an, welche Rolle man nun einnimmt. In der Defensive hat man bei der Erstannahme des Balles sogar ein bisschen Bewegungsfreiheit und kann mit der linken Joycon links und rechts laufen. Dasselbe gilt für das Blocken bei Schmetterversuchen des Gegners, hier kann man sich dementsprechend platzieren, hochspringen und blockt hoffentlich erfolgreich. Das ist alles dynamisch genug, um mit menschlichen Mitspielern zu haben und ggf. mit dem CPU Mitspieler zu hadern, auf dass er es doch bitte nicht verbockt. Und auch wenn einem das Spiel anderes suggerieren möchte: Man kann auch bequem im Sitzen spielen. Wir hatten Spaß und für ein paar Runden zwischendrin (auch mit CPU) ist Volleyball gut geeignet. Hier auch unser Video zu Volleyball mit kurzen Spieleindrücken.
Badminton – 25 Schlag Ballwechsel und kein Ende in Sicht
Badminton ist die Ausdauerkategorie für 1 bis 2 Spieler in Nintendo Switch Sports. Grundsätzlich gibt es nach dem Aufschlag lange Ballwechsel, insbesondere wenn man die CPU auf den dritten von drei Schwierigkeitsgraden stellt. Man kann sich per Vorhand und Rückhand entscheiden in welche Richtung man den Ball spielt. Falls man ihn sehr weit oben trifft, ist der Ball entsprechend schärfer. An höchster Stelle gibt es dann sogar Schmetterbälle. Diese sind unserer Erfahrung nach auch das einzige Mittel Punkte gegen die CPU auf Level 3 zu machen, was wir durchaus als schwer empfunden haben. Schmetterbälle funktionieren aber nur, wenn der Gegner den Ball schlecht trifft. Das kann man z.B. mit einem Dropshot mit gedrückter ZR Taste erreichen. Gegen menschliche Spieler passiert dies aber insgesamt öfter, da auch grundsätzlich schlecht getimte Schläge zu diesen Chancen führen. Die CPU auf Lvl. 3 agiert aber nahezu fehlerfrei und somit muss man sie anders aus der Reserve locken. Auf dem mittleren Level dagegen, war es dann fast schon wieder zu leicht. Hier fehlt für Solospieler etwas die Balance. Auch wenn die Steuerung sehr direkt ist und man den Ball auch so spielt, wie man das möchte, hat uns Badminton nicht völlig überzeugt. Durch die wenige Variation in den Schlagmöglichkeiten und als zwei Personen only Spiel, war hier am schnellsten die Luft raus. Auch zu zweit gegeneinander mochte Badminton nicht so wirklich zünden.
Tennis – Genauso gut wie damals
Im Tennis sind bis zu vier menschliche Spieler mit je einer Joycon dabei. Es handelt sich aber immer um Doppel Spiele. Wer alleine im Team ist steuert beide Spieler seines Teams zugleich. Wer Wii Sports Tennis noch kennt, wird sich hier sofort zu Hause fühlen. Bis auf die genauere Steuerung und das angenehmere Halten der Joycon im Vergleich zur Fernbedienung der Wii damals, hat sich hier nicht viel verändert. Bei Vorhand, Rückhand und Schmetterball muss man das Rad auch nicht neu erfinden. Natürlich kann man mit einer Aufwärtsbewegung z.B. auch einen weiten Lob spielen um schlecht stehende Gegner kalt zu erwischen. Wir fanden hier das Spiel etwas dynamischer als bei Badminton, was vor allem daran liegt, dass der Spieler am Netz für schnelle Rückgaben sorgen kann. Auch die CPU fanden wir hier besser ausbalanciert. Es gilt aber wieder: Auf höchster Stufe werden sehr wenige Fehler gemacht und man erreicht dementsprechend lange Ballwechsel. Von den beiden Ballsportarten mit Schläger würden wir Tennis eindeutig bevorzugen.
Bowling – Galant oder mit Gewalt
Bowling kann man mit bis zu vier Spielern mit je einer Joycon spielen. Dabei gibt es einen normalen Modus und einen „Special“ Modus, bei dem Hindernisse und eine unebene Bahn das Spiel behindern. Wie beim Tennis ist hier das Erlebnis sehr ähnlich zu Wii Sports. Aber auch hier gilt die Joycon ist um einiges präziser. Wir sind zwar mehrfach am dauerhaften Halten der Schultertaste beim Wurf gescheitert, waren aber ansonsten angetan von der Möglichkeit Bälle anzuschneiden. Das erlaubt nämlich, ähnlich zum echten Sport, kunstvolle Würfe mit Spin . Aber auch wer einfach geradeaus draufhält, wird zum ein oder anderen Strike kommen. Die Hindernisse im Special Modus sind z.B. Block Elemente, die umspielt werden müssen oder Unebenheiten, die die Kurve des Balles beeinflussen. Diesen Modus gibt es dann sogar mit drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden mit verschiedenen Hindernissen. Schlussendlich ist das Ziel aber immer alle Kegel abzuräumen. Eine schöne Neuerung Gegenüber dem Wii Teil ist es, dass man parallel im Splitscreen spielen kann und sich nicht abwechseln muss, wenn genug Joycons vorhanden sind. Natürlich kann man aber auch weiterhin mit Herumreichen spielen, wie man es aus Wii Sports gewöhnt war. Die Einfachheit des Spiels, fehlende Hektik und die intuitive Steuerung machen Bowling zum idealen Spiel Nichtzocker zum Griff zur Joycon zu Bewegen. Wie auch beim Tennis hat Nintendo hier keine Experimente gewagt.
Chanbara – Schwertkampf im American Gladiator Stil
In Chanbara wird mit „Schwertern“, die an die Sportart Kendo erinnern, gekämpft. Das Ziel ist es den Kontrahenten aus der Arena zu stoßen. Somit gibt es hier auch nur einen 1on1 Modus. Zu Beginn darf man seinen Kampfstil wählen: 1 Schwert, 1 Schwert mit Charge Mechanik oder 2 Schwerter (Achtung: 2 Joycons nötig). Diese Wahl bestimmt, wie stark die einzelnen Schläge sind und damit, wie weit man den Gegner Richtung Wasser drängt. Das Einzelschwert ist dabei pro Schlag grundsätzlich am stärksten. Die Charge Variante lädt sich bei erfolgreichen Blocks auf und bekommt Zugriff auf einen Spezialschlag. Und mit zwei Schwertern hat man eine Leiste, die sich von selbst auflädt und ebenfalls einen Spezialschlag bietet. Da die Runden sehr kurz sind, fühlten sich die Spezialschläge aber nicht so gut an, wie die stärkeren Standardschläge des Einzelschwerts. Doch nun zum Gameplay: Die Joycons bestimmen den Winkel wie man das Schwert im Spiel hält. Auch hier ist das Spiel präzise und man bekommt das, was man erwartet. Grundsätzlich gibt es dann drei verschiedene Arten zu Schwingen: Horizontal, vertikal und diagonal.
Um zu Blocken muss man dafür sorgen, dass sich die Schwerter kreuzen, während man selbst eine Schultertaste hält. D.h. wenn mein Gegner horizontal angreift, muss ich vertikal blocken. Falls das gelingt, wird der Angreifer kurz gestunned und kassiert mindestens einen Konterangriff. Als Angreifer dagegen versucht man also so zu schwingen, dass man denselben Winkel wie der Gegner hält. Da die Arenen sehr klein sind, bedeuten drei direkt aufeinanderfolgende Treffer meist schon das Ende. In den ersten Matches ist daher wildes Herumfuchteln äußerst effektiv, bis man durch einen Zufallsblock gestunned wird. Wenn dann langsam der Versuch von taktischen Schlägen Einzug hält, werden defensiveres Spielen und gute Reaktionen belohnt. Dann werden auch die Schwerter mit Spezialschlag effektiver. Gegen die CPU mochte aber in keinem Fall rechte Stimmung aufkommen. Dieses Spiel lebt davon, dass man die Nebenfrau/den Nebenmann daneben hat und live die Emotionen mitbekommt. Insgesamt hat uns Chanbara Spaß gemacht, aber durch die extrem kurzen Runden kommt man leider nie wirklich in einen Flow. Größere Arenen oder die Möglichkeit zur Seite auszuweichen wären sehr gut gewesen.
Fußball – Bester und schlechtester Modus zugleich
Fußball – Shootoutmodus
Nun zu unserem persönlichen Favoriten, bei dem man aber die zwei Modi strikt unterscheiden muss. Es gibt nämlich den Shootout und ein „richtiges“ Fußballmatch (1vs1 oder 4vs4). Shootout ist ein Minispiel Modus, bei dem von der Seite ein Ball reingerollt wird und man mit dem richtigen Timing ins Tor schießen soll. Dabei kann man die Joycon mit dem Beingurt am Oberschenkel befestigen um tatsächlich die „Schussbewegung“ durchzuführen. Das geht nur abwechselnd, selbst wenn ihr zwei Beingurte (durch Ring Fit Adventures) besitzen solltet. Das fanden wir tatsächlich eher langweilig und das Gameplay/Timing fühlte sich seltsam an. Zudem schien es so, dass wirklich ausschließlich das Timing und nicht die Richtung der Schussbewegung die Flugrichtung des Balles bestimmt. Falls es eine Edition mit und ohne Beingurt geben sollte, wäre unser Eindruck im Moment, dass man sich den Beingurt getrost sparen kann. Wir haben ansonsten nämlich keine andere Verwendung für den Beingurt im Spiel gefunden. Eine Idee wäre es gewesen, analog zu Ring Fit Adventures, die Joycon am Bein zum Laufen zu benutzen, dann hätte man sogar einen kleinen Workout Effekt gehabt.
Fußball – Match Modus
Wie oben erwähnt, gibt es im Match Modus mit den Varianten 1 gegen 1 und 4 gegen 4 (mit lokal bis zu zwei menschlichen Spielern). Wir haben uns zu zweit hauptsächlich in die 4er Matches in zwei unterschiedlichen Teams im Splitscreen gewagt und hatten dabei sehr viel Spaß. Hier spielt man mit zwei Joycons in der Hand. Per linkem Stick bewegt man sich, kann Sprinten und mit Gefuchtel mit einer Joycon wird geschossen. Auch Springen und ein Flugkopfball (= mit beiden Joycons fuchteln) sind möglich. Insgesamt ist das Spiel dabei überraschend präzise, was die angepeilte Richtung angeht. Zum gezielt passen, kann man zudem eine Taste gedrückt halten und dann unterstützt einen das Spiel beim Zielen. Außerdem wird der Name des Passempfängers eingeblendet. Da kann sich dann niemand rausreden, wenn er den Pass nicht annimmt. Die CPU spielt ebenfalls gut mit und man kann sogar Pässe von ihr anfordern. Wir haben uns aber dabei erwischt, wie wir „Executive Miyu“ angefleht haben, sie möge doch bitte querspielen oder uns gefragt haben warum „Sparkling Sarah“ nun so eine Grütze zusammengespielt hat. Es ergaben sich dabei dennoch sehenswerte Spielzüge und last minute Tore/Dramen. Kurzum: Man fiebert mit und hat Gaudi. Das Gameplay und die Floatyness des Balls erinnern dabei stark an Rocket League. Natürlich erreicht Switch Sports hier bei weitem nicht die Komplexität des Originals, aber für eine Partyrunde ist das auch nicht nötig. Und die Dramatik eines goldenen Balles (der zwei Punkte zählt) in den letzten 30 Sekunden eines Matches sucht seinesgleichen. Der einzige wirkliche Nachteil, den Fußball hat, ist die Notwendigkeit im lokalen Multiplayer ein zweites Set Joycons zu haben. Insgesamt war Fußball aber unser unangefochtener Favorit.
Fazit
Nintendo hat hier aus unserer Sicht nicht viel falsch gemacht. Die Sportsammlung ist abwechslungsreich und bis auf Badminton hatten wir bei allen Sportarten unsere Gaudi. Genau wie Wii Sports damals, kann man mit Switch Sports jede Person an die Konsole locken. Die Regeln der Spiele müssen eigentlich nicht wirklich erklärt werden, sind intuitiv steuerbar und das kurze Tutorial tut sein Übriges. Auf Parties und um Nichtspieler mal vor den Fernseher zu bringen eignen sich die Spiele also ideal. Hardcorespieler werden allerdings die fehlende Tiefe bemängeln. Wichtig ist auch, dass Nintendo Switch Sports nicht annähernd im Anstrengungsbereich wie Ring Fit Adventures spielt. Es handelt sich tatsächlich um Minispiele und kein Workout. Und wer es als das sieht, bekommt eine spaßiges Gesamtpaket für die ganze Familie/den gesamten Freundeskreis.
Positiv
- 6 Sportarten inkludiert
- Abgesehen von Fußball und Dualschwertmodus in Onechanbara alles mit einer Joycon spielbar
- Somit alles außer Fußball mit zwei Spielern mit einem Standardset Joycons verfügbar
- Alles intuitiv dank Minitutorials spielbar
- Online Modi prinzipiell verfügbar (wir konnten ihn leider noch nicht ausprobieren)
- Steuerung ist präzise und eine deutliche Verbesserung zu den Wii Sports Teilen
- Perfekt für Partys und die kurze Runde zwischendurch
Negativ
- Hardcorespieler könnten die mangelnde Spieltiefe bemängeln
- Langzeitmotivation nur durch sammelbare Gegenstände für den eigenen Charakter im globalen Onlinemodus
- Badminton fühlte sich neben Tennis etwas wie ein Anhängsel an
- Beinschlaufe nur für den Shootoutmodus ist nicht genutztes Potential für etwas mehr Bewegung im Spiel
- Soundtrack ist nicht wirklich mitreissend