Xiaomi Black Shark Review – Ein starkes Smartphone zu einem guten Preis, aber…

2017 hat Hersteller Razer eine neue Kategorie Smartphones ins Leben gerufen: Mit der Vorstellung des Razer Phones waren Mobile Devices mit dem Fokus auf das Gaming geboren. Design, Funktionalität und Leistung sollen sich klar an das spielende Volk richten, aber keinesfalls die Features eines Flaggschiff Smartphones missen lassen. Hersteller Xiaomi, seines Zeichens die Nummer Vier der Welt wird am 16.11 mit dem Black Shark nun ebenfalls eine günstige Alternative zur aktuellen Konkurrenz des Razer Phone 2 und dem Asus ROG Phone veröffentlichen. Erfährt in unserem Review, was das Gamingsmartphone alles drauf hat und für wen sich das Gerät eignet.

Wer oder was ist Xiaomi?

Bevor die ersten sich fragend die Stirn runzeln, wer oder was eigentlich Xiaomi ist hier eine kurze Erklärung zum Unternehmen: Die Firma existiert seit 2010 und konnte innerhalb von 8 Jahren zur Nummer vier der Welt aufsteigen. Dies gelang dem Technologiekonzern aus Peking durch die Kombination von günstigen Smartphones mit hochwertiger Verarbeitungsqualität in verschiedenen Preisklassen und einem eigenen Smart Devices Ökosystem, welches über eine App zentralgesteuert wird und ebenfalls rund ein bis zwei Drittel billiger als die Konkurrenz bei gleicher Qualität ist. Oft wird Xiaomi auch als das Apple von China bezeichnet, da der Andrang und Hype vor den Stores bei neuen Geräten entsprechend groß ist, aber dies trifft bei näherer Betrachtung nur oberflächlich zu, ist die Produktpalette und die Philosophie eine doch gänzlich andere hinter dem chinesischen Wunderkind.

Dieser Anspruch hat den Konzern über die Jahre unaufhaltsam wachsen lassen. Mittlerweile konnte man Samsung sogar in Indien, einem der aktuell größten und wichtigsten Märkte für Hersteller schlagen und etablierte sich in Manchen Beriechen sogar als Vorreiter, wie zum Beispiel den rahmenlosen Displays. Seit Mai 2018 ist Xiaomi auch in Österreich offiziell über einen Distributor und mit seinen Geräten über den Einzelhandel vertreten und bringt Monat für Monat mehr Geräte in einer globalen Edition auf den Markt. So auch das Black Shark, welches wir uns den in den nächsten Abschnitten genauer ansehen.

Provokant und elegant

Äußerlich macht das Black Shark seinem Namen alle Ehre: Ihr habt einen 18:9 5,99 Zoll großen Full HD+ Screen mit einem IPS Panel, eine 12 Megapixel Frontkamera sowie drei haptische Buttons. Die Front wird von einem Corning Gorilla Glass 4 geschützt und ähnelt optisch sehr stark dem Samsung Galaxy S7 Edge, macht aber aufgrund des vorgesehenen Einsatzes absolut Sinn (schließlich benötigt ihr zum Gamen eine Ablagefläche für eure Finger).

Auf der Rückseite hört es dann mit dem Minimalismus auf und das Gerät gibt sich keine Blöße als etwas für Gamer aufzutreten: Ein Mix aus Aluminium mit grünen Applikationen sowie geripptes Polycarbonat und ein Logo mit RGB Beleuchtung verleihen dem Black Shark den typischen Look einer Gaming Device. Doch hinter dem Logo verbergen sich noch zwei kleine Geheimnisse: Das Black Shark wird nämlich von einer Heatpipe mit einer kleinen integrierten Flüssigkühlung vor einer möglichen Überhitzung geschützt und soll das Gerät gesamt um bis zu 8 Grad kühler halten. Die Materialien fühlen sich hochwertig an und das Gerät liegt gut in der Hand. Eine entsprechende Kamera darf natürlich auch nicht fehlen und so bekommt ihr auf der Rückseite ein Dualsetup bestehend aus 20 und 12 Megapixeln geboten.

Seitlich gibt es neben dem Slot für Dual Simkarten (der leider nicht per SD Karte erweiterbar ist), einer Lauter und Leiser Wippe sowie dem On/Off Button noch den Partytrick des Black Shark, nämlich den Shark Mode Button: Schiebt ihr diesen nach oben, aktiviert wird sich der Shark Mode, ein spezieller Gamgingmodus, bei dem alle wichtigen Ressourcen des Systems auf das jeweilige Spiel gelegt werden, den wir etwas weiter unten genauer erläutern möchten. Leider fällt ein Klinkenanschluss weg, wodurch ihr auf den mitgelieferten USB Type C auf Klinke Adapter oder ein Bluetoothheadset angewiesen seid. Dennoch kann sich die Verarbeitung des Smartphones wirklich sehen lassen: Nichts wirkt irgendwie unsauber oder billig, sondern hochwertig und verlässlich.

Auch im Inneren wird geklotzt und wenig gekleckert

Das Black Shark gibt sich auch im inneren keine Blöße: Als Prozessor dient der aktuelle Flaggschiffchip Snapdragon 845 von Qualcomm, ganze 8GB befeuern die Gamingdevice und ihr habt 128 GB (abzüglich des Betriebssystems sind es rund 116 GB) internen Speicher zur Verfügung. Zwar gibt es noch eine günstigere Variante mit 64GB und 6GB Arbeitspeicher, allerdings liegt der Unterschied zu dieser wahrscheinlich im Bereich von 30,- bis 50,-.

Als Software kommt Android 8.1 Oreo mit der hauseigenen JoyUI zum Einsatz, welche sich fast zur Gänze an Stock Android orientiert und nur wenige eigene Apps mitbringt. Aus Perspektive eines Gamers durchaus ein Vorteil, da Stock Android eine der saubersten Performances bietet und gerade bei Androidpuristen auf viel Liebe stößt. Bedenkt jedoch, dass ihr Features, welche ihr von Samsung, Huawei oder den Xiaomi Geräten mit der hauseigenen MIUI Oberfläche gewohnt seid oft bei Stock Android oder in dem Fall der JoyUI nur per Softwarelösung nachrüsten könnt.

Saubere Performance mit Dailydriver Charakter

Neben all den technischen Beschreibung darf natürlich auch nicht unser Eindruck fehlen und der gestaltet sich doch sehr positiv: Das Black Shark reagiert zu jeder Sekunde schnell, JoyUI ist stabil und hat eine gute Ressourcenverteilung, Multitasking klappt ruckelfrei und das haptische Feedback der Buttons und dem Fingerabdrucksensor ist schnell und unkompliziert. Der 4000 mAh starke Akku liefert euch sogar genug Power, um unter ständiger Verwendung locker einen Tag damit auszukommen zu können. Dies verleiht dem Black Shark vor allem dank seines kräftigen und sehr hellen Displays und den guten Lautsprechern den Charakter eines Dailydrivers. Das Gerät wird über USB Type C mit Quickcharge geladen, wodurch ihr nach rund 90 Minuten bereits wieder einen vollen Akku habt, wenn man von einem komplett entladenen Zustand ausgeht.

Doch der Dailydiver wäre kein Gamingsmartphone, würde er nicht die entsprechenden Features mit sich bringen: Mittels des aktivierten Shark Modes starten alle Spiele flüssig und laufen auch entsprechend gut. Asphalt 9 Legends sieht auf dem farbkräftigen Display unglaublich gut aus und läuft butterweich. Was wir an dieser Stelle aber noch nicht erwähnt haben ist das Bumpercase und der spezielle Game Controller, welche im Lieferumhang des Black Shark enthalten sind: Mittels dieser beiden Gadgets erweitert ihr das Smartphone zu einer mobilen Spielkonsole und das funktioniert überraschend gut. Durch die hohe Anpassbarkeit des (zugegeben wirklich sehr gut verarbeiteten) Controllers, welcher einen Analogstick und zwei Schulterknöpfe besitzt, habt ihr verschiedene Anwendungsbereiche für das Gerät.

Wir konnten dank dieser Erweiterung einige gute Runden in Arena of Valor und PUBG bestreiten und waren durchaus überzeugt von dem Konzept, welches Xiaomi hier verfolgt. Erwartungsgemäß muss euer Smartphone aber bei einer ausgedienten Session doch auch hier nach rund 3 Stunden an den Strom, was aber keinen Kritikpunkt darstellt, da hier doch eine andere Ressourcenverteilung auf dem Gerät lastet.

Unsaubere Kamera, limitiertes OS

Was uns absolut nicht gefallen hat beim Black Shark ist die Dualkamera: Diese liefert aufgrund des fehlenden optischen Bildstabilisators vor allem in dunklen Bereichen konstant unscharfe Bilder ab und benötigt sehr lange um wirklich einmal einen guten Schnappschnuss zu erzeugen. Dies gelang Xiaomi sogar bei preislich günstigeren Geräten wie dem Redmi Note 5 schon einmal deutlich besser und überrascht, da Xiaomi eindeutig bessere Ergebnisse liefern kann.

Ebenfalls unspannend fanden wir JoyUI: zwar waren Stock Android-ähnliche Oberflächn aufgrund ihrer geringen Anpassungen weg vom Original immer die performantesten, doch die großen Hersteller haben stark nachgelegt und können mittlerweile einfach mit mehr Umfang und besseren Features punkten, wodurch man einfach alles nachrüsten muss was nur denkbar ist. Puristen mag diese Art der Nutzung gefallen und es ist durchaus ein Meckern auf hohem Niveau, aber uns Gewohnheitstieren, welche allesamt aus mittlerweile gut funktionierenden Ökosystemen kommen war es dann aber doch etwas zu mühsam zu jeder Sache die wir erledigen wollten eine App runterladen zu müssen.

Nachfolger bereits am Markt und abschließende Worte

Interessanterweise ist mit dem Black Shark Helo in China bereits der Nachfolger zu dem von uns getesten Black Shark erschienen: Dieser hat einen optischen Bildstabilisator, eine verbesserte Kühlungsechnologie und setzt auf ein AMOLED Display von Samsung sowie bis zu 10GB an Ram. Auch macht das Redesign einiges her und man setzt bei JoyUI auf eine Mischung aus Xiaomis hauseigener MIUI, dem Pocolauncher und einem eigenem Theme auf was Neues in Sachen Oberfläche. Preislich liegt das Helo mit 530,- zwar leicht über den 480,- des Black Shark, aber man hätte trotzdem gleich den moderneren Nachfolger auf den Markt bringen können um auch den Kritikpunkt mit der Kamera zu beseitigen.

Puristen oder allen Leuten, denen die gängigen Devices der großen Hersteller zu unspekakulär oder schlicht zu teuer sind können wir das Black Shark jedoch trotzdem ruhigen Gewissens ans Herz legen. Auch wenn man die gleiche oder in manchen Bereichen sogar bessere Gesamtperformance bei Geräten wie einem iPhone XS Max, Samsung Galaxy Note 9, Huawei Mate 20 Pro oder Xiaomi Mi Mix 3 geboten bekommt so muss man hier aber auch schon das doppelte oder gar mehr dafür hinlegen, um überhaupt eines der Geräte erstehen zu können. Behaltet man dieses Detail im Hinterkopf und kann die Abstriche mit der Kamera in Kauf nehmen bekommt man einen guten Dailydriver mit speziellen Gamingfeatures und sauberer Performance nach Mid-2018 Standards zu einem fairen Preis geboten. Wer sich jedoch gedulden kann sollte unbedingt auf die Ankündigung der Globaledition des Black Shark Helo warten. Dieses macht insgesamt einen noch runderen Eindruck und kostet aktuell 50,- weniger als das Black Shark.

Fazit

Das Xiaomi Black Shark ist performantes und sehr gut verarbeitetes Smartphone mit einem sauberen und farbkräftigen Display, guten Lautsprechern, einer starken Alltagsleistung und speziellen Gamgingfeatures, die das Spielerlebnis auf dem Smartphone tatsächlich verbessern. Einzig die Kamera und die ab Werk dünn ausgestattete JoyUI hätten besser ausfallen können, fallen aber angesichts des sehr guten Preis Leistungsverhältnisses und dem Gesamteindruck etwas weniger ins Gewicht. Ein Smartphone für Individualisten und preisbewusste Poweruser.

Positiv

+ Sehr gute Haptik

+ Tolle Verarbeitung

+ Starke Alltagsperformance

+ Gute Akkuleistung

+ Kräftiges Display

+ Gamingfeatures gut umgesetzt

+ Sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis

Negativ

– kein optischer Bildstabilisator

– schlechter Dunkelabgleich

– JoyUI unspektakulär

– Nachfolger bereits am Markt

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.