WRC 8 Review – Das (offizielle) Dark Souls der Rallyspiele

Die offizielle Reihe zur World Rally Championship, WRC – The Game, hatte es in all den Jahren nicht leicht, hinkte man der Konkurrenz von Altmeister Codemasters mit seinen DiRT Ablegern in Sachen spielerischen Zugang sowie der Präsentation stets hinterher. Seit 2015 hat Publisher Big Ben Interactive, derzeitiger Inhaber der WRC Lizenz, mit den französischen Entwicklern von Kylotonn eine Konstante gefunden, die zwar ihre Zeit zum Einfahren benötigte, mit WRC 8 nun aber der starken Konkurrenz von DiRT Rally 2.0, welches im Februar erschien, mit massiven Verbesserungen beim Fahrmodell, etwas mehr Zugang für Neueinsteiger sowie einem umfangreichen Paket in Sachen Inhalt, entschlossen kontern will. Lest nach, warum dieses Unterfangen in großen Stücken gelungen ist, WRC 8 aber trotzdem (noch) den zweiten Platz auf der Siegertreppe einnehmen muss.

Ein Umfang der sich sehen lassen kann

WRC 8 – The Game gibt sich keine Blöße damit zu zeigen, dass es das offizielle Aushängeschild der wichtigsten Liga dieser Rennsportklasse ist, bekommt man dies schließlich gleich beim Umfang präsentiert: ganze 52 Teams, über 100 Etappen, diverse klassische Einzelspielermodi wie Zeitrennen, ein Saison Modus und diverse Mehrspielermodi, welche sogar bis zur eigenen ESport Liga gehen, lassen eigentlich keine Wünsche offen. Herzstück des diesjährigen Ablegers ist jedoch der umfangreiche Karrieremodus, der euch gleich ein gesamtes Teammanagement bietet. Hierbei müsst ihr über den Kalender eure nächsten Events (inklusive Erholzeiten) einplanen, heuert neue Mitarbeiter an und verwaltet diese für bessere Boni sowie Sponsorenverträge und könnt durch Rennen verdiente XP Punkte für dauerhafte passive Skills freischalten, die zum Beispiele eure Teammitglieder nicht zu schnell erschöpfen lassen oder mehr Geld für gewonnene Rennen bringen.

So umfangreich und motivierend der Karrieremodus ausfällt, so altbacken wirkt seine Menüführung: zwar findet man sich nach einiger Zeit ohne Probleme zu Recht, doch insgesamt ist die Steuerung durch die einzelnen Menüpunkte etwas spartanisch und nicht wirklich intuitiv. Hat man diese Hürde jedoch überwunden, bietet der Karrieremodus allein schon einen Kaufgrund für Fans des Titels, da man Dank des umfangreichen Forschungsbaums unzählige Stunden in das Spiel investieren kann und dabei nicht wirklich Langeweile aufkommt. Lediglich eines sollten Neueinsteiger bedenken: Zwar gibt es mit der WRC Junior League jetzt eine Amateurliga, die euch den Einstieg zur hochklassigeren WRC 2 sowie der Meisterklasse WRC erleichtern soll, jedoch bleibt das Game im Kern durch und durch eine Hardcore-Simulation, bei der man viel Geduld benötigt.

Hervorragendes Gameplay gepaart mit einer enormen Geduldsprobe

Wie bereits im letzten Abschnitt erwähnt, richtet sich WRC 8 primär an Enthusiasten des Rally Sports sowie Freunde detailverliebter Fahrmechaniken und hier hat Kylotonn wohl den stärksten Schritt nach vorne gemacht, denn das Fahrgefühl der einzelnen Wagen ist kurz gesagt grandios. Jede Verlagerung des Gewichts und jede einzelne Bewegung lässt sich mit der richtigen Dosierung punktgenau ausführen. Zwar erfordert dies einiges an Einarbeitungszeit und stellt euch auf eine Geduldsprobe, doch wenn man sich selbst etwas Zeit gibt und nicht auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad beginnt, wird man binnen kürzester den Fahrfluss des Spiels zu schätzen wissen. Auch wenn wir nach wie vor immer einen oder zwei blöde Patzer bei den Rennen fabrizieren, so hatten wir eigentlich die ganze Zeit über nicht das Gefühl, dass die Fehler durch Bugs oder Probleme der Spielmechanik, sondern durch unser eigenes Verschulden, entstanden sind. Dies sorgt für noch mehr Ansporn, mit zusätzlicher Konzentration in die nächste Etappe zu starten.

Besonders gut gefallen haben uns die dynamischen Wetterwechsel, die sich stark auf das Fahrverhalten auswirken und euch gerade bei nicht-asphaltierten Bereichen oder in Talfahrten alles abverlangen. Auch wenn wir beim Gameplay von WRC 8 wirklich viel Lob aussprechen, so hat der Titel noch nicht ganz die Finesse und Detailverliebtheit des großen Konkurrenten dieses Jahres erreicht. Denn die hohe Einstiegshürde ist nach wie vor vorhanden und wird einige Spieler vermutlich trotz der Authentizität durch die offizielle Lizenz eher dazu bewegen, sich zu mindestens erst zu einem späteren Zeitpunkt für WRC 8 zu entscheiden. Doch in dieser Disziplin ist Kylotonn mittlerweile definitiv sehr nahe dran an DiRT Rally.

Steife Präsentation mit sauberer Performance

Ein großer Kritikpunkt der WRC Franchise war stets ihre grafische Präsentation, welches sich weniger attraktiv und äußerst steif gab. Zumindest in Sachen Attraktivität hat Kylotonn stark nachgebessert, bietet WRC 8 hübsche Fahrzeugmodelle und teils malerische Landschaften, welche durch die dynamischen Wetterwechsel enorm an Varianz dazugewinnen. Auch die Performance war auf unserer PS4 Pro bei hochskalierten 4K mit rund 45 bis 60FPS über weite Strecken sehr gut, dennoch leidet auch der achte Teil der Serie unter einer insgesamt steifen Präsentation und einem nüchternen Artwork. Dies liegt vor allem an den starren Landschaftsbildern, die mit Ausnahme von wenigen kleinen Animationen wie einer vorbeifliegenden Drohne leider nur ein sehr roboterhaftes Publikum und wenig Leben bieten.

Beim Sound bekommt man in Sachen Motorengeräusche zwar einiges geboten und auch die Ansagen des Navigators sind gut umgesetzt, doch die restliche Sprachausgabe der Charaktere wirkt vor allem in der deutschen Version mehr bemüht und amateurhaft als wirklich professionell und steht ein bisschen im Kontrast zum Rest. Auch der Soundtrack selbst fällt mit seinen wenigen und unspektakulären Musikstücken eher spärlich aus. Zur Steuerung kann man hingegen wie bereits zuvor erwähnt nur gutes sagen: Jede Eingabe ist präzise und genau umgesetzt. Mit einem Lenkrad oder gar einem Sessel kommt das Ganze nur noch beeindruckender zur Geltung, wie wir bereits auf der Gamescom selbst testen durften.

Fazit

WRC 8 rast in Sachen Gameplay mit DiRT Rally 2.0 zeitgleich auf den ersten Platz, kann aber mit Codemasters Vorzeigetitel aufgrund einer steifen Präsentation, einer teils altbackenen Menüführung sowie der hohen Einstiegshürde noch nicht ganz mithalten. Fans des Rally-Sports und detailverliebter Fahrmechaniken sollten sich den Titel aber auf jeden Fall in die Sammlung holen, da Inhalt und Gameplay auf ganzer Linie überzeugen können.

Positiv

+ hervorragendes Fahrgefühl

+ umfangreicher und motivierender Karrieremodus

+ große Auswahl an gelungenen Spielmodi

+ dynamische Wetterwechsel spielerisch toll gelungen

+ hübsche Automodelle und optisch schöne Landschaften…

Negativ

– … die unter einer sehr steifen Präsentation leiden

– altbackene Menüführung

– schwacher Soundtrack

– (deutsche) Sprachausgabe wirkt sehr bemüht

Teilt uns eure Meinung mit

Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.