Wolfenstein: Youngblood Review – Teilen ist nicht immer gut

Nachdem Entwickler MachineGames bereits mit den letzten Wolfenstein Ablegern bewiesen hat, dass sie Singleplayer Shooter großartig umsetzen können, erscheint mit Wolfenstein: Youngblood am 26. Juli 2019 ein etwas gewagtes Experiment für die Serie. Ob der Wechsel auf Co-Op und die damit verbundenen neuen spielerischen Elemente überzeugen können, findet ihr wie immer bei uns im Test heraus.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

In den ersten Minuten von Wolfenstein: Youngblood wird man mit B.J. Blazkowiczs Zwillingstöchtern und ihren doch sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten vertraut gemacht. Die beiden Damen sind noch sehr unerfahren im Geschäft ihres Vaters, was als idealer Wechsel zum Tutorial des Spiels genutzt wird. Generell wirkt das pacing der Story über die gesamte Spielzeit von 6-8 Stunden sehr gelungen (Wenn man sich schnell an die vielen neuen Elementen gewöhnt). So sehr einem als Neuling oder auch Wolfenstein Veteran die Suche nach B.J. Blazkowicz und die neuen Gesichter in den Zwischensequenzen auch voran treiben, die Level-Struktur wirkt durch die verstärkten RPG Elemente sehr unübersichtlich. Juna oder auch Juju im Spiel dient als Auftraggeberin in eurer Hauptbasis, die in Youngblood in den Katakomben von Paris angesiedelt ist.

Wolfenstein Youngblood Zeppelin
Nicht alle Stützpunkte verschlagen euch in den Untergrund.

Die Hauptmissionen sind zwar relativ ident aufgebaut, aber nicht unbedingt übersichtlich gestaltet. In den meisten Fällen verschlägt es euch über mehrere Aufzug-Animationen in den Untergrund eines Kommandopostens oder in die Luft. Die große Freiheit der einzelnen Abschnitte wird hier leider recht schnell wieder mit repetitiven Abläufen zerstört. Was wirklich schade ist, da die einzelnen Gebiete wohl zu den bisher schönsten Schauplätzen der Serie gehören. Die Nebenmissionen werden allen Wolfenstein II: The New Colossus Spielern bereits in einer ähnlichen Form bekannt sein. Alle NPCs in den Katakomben haben Zusatzaufgaben für euch die von Rettungsmissionen bis hin zum ausschalten von Nazi Kommandanten reichen. Wirklich sauber oder abwechlungsreich laufen die zusätzlichen spontanen Ziele die ihr während dem erkunden von Gebieten erhaltet aber nicht ab. Oftmals sind Ziele hinter verschlossenen Türen oder tauchen plötzlich mitten im Kampf aus dem Nichts auf.

Wolfenstein Youngblood Aufzug Screenshot
Wiederholende Tanzeinlagen um die Ladezeiten im Aufzug zu überbrücken.

In unentdeckten Höhen und Tiefen

Den Höhepunkt erreichen die Unstimmigkeiten in der Level-Struktur dann, wenn man nicht die korrekte Reihenfolge von Missionen angeht sondern auf eigene Faust die Gegend erkundet. Oftmals liegt eine angenommene Nebenaufgabe hinter einer Gruppe von Truppen die mal schnell einige Level über euch sind und im Prinzip einen Treffer brauchen um euch auszuschalten. Obendrauf dachten die Entwickler es wäre eine gute Idee möglichst viele Sprungpassagen in einige Level-Abschnitte einzubauen, was zwar in den Straßen von Paris Sinn macht um beispielsweise in Fenster einzusteigen oder versteckte Gebiete zu entdecken, aber innerhalb eines Gebäudes sich meistens eher als mühsames Element herausstellt. Zumindest die Kernelemente der Serie enttäuschen auch in Youngblood keineswegs. Ein knackiger Schwierigkeitsgrad durch das Shared Life System und jede Menge neue unterschiedliche Gegnertypen bieten die ideale Grundlage für ein paar herausfordernde Co-Op Sessions.

Wolfenstein Youngblood Review Screenshot
Ein umfangreicher Skillbaum inklusive einigen Waffen-Modifkationen sorgen für genug Abwechslung im Gameplay.

Nachdem wir unsere Testversion sehr zeitnahe zum offiziellen Release des Spiels erhalten haben, sind einige technische Schnitzer leider besonders gravierend ausgefallen. Von ständigen Animations und Soundfehlern bei Bosskämpfen bis hin zu Textturfehlern und einem kompletten Sound-Ausfall im Großteil des letzten Viertels des Spiels. Die Basis für eine gelungenen Co-Op Shooter ist auf jeden Fall vorhanden, nur scheitert es in einigen Bereichen am notwendigen Feinschliff durch die Entwickler. Viele der Co-Op Elemente sind einfach zu generisch ausgefallen um wirklich etwas positives nach dem abschließen der Hauptstory mitzunehmen. Es bleiben zwar weiterhin alle Nebenaufgaben offen und Abby versorgt euch im Endgame laufend mit Daily, Weekly und sonstigen limitierten Aufgaben, dennoch hätte man aus Wolfenstein: Youngblood definitiv mehr herausholen können.

Wolfenstein Youngblood Waffensysteme
Jede Waffe lässt sich mit aufgesammelten Münzen in verschiedensten Bereichen aufwerten.

Mit der internationalen Version kommt man auch erstmals in Deutschland zu einem unzensierten Wolfenstein Genuss und hier hat das schwedische Entwicklerstudio absolut nichts an Anspielungen, Easter Eggs und bekannten Elementen aus der Serie ausgelassen. Untertitel lassen sich auch explizit auf alles außer der englischen Sprache festlegen, was für die doch oft sprachlich abwechlungsreichen Passagen sehr nützlich sein kann. Wer trotz enthaltenen Buddy-Pass keinen Freund für ein paar Online-Sessions finden sollte, kann den Titel auch offline mit der KI durchspielen. Wirklich hilfreich fällt sie zwar nicht aus, aber es ist für erfahrene Wolfenstein Spieler mit kleinen Frustmomenten absolut machbar. Wie uns bereits im Interview auf der E3 2019 bestätigt wurde, ist Mick Gordon dieses Mal nicht für den Soundtrack von Wolfenstein Youngblood zuständig. Trotzdem findet sich in den Ending Credits wieder ein nettes musikalisches Werk gecovert von einer doch sehr bekannten Band und auch über das gesamte Spiel verteilt hilft der synthlastige Soundtrack die einzelnen Schauplätze gelungen zu untermalen.

Wolfenstein Youngblood Bildautomat
Für Sammler und Trophäenjäger gibt es reichlich an versteckten Gegenständen und Easter Eggs.

Wolfenstein: Youngblood erscheint am 26.7.2019 für PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch und PC.

Unser Interview von der E3 2019 mit Executive Producer Jerk Gustafsson.

Fazit

Wolfenstein: Youngblood ist ein mutiges Experiment für die Serie, was leider nicht ganz aufgeht. Das Potenzial der offenen Schauplätze wird durch repetitive Abläufe und undurchsichtige Level-Strukturen schnell zunichtegemacht und auch sonst macht der Titel zu wenig neu. Wer auf der Suche nach noch mehr Wolfenstein oder einfach nur schnelle Co-Op Action mit einer guten Story ist, wird hier trotzdem seinen Spaß haben.

Street Fighter Collection Wertung

Positiv

+ Gelungene Story und ausreichend Spielzeit mit 6-8 Stunden

+ Großartige Shooter Mechaniken und Waffen Modifikationen

+ Soundtrack und Easter Eggs überzeugen

Negativ

– Undurchsichtige Level und Aufgaben-Struktur

– Balancing und KI nicht wirklich überzeugend

– Starke technische Schnitzer mit ständigen Audio Bugs/Animationsfehlern

– Sprungpassagen und gemeinsame Animationen/Tätigkeiten werden etwas zu oft zelebriert.

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer