Weihnachten – Zwischen Wünschen für 2020 und PS2-Nostalgie: Ein Liebesbrief an Shin Megami Tensei

Das Jahr neigt sich bereits dem Ende und als Gamer fängt man an zu überlegen, auf welche Spiele man sich im nächsten Jahr am meisten freut oder welche Highlights aus diesem man sich noch holen könnte. Wann findet man überhaupt Zeit seinen immer größer werdenden „Pile of Shame“ an Spielen zu zocken? Oder in unserem Fall: Wann kommt endlich mehr von ATLUS zum im Januar 2017 angekündigten Shin Megami Tensei V?

Bisher nur für die Switch angekündigt, weiß man noch nicht viel über SMTV, aber dennoch warten alle Fans sehnsüchtig auf irgendein Lebenszeichen. Der Trailer zeigt bereits das Setting und die bekannten Dämonen, welche wieder fleißig fusioniert werden dürfen. 

Laut den Entwicklern ist es eines der Ziele, mit dem Spiel die „Merkmale der Zeit“ wie Arbeitslosigkeit, Sorge um den Ruhestand, Terrorismus und Atomwaffen darzustellen, sodass man sich nachhaltig mit diesen Themen befasst. Das Spiel wird als eine Mischung aus dem Charme von Shin Megami Tensei: Nocturne und dem Sammeln von Dämonen in Shin Megami Tensei IV beschrieben. Doch lasst euch einmal etwas ausführlicher in die Welt von SMT entführen und unseren Redakteur Nick von seiner liebsten Spieleserie berichten.

Das offizielle Logo der Serie

Das Franchise, welches bereits mit Digital Devil Story: Megami Tensei 1987 in Japan gestartet ist, wird unter diesem Namen nicht jedem ein Begriff sein. Nennt man aber Persona, wo zum Release des vierten Teils das letzte Mal der SMT-Name im Titel verwendet wurde, wird spätestens seit dem großartigen Persona 5 jedem JRPG-Fan ein Funkeln in die Augen steigen. Neben den erfolgreichen Persona-Spin-Offs und weiteren fantastischen Titeln wie Digital Devil Saga 1 & 2, Devil Summoner oder Devil Survivor gibt es aber auch noch die Hauptserie. Hier waren die beiden letzten Teile SMT IV & SMT IV: Apocalypse auf dem 3DS bereits ein Genuss, besonders aber Letzteres. Es konnte viele Ungereimtheiten des Vorgängers ausbessern und mit einem neuen Design von Lucifer, einem der Aushängeschilder der Serie, die Fans nach der Blamage aus Teil IV wieder überzeugen.

Nun möchte ich auch aber nicht zu jedem Ableger lediglich ein paar Details erzählen, sondern einen Teil etwas ausführlicher besprechen, nämlich meinen persönlichen Liebling und dritten Teil der Reihe, Shin Megami Tensei: Nocturne.

In Europa wurde der Titel Nocturne wegen Rechtsproblemen zu Lucifer’s Call umgeändert.

Das Dark Souls unter den JRPGs und ein Pokémon für Erwachsene

So oder so ähnlich würde man das Spiel wahrscheinlich bewerben, erschiene es im Jahre 2019. Ein bisschen Wahrheit steckt in beiden Aussagen, denn der Einstieg ist wahrlich nicht einfach. Das Spiel gibt euch nicht allzu viel Hilfe und lässt euch häufig selbst den Weg wählen, auch wenn dieser vielleicht in eine Richtung führt, die eigentlich erst viel später und mit mehr Erfahrung bestritten werden sollte. Speichern ist nur manuell an festgelegten Punkten möglich und sobald euer Haupcharakter im Kampf fällt, ist das Spiel vorbei. Aber ähnlich zu den Souls-Spielen hat das einen ganz besonderen Reiz und jeder bezwungene Boss gibt einem ein Gefühl von Erleichterung und Triumph. Zusätzlich könnt ihr fast alle Dämonen im Spiel überreden, sodass sich diese euch anschließen und somit euer Kompendium, eine Art Pokédex, füllen, diese miteinander fusionieren oder opfern, um noch stärkere Dämonen zu erschaffen.

Nocturne spielt im heutigen Tokio nach einem Ereignis namens „Conception“, bei dem die normale Welt durch die Handlungen eines Kults zerstört wird, um die Stagnation und den endgültigen Untergang der Welt zu verhindern, wie es der „Große Wille“ vorschreibt, der das Dasein regiert. Tokio verwandelt sich in ein Ödland im Inneren einer Sphäre, in der die Geister der Menschen leben, die bei der Empfängnis gestorben sind. In dieser Welt leben Dämonen, die miteinander Krieg führen, und gottähnliche Wesen, die sich aus der Versammlung von einer Kraft namens Magatsuhi durch Menschen mit einem Gottheits- oder Dämonenwirt gebildet haben.

Der namenlose Protagonist ist der Spielercharakter: Er ist ein gewöhnlicher Junge, der neben mehreren anderen Charakteren die Ereignisse am Anfang des Spiels überlebt. Viele von ihnen repräsentieren die verschiedenen Routen, die der Spieler wählen kann, wobei nicht immer klar ist welche Handlung welcher Ideologie zugutekommt. Es gibt sogar ein geheimes „True Demon“-Ende mit geheimen Boss, bei dem ihr euch Lucifers Armee anschließt.

Spannende Kämpfe sind garantiert

Das Gameplay ist klassisch rundenbasiert. Ihr kämpft in einer Party mit drei eurer „gefangenen“ Dämonen und agiert nacheinander ähnlich wie in den Persona-Spielen, aber mit einem besonderem Feature: dem „Press Turn“-System. Jeder Charakter, der am Kampf teilnimmt, Freund und Feind, steht eine oder mehrere Runden zur Verfügung, die in der oberen rechten Ecke des Bildschirms als Symbole dargestellt werden. Die Regel hinter diesem System ist, dass jede Aktion (Angreifen, Verwenden von Fertigkeiten, Gegenständen) normalerweise eine volle Runde kostet. Wenn ihr aber einen kritischen Treffer erzielt, die Schwäche seines Gegners ausnutzt oder eure Runde aussetzt, erhaltet ihr einen zusätzlichen Zug, der durch ein pulsierendes Symbol gekennzeichnet ist. Damit bleibt eine Konfrontation immer spannend und man kämpft um jeden Zug, versucht die Schwäche jedes Dämons herauszufinden oder betet um einen kritischen Treffer für diesen einen Extrazug.

Rockige Gitarren und dämonische Gesänge

Wer bereits die großartigen Soundtracks der Persona-Serie mochte, wird auch hier seine wahre Freude finden. Denn der Verantwortliche ist ebenfalls Shoji Meguro, anders zu Persona gibt es in Nocturne aber keine wirklichen Lyrics. Hauptsächlich werden euch rockige Gitarren, Synthesizer und Gesänge, die von Lucifer selbst stammen könnten, begleiten. Dabei immer passend zur Situation und insgesamt stimmig. Als Beispiel nehme man nur einmal den Song für die Konfrontationen mit kleineren Bossen, der euch direkt in eine Grundstimmung versetzt, dass es sich gerade um eine weltenverändernde Auseinandersetzung mit etwas Urbösen dreht:

„I’m the Lord and Savior; I have you back to the wall; Strike without grace; Drink of the wine of the wrath of God; When the thousand years have expired; Satan will be released; Judgement has come to you!“

Ihr bekommt aber auch auditive Pausen, denn die Musik hält sich häufiger im Hintergrund, wirkt bedrohlich, begleitet euch und bekräftig die generelle Atmosphäre, kann diese mit einzelnen lustigen Tracks aber auch gekonnt auflockern. So zum Beispiel, wenn ihr ein kleines Rätselspiel für einen Jack Frost (das blau-weiße Atlus Maskottchen) lösen müsst.

Es gibt noch so viel mehr was man zu SMT: Nocturne sagen und erzählen kann. Das süchtig machende Fusionieren mehrerer Dämonen, da man immer diese eine Fertigkeit beibehalten möchte und seinen ultimativen Mitstreiter kreieren will; der gelungene Gastauftritt von Dämonenjäger Dante aus Devil May Cry (im jap. Original Raidou aus Devil Summoner) oder die nervenaufreibenden Konfrontationen mit den Scheusalen, skelletierte Inkarnationen von Tod und Leben, die euch teilweise durch das gesamte Spiel verfolgen. Und selbst diese können von euch in eure Gruppe, durch Fusion später im Spiel, rekrutiert werden und kämpfen an eurer Seite.

Abschließend hoffe ich euch einen kleinen Einblick in die Welt von Shin Megami Tensei und speziell Nocturne gegeben zu haben. Solltet ihr Lust bekommen haben die Spiele einmal zu probieren, gibt es neben Nocturne auch fast alle anderen der PS2-Klassiker günstig im PSN für die PS3 zu kaufen. Ein Remaster oder ähnliches für die aktuellen Konsolen bleibt bisher leider aus, aber hoffentlich lässt die nächste News zu SMT V nicht lange auf sich warten. Diese bekommt ihr dann natürlich wie gewohnt hier bei uns.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre