Wargroove Review – Advance Wars: Fantasy Edition

Taktikfans und Besitzer eines Gameboy Advance, Gamecube oder DS werden sich bestimmt noch an die Advance Wars Serie erinnern: die rundenbasierten Gefechte samt netter Kampfanimationen und einem stetig steigendem taktischen Anspruch haben Anhänger des Genres in den 2000ern rund um die Welt verzückt. Mit der Zeit geriet die Serie jedoch für den Großteil in Vergessenheit und wird wohl wie so viele Serien der vergangenen Tage keinen weiteren Ableger mehr erhalten. Zum Glück springt jedoch seit geraumer Zeit die Indieszene in genau solchen Momenten ein und liefert interessante Titel, welche die Community hellhörig werden lassen. Dies gelang zuletzt dem britischen Studio Chucklefish (Starbound) mit ihrem neuen Titel Wargroove, der das Spielprinzip von Advance Wars aufschnappt, in ein Fantasyszenario verfrachtet und nach mehrfachen Verschiebungen seinen Release am 01.Februar für Playstation 4,Xbox One, Switch und PC hatte. Erfährt in unserem Review, ob Wargroove in die großen Fußstapfen seines Vorbilds treten kann.

War Doggos

Die Geschichte von Wargroove beginnt mit dem Tod des Königs von Kirschenstein durch eine Attentäterin aus dem feindlich gesinnten Höllheim, so dass die junge Königstochter Mercia das schwere Erbe ihres Vaters antreten muss. Zusammen mit ihrem liebenswerten Hundegeneral Cesar, einem Wautz blaublütiger Natur und dem Magier Emeric muss die junge Königin eine Allianz mit dem Reich der Floraner und der Fraktion von Himmelsang schmieden, damit Höllheim in die Schranken gewiesen werden kann. Im Lauf der 32 sehr abwechslungsreichen Haupt- und Nebenmissionen stellt sich jedoch heraus, dass es eine größere Bedrohung als militärische Auseinandersetzungen zwischen den Königreichen gibt. Insgesamt ist die Story mit ihren liebenswerten Charakteren sehr leichtfüßig gehalten und dient mehr als Lückenfüller zu den Missionen denn als Kriegsepos mit tiefer Charakterprogression, was bei einem Taktikspiel in knuffigem Pixelart nur angenehm rüberkommt.

Überhaupt geizt Wargroove nicht mit dem Umfang: Neben dem Storymodus sind noch ein kniffliger Puzzle Modus mit 25 Aufgaben, ein klassischer Multiplayermodus sowie ein Leveleditor mit an Bord, der euch das erstellen und hochladen von eigenen Maps und Szenarien ermöglicht. Besonderer Clou ist hierbei die Crossplayfunktion von Wargroove, bei der seit Release Spieler von allen Plattformen mit Ausnahme der Playstation 4 ihre Maps untereinander teilen können, was theoretisch die Langzeitmotivation des Titels über Monate wenn nicht sogar Jahre hinaus erweitert. Die ersten Blicke auf das Feature verraten auch, dass die Community dies sehr intensiv nutzt und mittlerweile auch schon eigene Kampagnen ihren Einzug gefunden haben. Ein durch und durch interessantes Feature, dass die Thematik rund um Crossplay um einen Pluspunkt erweitert.

(Gutes) Gameplay in der Komfortzone

Spielerisch orientiert sich Wargroove jedoch mit ganz kleinen Ausnahmen durch und durch an der Advance Wars Serie: Auf einer groß angelegten Map habt ihr Einheiten verschiedenster Klassen wie Bogenschützen, Kriegshündchen, Ritter oder berittene Drachen, mit welchen ihr bestimmte Distanzen zurücklegen und pro Runde einen Angriff ausführen könnt. Der gesamte Aufbau ist hier gleich gut gelungen wie beim großen Vorbild und wirkt tatsächlich wie ein Spin-Off von Advance Wars. Alles spielt und fühlt sich genau so an wie in der Vorlage, was einerseits zwar mehr als erfreulich ist, andererseits Wargroove sich aber kaum außerhalb der bereits geschaffenen Komfortzone bewegt.

Dennoch gibt es zwei kleine Neuerungen, die dann doch eine gewisse Eigenständigkeit mit sich bringen: Zum einen wären da die 13 verschiedenen Kommandoeinheiten, die mit ihren namens-gebenden Wargroove-Fähigkeiten nach einer bestimmten Anzahl an Kills und Runden zusätzliche Boni wie einen Areaheal oder Stärkebuffs für eure Standardeinheiten ermöglichen. Die zweite klingt vielleicht absurd, macht aber in Sachen Gameplay durchaus Sinn: Die Kriegsdoggos sind nicht nur ausgezeichnete Späher, sondern dienen auch als mobile Freilegungspunkte für verdeckte Spots auf der Map. Zwar steigert sich der taktische Anspruch dadurch zwar kaum, aber gerade in der Kampagne, welche auf dem normalen Schwierigkeitsgrad spätestens ab dem zweiten Kapitel ordentlich an Fahrt zunimmt, sind die treuen Vierbeiner fast schon eine Voraussetzung für einen Sieg.

Tolle Pixelart trifft auf Inkonsequenzen beim Sound und Artwork

Auch bei der Grafik orientiert sich Wargroove eindeutig an der Vorlage: ihr bekommt einen liebenswerten Look im Pixelart samt hübscher Kampfanimationen geboten, die Laune machen. Lediglich macht sich etwas Inkonsequenz im Artwork des Spiel breit: Die Figuren sehen im Intro, der Promo und letztlich im Spiel komplett anders aus, was Anfangs etwas verwunderlich erscheint. Vor allem die Schnapsnasenoptik von Charakterbildern der Menschen sind sehr gewöhnungsbedürftig und dämpfen ein wenig den guten Gesamteindruck.

Beim Sound hinterlässt Wargroove ebenfalls ein wenig gemischte Gefühle: Zwar ist der Soundtrack durchaus gelungen und die Musikstücke passen sehr gut zu den einzelnen Szenarien, jedoch sind die wenigen Dialogschnipsel teilweise ziemlich übersteuert reingebrüllt, was auf Dauer etwas nervig ist. Speziell Ragna kann mit ihrem aggressivem Gebrüll zu einer richtigen Nervensäge mutieren. Die Steuerung von Wargroove ist zwar insgesamt gelungen, auf der Switch habt ihr jedoch im Handheldmodus mit permanentem scrollen durch die Map zu kämpfen, was vor allem in den ersten Stunden gewöhnungsbedürftig ist und durch rein und rauszoomen der Map besser gelöst hätte werden können.

Fazit

Wargroove ist ein gelungenes Taktikspiel, dass in weiten Teilen tatsächlich an das große Vorbild Advance Wars erinnert und mit einem großem Umfang, dem gewaltigen Leveleditor sowie einem abwechslungsreichem Missionsdesign aufwarten kann, insgesamt aber mit wenigen Ausnahmen in der Komfortzone der Vorlage bleibt und ein paar Inkonsequenzen beim Artwork und dem Sound mit sich bringt. Fans von Advance Wars und Taktikspielen werden hier aber bestens bedient und sollten den Titel eindeutig auf ihre Einkaufsliste setzen.

Positiv

+ großer Umfang

+ abwechlungsreiches Missionsdesign

+ gute Orientierung an der Vorlage

+ Leveleditor mit Crossplay

+ Doggos

Negativ

– Wenig eigenständige Neuerungen

– inkonsequentes Artwork („Schnapsnasenoptik“)

– nervige Charaktersounds

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.