The Medium Xbox Series X Review – Interessante Ansätze, gescheitert an der Umsetzung

Die Macher von Layers of Fear, Observer und Blair Witch machen mit The Medium einen neuen Abstecher ins Horror Genre. Dieses Mal aber eher historisch angesetzt und noch dazu in ihrem Heimatland, Polen. Kann der Titel mit dem großen Vorbild Silent Hill mithalten und bringen die Dual Reality Mechaniken wirklich neue Gameplay Ansätze mit sich? Mehr dazu wie immer bei uns im Test.

Ich sehe tote Menschen

Als das Medium Marianna kommuniziert ihr im Spiel mit Geistern und versucht in bester Thriller-Manier, Rätsel rund um eine eurer Visionen aufzudecken. Die eigentliche Idee zu diesem Spiel entstand bereits 2012 innerhalb des Entwickler Teams und war ursprünglich für einen Launch auf der Wii U, PS3 und Xbox 360 angesetzt, wie auch Producer Jacek Zięba im Interview mit uns näher ausführt. Auch wenn man viel Inspiration von Silent Hill und klassischen Thrillern im Titel erkennen kann, ist The Medium sehr historisch angehaucht und arbeitet mit vielen Elementen aus der Geschichte von Polen. Die Umgebung im Spiel ist beispielsweise einem dystopisch-surrealistischen Kunstwerk von Zdzisław Beksiński nachempfunden. Mit der aktuellen Konsolengenerationen und den Fortschritten im PC Bereich, konnte Entwickler Bloober Team nun endlich ihre Vision umsetzen. Das Spiel sieht auf der Xbox Series X beeindruckend aus, trotz der Tatsache dass es sich hier weiterhin um ein eher kleineres Indie Studio handelt und das Spiel in vielen Bereichen alle Geschehnisse doppelt darstellen muss. Unsere Sorge, dass man trotz der sehr hohen Ambitionen nicht viel im Gameplay-Bereich erweitert, haben sich leider bewahrheitet. Viele Schauplätze sind ident zum Vorgänger Spiel des Studios (Blair Witch) und auch aus dem Dual Reality System, wird außer ein paar optischen Merkmalen viel zu wenig gemacht. In den 8-10 Stunden an Spielzeit müsst ihr so linear, wie selten in einem Titel des Studios, sehr simple Rätsel lösen um in der Geschichte voran zu kommen.

Dual Screen The Medium
Die größte spielerische Herausforderung ist eher die idealen Helligkeitseinstellungen für The Medium zu finden. Durch den minimalistisch gestalteten Regler, nicht immer einfach.

Bis auf ein bis zwei Rätsel fordert das Spiel keinerlei Kombinationsgabe von eurer Seite. Auf spielerische Schwierigkeiten stößt man maximal, wenn man sich durch die doch sehr dürftigen Helligkeitsoptionen, den Bildschirm zu Dunkel eingestellt hat. Auch die Atmosphäre wird ständig zerstört durch die Tatsache, dass die Protagonistin ununterbrochen jede Situation im Spiel kommentieren muss. Jegliche Boss-Kämpfe sind zwar gut gemeint von den Entwicklern, aber auch hier entsteht nicht wirklich eine spielerische Komponente. Der Wechsel von der für ihre Spiele üblichen First Person Ansicht, zur Third Person Perspesktive ist definitiv nicht geglückt. Auch wenn The Medium aus technischer Sicht ihr bisher ambitioniertestes Projekt ist, bleiben viel zu viele Kernelemente aus ihren vorherigen Spielen enthalten. Durch die vielen generischen Abläufe und Elemente, geht auch im Laufe des Spiels der Drang mehr über die einzelnen Charaktere zu erfahren verloren. Mit hunderten sammelbaren Gegenständen die euch in den Weg gelegt werden, will man die eigentlich interessantesten Ereignisse dem Spieler näher bringen, nur unterstütz die restliche Spielwelt diese Ambitionen überhaupt nicht. Wenn man dem Spieler schon die Möglichkeit gibt zwischen Welten zu wechseln und mit Geistern zu kommunizieren, hätte man diese Interaktionen weitaus spektakulärer und vor allem abwechslungsreicher gestalten können.

Raytracing The Medium
Raytracing und allgemein die Belichtungseffekte führen viel zu oft zu solchen technischen Schnitzern, was gerade in den essentiellen Zwischensequenzen besonders ärgerlich ist.

Vertane Chancen

The Medium ist ein wirklich spannendes Projekt und hat sehr interessante Ansätze zu bieten, schafft es aber in der Praxis nicht alles aus den Features herauszuholen. Man hätte sich allgemein alle Superkräfte der Protagonisten sparen können, weil sie keinerlei Mehrwert für das Gameplay bringen. Natürlich kann man den Charakter nicht über die gesamte Laufzeit Schalter umlegen und Knöpfe drücken lassen, aber genau das bewirken die eingesetzen Gameplay Elemente nüchtern betrachtet. Sobald man im Spiel einer Horror-Situation ausgesetzt wird, gibt es nur einen linearen Ausweg aus der Szene. Zusätzlich hat man sich bei den Schleichpassagen in den Kämpfen ausgerechnet die schlechtesten Elemente von beispielsweise Outlast 2 abgeschaut. Nach dem Abschluss der Story wird man mit einem quasi offenen Ende belohnt, wirklich mehr über die einzelnen Charaktere will man aber dann dennoch nicht herausfinden. Die Spielwelt hat hier gesamt zu wenig getan um wirklich ein Interesse für die Ereignisse zu erzeugen und da man im ersten Durchlauf kaum etwas an versteckten Gegenständen und Hinweisen übersehen kann, bietet The Medium auch keinerlei Wiederspielwert.

Außerkörperliche Erfahrungen werden viel zu wenig im Spiel eingesetzt. Spiegel und fixierte Stellen, lassen alle Anreize für das Dual Realitiy Gameplay schnell verfliegen.

Besonders enttäuschend ist die groß angepriesene Zusammenarbeit mit Silent Hill Komponist Akira Yamaoka. Sowohl das Sound Design, als auch Synchronsprecher Auftritte wie von Troy Baker bleiben weiter hinter den Erwartungen. Es gibt zwar innerhalb des Spiels ein paar wenige Lichtblicke wie beispielsweise eine Stelle wo einer der Geister mit euch über einen Radio kommuniziert, aber sonst gehen die einzelnen Tracks komplett unter. Troy Baker als The Maw und damit eigentlich tragender Gegenspieler innerhalb der Geschichte überzeugt hier in seiner Rolle recht wenig und stellt im Spiel selten eine wirkliche Bedrohung für den Spieler dar. Es sollte hier nicht unbedingt der Eindruck entstehen, dass The Medium unspielbar wäre. Für die bisherigen Spiele von Bloober Team ist der Titel auf jeden Fall eine ordentliche technische Leistung, aber alle anderen Elemente überzeugen quer durch die Bank überhaupt nicht und lassen einen ständig nach mehr hoffen. Mit mehr ausgefeilten Mechaniken und wirklichen Anreizen für den Spieler, sich mit der Welt und den Charakteren auseinander zu setzen, hätte man hier einen der besten Horror Titel der letzten Jahre erschaffen können.

Fazit

The Medium bleibt weit hinter den Erwartungen und wiederholt zu viele Fehler aus den letzten Projekten von Bloober Team. Technisch trotz unschöner Belichtungsfehler eine beeindruckende Leistung, aber ansonsten eine große Enttäuschung in so gut wie allen Bereichen.

Positiv

+ Beeindruckende technische Leistung für ein Indie Studio

+ Interessante historische Ansätze inklusive Dual Reality System

Negativ

– Keinerlei spielerische Herausforderung

– Zu wenig Fokus auf die Spielwelt und ihre Charaktere

– Neue Gameplay Elemente tragen absolut nichts zur Spieltiefe bei

– Viel verschenktes Potenzial beim eigentlich vielversprechenden Dual Reality System

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer