The Hong Kong Massacre Review – Der blutrünstige Sohn von Hotline Miami und Max Payne

Als Hotline Miami 2012 veröffentlicht wurde ahnte niemand, wie groß die Popularität des wiederbelebten Genres der Top Down Shooter in den kommenden Jahren werden würde. Dem blutrünstigen Psychotrip folgten unzählige Titel mit eigenen Ansätzen wie Mr. Shifty oder Garage, doch das schwedische Indiestudio Vreski möchte mit ihrem Erstlingswerk The Hong Massacre einen anderen Weg gehen und der Nostalgie huldigen: So kombinieren die Schweden das Urprinzip von Hotlinie Miami mit der Bullettime Mechanik von Max Payne sowie den brachialen Shootouts und dem Szenario alter Hong Kong Filmklassiker von John Woo. Erfährt in unserem Review, wie sich der Titel für PC und PS4 geschlagen hat.

Ein Mann sieht Rot … verdammt viel Rot!

Die Story von The Hong Kong Massacre gleicht in ihren Grundzügen jener des John Woo Klassikers Hard Boiled mit Chow Yun Fat: Ihr seid Teil einer erfolgreichen Einheit von Drogenfahndnern des Hong Kong Police Departments und habt gerade einen großen Dealerring der chinesischen Triaden zerschlagen. Kurz darauf werden euer Partner und ihr angegriffen, wodurch dieser ums Leben kommt und ihr schwerverletzt im Spital landet. Gezeichnet von diesem Leben verschwindet ihr und begebt euch auf einen blutigen Rachezug durch insgesamt 35 Levels, welcher in Rückblenden erzählt und mysteriösen Dialogen zwischen den Kapiteln erzählt wird.

Insgesamt kommt die Story somit kommt zum Vorschein und dient auch vielmehr als Antrieb für den Spielfortschritt und das Gameplay. Zwar ist die Ansiedlung in Hong Kong im Jahr 1992 eine absolute Liebeserklärung an John Woo selbst, doch hier hätte man durchaus noch ein wenig mehr draufsetzen können, um der blutigen Fassade einen restlichen Anstrich zu verpassen.

Ballern, bis der Notarzt kommt!

Beim Gameplay haben die zwei Jungs von Vreski gute Arbeit geleistet: In der Topdown Ansicht lauft ihr wie in der großen Vorlage Hotline Miami durch die 35 Levels und habt dabei stets das Ziel, alle Gegner zu eliminieren um den nächsten Abschnitt des Kapitels zu erreichen. Die Levels sind sehr kurz ausgefallen, allerdings könnt ihr auch nur einen Treffer einstecken und seid einem Meer an Kugeln ausgesetzt, wodurch ihr vor genreüblichen Trial & Error Phasen nicht verschont bleibt.

Damit ihr jedoch auch eine reale Chance gegen die Horden von Triadengangstern habt verfügt ihr zusätzlich über diverse Ausweichmanöver, welche ihr mittels Dodge-Taste auslöst sowie einer Bullettime-Leiste, wodurch sich nach etwas Einübungszeit spektakuläre Shootouts und Killmanöver ergeben. Das durchgestylte und gut funktionierende Gameplay weiß bis zum Schluss der rund 3 bis 4 stündigen Kampagne zu motivieren und lädt euch danach zu weiteren Highscorejagden ein. Doch Vorsicht: The Hong Kong Massacre ist nichts für zarte Gemüter. Hier spritzt literweise Blut und Leichen fliegen wie Puppen durch die Gegend, also richtet sich der Titel somit eindeutig an die erwachsene Spielerschaft.

Zwei Kritikpunkte gibt es dennoch: Am Ende jedes Kapitels folgen Bosskämpfe, die insgesamt aber etwas unspektakulär ausgefallen sind, stellen Sie eigentlich nur stärkere Formen der Standardgegner mit mehr Leben dar. Vermutlich hat man sich wohl hier auch am realistischen Setting orientieren wollen, aber wie bei der Story wäre hier auch eben das bisschen mehr erfreulich gewesen. Ebenfalls etwas abwechslungsreicher hätte das Leveldesign ausfallen können: Ihr ballert euch gefühlt über das gesamte Spiel quasi mehr oder weniger durch dieselben Clubs, Bars und Seitengassen, was vor allem in der zweiten Hälfte des Spiels monoton wirkt. Dennoch kann The Hong Kong Massacre wie zuvor erwähnt aufgrund des sehr guten Gameplays und der spektakulären Ballereien diese Schwächen kompensieren.

Viel grau und viel Neon in einem technisch sauberen Gewand

In Sachen Technik hat das Zwei-Mann Team aus Malmö saubere Arbeit geleistet und liefert in unserer Version für den PC ein sehr gutes Ergebnis ab: Wir hatten mit keinerlei Einbrüchen in der Framerate oder sonstigen Bugs zu kämpfen und konnten uns dramafrei durch die Triadenhorden durchballern. Auch die stimmige Neon-Film-Noire Optik weiß zu gefallen, allerdings hat The Hong Kong Massacre auch bei der Optik wie beim Leveldesign mit viel Monotonie zu kämpfen, was aber wohlbemerkt mit dem Szenario und nicht den Fähigkeiten von Vreski zum Tun hat und somit nicht als Kritikpunkt gilt.

In Sachen Soundtrack bekommt ihr Disco-Tunes im Stil von Hotline Miami statt dramatischer Hong Kong Moviemusic geliefert, was Anfangs zwar etwas befremdlich wirkt, sich aber insgesamt dann doch gut in das Gesamtspiel einfügt. Auch die Steuerung geht sowohl mit dem Gamepad als auch mit Maus und Tastatur sauber und flott von der Hand und wird euch nach sehr kurzer Einarbeitungszeit schon problemlos Combokills erzeugen lassen.

Fazit

The Hong Massacre ist ein blutrünstiges und gelungenes Erstlingswerk des schwedischen Studios Vreski, dass die spielerischen Vorlagen Hotline Miami und Max Payne mit dem Szenario alter Hong Kong Violence Filmklassiker stilvoll kombiniert. Zwar gibt es Schwächen im Leveldesign und der Erzählweise, das brachiale Gameplay und die spannenden sowie blutrünstigen Shootouts machen aber dafür umso mehr Spaß. Fans der erwähnten Klassiker und Freunde von durchgestylter Action sollten dem Titel auf jeden Fall eine Chance geben.

Positiv

+ sauberes Gameplay

+ spektakuläre Shootouts

+ hohe Wiederspielbarkeit

+ technisch gut umgesetzt

Negativ

– monotones Leveldesign

– Story zu unscheinbar und nur Antrieb für das Gameplay

– unspektakuläre Bossfights

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.