In den letzten Wochen sind Berichte aufgetaucht, dass Take-Two den Kerbal Space Program 2-Entwickler Intercept Games und den OlliOlli World-Entwickler Roll7 schließen will. Jetzt hat man über IGN erfahren, dass diese Schließungen nicht nur unmittelbar bevorstehen, sondern auch Teil eines größeren Vorhabens von Take-Two sind – und zwar sein Indie-Label Private Division entweder zu verkaufen oder komplett zu schließen.
Richtig gelesen: Take-Two Private Division, den Publisher erfolgreicher Indie-Titel wie The Outer Worlds oder Penny’s Big Breakaway auf die eine oder andere Weise loswerden. Ende April wurde den Mitarbeitern des Labels vom Management mitgeteilt, dass Take-Two Private Division nicht länger unterstützen würde, woraufhin fast die gesamte Belegschaft entlassen wurde. Eine kleine Crew bleibt übrig, um die verbleibenden angekündigten Spiele zu unterstützen, mit denen Private Division Publishing-Deals hat: Moon Studios‘ No Rest for the Wicked (das sich derzeit im Early Access befindet), Wētā Workshops Tales of the Shire und ein noch unbenanntes Projekt von Game Freak. Take-Two hat sich von zwei anderen Publishing-Deals zurückgezogen, die es zuvor unter dem Label vereinbart hatte – ein zuvor gemeldeter Deal mit Bloober Team und ein weiterer, den uns Quellen beschrieben haben, wäre mit dem Ghostrunner-Entwickler One More Level gewesen.
Obwohl Private Division und die dazugehörigen Studios in Gefahr zu sein scheinen, ganz zu verschwinden, sucht Take-Two nach anderen Optionen, wenn auch mit gemischtem Erfolg. Der Publisher war in Gesprächen, um einen Käufer für die IP von Kerbal Space Program zu finden, mit der Option Intercept Games mitzuerwerben. Gespräche für einen solchen Deal mit dem Strategiespiel-Publisher Paradox Interactive haben stattgefunden, aber sind scheinbar gescheitert. Es bleibt also unklar, ob ein anderer Käufer rechtzeitig zustande kommen wird.
Take-Two ist ebenfalls in Gesprächen über den Verkauf von Private Division und hat das Interesse einer privaten Beteiligungsgesellschaft geweckt. Obwohl bisher noch kein Deal vereinbart wurde, gaben Quellen an, dass solche Gespräche zum Teil von Personen mit Verbindungen zur Führungsriege von Moon Studios (Entwickler der erfolgreichen Ori-Titel) geführt werden. Moon Studios ist inzwischen bekannt für „unterdrückenden“ Arbeitsbedingungen, bei denen ehemalige Angestellte die Zeit dort noch heute als „grausam“ und „ein Alptraum“ bezeichnen.
Alle, mit denen IGN für diese Geschichte gesprochen hat, äußerten ihre Frustration über die Führung von Take-Two wegen angeblicher Misswirtschaft des Labels und beschuldigten den Chief Strategy Officer und Leiter der Private Division, Michael Worosz, der schlechten Führung. Quellen sagen, dass das Label oft mit unangemessenen Verkaufszielen belastet wurde und unter Druck gesetzt wurde, Spiele zu veröffentlichen, bevor sie fertig waren, wobei Kerbal Space Program 2 ein erwähnenswertes Beispiel aus jüngster Zeit ist. Dennoch waren alle Beteiligten traurig über das Schicksal von Private Division. Sie verwiesen auf die aufrichtige Mission des Teams, kleineren, unabhängigen Studios zu helfen, vor allem denen, die noch nicht so lange existieren.
„Die Mitarbeiter von Private Division waren großartige, talentierte und leidenschaftliche Menschen, die ihre Arbeit liebten und sich auch als Team und als Menschen wirklich umeinander kümmerten“, sagte eine involvierte Person. „Wir haben unsere Projekte geliebt, wir haben hart gearbeitet und wir haben ein tolles internes Umfeld geschaffen. Ich würde gerne mit jedem von ihnen wieder zusammenarbeiten. Der Knackpunkt war immer Take-Two und die damit verbundene Führung, die uns zu Entscheidungen zwang. Die ganze Entlassungssituation hat bestätigt, was wir bereits gefühlt haben. Take-Two kümmert sich nicht im Geringsten um seine Mitarbeiter.“