Starlink: Battle for Atlas Review – Eine große Überraschung

Bis vor ein paar Jahren war das Hybridgenre der Toys-to-life noch ein großes Thema: Die innovativen Produkte, welche mittels Figuren und speziellen NFC Chips mit ihren unterschiedlichen Werten und Fähigkeiten über ein USB Portal in das Spiel transferiert wurden waren die Lieblinge aller kleinen und großen Kinder. Doch 2016 folgte mit dem Rückzug von Disney und Activision ein schneller Abwärtstrend und heute sind die Figuren aus solchen Serien für sehr wenig Geld in den Wühlkisten dieser Welt vorzufinden. Nun schickt Ubisoft mit ihrem Weltraumabenteuer Starlink ein neues Toys-to-life System ins Rennen, welches optional auch ohne Spielzeuge gespielt werden kann und somit Kinder und auch Erwachsene ansprechen soll. Erfährt in unserem Test für die Nintendo Switch, wie sich der erste Ableger eines möglichen neuen Franchise des französischen Traditionspublishers geschlagen hat.

Eine gelungene Story für groß und klein

In der Welt von Starlink findet der bekannte Wissenschaftler und Ingenieur Dr. St. Grand eines Tages eine ausserirdische Lebensform und rettet Sie vor dem Tod. Die Lebensform, welche fortan den Namen Judge trägt, vermittelt St. Grand das Wissen um die Herstellung von Nova, einer besondere Energieform, mit welcher man spezielle Hyperraumantriebe herstellen kann. Mit dem Know-how ausgerüstet baut der Wissenschaftler das Raumschiff Equinox, stellt ein Team aus vertrauenswürdigen Piloten und Abenteurern zusammen und macht sich nun auf das Weltall zu erkunden, um mehr über die Herkunft von Judge zu erfahren.

Im Atlassektor angekommen wird die Equinox von Einheiten der Legion, einer Armee von Maschinenwesen angegriffen, erhält jedoch Unterstützung von Fox McCloud und seinem berühmten Starfox Geschwader aus dem Corneria Sektor, da diese ebenfalls gerade wegen eines Auftrages in Atlas unterwegs sind. Zu allem Unglück wird die Equinox jedoch gekapert, Dr. St. Grand gefangengenommen und unsere Helden stürzen auf dem Planeten Haven ab. Relativ schnell stellt sich heraus, dass die Truppen der Legion von Grax, einem alten und bösartigen Alien, kontrolliert werden und dieser St. Grand für die Herstellung von Nova benötigt, um einen diabolischen Plan in die Tat umzusetzen. Zusammen müssen die Starlink Iniative und Starfox nun auf verschiedenen Planeten Alliierte für den Krieg finden und den Sektor von Grax und der Legion Stück für Stück befreien.

Die Kampagne des Spiels fällt für Normalspieler mit rund 20 bis 25 Stunden Spielzeit sehr üppig aus und weiß in erster Linie auch ohne Starfox zu überzeugen. Zwar handelt es sich um eine klassische Sci-Fi Actionsaga für Kinder und Erwachsene, aber insgesamt sind die Charaktere, Dialoge und Zwischensequenzen allgemein sehr gut gelungen und halten bei Laune. Enorm lobenswert ist jedoch die Integration des Starfox Geschwaders bei der Version für die Nintendo Switch: Fox McCloud und seine Freunde sind integraler Bestandteil aller Zwischensequenzen sowie der gesamten Storyline und bekommen im laufenden Spiel einen eigenen rund zweistündigen Handlungsstrang spendiert, der erklärt warum Fox und die Crew in Atlas sind und was Star Wolf mit der ganzen Sache zum Tun hat. Dies wertet Starlink auf der Switch fast schon zu einem Second-Party Titel in der Riege von Mario & Rabbids auf.

No Man`s Starfox – powered by Ubisoft

In Sachen Gameplay lässt sich Starlink als ein Mix aus Starfox, Star Wars Rogue Squadron, No Man`s Sky und der Ubisoftformel beschreiben: Ihr schießt euch ganz klassisch sowohl am Boden als auch in der Luft durch Massen von Gegnern und weicht dabei mit Fassrollen, Boostern und Schilden aus. In der Open World könnt ihr im gesamten Sektor von Planeten zu Planeten reisen, Materialien sammeln und die Gegend erkunden, wobei der Übergang fließend erfolgt und Planeten nach der Entdeckung auch über die Schnellreise erreicht werden können. Als letztes Element kommt dann die angesprochene Formel von Ubisoft zum Einsatz: Ihr habt haufenweise Nebenaufträge, könnt diverse Aussenposten befreien und diese aufwerten, habt verschiedene Waffentypen für Gegner mit unterschiedlichen Resistenzen und könnt euren Charaktere sowie euer Schiff durch das Besiegen spezieller Prime-Einheiten der Legion und massenhaft Perks verbessern.

Gewiss sind die Mechaniken arcadiger gehalten, so dass vor allem jüngere Spieler auf ihre Kosten kommen, aber gerade diese Einfachheit und die höheren Schwierigkeitsgrade rufen vor allem auch bei erwachsenen Gamern und Fans nostalgischer Ballereien viele Glücksmomente hervor, spielen sich die Gefechte doch genauso flüssig und präzise wie schon bei den großen Vorbildern. Auch die Integration der Ubisoft-typischen Elemente ist gelungen und lässt das Spiel zwar hier Anfangs nicht aus der großen Masse herausstechen, kann aber durch die gelungene Einbindung der Elemente aus No Man`s Sky genau die Eigenständigkeit mitbringen, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Insgesamt hat uns Starlink hier aufgrund seiner geschickten Kombination positiv überrascht.

Sehr gutes Toys to Life (ohne Zwang, aber…)

Was wäre ein Toys-to-life Spiel jedoch ohne das entsprechende Zubehör? Bei Starlink jedenfalls ein vollwertiges Spiel: Auch wenn ihr für die physische Kopie zum Kauf der Starterbox mit einem Schiff (auf der Switch der legendäre Arwing), Pilot Mason Rana (zusätzlich Fox Mccloud bei Nintendos Hybriden) und zwei Waffen für den Preis von 80,- gezwungen seid habt ihr die Wahl für die Digital Edition, welche alle Piloten, Schiffe und Waffen bereits enthält. Trotz rein digitaler Inhalte kostet diese trotzdem knapp hundert Euro, was vielen Spielern wohl deftig erscheinen wird. Natürlich ist es in Verbindung mit den knapp dreihundert Euro, welche Sammler für alle analogen Zusatzinhalte hinlegen müssen doch nur ein Drittel und der Spaß an Starlink geht durch die Abstinenz der NFC Spielzeuge in keiner Sekunde verloren, aber irgendwie bleibt ein eigenartiger Beigeschmack. Dennoch müssen wir Ubisoft auch hier vorab Fairness zusprechen: Ihr könnt das gesamte Spiel mit all seinen Inhalten auch nur mit der Starterbox bestreiten. Die Nerdherzen unter uns werden dennoch nur eine Antwort darauf finden: Wenn schon, denn schon.

Die Toys-to-life Produkte hauchen dem Spiel nämlich noch mehr Leben ein und sind gut umgesetzt: Nach der Wahl eines entsprechenden Piloten steckt ihr ein Schiff auf diesen, verbindet die Flügel und Waffen und erledigt dies im laufenden Spiel ohne Unterbrechungen. Die NFC Module sind sehr schnell und reagieren schon bei dem kleinsten Kontakt, alle Kombinationen werden entsprechend ihrer Steckweise erkannt und lassen auch so manchen Arwing in komplett neuem und edlem Design erstrahlen. Von der Verarbeitung sind die Schiffe und Waffen gut gelungen, die Piloten sehen teilweise etwas billig aus, erfüllen aber ihren Zweck.

Sammlungen dieser Art sind aber auch immer eine Frage des Preises: Behaltet im Hinterkopf, dass ihr pro Schiff 29,99,-, für Waffensets jeweils 11,99,- und Piloten je 7,99,- hinlegen müsst. Manche Waffen und Piloten sind aber auch nur mit bestimmten Schiffen erhältlich, was dann wieder einen gewissen Kaufzwang darstellt. Wer aber nicht alle Waffen braucht oder sich für manche Piloten und deren Fähigkeiten nicht interessiert kann wie bereits oben angesprochen das Spiel auch nur mit der Starterbox bezwingen. Die Frage ist nur, wie es mit zukünftigen Inhalten aussieht, sollte Starlink für Ubisoft ein Erfolg werden, denn dann ist eine Weiterführung der Produktlinie der logische nächste Schritt.

Eine kleine Sache wäre für die erwachsenen Sammler auch noch zu erwähnen: Aktiviert ihr per NFC im Spiel einmal eure Piloten, Schiffe und Waffen, dann bleiben diese für 7 Tage im Speicher und ihr könnt somit auch unterwegs oder mit einem Pro Controller das Spiel bestreiten.

(Wenn auch mit Abstrichen auf der Switch) technisch gelungen

In der Technikabteilung kann Starlink mit einem hübschen Artwork in Animationsfilmoptik, gutgemachten Zwischensequenzen und hübschen Schiffdesigns punkten. In Sachen Performanche können wir uns nur auf die Version für Nintendo Switch – die mit 900P und 30FPS im TV Modus läuft – berufen und hier gibt es durch die Plattform bedingt ein paar technische Ungereimtheiten: Objekte poppen aus dem nichts auf, die Fernsicht ist stark eingeschränkt, Texturen wirken teilweise detailarm und verwaschen und an so mancher Stelle treten Framedrops auf. Die Kompromisse durch den Tegra X1 Chip sind bei dieser Version und in Anbetracht des Machbaren absolut verschmerzbar, die Framedrops jedoch werden von Ubisoft noch hoffentlich mittels eines Updates in Angriff genommen.

Beim Sound macht Starlink hingegen wieder einiges richtig: Die Geräuschkulisse wirkt authentisch, der Soundtrack ist gelungen und die Synchronsprecher sind durch die Bank gut ausgewählt. Für Fox McCloud und das Team konnte man sogar die Originalsprecher aus Starfox Zero gewinnen, was einen gewissen Charme mit sich bringt.

Ins Schwarze getroffen haben die Entwickler jedoch bei der Steuerung: Diese geht superflüssig von der Hand und der Wechsel von Luft zu Bodenkämpfen wirkt wie aus einem Guss. Diese Unkompliziertheit untermalt nur einmal mehr den arcadigen Charakter des Titels. Etwas störend empfanden wir nur die analoge Halterung für das Schiff und die Joycons: Wir haben öfters abseits von Kämpfen ungewollt die Heldenfähigkeit unseres Piloten aktiviert, da der Abstand zwischen Flügelklappe und L-Button doch sehr gering ist.

Fazit

Starlink ist ein gelungener Mix aus Arcadeshooter und Open World Erkundungsspiel, dass Spielern zusammen mit der klassischen Formel von Ubisoft, einer gut umgesetzten (aber teuren) Toys-to-life Produktlinie und der Möglichkeit, das Spiel auch ohne zusätzliche Käufe komplett durchspielen zu können ein sauberes Paket liefert. Sowohl jüngere Gamer als auch erwachsene Fans des Genres sollten einen Blick auf das neue Franchise werfen.

Positiv

+ gute Story mit gelungenen Charakteren

+ sehr gute und präzise Steuerung

+ unkompliziertes Gameplay für jung und alt

+ hübsches Artwork

+ liebevolle Integration des Starfox Geschwaders

Negativ

– Framedrops (Nintendo Switch)

– Halterung für Schiff und Joycons etwas fummelig

– Preispolitik der Digital Edition und Toys-to-life Produkte

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.