Sniper Elite v2 Remastered Review – Gelungene Action aus der zweiten Reihe

Als das britische Entwicklerstudio Rebellion 2005 Sniper Elite für die Playstation 2 und Xbox mitten im Hype rund um Spiele im zweiten Weltkrieg veröffentlichte, konnte sich der Titel dank seines eigenständigen Ansatzes, bei dem ihr als Scharfschütze abseits der großen Schlachtfelder dieses weltverändernden Konflikts samt realistisch angehauchter Zielballistik unterwegs seid, die Spielerschaft und Kritiker überzeugen, so dass der ursprünglich geplante Einzeltitel mittlerweile zu einer ganzen Serie geworden ist, die vor allem mit dem zweiten Teil aus dem Jahr 2012 ihren spiel- und designtechnischen Weg eingeschlagen und diesen konsequent ausgebaut hat. Nun wurden neben einem VR Ableger sowie Sniper Elite 5 als Vorbereitung Sniper Elite v2 Remastered angekündigt, welches ab dem 14.05 für PS4, Xbox One, Nintendo Switch und PC erhältlich sein wird. Lest nach, warum das Remaster nach dem starken vierten Teil spielerisch zwar das Rad alles andere als neu erfindet und eher kurzweilig ausfällt, aber dennoch als gelungener Appetitmacher oder guter Einstieg in die Serie dient.

Eine klassische B-Movie Story

Zeitlich ist Sniper Elite v2 Remastered im zweiten Weltkrieg in den letzten Tagen vor der Kapitulation des dritten Reichs angesiedelt. Hierbei tretet ihr in die Fußstapfen des OSS Offiziers und Elite-Scharfschützen Lieutenant Karl Fairburne, welcher im verwüsteten Berlin führende Wissenschaftler des V2 Raketenprogramms ausfindig und entweder eliminieren oder für die US Regierung rekrutieren soll, um in den bereits geplanten Tagen nach dem Krieg einen Vorsprung gegenüber anderen möglichen globalen Mitspielern zu haben. Doch auch die Sowjetunion, welche Berlin in großen Stücken bereits erobert hat, hegt großes Interesse an den Personen, so dass Fairburne sich nun abseits der großen Kämpfe in den Ruinen seinen Weg zu den besagten Wissenschaftlern bahnen muss, ehe diese sich die Leute für ihre Zwecke aneignen können. Wie es jedoch zu jeder guten Actionstory gehört gibt es auch auf deutscher Seite mit dem bösen Wissenschaftler Dr. Wolff und seinem Plan zum erweiterten Einsatz der V2 Raketen einen Erzfeind, den es zu bezwingen gilt.

Hierbei wird die Story von Sniper Elite v2 lediglich in Zwischensequenzen zwischen einer Mission und am Ende sowie von Fairburne gesprochenen Textpassagen zu Beginn eines Einsatzes erzählt und dient lediglich als Bindeglied zu den einzelnen Leveln. Zwar befindet sich die Geschichte mit seinen eindimensionalen Charakteren auf dem eher Level eines seichten B-Movies, allerdings war Storytelling auch nie der Fokus von Sniper Elite, so dass diese aus dem Blickwinkel betrachtet mit ihren 11 Missionen und rund 10 Stunden Spielzeit für gute Unterhaltung sorgt, aber schnell in Vergessenheit gerät.

Sehr gutes Gameplay trifft auf starke Linearität

Kern der Sniper Elite Serie war immer ihr Gameplay und hier kann v2 Elite Remastered punkten: In den schlauchigen Levels müsst ihr euch zu Beginn stets den Überblick verschaffen und sichtbare Feinde markieren. Je nach Belieben könnt ihr dann die Feinde aus dem Hinterhalt mit Stealthangriffen erledigen oder mit eurer schallgedämpften Pistole ausschalten. Als hochdekorierter Scharschütze greift ihr jedoch bevorzugt zu eurem Lieblingswerkzeug und entfaltet damit auch die ganze Finesse von Sniper Elite: mittels punktgenauer Schüsse könnt ihr eure Feinde dank verschiedenster Trefferzonen auf elegante Art und Weise aus der Distanz und mit entsprechender Deckung in das digitale Jenseits befördern. Dies ist auch dringend notwendig, da Fairburne trotz der Option eines Maschinengewehrs aus der Nähe ein eher mäßiger Schütze ist und
bereits auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad nur wenige Treffer aushält. Besonderheit von Sniper Elite v2 Remastered ist seine im Gegensatz zu Bombastshootern wie Call of Duty WW2 stark erweiterte Zielballistik, die von euch ein gewisses Maß an Feingefühl samt entsprechender Einschätzung des Flugwinkels erfordert und bei jedem Schuss einfach von neuem Spaß macht. Absolutes Highlight bei den Kämpfen mit dem Scharfschützengewehr ist die X-Ray Killcam, welche die Kugel und ihren Einprall beim entsprechenden Körperteil mit einer spektakulären Röntgenaufnahme belohnt.

Beeindruckend sind hierbei die verschiedenen Trefferzonen: Nicht nur Kopfschüsse erfolgen auf verschiedene Arten, auch Treffer durch das Herz oder das männliche Gemächt werden in brutalen Animationen, die ein wenig an die X-Ray Moves aus Mortal Kombat erinnern, verteilt und absolut nicht jugendfrei dargestellt. Beim Leveldesign reißt der Titel keine Bäume aus und bietet wie Eingangs erwähnt im Vergleich zu den offenen Levels und der freien Herangehensweise aus Teil 4 stark schlauchige und geskriptete Levels, die aber aufgrund des eigentlichen Alters des Titels verschmerzbar sind. Beachtet jedoch auch, dass der Schwierigkeitsgrad von Sniper Elite v2 Remastered etwas stark schwankt: Während ihr auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad tatsächlich klassische Actionkost geboten kommt, ihr teilweise nur mit dem Snipergewehr durchkommen könnt und die KI teilweise fast schon strohdumm wirkt, werdet ihr auf Schwer mit einer stark erweiterten sowie realistischeren Zielballistik sowie schlauen Gegnern konfrontiert und ohne genaueste Planung nicht weit kommen.

Auch wenn der Sprung zwischen den zwei von insgesamt fünf Schwierigkeitsgraden etwas arg ausfällt und die Linearität auf Dauer für Monotonie sorgt, ist der Titel aber gerade deshalb als idealer Einstieg für Neulinge sowie als Appetithappen für Fans auf den fünften Teil gut geeignet, um mit den Kernmechaniken, welche sich schon mit Teil zwei etabliert haben, vertraut zu werden. Neben dem Singleplayermodus, der abseits dem Sammeln von Objekten kaum einen Anreiz für einen erneuten Durchlauf liefert, kann man die gesamte Kampagne im Koopmodus durchspielen oder sich in Multiplayermatches stürzen, die zwar nur aus Standardmodi bestehen, allerdings dank des Gameplay durchaus für spaßige Sessions sorgt. In Anbetracht des Preises von 29,99,- für das Remastered geht die Kurzweiligkeit des Titels in Ordnung.

Technisch sehr gut optimiert

Kernelement eines Remasters ist aber natürlich vor allem der technische Teil und hier hat Rebellion in Sachen Performance saubere Arbeit geleistet: Auf unserem PC lief Sniper Elite v2 Remastered bei 1080p und maximalen Details mit konstanten 60 FPS und leistete sich keinen einzigen Aussetzer oder Einbruch. Die Ladezeiten dauern im Schnitt keine zwei bis drei Sekunden und der gesamte Ablauf ist einfach nur flüssig. Auch die hochauflösenden Texturen und das Supersampling haben dem Spiel sichtlich gut getan: Gewiss ist ein zerstörtes Berlin im zweiten Weltkrieg wahrlich kein schöner Anblick und mit Grafikbomben aus der heutigen Zeit kann das Remaster klarerweise nicht mithalten, das Setting bietet wenig Abwechslung und manche Animationen fallen hölzern aus, aber das Szenario wurde stimmig umgesetzt und die Anpassungen sind für einen sieben Jahre alten Titel wirklich gut gelungen. Wir denken an dieser Stelle an die neonverliebte Tristesse von Crackdown 3, welches dieses Jahr erschienen ist.

Auch beim Sound leistet sich v2 keine Aussetzer und liefert ein spektakuläres Klangbild ab, welches vor allem bei den X-Ray Animationen entsprechend heraussticht. Es hört sich zugegeben einfach nur heftig an, wenn die Patrone durch das Organ des gegnerischen Soldaten fliegt und dieses sprichwörtlich zerplatzt. Wünschenswert wäre etwas mehr akustischer Lärm vom Krieg selbst im Spiel gewesen, da durch das Ausbleiben etwas an Atmosphäre verloren geht, die zumindest der zweckmäßigen Story zu etwas mehr Wucht verhelfen hätte können. Die Steuerung mit Maus und Tastatur ging ohne Probleme von der Hand und hat mit ihrer präzisen Handhabung im Snipermodus besonders viel Spaß gemacht.

Fazit

Sniper Elite v2 Remastered ist eine vor allem technisch gelungene Neuauflage des zweiten Teils einer Serie, die mittlerweile durch kleine Anpassungen an viel Spieltiefe gewonnen und sich einen festen Platz in der Videospielelandschaft erobert hat. Zwar fehlen dem Remaster viele dieser Feinheiten der Nachfolger und die Linearität kann mitunter zu etwas Langeweile führen, dafür ist der Titel aber durch seine Kurzweiligkeit und sein gutes Gameplay gut geeignet für Neueinsteiger in die Serie oder Fans, die einen kleinen Snack bis zum fünften Teil benötigen.

Positiv

+ spaßiges Gameplay

+ großartige Kugelballistik

+ X-Ray Cam spektakulär inszeniert

+ technisch sehr gut optimiert

Negativ

– sehr schlauchiger und linearer Ablauf im Vergleich zu den Nachfolgern

– starke Kluft zwischen den Schwierigkeitsgraden

– Story ohne Highlights

– eindimensionale Charaktere

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.