Ys gibt es schon seit Jahrzehnten und in den letzten Jahren hat es zunehmend an Popularität bei westlichen Spielenden gewonnen. Die Ys-Spiele (außer Ys Origins) drehen sich um die Abenteuer von Adol Christin und meistens auch seinem Begleiter Dogi. Normalerweise landet Adol in einem neuen Gebiet und wird durch einen glücklichen Zufall zur einzigen Hoffnung, eine lokale Katastrophe zu verhindern. In Ys X: Nordics sind Adol und Dogi wieder in einer solchen Situation, aber diesmal haben sie ein Schiff, mit dem sie alle umliegenden Inseln erkunden können und es gibt eine zweite Protagonistin. Doch mehr dazu in unserem Test.
Chronologisch zurück Richtung der Anfänge
Ys X: Nordics spielt vor einigen der anderen Ys-Spiele, als Adol erst 17 Jahre alt ist. Er und Dogi sind mit dem Schiff auf dem Weg nach Celceta, als sie von Seeräubern angegriffen werden. Dieser Angriff zwingt das Schiff, in der Stadt Carnac anzulegen und dort gestrandet, müssen Adol und Dogi einen Weg finden, um zu überleben, während Adol gleichzeitig seiner unstillbaren Abenteuerlust nachgehen will. Es dauert nicht lange, bis das gelöst wird, denn Adol entdeckt nach einem Gespräch mit einer Muschel, dass er die Fähigkeit hat, eine mystische Kraft namens Mana zu nutzen. Doch wie üblich bleibt Ärger nicht lange fern: Adol gerät in ein Duell mit einer Kriegerin namens Karja, die ebenfalls Mana nutzen kann. Was zuerst wie ein Segen wirkt, wird für Adol und Karja zur Bürde, denn die beiden sind nun magisch miteinander verbunden. Das Brechen dieser spirituellen Fesseln wird schnell zur Priorität für Adol und Karja, aber das muss warten, denn Carnac wird von untoten Monstern namens Griegr angegriffen. Dieser Angriff zwingt Adol und Karja, zusammenzuarbeiten und dabei zeigt sich direkt, dass die beiden ein starkes Team im Kampf abgeben. Der Angriff führt sie aufs Meer hinaus und bald sind sie in einen Konflikt zwischen den Griegr und der Balta-Seestreitkraft im Obelia-Golf verwickelt. Was als Umweg auf dem Weg nach Celceta begann, entwickelt sich zu einem epischen Abenteuer, während sie versuchen, die Geheimnisse ihrer Mana-Bindung und die Identität einer mystischen Figur namens Rollo zu lüften.

In einem Großteil von Ys X: Nordics sind Adol und Karja aneinander gebunden und müssen als Team zusammenarbeiten. Die Mana-Fesseln verhindern, dass sie sich zu weit voneinander entfernen können, aber die meiste Zeit steuert ihr nur einen Charakter, während der andere eigenständig gegen Monster kämpft. Im Duo-Modus arbeiten die beiden enger zusammen und können sich gegenseitig gegen mächtige Angriffe verteidigen oder gemeinsame, besonders starke Angriffe ausführen. Das Kampfsystem erinnert an die vorherigen Ys-Spiele, auch wenn ihr diesmal nur zwei statt drei Charaktere habt. Karja ist Adols einzige Gefährtin auf dem Schlachtfeld. Das Mana verleiht Adol und Karja zahlreiche Fähigkeiten, die sie im Kampf einsetzen können. Diese Spezialangriffe kosten SP, aber die Leiste füllt sich schnell wieder auf, und durch das Wechseln zwischen den beiden Charakteren könnt ihr den Gegnern immer wieder mit Spezialangriffen zusetzen. Diese Fähigkeiten reichen vom Werfen einer Axt wie ein Bumerang bis zum Entzünden des Schwerts oder dem Erschaffen einer Eis-Kugel für Flächenschaden. Im Duo-Modus gibt es spezielle Angriffe, die gegen Gegner mit Barrieren besonders nützlich sind. Diese Fähigkeiten machen die beiden Charaktere in manchen Situationen zwar etwas übermächtig, aber sie sorgen auch dafür, dass die Kämpfe schneller und unterhaltsamer werden.

Spaßiger Duo-Modus ist eine tolle Ergänzung für die Kämpfe
Mana ist nicht nur im Kampf nützlich. Im Laufe des Abenteuers entdeckt Adol neue Mana-Fähigkeiten, die hauptsächlich beim Erkunden der Umgebung helfen. So könnt ihr versteckte Plattformen sehen, weit entfernte Hebel ziehen oder, mein Favorit, mit dem Gullinboard fast jede Art von Gelände wie beim Surfen überwinden. Obwohl es eigentlich fürs Wasser oder spezielle Luftwege gedacht ist, habe ich es überall als bevorzugtes Fortbewegungsmittel genutzt. Die Sandras ist das Schiff, das Karja und Adol anvertraut wird und gleichzeitig eure Basis. Die Leute, die Adol und Karja für ihren Kampf gegen die Griegr rekrutieren, leben auf dem Schiff. Die Crew übernimmt verschiedene Aufgaben, wie zum Beispiel das Eröffnen von Läden, in denen ihr Tränke herstellen oder Lunchpakete packen könnt. Auch die Wartung und das Aufrüsten der Sandras ist wichtig, denn im Obelia-Golf wimmelt es von feindlichen Griegr-Schiffen. Anfangs ist die Sandras allerdings stark unterbesetzt. Wer die neueren Ys-Spiele gespielt hat, weiß, was das bedeutet: Adol und Karja sammeln auf ihren Reisen Crewmitglieder. Viele Bewohner von Carnac und den anderen Inseln könnten vorübergehend eine Bleibe gebrauchen, und da die Sandras Platz hat und Aufgaben erledigt werden müssen, ist das für beide Seiten ein guter Tausch. Adol kann es sowieso nie lassen, sich in alles einzumischen. Nach ein paar Kapiteln ist die Sandras dann gut besetzt und bereit, die Gefahren des Obelia-Golfs zu meistern.

Sobald ihr die Sandras habt, gibt es viel Freiheit, den Obelia-Golf zu erkunden. Nicht alle Bereiche sind sofort zugänglich, da ihr erst bestimmte Upgrades benötigt, aber ihr habt schon früh einige Möglichkeiten, zu erkunden. Es gibt Inseln, auf denen Menschen gerettet oder verborgene Schätze im Meer entdeckt werden können, wenn ihr in unerforschte Gewässer segelt. Zu Beginn eines jeden Kapitels lohnt es sich, die Karte nach neuen Markierungen abzusuchen oder einfach ziellos umherzusegeln. Es gibt viel zu entdecken, und Adols Abenteuerlust wird euch dazu bringen, jedes versteckte Geheimnis zu erkunden. Die Rückeroberungen sind ähnlich wie die Raids in Ys VIII: Lacrimosa of Dana. Dabei segelt die Sandras in die Nähe einer Insel, die von einer Sphäre umhüllt ist, was einen Angriff auslöst. In der ersten Phase müsst ihr im Seegefecht die Barriere-Türme und Griegr-Schiffe zerstören. Spezifische Herausforderungen wie das Rammen von Schiffen oder das Abwehren von Angriffen mit dem Mana-Schild können Adol und Karja im zweiten Teil des Angriffs Bonuspunkte einbringen, wenn sie an Land gegen die Griegr kämpfen. Je nach Leistung werdet ihr bewertet und erhaltet Belohnungen. Diese Angriffe können wiederholt werden, um alle Belohnungen auf S-Rang zu erhalten.

So langsam wäre es Zeit für eine neue Engine
Ys X: Nordics schafft es, genug zu verändern, damit es nicht langweilig wird, aber gleichzeitig die Elemente zu bewahren, die Fans an den vorherigen Spielen schätzen. Von drei aktiven Partymitgliedern auf zwei spielbare Charaktere umzustellen, ist eine der größeren Änderungen der letzten vier Ys-Spiele, aber hier gilt: Weniger ist mehr. Die Bindung zu Karja ist stärker als zu den vielen Gruppenmitgliedern aus den früheren Spielen und ihr werdet Zeugen, wie sich eine engere Verbindung zwischen ihr und Adol entwickelt, da die beiden sich auf dem Schlachtfeld wirklich gut ergänzen. Die Sandras bringt ozeanische Erkundungen und Seeschlachten ins Spiel, was die größte Neuerung ist. Diese Funktion erweitert das Spiel, da das Erkunden der vielen Inseln nicht nur Adols Abenteuerdrang entspricht, sondern euch auch viele Aktivitäten bietet, die das Spiel fast doppelt so lang machen können, wenn ihr nicht nur die Hauptstory durchrushen wollt. Auch wenn Ys X: Nordics einiges verändert, fühlt es sich für Fans der Reihe immer noch vertraut an. Die Rückeroberungen sind Nordics’ Version der Grimwald Nox-Kämpfe und Bestien-Raids aus Monstrum Nox und Lacrimosa of Dana. Die Sandras ist das neueste Versteck, in dem die Leute, die Adol trifft und rettet, leben und ihm verschiedene Vorteile bieten.

Auch das Auffinden von Pikkards und das Fangen verschiedener Fischarten stehen auf Adols To-Do-Liste. Die Geschichte entfaltet sich langsam über die Kapitel hinweg, sowohl durch die Ereignisse als auch durch Gegenstände, die Hinweise auf die Weltgeschichte geben. Sie nimmt interessante Wendungen, beginnt langsam, wird aber nach ein paar Kapiteln packend. Die Grafik von Ys X: Nordics ist eine leicht aktualisierte Version dessen, was man aus den neueren Spielen kennt. Technisch gesehen wird hier nichts an die Grenzen getrieben, aber der stilistische Anime-Look von Ys wird perfekt eingefangen. Die Serie ist für ihre lohnenswerten Soundtracks bekannt, und auch hier enttäuscht die Musik nicht. Es gibt schnellere, rockigere Stücke, aber die ruhigen, melancholischen Tracks bleiben länger im Gedächtnis. Die englische Sprachausgabe ist nicht herausragend, aber das überrascht niemanden, der mit der Serie vertraut ist. Die Steuerung hingegen macht Ys X: Nordics zu einem Vergnügen, da es ein Leichtes ist, all die verschiedenen Mana-Fähigkeiten sowohl im Kampf als auch beim Erkunden einzusetzen.

Fazit
Ys X: Nordics bringt die Serie wieder ein Stück weiter und holt sogar noch Fans von Seeschlachten mit ab. Die Kämpfe sind schnell und spaßig, das Traversal über die verschiedenen Gebiete schön abwechslungsreich, auch wenn die Grafik leider nicht mehr wirklich mithalten kann. Wer Lust auf ein nordisches Anime-Setting hat und seine Crew stets erweitern möchte, ist hier super aufgehoben, auch ohne je einen Ys-Teil gespielt zu haben.

Positiv:
+ Schiffskämpfe und Erkundung machen immer Spaß
+ Duo-Modus hält Kämpfe frisch
+ viele Nebenmissionen und optionaler Content
+ tolle Protagonisten
Negativ:
– grafisch nicht mehr auf der Höhe
– wenig Gegnervariation, gerade die „Puppet“-Bosse wiederholen sich viel zu häufig
– wenig Abwechslung in den Locations